von Lossow, Otto Hermann

 

* 15. Januar 1868, Hof an der Saale

† 25. November 1938, München

 

 

Otto von Lossow war der Sohn des Bürgermeisters von Lindau und späteren Landratspräsidenten von Bayerisch-Schwaben Oskar von Lossow und dessen Ehefrau Johanna, geborene Schrön. Er trat nach der Ausbildung im Bayerischen Kadettenkorps am 21. Juli 1886 in die Königlich Bayerischen Armee ein. Er kam dabei als Portepeefähnrich zum Königlich Bayerisches Infanterie-Leib-Regiment in München. Bei diesem wurde er nach dem Besuch der Kriegsschule München am 9. März 1888 zum Sekondeleutnant befördert. Als solcher wurde er anfangs als Kompanieoffizier in der 9. Kompanie vom Infanterie-Leib-Regiment in München eingesetzt. Im Jahr 1892 wurde er als Adjutant zum Bezirkskommando der Landwehr nach Rosenheim kommandiert. Etatmäßig gehörte er zur 11. Kompanie seines Regiments. Von 1895 bis 1898 besuchte er den 28. Lehrgang an der Bayerischen Kriegsakademie. Dabei gehörte er anfangs etatmäßig zur 3. Kompanie seines Regiments. Während des Lehrgangs wurde er am 20. Juni 1896 zum Premierleutnant befördert. 1897 gehörte er etatmäßig zur 1. Kompanie vom Infanterie-Leib-Regiment. Nach dem Abschluß des Lehrgangs an der Kriegsakademie wurde ihm gemeinsam mit Friedrich Freiherr Kreß von Kressenstein die Eignung zum Generalstab und das Lehrfach ausgesprochen. Durch die Umbenennung seines Dienstgrades wurde er am 1. Januar 1899 zum Oberleutnant ernannt. Am 13. Oktober 1899 wurde er mit Wirkung vom 1. November 1899 für ein Jahr zum Generalstab kommandiert und diesem zur Dienstleistung zugeteilt. Im Frühjahr 1900 gehörte er etatmäßig zur 2. Kompanie seines Regiments. Am 1. Oktober 1900 sollte laut Verfügung vom Juni 1900 die Kommandierung zur Dienstleistung zum Generalstab um ein weiteres Jahr verlängert werden. Am 13. Juli 1900 schied er aber mit Wirkung vom 16. Juli 1900 aus der Bayerischen Armee aus. Er kam dafür zum Ostasiatischen Expeditionskorps. Dort wurde er gsemeinsam mit Oberleutnant von Gottberg als Adjutant der 2. Ostasiatische Infanteriebrigade verwendet. Damit nahm er vom 3. August 1900 bis zum 27. August 1901 an der Chinaexpedition teil. Dabei kam er am 12. März 1901 auch in einem Erkundungsgefecht zum Einsatz. Am 24. April 1901 war er beim Gefecht bei Liu-Ling-kuan im Einsatz. Am 31. Oktober 1901 schied er aus dem Ostasiatischen Expeditionskorps wieder aus und kam zurück zur Bayerischen Armee. Bei dieser wurde er jetzt am 28. Oktober 1902 zum Hauptmann befördert. Als solcher wurde er auch zum Generalstab vom I. bayerisches Armeekorps in München versetzt. 1904 wurde er als Nachfolger von Hauptmann Franz Ritter von Pfistermeister zum Chef der 1. Kompanie vom Königlich Bayerisches Infanterie-Leib-Regiment in München ernannt. 1906 wurde er als 1. Generalstabsoffizier (Ia) zum Stab der 4. Division nach Würzburg versetzt. Am 7. März 1909 wurde er zum Major befördert. Als solcher wurde er jetzt für zwei Jahre zur Dienstleistung zum preußischen Großen Generalstab kommandiert. Dort wurde er auch als Außeretatmäßiges militärisches Mitglied beim Dritten (Bayerischen) Senat des Reichsmilitärgerichts eingesetzt. Vom 14. April 1910 bis zum 17. April 110 wurde er zum I. Maschinengewehr-Kursus zur Infaterie-Schießschule kommandiert. Vom 18. April 1910 bis zum 27. April 1910 wurde er zum I. Informationskurs ebenfalls zur Infaterie-Schießschule kommandiert. Zu beiden Kursen wurde ebenfalls der damalige Hauptmann Erich von Tschischwitz kommandiert. Danach wurde er 1910 zum Bataillonskommandeur im Königlich Bayerisches 8. Infanterie-Regiment "Großherzog Friedrich II. von Baden" ernannt. 1911 wurde er im Rahmen der deutschen Militärmission als Militärinstruktor in der Türkei eingesetzt. Dort unterrichtete er an der osmanischen Kriegsakademie. Später diente er als Oberstleutnant auch im türkischen Generalstab. Im Rahmen der deutschen Militärmission diente Lossow ab 1911 als Militärinstruktor an der osmanischen Kriegsakademie und später als Oberstleutnant im Generalstab der Osmanischen Armee. Um aktiv auf türkischer Seite an den Balkankriegen von 1912 bis 1913 teilnehmen zu dürfen, wurde er im Oktober 1912 auf eigenen Wunsch aus dem bayerischen Heer und aus der bayerischen Staatsangehörigkeit entlassen. Als Kommandeur einer osmanischen Infanterie-Division