Materna, Friedrich

 

* 21. Juni 1885, Hof im Bezirk Sternberg in Mähren (heute Dvorce u Bruntálu)

† 11. November 1946, Wien

 

 

Friedrich Materna war der Sohn vom Bürgerschuldirektor Hermann Materna und dessen Ehefrau Anna, geborene Falkowsky. Er wurde von 1900 bis 1904 auf der Infanterie-Kadettenschule in Königsfeld bei Brünn ausgebildet. Von dort wurde er am 18. August 1904 als Kadett-Offiziersstellvertreter an die k.u.k. Armee überwiesen. Die Ausmusterung erfolgte zum k.u.k. Infanterieregiment „von Waldstätten“ Nr. 97. Am 1. November 1905 wurde er zum Leutnant befördert. Als solcher wurde er bei seinem Regiment als Zugskommandant und Instruktionsoffizier eingesetzt. Vom 1. Oktober 1910 bis zum 31. Oktober 1913 wurde er für seine Generalstabsausbildung als Frequentant zur Kriegsschule nach Wien, dem Gegenstück zur Preußischen Kriegsakademie, kommandiert. Dort wurde er am 1. November 1911 zum Oberleutnant befördert. Nach der Kriegsschule folgte seine Kommandierung zum Generalstab. Dort wurde er als Generalstabsoffizier zur 4. Infanteriebrigade in Jaroslau zugeteilt. Mit dieser zieht er dann auch im Sommer 1914 in den 1. Weltkrieg. Zum 1. Mai 1915 wurde er zum Hauptmann im Generalstab befördert. Ab dem 29. Juli 1915 wurde er dann bei der Feldtransportleitung Nr. 5 eingesetzt. Ab dem 25. Februar 1917 wurde der dann als bevollmächtigter Generalstabsoffizier des Chefs des Feldeisenbahnwesens beim Heeresfrontkommando Generaloberst Erzherzog Joseph eingesetzt. Ab dem 16. September 1917 wurde er dann als bevollmächtigter Generalstabsoffizier des Chefs des Feldeisenbahnwesens beim Heeresfrontkommando Erzherzog Eugen eingesetzt. Am 19. Dezember 1917 wurde er zum Kommando der Heeresbahn Südwest versetzt. Am 3. Juni 1918 erhält er die Erlaubnis zur Verehelichung mit Helene Xenia Rajacsich Freiin von Brinski. Am 23. Juli 1918 hat er dann Helene Xenia Rajacsich Freiin von Brinski geheiratet. Am 1. November 1918 wurde er als Stellvertreter des Leiters zur Feldtransportleitung 10 versetzt. Noch im gleichen Monat wurde er zur Abteilung 5/EB des liquidierenden Kriegsministerium versetzt. Im Ersten Weltkrieg wurde er mit einigen anderen Orden ausgezeichnet. Am 1. Mai 1919 wurde sein Sohn Friedrich geboren. Von September 1919 bis Mai 1920 gehörte er zur Deutschösterreichischen Volkswehr. Ab dem 1. Dezember 1919 wurde er dort als Verbindungsoffizier zum Österreichischen Staatsamt für Verkehrswesen (Staatsamt für Heerwesen, Abteilung 12) versetzt. Am 30. Juni 1920 wurde er in die Staatsvertragsgruppe des Staatsamtes für Heereswesen versetzt. Nach dem 1. Weltkrieg wurde er im September 1920 in das österreichische Bundesheer übernommen. Bei der Staatsvertragsgruppe des Staatsamtes für Heereswesen wurde er am 1. Juni 1921 zum Major befördert, sein Rangdienstalter wurde dabei auf den 1. Juli 1920 festgelegt. Am 8. Juli 1921 wurde er dann zum Oberstleutnant befördert, sein Rangdienstalter wurde dabei auf den 1. Januar 1921 festgelegt. Am 1. August 1926 wurde er zum Kommando der 2. Brigade Wien versetzt. 1928 wurde er dann auch als stellvertretender Stabschef der 2. Brigade Wien eingesetzt. Am 1. Oktober 1928 wurde er zur Truppendienstleistung zum Wiener Infanterieregiment Hoch- und Deutschmeister Nr. 4 kommandiert, wo er als Kommandant das III. Bataillon übernahm. Ende Juni 1929 wurde er zum Oberst befördert. Als solcher wurde er am 1. November 1929 zum Heeresinspektorrat versetzt, wo er als Fachreferent eingesetzt wurde. Am 1. Juni 1931 wurde er zum Stabschef der 1. Brigade Burgenland bestellt. Am 1. August 1933 wurde er zur militärischen Fachprüfungskommission versetzt. Am 1. Dezember 1933 wurde er zum Bundesministerium für Landesverteidigung (BMLV), Abteilung 2, versetzt. Am 1. August 1934 wurde er als Nachfolger von Stümpfl und Vorgänger von Zellner zum Stabschef des Heeresinspektors bestellt. Am 25. Juni 1935 wurde er zum Generalmajor befördert. Am 1. Oktober 1936 erfolgte sein Bestellung zum Vorstand der Ausbildungsabteilung im BMLV, als Nachfolger von Generalmajor Johann Friedländer. Im März 1938 wurde er als Nachfolger von Generalmajor Valentin Feurstein mit der Führung der 3. Division betraut. Nach dem Anschluss von Österreich an das Deutsche Reich wurde er Mitte März 1938 als Generalmajor in die deutsche Wehrmacht übernommen. Sein Rangdienstalter wurde dabei auf den 1. April 1938 festgelegt. Am 1. April 1938 wurde er dann zum Kommandeur der 45. Infanterie-Division ernannt. Vom 9. bis zum 13. Mai 1939 wurde er zum Gasschutzlehrgang Celle kommandiert. Als Divisionskommandeur wurde er am 1. Juni 1939 zum Generalleutnant