Freiherr Rüdt von Collenberg, Ludwig Gustav Karl Wilhelm
* 10. Februar 1889, Bruchsal † 20. August 1975, Bödigheim |
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Ludwig Rüdt Freiherr von Collenberg war der Sohn des Oberstleutnant a.D. Ernst Freiherr Rüdt von Collenberg und dessen Ehefrau Wilhelmine, geborene Bachelin. Am 15. Juli 1907 trat er als Fahnenjunker in das 1. Badische Leibgrenadier-Regiment Nr. 109 in Karlsruhe ein, wo er am 25. Februar 1908 zum Fähnrich befördert wurde. Nach dem Besuch der Kriegsschule wurde er am 18. November 1908 zum Leutnant befördert. Sein Patent wurde dabei auf den 18. November 1906 datiert. Er wurde jetzt mehrere Jahre als Zugführer in der 9. Kompanie vom 1. Badische Leibgrenadier-Regiment Nr. 109 in Karlsruhe eingesetzt. Im Frühjahr 1912 gehörte er zur 4. Kompanie seines Regiments. Am 1. Oktober 1912 wurde er als Adjutant zum Landwehr-Bezirkskommando Heidelberg kommandiert. Bei Beginn des 1. Weltkrieges wurde er in das mobile Brigade-Ersatz-Bataillon Nr. 55 versetzt und dort ab dem 7. August 1914 als Kompaniechef eingesetzt. Am 24. Dezember 1914 wurde er zum Oberleutnant befördert. Anfang Januar 1915 wurde die Ersatz-Brigade Nr. 55 aufgelöst und sein Bataillon damit selbständig. Am 29. Januar 1916 wurde sein Ersatz-Bataillon Nr. 55 als III. Bataillon in das mobile Ersatz-Regiment Nr. 28 eingegliedert. Am 24. Juni 1916 wurde er als stellvertretender Bataillonsführer eingesetzt. Am 10. Juli 1916 wurde er als Ordonnanz-Offizier zum Stab des XIV. Reservekorps versetzt und dort am 18. August 1916 zum Hauptmann befördert. Ab dem 17. Oktober 1916 wurde er zum Generalstab kommandiert. Er wurde dabei anfangs als 3. Generalstabsoffizier (Ic) beim XIV. Armeekorps tätig. Ab dem 9. Februar 1917 wurde er als 2. Generalstabsoffizier (Ib) bei der 80. Reserve-Division eingesetzt. Am 19. Mai 1917 wurde er als Hauptmann i.G. offiziell in den Generalstab versetzt. Danach wurde er noch in verschiedenen Generalstabsstellen verwendet, zuletzt ab dem 26. Juni 1918 als Ib bei der 227. Infanterie-Division. Ende Dezember 1918 trat er in den Generalstab des Freikorps Hasse über. Im Februar 1919 wurde er in den Generalstab des III. Armeekorps versetzt. Am 1. Oktober 1919 wurde er in das vorläufige Rechsheer übernommen und in die kriegsgeschichtliche Abteilung des großen Generalstabes versetzt. Am 9. April 1920 wurde er noch vor der Bildung des 200.000 Mann Heeres der Reichswehr Mitte Mai 1920 aus dem Militärdienst entlassen.