sammelte Lossow nach der Niederlage der osmanischen Armee bei Lüleburgaz in Ost-Thrakien am 31. Oktober 1912 die sich in Unordnung zurückziehende Armee in der letzten Verteidigungslinie, 25 Kilometer westlich der Hauptstadt Konstantinopel bei Catalca. Erst dort konnte der Vormarsch der bulgarischen Armee aufgehalten werden. Entsetzt von der schwachen Kampfmoral und Schlagkraft des osmanischen Heeres veröffentlichte Lossow im Mai 1913 die Denkschrift „Gedanken über Reformen in der Türkei“. Diese trug zur Berufung Otto Liman von Sanders zum Chef der deutschen Militärmission in Konstantinopel bei. Am 1. Oktober 1913 wurde er zum Oberstleutnant befördert. Vor dem ersten Weltkrieg gehörte er im Range eines Abteilungschefs zur Zentralstelle vom Bayerischen Generalstab. Zu Beginn des 1. Weltkrieges wurde er Chef des Generalstabes vom I. Königlich Bayerisches Reserve-Korps an der Westfront. Am 30. November 1914 wurde er zum Oberst befördert. Am 8. Juli 1915 wurde er für die Dauer des mobilen Verhältnisses zum Militärattaché an der Deutschen Botschaft in Konstantinopel in der Türkei ernannt. Am 12. April 1916 wurde er zum Generalmajor ohne Patent befördert. Am 19. April 1916 wurde er für die Dauer des mobilen Verhältnisses zum deutschen Militär-Bevollmächtigten bei der Deutschen Botschaft in Konstantinopel ernannt und mit de Gebührnissen eines Brigade-Kommandeurs ausgestattet. Vom 8. Juli 1917 bis zum 17. August 1917 wurde er wegen eines nervösen Herzmuskels im Dapper-Sanatorium Kissingen behandelt. Vom 3. März 1918 bis zum 3. April 1918 wurde er zum I. Königlich Bayerisches Reserve-Korps kommandiert. Dieses befand sich die meiste Zeit in Stellungskämpfen östlich Arras. Vom 30. März 1918 bis zum 2. April 1918 nahm er dann auch an der Großen Schlacht in Frankreich teil. Vom 15. August 1918 bis zum 5. September 1918 befand er sich erneut im Dapper-Sanatorium in Kissingen in Behandlung, diesmal wegen Malaria und Herzneurose. Am 8. September 1918 wurde er mit Wirkung vom 30. September 1918 von der Stellung des deutschen Militär-Bevollmächtigten enthoben und dem bayerischen Kriegsministerium zur Verfügung gestellt. Er blieb bis zum 23. Oktober 1918 zur Übergabe der Geschäfte in Konstantinopel. Im November 1918 reiste er dann nach Deutschland zurück. Noch im Jahr 1918 wurde von Lossow dort zum Generalstabschef beim Oberbefehlshaber des Heimatschutzes Süd ernannt. Am 26. Januar 1919 wurde er zum Chef des Ingenieurkorps ernannt. Zeitweise erwog er wegen der Niederlage im Krieg seinen Rücktritt einzureichen. Schon jetzt sympathisierte er mit revisionistischen Kreisen. Er wurde aber trotzdem im Jahr 1919 in das vorläufige Reichsheer übernommen. Am 1. Oktober 1919 wurde er dann zum Kommandeur der Infanterieschule München ernannt. Auch bei der Bildung des 200.000 Mann Heeres der Reichswehr Mitte Mai 1920 war er dort noch immer im Einsatz. Bei der Bildung des 100.000 Mann Heeres der Reichswehr am 1. Oktober 1920 blieb er ebenfalls weiterhin als Kommandeur der Infanterieschule in München. Mit Wirkung vom 1. Juli 1921 wurde er zum Generalleutnant befördert. Im Herbst 1922 wurde er mit Wirkung vom 1. Dezember 1922 als Nachfolger von Generalleutnant Ritter von Möhl zum Kommandeur der 7. Division der Reichswehr in München ernannt. Damit wurde er auch Befehlshaber vom Wehrkreis VII und Landeskommandant von Bayern. Sein Nachfolger als Kommandeur der Infanterieschule wurde Generalmajor Friedrich Lindemann. Eine größere Rolle spielte der General dann beim Hitler-Ludendorff-Putsch im Herbst 1923. Er verweigerte das Verbot des "Völkischer Beobachter" woraufhin er seines Amtes enthoben wurde. Er wurde daraufhin mit der gesamten Division von der bayerischen Regierung übernommen. Nachdem der Putsch scheiterte und der Ausnahmezustand aufgehoben war, wurde von Lossow endgültig seiner Stellung als Landeskommandant in Bayern enthoben und aus der Reichswehr entlassen. Während des Hitlerprozesses wird von Lossow vernommen, allerdings nicht angeklagt. Er zieht sich anfangs in die Türkei zurück, kehrte aber später wieder nach Deutschland zurück. 1935 gestaltet der Bildhauer Arno Breker eine Porträtbüste des Generals, der damals bereits als eine Legende galt und sehr zurückgezogen lebte. Im Herbst 1938 stirbt der ledige Generalleutnant a.D. Otto von Lossow in München.

