Remer, Otto-Ernst

 

* 18. August 1912, Neubrandenburg / Mecklenburg

† 4. Oktober 1997, bei Malaga / Spanien 
 

 

Otto-Ernst Remer trat am 1. April 1933 in die Reichswehr ein. Der Sohn vom Justizinspektor Otto Remer und seiner Frau Elisabeth, geborene Pilgrimm, kam dabei zum Ausbildungs-Bataillon vom 4. (Preuß.) Infanterie-Regiment in Neustettin. Vom 4. Mai 1934 bis zum 21. Dezember 1934 besuchte er den 1. Lehrgang an der Infanterieschule. Während der Erweiterung der Reichswehr zur Wehrmacht wurde er am 1. April 1935 zum Leutnant befördert. Als solcher wurde er bei der Enttarnung der Einheiten als Zugführer der 13. (Minenwerfer) Kompanie vom Infanterie-Regiment 4 in Kolberg zugeteilt. Ab dem 6. Oktober 1936 gehörte er dann zur 13. (Infanteriegeschütz) Kompanie vom Infanterie-Regiment 4. Ab dem 17. Januar 1937 wurde er als Kompanieführer eingesetzt. Am 1. Juni 1938 wurde er zum Oberleutnant befördert. Am 15. September 1938 hat er Margarete Blaese geheiratet. Am 10. November 1938 wurde er zum Chef der 15. (Ergänzungs-) Infanteriegeschütz-Kompanie vom Infanterie-Regiment 89 in Schwerin ernannt. Bei der Mobilmachung wurde er dann am 26. August 1939 zum Chef der 13. Kompanie vom Infanterie-Regiment 479 ernannt. Am 9. März 1940 wurde er dann mit der Führung der Infanterie-Geschütz-Kompanie 701 (mot) beauftragt, die er zuerst im Frühjahr 1940 im Westfeldzug gegen Frankreich ins Gefecht führte. Er war mit seiner Kompanie der 9. Panzer-Division fest zugeteilt. Dabei wurden ihm auch beide Eisernen Kreuze verliehen. Am 1. Februar 1941 erhielt er vom Brigadekommandeur Oberst Wilhelm von Apell folgende Beurteilung: "Gefestigter Charakter, tatkräftig, energisch. Recht gute militärische Leistungen auf allen Gebieten. Vor dem Feind voll bewährt. Führt sehr gut aus." Am 1. April 1941 fügte der Regimentskomamndeur Oberst Walther Brehmer hinzugefügt "siehe 1.2.41: Führt sehr gut aus. Geeignet zum Bataillonsführer." Am 1. April 1941 wurde er zum Hauptmann befördert. Kurz darüf führte er seine Kompanie im Verband der 9. Panzer-Division in den Balkanfeldzug. Ab dem Sommerbeginn 1941 zog er mit seiner Kompanie im Südabschnitt der Ostfront ins Gefecht. Am 1. Februar 1942 wurde er zeitweise mit der Führung des I. Bataillons vom Schützen-Regiment 10 beauftragt. Am 12. März 1942 wurde er wurde er in die Führerreserve OKH versetzt. Er wurde dabei dem Wehrkreis II zugeteilt. Am 7. April 1942 wurde er zum zum Infanterie-Regiment "Großdeutschland" 2 kommandiert. Am 21. Mai 1942 wurde er dann zum Infanterie-Regiment "Großdeutschland" versetzt. Für mehrfach bewiesene persönliche Tapferkeit wurde er am 29. August 1942 mit dem Deutschen Kreuz in Gold ausgezeichnet. Am 11. September 1942 wurde er zum Kommandeur des I. Bataillons vom Infanterie-Regiment "Großdeutschland" 1 ernannt. Durch die Umbenennung des Regiments war er dann ab dem 15. Oktober 1942 Kommandeur des I. Bataillons vom Grenadier-Regiment "Großdeutschland". Am 15. Januar 1943 erhielt er folgende Beurteilung von Oberst Karl Lorenz: "Remer ist bei weitem der beste Bataillonskommandeur seines Regiments, in der vorbildlichen Führung des schweren Bataillons seinem Regimentskommandeur eine besionders gute Stütze,. Ein hervorragend tapferer Offizier." Am 10. März 1943 folgte seine Beförderung zum Major. Sein Rangdienstalter wurde dabei auf den 1. Januar 1943 festgelegt. Mit seinem Bataillon zeichnete er sich im Frühjahr 1943 bei Charkow besonders aus. Dafür wurde er am 18. Mai 1943 mit dem Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes ausgezeichnet. Am 25. April 1943 erhielt er von seinem Regimentskommandeur Oberst Karl Lorenz folgende Beurteilung: "Offener, soldatischer Charakter, vom nationalsozialistischen Gedankengut durchdrungen. Besonders tatkräftige, schwungvolle und einsatzbereite Soldatennatur. Vor dem Feind hervorragend bewährt, meisterte wiederholt schwierigste Lagen durch seinen persönlichen Einsatz. Hervorragende dienstliche Leistungen. Geistig und körperlich gleich gut veranlagt. Ein vorbildlicher Bataillons-Kommandeur, der weit über dem Durchschnitt steht. Geeignet zum Bataillonskommandeur." Für die Kämpfe westlich von Charkow und nördlich von Poltawa im Sommer 1943 wurde er als Major und Kommandeur des I. Bataillons des Panzergrenadier-Regiments "Großdeutschland" am 12. November 1943 mit dem Eichenlaub zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes ausgezeichnet. Am 1. März 1944 erhielt er von seinem Regimentskommandeur Oberst Karl Lorenz folgende Beurteilung: "Offener, soldatischer Charakter, vom nationalsozialistischen Gedankengut durchdrungen. Er hat sich im Laufe des Jahres 1943/44 zu einer hervorragenden