Danach wurde er als Archivrat im Reichsarchiv tätig. Am 28. Oktober 1931 heiratete er die einundzwanzig Jahre jüngere Liselotte Boeder, Tochter vom 1910 als Vizegouverneur von Ponapee erschossenen, Regierungsrat Gustav Böder. Am 13. Oktober 1932 wurde sein Sohn Hasso Rüdt Freiherr von Collenberg in Buchen geboren, welcher im Mai 1968 als Legationsrat und Geschäftsträger der Botschaft in Saigon durch Vietcong erschossen wurde. Am 1. August 1935 wurde er als Major (E)* in die Kriegswissenschaftliche Abteilung des Generalstabes des Heeres übernommen. Er wurde damit beim Reichskriegsministerium eingesetzt. Am 1. Februar 1938 wurde er zum Oberstleutnant (E) befördert. Als solcher war er in der 7. Abteilung des Generalstab des Heeres unter dem Oberquartiermeister V (O Qu V) im Einsatz, Kurz nach Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde er am 10. September 1939 zum 1. Generalstabsoffizier (Ia) des Militärbefehlshabers Danzig-Westpreußen ernannt. Am 4. November 1939 wurde er dann Ia des Höheren Kommandos XXXVI. Am 10. April 1940 folgte seine Versetzung in den Generalstab des Heeres. Am 20. April 1940 wurde er als Oberstleutnant in den aktiven Dienst übernommen und zum Chef des Generalstabes vom Stellvertretenden Generalkommando des XI. Armekorps in Hannover ernannt. Am 31. Dezember 1940 gab er sein Kommando ab. Am 1. Januar 1941 wurde er dafür zum Chef der Heeresbüchereien ernannt. Am 1. April 1941 wurde er als solcher zum Oberst i.G. befördert. Am 23. Dezember 1941 wurde er als Vertreter des Chefs des Stabes zum Befehlshaber des rückwärtigen Heeresgebietes Mitte kommandiert. Am 3. Januar 1942 wurde er offiziell zum Chef des Generalstabes beim Kommandierenden General der Sicherungstruppen und Befehlshaber im Heeresgebiet Mitte ernannt. Am 31. März 1942 erhielt er folgende Beurteilung vom stellvertretenden Oberquartiermeister V im Generalstab des Heeres: "Lauterer Charakter, der in jeder Beziehung Vertrauen verdient. Durchgebildeter Generalstabsoffizier. Strebsam, schaffensfreudig, geistig frisch und regsam. Seit Jahren kriegswissenschaftlich hervorgetreten, organisatorisch begabt, federgewandt. Als Chef Heeresbücherei in jeder Beziehung bewährt. Bewertung: Füllt sehr gut aus. Empfehlung: Für wissenschaftliche Arbeiten und als Chef eines höheren Stabes." Dazu ergänzte am 1. Mai 1942 Generaloberst Franz Halder, Chef des Generalstabes des Heeres: "Tüchtiger, rühriger Offizier, auch im Felde als Chef bei einem Kommandierenden General der Sicherungstruppen in schwierigen Bereich bewährt." Am 1. April 1942 erhielt er folgende Beurteilung von General Max von Schenckendorf, Befehlshaber im Heeresgebiet Mitte: "Tatkräftige Persönlichkeit, sehr taktvoll. Von vornehmster Gesinnung und strenger altpreußischer Pflichtauffassung. Geistig wie militärisch sehr gut veranlagt. Taktisch klarer Blick. Zeigt gutes Organisationstalent. Klar und treffend in der Beurteilung der stetig wechselnden Kampflagen, hat sich als stellvertretender Chef des Generalstabes ausgezeichnet bewährt. Bewertung: Füllt seine Stelle ausgezeichnet aus. Empfehlung: Chef des Generalstabes eines Höheren Kommandos und für wissenschaftliche Aufgaben." Am 10. April 1942 wurde die Kommandierung wieder beendet und er kehrte nach Deutschland zurück. Zur letzten Beurteilung ergänzte Generalfeldmarschall Günther von Kluge am 21. April 1942: "Machte einen klaren und sicheren Eindruck." Ab dem 1. Mai 1942 war er wieder als Chef der Heeresbüchereien im Einsatz. Ab dem 2. Dezember 1942 wurde er dann als Chef des Generalstabes des Stellvertretenden Generalkommando vom VIII. Armeekorps in Breslau eingesetzt. Am 1. Februar 1944 folgte in dieser Position seine Beförderung zum Generalmajor. Am 