Junkers Ju 87

 

In der ersten Hälfte der dreißiger Jahre fehlte es der entstehenden deutschen Luftwaffe an einem brauchbaren Zielgerät für Horizontalbombenwürfe. Das Technische Amt  des Reichsluftfahrtministeriums hatte daher Versuche mit stürzenden Flugzeugen vorgenommen. Als  jedoch Wolfram von Richthofen die Entwicklungsabteilung des Technischen Amtes übernahm, brach er diese Versuche sofort ab, weil seiner Meinung nach ein Sturzflug unter 2.000 m Höhe wegen der starken Bodenabwehr nicht möglich sein sollte. Die ersten Bombenwurfversuche der inzwischen gebauten Horizontalbomber zeigten  jedoch eine solch große Streuung, daß das Projekt des Sturzkampfbombers wiederaufgenommen wurde, was nicht zuletzt auf den Kunstflieger Ernst Udet zurückzuführen war, der seinen ehemaligen Kriegskameraden Hermann Göring auf entsprechende amerikanische  Entwicklungen aufmerksam machte.

Auf Veranlassung Görings kaufte Udet in den USA zwei Curtiss-Sturzkampfflugzeuge SB 2 C-3, die er in Tempelhof vorführte. Auf Görings Wunsch wurde der Sturzflug in Rechlin auch technischen Luftwaffenoffizieren überzeugend demonstriert, aber von Richthofen beharrte auf seinem Standpunkt gegen den Sturzkampfbomber. Demgegenüber blieb Udet bei seiner Idee und stellte sich den sturzflugbegeisterten Anhängern des Reichsluftfahrtministeriums als Pilot zur Verfügung. Probeabwürfe, geflogen mit einem sturzflugfähigen Übungseinsitzer Focke-Wulf »Stößer«, erbrachten eine Treffsicherheit von über 40 Prozent. Daraufhin wurde Udet am 10. Juli zum Oberst befördert und zum Chef des Technischen Amtes ernannt. Seine erste Amtshandlung bestand darin, den »Stößer« in Rechlin Wever und den Offizieren des Generalstabes vorzuführen. Kurze Zeit später hatte er einen Entwicklungsauftrag für die Schaffung eines Sturzkampfbombers durchgesetzt, und ein entsprechender Auftrag, der größte, der bis zu dieser Zeit erfolgte, ging noch 1936 an die Firmen Arado, Blohm & Voß, Heinkel und Junkers. Während Arado in der Ar 81 einen robusten Doppeldecker und Heinkel in der He 118 einen schnittigen Eindecker mit Einziehfahrwerk entwickelte, schuf Junkers in der Ju 87 einen robusten Knickflügel-Eindecker mit starrem Fahrwerk, der der bei Blohm & Voß entwickelten Ha 137 stark ähnelte. Das Vergleichsfliegen der vier Muster fand in Rechlin statt. Bei ihm schieden die Ar 81 wegen ihrer Doppeldecker-Bauart und die Ha 137 durch ihre Einsitzigkeit zuerst aus. Beim anschließenden Finale zwischen He 118 und Ju 87 blieb letztere schließlich Sieger und ging in die Fertigung.

Der erste Prototyp Ju 87 V-1 besaß noch ein Doppelleitwerk, um ein freies Schußfeld nach hinten zu haben. Charakteristisch waren die dicken Knickflügel mit den robusten Hosenbein-Fahrwerken und die langgestreckte, stark verglaste Abdeckhaube für die beiden hintereinander liegenden Sitze. 1935 entstand der zweite Prototyp, die Ju 87 V-2, der wie die V-1 einen 600 PS-Rolls Royce "Kestres"-Motor besaß. Im Gegensatz zur V-1 hatte diese Maschine einen bis zum Bug vergrößerten Kühler. Der Prototyp Ju 87 V-3 war mit dem  neuen Jumo 210-Motor und einer Dreblatt-Verstell-Luftschraube ausgestattet. Außerdem hatte diese Maschine ein einfaches Seitenleitwerk. Der vierte Prototyp, die Ju 87 V-4, entsprach bereits der Serienausführung Ju  87 A. 1937 ging die erste Version in Serie und wurde in verschiedenen Versionen bis 1944 gebaut. Von Udet wurde die charakteristische Motorsirene erfunden,  die später auch den Namen "Jericho-Trompete" erhielt,  um die moralische Wirkung der Stuka-Angriffe zu erhöhen.