Führungspersönlichkeit entwickelt. Für seine persönliche Tapferkeit und sein Geschick, mit dem er wiederholt schwierigste Lagen meisterte, wurde er mit dem Ritterkreuz und dem Eichenlaub zum Ritterkreuz ausgezeichnet. Besonders tatkräftige, schwungvolle und einsatzbereite Führungspersönlichkeit mit großer Organisationsgabe. Ein vortrefflicher Bataillonskommandeur, der weit über dem Durchschnitt steht. Eignung: nach halbjähriger Belassung in bisheriger Stellung zum Regimentskomamndeur. Vorschlag: Bataillonskommandeur" Am 5. März 1944 erhielt er dazu die Einschätzung vom Divisionskommandeur Generalleutnant Hasso von Manteuffel: "Mit der sehr günstigen Beurteilung voll einverstanden. Eine Führungspersönlichkeit die mitreißend wirkt. Zum Regimentsführer geeignet; zur Verfeinerung seiner Führungstechnik ist Teilnahme an einem Lehrgang für Regimentsführer erforderlich. Absolut krisenfest, durch nichts zu erschüttern, vielmehr richten sich an seiner persönlichen Haltung die andern Mitkämpfer auf. Unter seiner etwas rauhen Schale verbirgt sich ein warmes Herz." Am 15. Mai 1944 gab er sein Kommando ab und wurde dafür zum Wachbataillon Großdeutschland zur Einweisung als Kommandeur kommandiert. Am 27. Mai 1944 erhielt er deswegen folgende Einschätzung seines Regimentskommandeurs Oberst Karl Lorenz: "Ungewöhnliche Führungspersönlichkeit mit außergewöhnlicher Energie und Nervenkraft. Persönlich hervorragend tapfer. Äußerst schnell im Denken, Befehlen und Handeln. Weit überdurchschnittliches taktisches Verständnis und Einfühlungsvermögen, sicheres Fingerspitzengefühl. Besonders bewährt als Führer von SPW-Einheiten und gemischten gepanzerten Kampfgruppen. Als stellvertretender Regimentsführer hat er sich in den schweren Abwehrkämpfen besonders hervorgetan. Wegen seiner außergewöhnlichen Tapferkeit und Erfolge bei der Führung des I. Bataillons vom Panzer-Grenadier-Regiment Großdeutschland mit dem Eichenlaub zum RK des EK ausgezeichnet. Fürsorglicher Vorgesetzter, der sich bei seinen Mänern außerordentlicher Beliebtheit erfreut. Guter Erzieher seiner Offiziere. Zuverlässiger Kamerad. Ich halte ihn der bevorzugten Beförderung zum Oberstleutnant für besonders würdig." Der Divisionskommandeur Generalleutnant Hasso von Manteuffel vermerkte am 31. Mai 1944 folgendes dazu: "Der vorzüglichen Beurteilung des Regimentskommandeurs schließe ich mich ohne jede Einschränkung an. Remer hat das Regiment vertretungsweise mit Auszeichnung geführt. Ein Offizier, der immer zu achten ist, ein kämpferisches Vorbild für Offiziere und Männer." Am 1. Juni 1944 wurde er zum Kommandeur des Wachbataillons "Großdeutschland" in Berlin ernannt. Am 20. Juli 1944 war er maßgeblich an der Niederschlagung des Aufstandes gegen Adolf Hitler beteiligt. Dafür wurde er unter Überspringung eines Dienstgrades am 20. Juli 1944 zum Oberst befördert. Sein Rangdienstalter wurde dabei auf den 1. Juli 1944 festgelegt. Am 28. August 1944 wurde er zum Kommandeur vom Füsilier-Regiment Großdeutschland ernannt. Am 2. September 1944 wurde er zum Kommandeur der Führer-Begleit-Brigade ernannt und damit auch Kampfkommandant des Führerhauptquartiers. Mit seiner Brigade nahm er im Dezember 1944  mit der er an der Ardennen-Offensive teilnahm. Am 30. Januar 1945 wurde die Brigade zur Führer-Begleit-Division erweitert und Remer unter gleichzeitiger Beförderung zum Generalmajor auch zum Kommandeur der Division ernannt. Bei Kriegsende kam er in amerikanische Gefangenschaft, aus der er 1948 entlassen wurde. Danach erlernte er das Maurerhandwerk. Nach dem Krieg betätigte Remer sich in diversen rechtsextremen Parteien, so war er zum Beispiel Mitbegründer der Sozialistischen Arbeiterpartei. 1952 kam es zu einer Verurteilung zu drei Monaten Haft wegen übler Nachrede und Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener, nachdem er die Verschwörer des 20. Juli 1944, als Hoch- und Landesverräter bezeichnet hatte. Von 1983 bis 1989 war er Gründer und Vorsitzender der neonazistischen "Deutschen Freiheitsbewegung e.V." (DDF). 1986 wurde er wegen Beleidigung und Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener durch das Landgericht Kempten verurteilt. 1989 trat er vom Posten des Vorsitzenden der DDF zurück und wurde deren Ehrenvorsitzender. Es folgten weitere Gerichtsprozesse und Verurteilungen: Verurteilung durch ein Schöffengericht in Bad Kissingen wegen Volksverhetzung und Aufstachelung zum Rassenhass. 1992 Verurteilung durch das Landgericht Schweinfurt aus denselben Gründen. Verurteilung durch das Landgericht München wegen Verbreitens der Auschwitz-Lüge. 1994 entzog er sich der angesetzten 22-monatigen Haftstrafe durch Flucht nach Spanien.

