Standort Kempten im Allgäu
Flugplatz Kempten-Durach
Die Stadt Kempten liegt ca. 660 m über dem Meerespiegel am Alpennordrand an den Ufern der Iller, etwa 50 km vom Bodensee 100 km von München und der Bezirkshauptstadt Augsburg entfernt. Durch den Frieden von Lunéville im Jahre 1803 wurde Kempten Garnison. Das I. Bataillon des Kurbayrischen Feldjägerregiments von Salern und eine Eskadron des Graf Fuggerschen Chevauleger-Regiments wurden vom bayrischen Kurfürst bereits im September 1802 nach Kempten verlegt. Die Einquartierung wurde trotz des guten Verhaltens der Truppe als Last empfunden und der Kurfürst um Verringerung der Truppe gebeten, woraufhin die Kavallerie zurückgezogen wurde. 1803 wurde das I. Bataillon nach Dillingen verlegt, dafür kam die 2. Eskadron des Chevauleger-Regiment "Kurfürst" nach Kempten und kurz darauf das 2. leichte Infanterie-Bataillon Vincenti. Im Mai 1806 löste das 1. leichte Infanterie-Bataillon Metzen das 2. leichte Infanterie-Bataillon Vincenti ab. Im Krieg gegen Preußen und Rußland lag in Kempten das Depot des 2. leichte Infanterie-Bataillon und die 2. Eskadron des Chevauleger-Regiment "König". Nach dem Frieden von 1807 war vorübergehend auch das II. Bataillon des 3. Infanterie-Regiment "Herzog Karl" in Kempten stationiert. Es rückte aber schon bald nach Augsburg ab. Dafür bekam Kempten das 2. leichte Bataillon Dietfurt. Kempten war ständige Garnisonsstadt geworden. Ein ununterbrochener Wechsel vollzog sich. 1809 erhielt Kempten das Materialdepot des 11. Infanterie-Regiment und des 7. leichten Infanterie-Bataillon Günther. Als diese nach Konstanz verlegt wurden, bildete Major Pillement in Kempten das 1. und 3. Reserve-Bataillon. Sie wurden 1809 nach München gerufen. Dafür zog in Kempten das I. Bataillon des 13. Linien-Infanterie-Regiment (später 11. Infanterie-Regiment "Kinkel") ein. Das Bataillon blieb bis zum russischen Feldzug im Jahr 1812 in Kempten. Als nach der Vernichtung des bayrischen Heeres 1813 ein neues Heer aufgestellt wurde, wurde in Kempten das 1. Bataillon des Illerkreises aufgestellt. Dieses Bataillon ging später in dem 11. Infanterie-Regiment auf, dessen Stab und I. Bataillon Kempten bis 1822 beheimatete. Rund 800 Mann waren im Gebäude der ehemaligen Residenz (Schloßkaserne) untergebracht. Nachdem es nach der Gründung eines Stadtwehrkorps immer wieder zu Disziplinproblemen gekommen war, wurde die Garnison Kempten aufgelöst. Erst 1855 kamen wieder Soldaten nach Kempten und wurden herzlich willkommen. Im Feldzug 1870 zogen auch die Kemptener Truppen mit 24 Offizieren und 850 Soldaten in den Krieg. Am 23. Juli 1871 kamen die Soldaten wieder in die Garnison. Sie hatten 68 Tote, 12 Vermißte und 269 Verwundete zu verzeichnen. 1897 wurden die Jäger nach Straubing verlegt. Dafür kam das II. Bataillon des 20. Infanterie-Regiments nach Kempten. Im Jahr 1910 trat die Iller über die Ufer und richtete erhebliche Schäden an. Die Soldaten des Bataillons griffen überall hilfsbereit ein. Im 1. Weltkrieg wurde das Bataillon im Westen eingesetzt. Die Gesamtverluste der Kemptener Einheiten im 1. Weltkrieg betrugen 1.127 Tote.
Am 16. Dezember 1918 kehrten die Reste des II. Bataillons nach Kempten
zurück. In den Kasernen rissen die Soldatenräte die Macht an sich. Eine rote
Volkswehr wurde aufgestellt. Als am 6. April 1919 in München die Räterepublik
ausgerufen wurde, gewannen auch in Kempten die radikalen Elemente die Oberhand.
Nachdem das Freikorps Epp in München die Ordnung wiederhergestellt hatte, zog
es in 3 Abteilung nach Kempten ein. Die Bürgerwehr wurde aufgelöst und eine
neutrale Stadtwehr aufgestellt. Offizielle Sicherungstruppe wurde das Freikorps
Schwaben, auch Weiße Garde genannt. Es wurde unter der Bezeichnung Bayrisches
Reichswehr Gebirgsjägerbataillon III./42 geführt. Am 24. Februar 1920 ging
diese Einheit dann als Gebirgsjäger-Bataillon in das Infanterie-Regiment 19
über. In Kempten in der Schloßkaserne verblieben der Bataillonsstab mit der 10. Und 12. Kompanie.
