Weßel, Wilhelm Walter

 

* 21. April 1892, Lautenthal, Kreis Zellerfeld / Harz

† 19. Juli 1943, Mormanno (Morano Calabro)  / Italien

 

 

Walter Weßel war der Sohn vom Sanitätsrat Dr. med. August Klemens Otto Weßel und dessen Ehefrau Wilhelmine Auguste Hedwig, geborene Kloß. Er trat 1911 als Fahnenjunker in die Königlich Preußische Armee ein. Dabei kam er zum 5. Hannoversches Infanterie-Regiment Nr. 165 in Quedlinburg. Bei diesem wurde er am 19. November 1912 (H2h) zum Leutnant befördert. Danach wurde er anfangs als Kompanieoffizier in der 1. Kompanie seines Regiments eingesetzt. Im Herbst 1913 wurde er in gleicher Funktion in die MG-Kompanie am gleichen Standort versetzt. Mit seinem Regiment kam er bei Beginn des Krieges an die Front. Am 22. März 1918 (Dd) wurde er zum Oberleutnant befördert. Im Ersten Weltkrieg wurde er nicht nur verwundet, was sich in der Verleihung des Verwundetenabzeiches in Schwarz widerspiegelte. Ihm wurden außerdem auch beide Eisernen Kreuze verliehen. Nach der Teilnahme am Ersten Weltkrieg wurde er im Jahr 1919 als Oberleutnant in das vorläufige Reichsheer übernommen. Er gehörte im Herbst 1919 zum Reichswehr Schützen-Regiment 7. Er wohnte damals in der alberstädter Straße 18 a in Quedlinburg. Er heiratete am 28. Februar 1920 die fast zwei Jahre ältere Witwe Margarete Weis, geborene Parrau, Witwe des am 8. August 1914 verstorbenen Rechtsanwaltes Franz Philipp Julius Weis, Tochter vom Kaufmann Ascan Heinrich Parrau, in Kassel. Seine Ehefrau brachte die am 4. April 1914 in Gudensberg geborene Jutta Weis als Stieftochter mit in die Ehe ein. Bei der Bildung des 200.000 Mann-Heeres der Reichswehr gehörte er Mitte Mai 1920 noch immer zum Reichswehr Schützen-Regiment 7 der Reichswehr-Brigade 4. Bei der Bildung des 100.000 Mann-Heeres der Reichswehr wurde er am 1. Oktober 1920 in das Infanterie-Regiment 12 überommen. In diesem wurde er die nächsten Jahre als Kompanieoffizier des II. Bataillons eingesetzt. Sein Sohn Walter Ascan Weßel wurde am 14. Dezember 1920 in Quedlinburg geboren. Im Jahr 1922 hat er ein neues Rangdienstalter als Oberleutnant vom 22. März 1918 (4) erhalten. Spätestens im Frühjahr 1923 gehörte er als Kompanieoffizier zur 5. Kompanie vom 12. Infanterie-Regiment in Quedlinburg. Im Frühjahr 1924 gehörte er in gleicher Funktion zur 8. (MG) Kompanie am gleichen Standort. Im folgenden Frühjahr wurde er in die 11. Kompanie vom 15. Infanterie-Regiment nach Kassel versetzt. Am 1. April 1926 (8) wurde er zum Hauptmann befördert. Als solcher wurde er jetzt auch zum Regimentsstab vom 15. Infanterie-Regiment ebenfalls in Kassel versetzt. Am 1. November 1928 wurde er als Nachfolger von Hauptmann Paul Stoewer zum Chef der 12. (MG) Kompanie seines Regiments in Kassel ernannt. Am 1. Oktober 1931 wurde er als Kompaniechef von Hauptmann Harry Hoppe abgelöst und dafür in den Stab des (Hess.) Ausbildungs-Bataillons vom 15. Infanterie-Regiment nach Marburg versetzt. Im Frühjahr 1933 gehörte er zum Stab des III. (Preuß.) (Jäger) Bataillons seines Regiments in Kassel. Dort wurde er am 1. Juli 1934 (38) zum Major befördert. Danach gehörte er zum Stab der 6. Division der Reichswehr in Münster in Westfalen. Bei der Erweiterung der Reichswehr zur Wehrmacht wurde er am 1. Oktober 1934 zum Stab vom Artillerieführer VI nach Hannover versetzt. Bei der Enttarnung der Einheiten gehörte er durch die Umbenennung seiner Einheit zum Stab der 19. Infanterie-Division in Hannover. Am 6. Oktober 1936 wurde er in den Stab vom Generalkommando XI. Armeekorps am gleichen Standort versetzt. Zum 1. Januar 1937 (29) wurde er zum Oberstleutnant befördert. Bereits nach einem Jahr wurde er am 