von Voß, Carl Philipp Arthur Hans

 

* 7. Oktober 1875, Rudolstadt

† 6. Dezember 1966, Rengsdorf bei Neuwied

 

 

Hans von Voß war der Sohn vom Premierleutnant a.D. Arthur von Voss und dessen Ehefrau Johanna, geborene Freiin von Beust. Nach seiner Kadettenausbildung trat er am 22. März 1895 als Sekondeleutnant in die Königlich Preußische Armee ein. Er wurde dabei in das  6. Thüringisches Infanterie-Regiment Nr. 95 überwiesen. Anfangs wurde er mehrere Jahre in diesem als Kompanieoffizier in der 4. Kompanie in Gotha eingesetzt. 1897/98 wurde er in gleicher Funktion in die 7. Kompanie seines Regiments nach Hildburghausen versetzt. Am 1. Oktober 1989 wurde er als Nachfolger von Sekondeleutnant Heuser zum Adjutant des II. Bataillons vom 6. Thüringisches Infanterie-Regiment Nr. 95 in Hildburghausen ernannt. Am 1. Januar 1899 wurde er durch die Umbenennung seines Dienstgrades zum Leutnant ernannt. Am 1. Oktober 1900 wurde er als Nachfolger von Leutnant Liebe zum Adjutant des I. Bataillons seines Regiments in Gotha ernannt. Sein Nachfolger als Bataillonsadjutant in Hildburghausen wurde Leutnant Witte. Am 1. Oktober 1902 wurde er für seine Generalstabsausbildung zur Kriegsakademie in Berlin einberufen. Sein Nachfolger als Bataillonsadjutant in Gotha wurde Leutnant Lawrenz. Auf der Kriegsakademie wurde er am 15. November 1904 zum Oberleutnant befördert. Im Sommer 1905 schloß er die Kriegsakademie ab. Am 20.März 1906 wurde er mit Wirkung vom 1. April 1906 zum großen Generalstab nach Berlin kommandiert. Am 27. Dezember 1906 hatte er die achteinviertel Jahre jüngere Elfriede Adelheid Karoline Emma Lucas, Tochter des verstorbenen Kaufmanns Eduard Lucas, in Gotha geheiratet, mit der einen Sohn und eine Tochter hatte. Das Paar wohnte anfänglich zusammen in der Schloßstraße 46 in Charlottenburg. Am 13. Dezember 1907 wurde in dieser Wohnung auch sein Sohn Karl Artur Eduard Werner Edwin Hans-Alexander von Voß geboren. Am 21. März 1908 wurde er zum Hauptmann befördert und in den Generalstab übernommen. Er wurde dem Großen Generalstab zugeteilt und im Generalstab der Armee aggregiert. Am 22. März 1910 wurde er mit Wirkung vom 1. April 1910 als Nachfolger von Hauptmann Wilhelm Faupel in den Generalstab des IV. Armeekorps nach Magdeburg versetzt. Am 15. November 1911 wurde seine Tochter Johanna Frieda Ellen Renate von Voß in Magdeburg geboren. Am 27. Januar 1912 wurde er als Chef der 8. Kompanie in das 8. Westfälisches Infanterie-Regiment "Herzog Ferdinand von Braunschweig" Nr. 57 nach Wesel versetzt. Am 1. Oktober 1913 wurde er unter Versetzung in den Generalstab der Armee als Nachfolger von Major von Rosenberg-Lipinsky als 1. Generalstabsoffizier (Ia) zum Generalstab der 17. Division nach Schwerin überwiesen. Bei Beginn des 1. Weltkrieges kam er in dieser Funktion auch an die Front. Am 19. August 1914 wurde er zum Major befördert. Am 26. Dezember 1914 wurde er als Ia zum Generalstab des XXIII. Reservekorps versetzt. Am 28. Dezember 1916 wurde er als Ia in den Generalstab der 4. Armee versetzt. Am 13. Dezember 1917 wurde er zum Chef des Generalstabes im preußischen Gardekorps ernannt. Am 23. Dezember 1917 wurde er mit dem Orden Pour le Mérite ausgezeichnet. Am 31. Oktober 1918 verstarb seine Frau an der spanischen Grippe, was ihn zum Witwer machte. Im Ersten Weltkrieg wurde er neben dem Ritterkreuz des Königlich Preußischen Hausordens von Hohenzollern mit Schwertern (9. Januar 1917) und beiden Eisernen Kreuzen noch mit anderen Orden ausgezeichnet. Nach dem Krieg wurde er ab Dezember 1918 beim Freikorps eingesetzt. Er gehörte dabei zum Stab der Garde-Kavallerie-Schützen-Division. Am 1. Mai 1919 wurde Major von Voß in das vorläufige Reichsheer übernommen. Er kam dabei als Ia zum Stab der Reichswehr-Brigade 30. Er bezog damals für viele Jahre seine Wohnung in der 3. Etage der Karlsruher Straße in Berlin-Wilmersdorf. Den Kapp-Putsch im März 1920 begrüßte er. Bei der Bildung des 200.000 Mann-Heeres der Reichswehr Mitte Mai 1920 gehörte er als Ia zum Generalstab der Reichswehr-Brigade 6. Im Sommer 1920 wurde er Leiter des Stabes Nordostdeutschland der Organisation Escherich (Orgesch). Diese Organisation wollte die Freiwilligenverbände an die Reichswehr binden. Am 29. September 1920 hat er die fast viereinhalb Jahre jüngere verwitwete Amelgunde Helene Friederike Josepha von Spangenberg, geborene Breithaupt, Tochter vom Kreisdirektor Bernhard Breithaupt, in Waldsieversdorf im Kreis Lebus geheiratet. Diese war die beste Freundin und Cousine seiner Ehefrau gewesen. Bei der Bildung des 100.000 Mann-Heeres der Reichswehr wurde er am 30. September 1920 aus dem Militärdienst verabschiedet. Dabei wurde ihm der Charakter eines Oberstleutnant verliehen.