Die Kommandeure des Bataillons waren zum Teil später bekannte Heerführer. Im
einzelnen waren dies:
1918-1920 Daniel Ritter von Pitrof
1920-1923 Otto Freiher von Pechmann
1923-1924 Wilhelm List
1924-1928 Richard Wenk
1928-1931 Max J. Schindler
1931-1935 Eduard Dietl
Weitere bekannte Namen als Kompaniechefs, Hauptleute beim Stab, bzw. Adjutanten
waren Ludwig Kübler, Graf Ludwig von Bodmer, von Stettner auf Grabenhofen, von
Inama, Gustav Freiherr von Bechtolsheim, H. Weissenberger, Josef Kübler, B.
Pürckhauer, Hans Peißl, Robert Bader, Otto Mauler, Fritz Vellhorn un Willibald
Utz. Zum Schutz der Grenzen wurden 1935 zwei neue Gebirgsjäger-Regimenter
aufgestellt (99 und 100). Zunächst wurde das III. (Gebirgsjäger-)/19 durch
Rekruten verstärkt und danach in zwei Jäger-Bataillone geteilt, welche auf die
Standorte Kempten, Reichenhall und Traunstein verteilt wurden. Das neue
Gebirgs-Jäger-Regiment 99 wurde am 15. November 1935 offiziell aufgestellt.
Dabei entstanden das Regimentsstab mit Nachrichtenzug aus dem Polizei-Regiment
Nürnberg; das I. Bataillon entstand aus dem I. Ausbildungs-Bataillon vom
Infanterie-Regiment München; das II. Bataillon aus dem I. Bataillon vom
Infanterie-Regiment Augsburg; das III. Bataillon aus dem III. Bataillon vom
Infanterie-Regiment Augsburg; die 14. (Pz.Abw.) Kompanie durch die 14. Kompanie
vom Infanterie-Regiment Augsburg. Unter den Rekruten waren auch viele
Rheinländer. Kommandeur des Regiments wurde Oberst Eduard Dietl. Am 1. Oktober
1936 wurde das Regiment aus seinen Standorten verlegt. Der Stab ging von Kempten
nach Füssen, das I. Bataillon verlegte nach Garmisch-Partenkirchen, dessen
Kommandeur wurde Oberstleutnant August Hagl. Das II. Bataillon kam von Augsburg
nach Füssen, Kommandeur war Oberstleutnant Volkamer von Kirchsittenbach. Das
III. Bataillon kam von Lindau nach Sonthofen, sein Kommandeur war Oberstleutnant
Georg Ritter von Hengl. Regimentsadjutant war Theodor Freiherr von und zu
Aufseß, bis er 1938 zur 2. Gebirgs-Division versetzt wurde. Für das I.
Bataillon vom Gebirgsjäger-Regiment 99 bezog 1937 das I. Bataillon vom
neugebildeten Infanterie-Regiment 91, die eben fertig gewordene
Prinz-Franz-Kaserne. Ebenfalls 1937 zog eine Abteilung des Artillerie-Regiment 27
in die neue große Kaserne an der Kaufbeurer Sraße. Sie erhielt den Namen
Scharnhorst-Kaserne, hieß aber nach ihren ersten Bewohnern meist einfach nur
Artillerie-Kaserne. Der Standortübungsplatz befand sich in der Riederau. Das I.