12. Oktober 1937 als Nachfolger von Oberst Franz Seuffert zum Kommandeur des III. Bataillons vom Infanterie-Regiment 15 in Kassel ernannt. Er wohnte mit seiner Familie in der Fürstenstraße 18 in Kassel. Mit seinem Bataillon nahm er bei Beginn des 2. Weltkrieges im Spätsommer 1939 im Verband der 29. Infanterie-Division (mot.) am Polenfeldzug teil. Dabei kam es in seinem Bereich zum Massaker von Ciepielow. Während des Angriffs auf die Weichselbrücken in der Schlacht bei Radom wurde sein Bataillon am 8. September 1939 in ein Waldgefecht mit dem I. Bataillon des polnischen 74. Infanterie-Regiments der 7. Division verwickelt. Dabei erlitt die 11. Kompanie größere Verluste, wobei auch der Chef, Hauptmann Mark von Lewinski, gefallen ist. Während der Schlacht brachte sein Bataillon größere Mengen an Gefangenen ein. Von diesen sind einige auf seinen Befehl völkerrechtswidrig erschossen wurden. Nach dem Ende des Polenfeldzuges wurde er zum 1. Oktober 1939 (26) zum Oberst befördert und gleichzeitig zum Kommandeur vom Infanterie-Regiment 15 ernannt. Seine Stieftochter heiratete am 17. Februar 1940 (standesamtlich) und 18. Februar 1940 (kirchlich) den fast zwölf Jahre älteren Diplomingenieur Hasso Bruno Paul Weicke, Sohn vom Generalmajor a.D. Richard Paul Weicke, in Kassel. Er selbst führte sein Regiment im Frühjahr 1940 im Verband der 29. Infanterie-Division (mot.) im Westfeldzug und zeichnete sich dabei beim Übergang über die Aisne und den Rhein-Marne-Kanal nach dem Plateau von Langres besonders aus. Sein Sohn Walter Weßel ist am 14. Mai 1940 um 14 Uhr als Leutnant und Angehöriger der 2. Kompanie vom Infanterie-Regiment Großdeutschland in Bulson in Frankreich gefallen. Anfangs wurde er am Nordausgang von Bulson etwa 60 Meter von der Straße nach Connage entfernt in einem Obsthof beerdigt. Später erreichte Oberst Weßel mit seinem Regiment als Erster die Schweizer Grenze im Rücken der französischen Armee. Für diese Leistungen wurde er am 15. August 1940 mit dem Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes ausgezeichnet. Ab dem Sommerbeginn 1941 nahm er am Ostfeldzug teil. Während der Kämpfe im Spätsommer 1941 zeichnete er sich mehrfach durch persönliche Tapferkeit aus. Ende 1941 wurde sein Sohn Walter in das Einzelgrab Nr. 3659 nach Noyers-Pont-Meaugis umgebettet. Am 17. Dezember 1941 hat er ein verbessertes Rangdienstalter als Oberst vom 1. Juni 1938 (18a) erhalten. Am 15. Januar 1942 wurde er als Nachfolger von Generalleutnant Josef Harpe mit der Führung der beauftragt. Bald darauf wurde er zum 1. Februar 1942 (26) zum Generalmajor befördert. Am 17. Februar 1942 wurde er als solcher zum Kommandeur der 12. Panzer-Division ernannt. Für seine früheren Leistungen als Kommandeur des Infanterie-Regiments 15 wurde er am 17. Februar 1942 mit dem Eichenlaub zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes ausgezeichnet. Am 21. Januar 1943 folgte mit Wirkung vom 1. Januar 1943 (39) seine Beförderung zum Generalleutnant und am 1. März 1943 die Versetzung in den Stab des Inspekteurs der Panzertruppen im OKH. Auf einer Inspektionsfahrt ist er am 20. Juli 1943 bei Mormanno in Kalabrien in Italien mit dem Auto tödlich verunglückt. Gemäß Führerbefehl wurde seine Leiche ins Reich überführt zur Beisetzung auf dem Friedhof Kassel, Karolinenstraße, am 2. August 1943. Seine Witwe starb am 18. Juni 1959 in Kassel.


Ritterkreuz (15. August 1940) Eichenlaub (17. Februar 1942) /p>

 

Literatur und Quellen:
Peter Stockert: Die Eichenlaubträger 1940 - 1945, 4 Bände, Bad Friedrichshall, 1996 / 1997
Peter Stockert: Die Eichenlaubträger 1940 - 1945, 9 Bände, 4. überarbeitete Auflage, Bad Friedrichshall 2010 / 2011