befördert. Bei Beginn des 2. Weltkrieges führte er die Division im Sommer 1939 in den Polenfeldzug. Dort wurden ihm beide Eisernen Kreuze verliehen. Im Frühjahr 1940 führte er die 45. Infanterie-Division in den Westfeldzug. Für seine Leistungen wurde ihm am 5. August 1940 das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes verliehen. Am 1. Oktober 1940 gab er sein Kommando ab und wurde in die Führerreserve versetzt. Er wurde dafür Mitte Oktober 1940 mit der Führung vom neuen XX. Armeekorps beauftragt. Am 1. November 1940 wurde er zum General der Infanterie befördert. Damit wurde er jetzt zum Kommandierenden General vom XX. Armeekorps ernannt. Am 20. Februar 1941 erhielt er von Generaloberst Eugen Ritter von Schobert, OB der 11. Armee: folgende Dienstbeurteilung: "Bewährter Truppenführer. Still, bescheiden, aber fest. Füllt gut aus." Am 27. Februar 1941 erhielt er von Generalfeldmarschall Wilhelm Ritter von Leeb, OB der Heeresgruppe Nord, folgende Dienstbeurteilung: "Hat wohl das Höchstmaß erreicht." Im Frühjahr 1941 verlegte er mit dem Generalkommando in das Generalgouvernement. Zum Beginn des Sommers 1941 führte er das Korps dann im Ostfeldzug beim Angriff auf Mittelrussland. Am 15. April 1942 erhielt er von General der Infanterie Richard Ruofff, OB der 4. Panzerarmee, folgende Dienstbeurteilung: "Frisch, tätig, umsichtig, zuverlässig, wohlwollend. Persönlich tapfer. Korps in Winterkämpfen gut geführt und dabei die ihm nicht liegenden Härte der Führung gelernt. Bewertung: Füllt gut aus." Am 25. April 1942 erhielt er von Generalfeldmarschall Günther von Kluge, OB der Heeresgruppe Mitte, folgende Dienstbeurteilung: "Ist härter geworden aus der Erfahrung. Sonst geeignet als Kommandierender General. Als Armeeführer kommt er nicht in Frage." Am 10. September 1942 gab er sein Kommando über das XX. Armeekorps ab und wurde erneut in die Führerreserve OKH versetzt. Dabei wurde er dem Wehrkreis XVII zugeteilt. Am 22. September 1942 erhielt er von Generaloberst Georg-Hans Reinhardt, OB der 3. Panzerarmee, folgende Dienstbeurteilung: "Tätige, wohlwollende Persönlichkeit von großer Sorgfalt und Zielklarheit im Denken und Handeln, persönlich tapfer. Hat auch in den schweren Abwehrkämpfen des August/September 42 sein Korps mit fester Hand erfolgreich geführt. Die Abgabe des Korps erfolgt nur wegen Krankeit, die trotz bestem Willen die Ausübung des Dienstes nicht mehr zuließ. Bewertung: Füllt gut aus. Empfehlung: Nach Wiederherstellung der Gesundheit weiterhin als Führer eines Inf.Frontkorps geeignet." Am 5. Oktober 1942 erhielt er von Generalfeldmarschall Günther von Kluge, OB der Heeresgruppe Mitte, folgende Dienstbeurteilung: "Verdient es, in der Heimat an einer Stelle verwendet zu werden, wo er in der Ausbildung der Truppe seine Kriegserfahrung ausnutzen kann. Geeignet zum Stellvertretenden Kommandierenden General." Am 15. Dezember 1942 wurde er für seine vorherige Tätigkeit mit dem Deutsches Kreuz in Gold ausgezeichnet. Am 31. Januar 1943 wurde er dann zum Kommandierenden General vom Stellvertretenden Generalkommando XVIII. Armeekorps in Salzburg ernannt. Damit wurde er gleichzeitig zum Befehlshaber vom Wehrkreis XVIII. Am 24. März 1943 erhielt er von Generaloberst Friedrich Fromm, Chef der Heeresrüstung und Befehlshaber des Ersatzheeres, folgende Dienstbeurteilung: "Eigenes Urteil noch nicht möglich, da zu kurz unterstellt. Erster Eindruck gut." Am 10. Dezember 1943 gab er sein Kommando ab und wurde krank in die Führerreserve versetzt. Am gleichen Tag erhielt er von Generaloberst Friedrich Fromm, Chef der Heeresrüstung und Befehlshaber des Ersatzheeres, folgende Dienstbeurteilung: "Soweit ich in den wenigen Monaten, in denen sein Gesundheitszustand eine dienstliche Tätigkeit in der Wehrkreisführung zuließ, beobachten konnte, hat sich mein erster Eindruck vollauf bestätigt." Am 8. Februar 1944 erhielt er vom Reservelazarett Ia in Wien folgende Dienstbeurteilung: "ärztl. Befundschein: Grippaler Infekt, Bronchopneumonie, schwerer Myocardschaden nach Herzhinterwandinfarkt, Stauungsbronchitis. Wiederherstellung der Dienstfähigkeit ist in absehbarer Zeit nicht zu erwarten. W.D.B. wahrscheinlich. Versehrtenstufe II." Am 1. September 1944 wurde er aus dem aktiven Dienst der Wehrmacht verabschiedet, er behielt dabei das Recht zum Tragen der Uniform. Er starb bereits im ersten Nachkriegsjahr an einem Schlaganfall. Sein Sohn Friedrich Materna brachte es im österreichischen Bundesheer zum Divisionär (Generalmajor) und wurde viele Jahre als Militärkommandant Voralberg eingesetzt.

 

Ritterkreuz (5. August 1940)