Bataillon vom Infanterie-Regiment 91 nahm 1938 am Einmarsch in Österreich teil
und zog 1939 von Kempten ins Feld. In Kempten waren auch einige RAD-Einheiten
stationiert. 1938 wurde das Heeresverpflegungsamt Kempten errichtet. Es
beinhaltete eine Bäckerei, Speicher für Getreide, Futtermittel und Mehl, sowie
Rauhfutter- und Feldscheunen. 1938/39 entstanden am verlängerten Orangerieweg
drei Unterkunftsbaracken für die 3. Kompanie vom Infanterie-Regiment 91. Von
1938 bis 1940 wurde die ehemalige Reitstall-Kaserne in der Landwehrstraße 4 zum
Wehrbezirks-Kommando ausgebaut. Von 1938 bis 1942 wurde das Standortlazarett am
Haubensteinweg aufgebaut. An die Artillerie-Kaserne schloß sich im Norden das
Heeresnebenzeugamt an. Es wurde von 1939 bis 1941 erbaut. Seine
Geräte-Lagerhallen und die so modern eingerichteten Betriebswerkstätten haben
durch Bombenabwürfe am Ende des Krieges schwer gelitten. Gegenüber der
Artillerie-Kaserne befand sich die Heeres-Standort-Verwaltung. 1942 wurde noch
eine Kaserne für zwei Infanterie-Bataillone an der verlängerten Stephanstraße
begonnen. Diese war bis zum Kriegsende aber erst im Rohbau fertig. Nach dem
Krieg wurden diese Gebäude von der Stadt behelfsmäßig für Heimatvertriebene
hergerichtet. Ab September 1943 gab es in Kempten auch ein Außenkommando des
Konzentrationslagers Dachau. Dieses war bei der Luftschrauben und Sachse KG bis
April 1945 im Einsatz. Am 18. Juli 1944 kam es über Kempten zu Luftkämpfen. Am
19. Juli 1944 fielen Bomben in Kempten. Sie galten einem Werk in Kotten, das zu
dieser Zeit dem Flugzeugbau diente. Auch im Haubenschloßgebiet entstanden
Brände. Es gab insgesamt 5 Angriffe. Die Wehrmachtsanlagen am Ostbahnhof wurden
schwer beschädigt, zum Teil ganz zerstört. Tiefflieger nahmen Güterzüge
unter Beschuß. Beim nahenden Zusammenbruch kamen aus allen Richtungen Truppen
in die Stadt. Manche zogen nur durch, manche nahmen auch vorübergehend Quartier
in der Stadt. Das Ziel der Truppen war das Gebirge in dem eine letzte
Auffangstellung gebildet werden sollte. Die Stadt selbst sollte ebenfalls
verteidigt werden. Am 27. April 1945 näherten sich amerikanische Panzer von der
Kaufbeurer Straße her der Stadt. Einigen beherzten Bürgen gelang es die
Sprengung des Illersteges und der unteren Illerbrücke zu verhindern. Die drei
oberen Illerbrücken waren aber nicht zu retten, sie wurden gesprengt als der
Amerikaner den Durchlaß in Schelldorf erreicht hatten. Der Vormarsch wurde
dadurch aber nicht aufgehalten und am Nachmittag besetzten die Amerikaner die
Stadt. Am gleichen Tag marschierten von Westen her französische Truppen in die
Stadt. Insgesamt hatte die Stadt Kempten im 2. Weltkrieg 224 Tote und 650
Verwundete zu verzeichnen. Nach dem Krieg wurden in den Kasernen Notunterkünfte errichtet.
Am 1. August 1956 bezogen Angehörige des Luftlande-Jäger-Bataillons 19 die
von Grund auf renovierte Prinz-Franz-Kaserne.
Ebenfalls im Jahr 1956 wurde das Standortlazarett am Haubensteinweg
einschließlich der Inneneinrichtung von Grund auf renoviert und modernisiert.
Es hieß danach Chirurgenlazarett 5 und umfaßte mit dem Infektionsbau 150
Betten. Eine Zahnstation, Standortapotheke und Schwesternhaus befanden sich im
Block III. Heute befindet sich die Bundeswehr in der Artilleriekaserne mit
Einheiten des Gebirgssanitätsregiment 42.
Fronttruppenteile:
Infanterie-Regiment 19 (Regimentsstab, III. Bataillon (Stab, 10. und 12. Kompanie)
Infanterie-Regiment 91 (Regimentsstab, I. Bataillon, 13. und 14. Kompanie)
Artillerie-Regiment 27 (I. Abteilung)
Gebirgsjäger-Regiment 99 (Stab und I. Bataillon)
Landesschützen-Bataillon 610
Ersatz- und Ausbildungstruppenteile:
Infanterie-Ersatz-Regiment 268
Grenadier-Ersatz-Regiment 307
Infanterie-Ersatz-Bataillon 91
Infanterie-Nachrichten-Ersatz-Kompanie 27
Infanterie-Panzerabwehr-Ersatz-Kompanie 212
Infanterie-Nachrichten-Ersatz-Kompanie 212
Infanterie-Panzerabwehr-Ersatz-Kompanie 268
Infanterie-Nachrichten-Ersatz-Kompanie 268
Verwaltungstruppen:
Sanitäts-Staffel
Wehrbezirks-Kommando
Wehrmeldeamt
Wehrmachtfürsorgeoffizier
Heeresnebenzeugamt
Heeresfachschule (V.W.)
Heeresfachschule (V.)
Heeres-Standort-Verwaltung
Heeres-Bauamt
RAD-Truppen:
RAD-Gruppe 305
RAD-Meldeamt 195
Literatur und Quellen:
Jürgen Zapf: Flugplätze der Luftwaffe 1934 - 1945 - und was davon übrig blieb, VDM-Verlag, 1. Auflage 2010
Georg Tessin: Verbände und Truppen der deutschen Wehrmacht und Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg 1939 - 1945, Band 16, Teil 1. Biblio-Verlag Osnabrück 1996
Mattiello Ginfranco: Fliegerhorstkommandanturen und Flugplätze der deutschen Luftwaffe 1935-1945, Biblio-Verlag Osnabrück