22. März 1944 erhielt er folgende Beurteilung von General der Kavallerie Rudolf Koch-Erpach, KG vom Stellv. Generalkommando VIII. Armeekorps: "Anregend, ausgleichend, arbeitsfreudig. Füllt sehr gut aus. Gebildet und belesen, besonders kriegsgeschichtlich. Sagt ungernen "nein". Bewertung: Über Durchschnitt." Dazu ergänzte am 12. April 1944 Generaloberst Friedrich Fromm, Chef der Heeresrüstung und Befehlshaber des Ersatzheeres: "War im Jahre 1940 ein sehr guter Wehrkreis-Chef im Wehrkreiskommando XI. So wie er dort Gutes leistete, hat er sich auch jetzt in seiner Stelle als Chef des Wehrkreis-Kommando VIII gut bewährt." Am 10. September 1944 wurde er in die Führerreserve OKH versetzt. Dabei wurde er dem Wehrkreis VIII zugeteilt. Seine Privatanschrift war die Menzelstraße 63/65 in Breslau 18. Telefonisch war er über die Vermittlung vom Wehrkreiskommando VIII erreichbar. Die im Oktober 1944 zum 31. Dezember 1944 ausgesprochene Verabschiedung aus dem Militärdienst wurde noch im Dezember 1944 rückgängig gemacht . Ab dem 15. Januar 1945 wurde er für einen Sonderauftrag zum Beauftragten des Führers für die militärische Geschichtsschreibung kommandiert. Am 5. Mai 1945 geriet er in amerikanische Gefangenschaft, aus der er am 30. Juni 1947 entlassen wurde.
*Ausgeschiedene ehemalige Offiziere wurden oft als zivile Angestellte der (schwarzen) Reichswehr in "Landesschutzangelegenheiten" beschäftigt (L-Angestellte). Ab dem 1. Oktober 1933 taten diese als sog. L-Offiziere (L = Landesschutz; nicht Landwehr) Dienst in Kommandostellen der Reichswehr, trugen weiterhin Zivil und hatten an ihrem Rang ein "a.D." Das war wie eine eigene Laufbahn mit eigener Besoldung neben dem aktiven Offizierskorps. Am 5. März 1935 erfolgte die Umbenennung in E-Offiziere für Ergänzungsoffizierskorps. Hier trugen die Ränge dann ein (E) als Zusatz. Diese Offiziere wurden nur in bestimmten Bereichen, meist Innendienst eingesetzt und machten während der Aufrüstung aktive Offiziere frei für andere Verwendungen.
Literatur und Quellen:
BArch, MSG 109/4919: Krug, Ottomar: Deutsche Generale 1867 - 1945
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich
Württembergischen) Armeekorps 1909, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin
1909
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich
Württembergischen) Armeekorps 1910, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin
1910
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich
Württembergischen) Armeekorps 1911, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin
1911
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich
Württembergischen) Armeekorps 1912, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin
1912
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich
Württembergischen) Armeekorps 1913, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin
1913
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich
Württembergischen) Armeekorps 1914, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin
1914
Dienstaltersliste der Offiziere der königlich Preußischen Armee und des XIII.
(königlich Württembergischen) Armeekorps 1917, Mittler und Sohn 1917
Dienstaltersliste der Offiziere der bisherigen Preußischen Armee und des XIII.
(bisherigen Württembergischen) Armeekorps 1919, Mittler und Sohn 1919
Podzun, H. H. (Hg.): Das Deutsche Heer 1939. Gliederung, Standorte,
Stellenbesetzung und Verzeichnis sämtlicher Offiziere am 3. Januar 1939, Bad
Nauheim, Podzun 1953
Wolfgang Keilig: Rangliste des deutschen Heeres 1944/1945, Podzun-Verlag 1955
Ludwig Karl Gustav Wilhelm Freiherr Rüdt von Collenberg: Die deutsche Armee von
1871 bis 1914, E. S. Mittler & Sohn, Berlin 1922
NARA T-78 R-884