 

Ritterkreuz (18. Mai 1943) Eichenlaub (12. November 1943)

 

Literatur und Quellen:
Peter Stockert: Die Eichenlaubträger 1940 - 1945, 4 Bände, Bad Friedrichshall, 1996 / 1997
Peter Stockert: Die Eichenlaubträger 1940 - 1945, 9 Bände, 4. überarbeitete Auflage, Bad Friedrichshall 2010 / 2011
Stellenbesetzung Reichsheer 15. Oktober 1935
Stellenbesetzung Wehrmacht 6. Oktober 1936
Stellenbesetzung des Heeres mit Stand vom 12. Oktober 1937
Stellenbesetzung des Heeres 1938
Podzun, H. H. (Hg.): Das Deutsche Heer 1939. Gliederung, Standorte, Stellenbesetzung und Verzeichnis sämtlicher Offiziere am 3. Januar 1939, Bad Nauheim, Podzun 1953
Wolfgang Keilig: Rangliste des deutschen Heeres 1944/1945, Podzun-Verlag 1955
Wolfgang Keilig: Die Generale des Heeres und die Sanitätsoffiziere im Generalsrang, Podzun-Verlag 1983
Gerhard von Seemen: Die Ritterkreuzträger 1939-1945, Podzun-Verlag, Friedberg 1976
Horst Scheibert: Die Träger des Deutschen Kreuzes in Gold und Silber, 2 Bände, Verlag Podzun-Pallas, 1983 und 1990
NARA T-78 R-891