Nach seiner Verabschiedung arbeitete von Voß als Landesschutz-Angestellter im Reichswehrministerium (RWM) in Berlin. 1921 errichtet er als solcher, in ständigem Kontakt mit dem Chef der Heeresleitung und unter Mithilfe des Reichswehrministers, die militärische Oberleitung der Orgesch als H. G. L. “Geschäftsleitung“ zusammen mit dem bisherigen militärischen Führer der Gruppe Nordost, Friedrich Bernhard Graf von der Schulenburg, in Berlin. Als 1923 die Orgesch das Angebot Seeckts zur Übernahme in die Schwarze Reichswehr ablehnt, verlässt von Voß zusammen mit von der Schulenburg diese Organisation und baut anschließend als Leiter des Sonderstabes in der Heeresleitung den “Feldjäger-Dienst” auf, der entgegen dem Versailler Vertrag als stille Reserve der Reichswehr gedacht war. Am 1. April 1929 wurde er zum militärischen Leiter vom Psychotechnischen Laboratoriums des Reichswehrministers ernannt. Er gehörte jetzt auch zum Heeres-Personalamt (PA). Während der Erweiterung der Reichswehr zur Wehrmacht wurde er am 24. Mai 1935 zum Oberst a.D. befördert. Am 1. Oktober 1935 wurde er als Oberst (E) * in das Ergänzungsoffizierskorps der Wehrmacht übernommen. Dabei wurde er zum Leiter der Hauptstelle für Psychologie und Rassekunde im Oberkommando des Heeres (OKH) ernannt. Sein Rangdienstalter wurde auf den 1. Februar 1927 festgelegt. Zu dieser Zeit gehörte er zur Heeres-Personalabteilung 1 (P 1) vom PA, mit dem Vermerk zugleich Leiter des Psychologischen Labors. Am 1. März 1938 wurde ihm der Charakter eines Generalmajor verliehen. Ende 1938 wurde er als Leiter der Hauptstelle der Wehrmacht für Psychologie und Rassenkunde bezeichnet. Am 20. April 1939 wurde er mit Wirkung vom 30. April 1939 unter Verleihung des Rechts zum Tragen der bisherigen Uniform aus dem aktiven Wehrdienst entlassen.