Produktionszahlen der Ju 87:

1939 1940 1941 1942 1943 1944 Summe
143 603 500 960 1672 1012 4881

 

Junkers Ju 87 A-Reihe

Die  A-Ausführung besaß den Aufbau der V-Muster mit Jumo 210-Triebwerk, Normalleitwerk  und Hosenbeinverkleidung.

Ju 87 A-1

Serienausführung mit Jumo 210 C-Motor. Die Bewaffnung bestand aus zwei MG  17, die starr im Flügelknick montiert waren, sowie  einem MG  15, das beweglich im B-Stand montiert war. Die Bombenzuladung bestand aus einer 500 kg-Bombe unter dem Rumpf. Die Aufhängung der 500 kg-Bombe war so konstruiert, daß sie beim Sturzkampfangriff ausschwenkte, um die Bombe aus dem Propellerkreis zu bringen. Die  ersten Maschinen wurden im spanischen Bürgerkrieg erprobt.

Junkers Ju 87 B-Reihe

Bereits  1938  wurde diese verstärkte Reihe aufgelegt. Das Muster  besaß ein verkleidetes Einbeinfahrgestell und ging 1940 in  die Serienfertigung. Die Sturzflugbremsen brachten die Maschine im Sturz auf etwa  500 km/h, was  die Belastungen für Besatzung und Zelle  in erträglichen Grenzen hielt.

Ju 87 B-1

Standard-Serienausführung mit Jumo 211-Motor. Die Bewaffnung entsprach derjenigen der A-Reihe, die Bombenzuladung bestand aus einer 250 kg-Bombe unter dem Rumpf und vier 25 kg Bomben unter den Flügeln.

Ju 87 B-2

Ähnlich der Ju 87 B-l, jedoch mit leicht veränderter Ausrüstung.

Ju 87 B-2/U-4

Für  den Einsatz über Wasser wurde diese Version mit Schwimmpontons entwickelt. Der sonstige Aufbau entsprach der B-2-Variante.

 

Junkers Ju 87 C-Reihe

Für den nie fertiggestellten Flugzeugträger »Graf Zeppelin« wurde diese Reihe  für den Trägereinsatz entwickelt.

Ju 87 C-1

Abwandlung der B-1-Variante mit Landehaken unter dem Rumpfheck und einem abwerfbaren Fahrgestell für den Fall einer Notwasserung. Der gesamte Aufbau war für den Katapultstart verstärkt worden, entsprach aber sonst der B-1-Variante. Die Entwicklung wurde kurz nach dem Kriegsausbruch abgebrochen, der Umbau von B1- in C-1-Maschinen 1941 gestoppt.

 

Junkers Ju 87 D-Reihe

Die D-Reihe war die am meisten gebaute Version der Ju 87. Im Gegensatz zur B-Serie fiel der große Bauchkühler weg und wurde durch zwei Kühler unter dem Flügelmittelstück ersetzt, wobei unter der Motorhaube lediglich der Ölkühler verblieb. Die Führersitz-Abdeckhaube wurde umkonstruiert und in Tropfenform gestaltet. Die Panzerung war verstärkt und das Bombengehänge unter dem  Rumpf für Bomben bis zu einem Gewicht von 1.800 kg gestaltet worden. Anfänglich  nur als Sturzkampfbomber eingesetzt, wurde  die D-Reihe später auch als Tag-  und Nacht-Schlachtflugzeug eingesetzt.

Ju 87 D-1

Fortschrittliche Weiterentwicklung der Ju 87 B-2 mit den oben angeführten Verbesserungen und einer vergrößerten Reichweite.

Typ: Einmotoriges Sturzkampf- und Schlachtflugzeug

Flügel: Freitragender Knickflügel-Tiefdecker. Dreiteiliger zweiholmiger Ganzmetallflügel mit Glattblechbe-plankung. Mittelstück mit starker negativer V-Form fest am Rumpf, Außenteile mit positiver V-Form angelenkt. Junkers-Doppelflügel über die gesamte Hinterkante, außen als Querruder, innen als Landehilfen wirkend. Unter dem Flügel hängende Sturzflugbremsen in Höhe des Vorderholmes im Außenflügel.