 

Literatur und Quellen:
Krug, Ottomar: Deutsche Generale 1867-1945, Bundesarchiv Freiburg, Signatur MSG 109/10851
Militär-Handbuch des Königreichs Bayern mit dem Stand vom 1. Februar 1887, 33. Auflage, München
Militär-Handbuch des Königreichs Bayern mit dem Stand vom 20. Februar 1889, 34. Auflage, München
Militär-Handbuch des Königreichs Bayern mit dem Stand vom 1. Dezember 1893, 36. Auflage, München
Militär-Handbuch des Königreichs Bayern mit dem Stand vom 23. Dezember 1895, 37. Auflage, München
Militär-Handbuch des Königreichs Bayern mit dem Stand vom 1. Dezember 1897, 38. Auflage, München
Militär-Handbuch des Königreichs Bayern mit dem Stand vom 11. April 1900, 39. Auflage, München
Militär-Handbuch des Königreichs Bayern mit dem Stand vom 28. Oktober 1901, 40. Auflage, München
Militär-Handbuch des Königreichs Bayern mit dem Stand vom 16. April 1903, 41. Auflage, München
Militär-Handbuch des Königreichs Bayern mit dem Stand vom 15. Mai 1905, 42. Auflage, München
Militär-Handbuch des Königreichs Bayern mit dem Stand vom 10. April 1907, 43. Auflage, München
Militär-Handbuch des Königreichs Bayern mit dem Stand vom 8. Juni 1909, 44. Auflage, München
Militär-Handbuch des Königreichs Bayern mit dem Stand vom 1. Juni 1911, 45. Auflage, München
Militär-Handbuch des Königreichs Bayern mit dem Stand vom 6. Februar 1913, 46. Auflage, München
Militär-Handbuch des Königreichs Bayern mit dem Stand vom 16. Mai 1914, 47. Auflage, München
Stellenbesetzung im Reichsheer 16. Mai 1920, Biblio-Verlag 1968
Stellenbesetzung im Reichsheer 1. Oktober 1920, Biblio-Verlag 1968
Stellenbesetzung im Reichsheer 1. Oktober 1921, Biblio-Verlag 1968
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. April 1923, Berlin, Mittler und Sohn 1923
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. April 1924, Berlin, Mittler und Sohn 1924
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1925, Berlin, Mittler und Sohn 1925
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1926, Berlin, Mittler und Sohn 1926
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1927, Berlin, Mittler und Sohn 1927
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1928, Berlin, Mittler und Sohn 1928
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1929, Berlin, Mittler und Sohn 1929
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1930, Berlin, Mittler und Sohn 1930