Dafür wurde er am 1. Mai 1939 zur Verfügung des Heeres gestellt und dem Generalkommando III. Armeekorps zugeteilt. Aus Anlaß des 25. Jahrestages des Weltkriegsbeginns und der Schlacht bei Tannenberg wurde dem char. Generalmajor z.V. von Voß mit dem 27. August 1939 der Charakter als Generalleutnant verliehen. Bei Ausbruch des 2. Weltkrieges wurde er am 1. September 1939 zum Inspekteurs des Psychologisch-Psychotechnischen Prüfwesens im OKH ernannt. Er wurde auch als Inspekteur für Eignungsuntersuchungen bezeichnet. Er wohnte damals noch immer in der Karlsruher Straße 29 in Berlin-Halensee. Am 20. April 1940 wurde er mit einem Rangdienstalter vom 1. April 1940 zum Generalmajor z.V. befördert. Am 14. Juni 1941 wurde er mit Wirkung vom 1. Juli 1941 zum Generalleutnant z.V. befördert. Am 30. Mai 1942 wurde er mit Wirkung vom 31. Mai 1942 in die Führerreserve OKH versetzt. Seine Dienststelle wurde zu diesem Datum auch aufgelöst. Seinen Dienst regelte der Chef des Heerespersonalamtes im OKH. Am 29. Juli 1942 wurde die Mobilmachungsverwendung des Generalleutnants z.V. von Voß mit Wirkung vom 31. Juli 1942 aufgehoben. Obwohl sein Sohn zum militärischen Widerstand gehörte, wurde er nach dessen Suizid nicht behelligt.

 

*Ausgeschiedene ehemalige Offiziere wurden oft als zivile Angestellte der (schwarzen) Reichswehr in "Landesschutzangelegenheiten" beschäftigt (L-Angestellte). Ab dem 1. Oktober 1933 taten diese als sog. L-Offiziere (L = Landsschutz; nicht Landwehr) Dienst in Kommandostellen der Reichswehr, trugen weiterhin Zivil und hatten an ihrem Rang ein "a.D." Das war wie eine eigene Laufbahn mit eigener Besoldung neben dem aktiven Offizierskorps. Am 5. März 1935 erfolgte die Umbenennung in E-Offiziere für Ergänzungsoffizierskorps. Hier trugen die Ränge dann ein (E) als Zusatz. Diese Offiziere wurden nur in bestimmten Bereichen, meist Innendienst eingesetzt und machten während der Aufrüstung aktive Offiziere frei für andere Verwendungen.

 

Literatur und Quellen:

Krug, Ottomar Deutsche Generale 1918-1945, Bundesarchiv Freiburg, Signatur MSG 109/10854 - Vae – Zwe
Wolfgang Keilig: Rangliste des deutschen Heeres 1944/1945, Podzun-Verlag 1955
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1925, Berlin, Mittler (1925).
Rangliste des Deutschen Reichsheeres 1926, Berlin, Mittler und Sohn 1926.
Podzun, H. H. (Hg.): Das Deutsche Heer 1939. Gliederung, Standorte, Stellenbesetzung und Verzeichnis sämtlicher Offiziere am 3. Januar 1939, Bad Nauheim, Podzun 1953
Hans von Voß, Lebenserinnerungen 1875-1945, 3 Bände, Herausgeber Rüdiger von Voß, Bonn 1980
http://www.ifz-muenchen.de/heftarchiv/2004_3.pdf