Rumpf: Glattblechbeplankter Ganzmetallrumpf mit ovalem Querschnitt, aus zwei Halbschalen gebildet.

Leitwerk: Abgestrebtes Normalleitwerk, Höhenflosse durch 1-Stiele zum Rumpf hin abgefangen. Über die gesamten Ruderhinterkanten reichende Trimmklappen. Aufbau aller Flächen aus Ganzmetall.

Fahrwerk: Starres Normalfahrgestell. Haupträder an ölpneumatischen, freitragenden Federbeinen und stromlinienförmig verkleidet; jeweils am Flügelknick angelenkt. Spornrad

Triebwerk: Ein Junkers Jumo 211 J flüssigkeitsgekühlter Zwölfzylinder-A-Motor mit 1 x 1.420 PS Startleistung. Junkers-Dreiblatt-Verstell-Luftschraube aus Holz. Kraftstofftanks im Flügel

Besatzung: 2 Mann hintereinander Rücken an Rücken unter Vollsicht-Abdeck-Schiebehaube

Militärische Ausrüstung: 2 x MG 17 starr in den Flügelknicks, 1 x MG 81 Z beweglich im B-Stand. Gehänge unter dem Rumpf für 1 x 1.800 kg, 1 x 1.000 kg, 1 x 500 kg oder 1 x 250 kg-Bombe. Flügelgehänge für 2 x 500 kg, 2 x 250 kg oder 4 x 50 kg-Bomben unter den Außenflügeln.

Ju 87 D-1

Werks- Nr. 2292, Versuchsausführung als Torpedobomber

Ju 87 D-2

Analog der Ju 87 D-1, jedoch mit Schleppvorrichtung für Lastensegler

Ju 87 D-3

Analog der Ju 87 D-1, jedoch mit verstärkter Panzerung

Ju 87 D-4

Weiterentwicklung der D-3 mit abwerfbaren Waffenbehältern unter dem Flügel für den Schlachtfliegereinsatz in Rußland. Jeder der beiden Waffenbehälter besaß drei MG 81 Z.

Ju 87 D-5

Weiterentwicklung der D-3 mit von 13,80 auf 15,00 m vergrößerter Spannweite, größerer Sturzfluggeschwindigkeit und abwerfbarem Fahrgestell, um Überschläge bei Notlandungen zu verhindern. Die Bewaffnung wurde mit MG 151/20 statt der MG 17 verstärkt worden.

Ju 87 D-7

Abwandlung der Ju 87 D-1 mit den größeren Flügeln der D-5 und verstärkter Flügelbewaffnung. Die beiden MG 17 wurden bei dieser Version durch zwei MG 151/20 ersetzt.

Ju 87 D-8

Abwandlung der Ju 87 D-3 mit den größeren Flügeln der D-5 und der verstärkten Flügelbewaffnung der D-7

Junkers Ju 87 G-Reihe

Die im Krieg immer stärker werdende  Bodenabwehr schränkte Sturzkampfeinsätze immer mehr ein. Daher wurde die Ju 87 für  den Schlachtfliegereinsatz umkonstruiert. Die Maschinen der D-Reihe erhielten unter jedem Flügel eine 3,7-cm Flak in Behältern, die Sturzflugbremsen fielen bei dieser Version weg. Die Erprobung der neuen Maschinen wurde von Oberst Rudel persönlich durchgeführt.

 

Junkers Ju 87 H-Reihe

Umbauten von Maschinen der D-Reihe mit Doppelsteuer für Schulzwecke

Junkers Ju 87 R-Reihe

Die Maschinen dieser Baureihe waren mit  Zusatzbehältern anstelle der Bomben ausgerüstet, um die  Reichweite zu erhöhen. Die Maschinen wurden vorzugsweise im Mittelmeerraum eingesetzt. Die Ju 87 R entsprach der Ju 87 B, allerdings mit Modifikationen zur Aufnahme von zwei abwerfbaren 300l Zusatztanks unter den Flügeln zwecks Reichweitenerhöhung. Ebenfalls eingebaut wurde ein zusätzlicher Öltank.