Ritter von Xylander, Rudolf Robert

 

* 26. Dezember 1872, Charleville, Department Ardennen (Frankreich)

† 18. Februar 1946, München

 

 

Rudolf Ritter von Xylander war der Sohn des späteren Generaloberst Joseph Anton Emil Ritter von Xylander und dessen Ehefrau Rosa, geborene Logan. Er trat am 1. August 1890 als Offiziersanwärter in die Königlich Bayerische Armee ein. Er kam dabei zum Königlich Bayerisches 5. Chevaulegers-Regiment „Erzherzog Friedrich von Österreich“ in Saargemünd. Am 23. Dezember 1890 wurde er dann in das Königlich Bayerisches 5. Feldartillerie-Regiment „König Alfons XIII. von Spanien“ nach Landau in der Pfalz versetzt. Am 1. März 1891 wurde er in diesem zum Portepeefähnrich befördert. Nach dem Besuch der Kriegsschule wurde er am 5. März 1892 zum außeretatmäßigen Sekondeleutnant befördert. Am 27. September 1893 wurde er in das Königlich Bayerisches 1. Feldartillerie-Regiment „Prinzregent Luitpold“ versetzt und als Batterieoffizier der 8. Batterie in München zugeteilt. Am 1. Oktober 1893 wurde er zur Artillerie- und Ingenieurschule kommandiert. Ende 1895 gehörte er als Batterieoffizier zur 1. reitenden Batterie seines Regiments. Am 1. Oktober 1897 wurde er für die nächsten Jahre zur Generalstabsausbildung zur Kriegsakademie nach München kommandiert. Etatmäßig gehörte er dabei am Anfang zur 9. Batterie seines Regiments. Während seines dortigen Aufenthaltes hat er dann im Sommer 1898 die fast genau fünf Jahre jüngere Helene Julie Marie Gabriele Frommel geheiratet. Aus der Ehe gingen ein Sohn sowie zwei Töchter hervor. Am 1. Januar 1899 wurde er durch die Umbenennung seines Dienstgrades zum Leutnant ernannt. Am 28. Juni 1899 wurde seine Tochter Hertha Vera Margarete Hildegard Edle von Xylander in München geboren. An der Kriegsakademie München wurde er am 24. Januar 1900 auch zum Oberleutnant befördert. Zu dieser Zeit gehörte er etatmäßig zur 6. Batterie seines Regiments. Nach dem Abschluß an der Kriegsakademie wurde ihm die Eignung zum Generalstab, in zweiter Linie für das Lehrfach (Taktik, Kriegsgeschichte, Waffenlehre) ausgesprochen. Als Oberleutnant wurde er am 15. April 1901 als Nachfolger von Oberleutnant Hugo Müller zum Adjutanten der Königlich Bayerische 1. Feldartillerie-Brigade in München ernannt. Am 21. September 1902 kehrte er wieder zum Königlich Bayerisches 1. Feldartillerie-Regiment „Prinzregent Luitpold“ zurück. Sein Nachfolger als Brigadeadjutant wurde Emil von Ehlingensperg auf Berg. Er wurde dann für ein Jahr in den Generalstab kommandiert. Etatmäßig gehörte er zur 1. Batterie seines Regiments. Am 9. April 1903 wurde sein einziger Sohn Wolfdietrich Edler von Xylander in München geboren. Am 16. Juli 1903 wurde er zum überzähligen Hauptmann befördert. Als solcher wurde er am 30. September 1903 als Nachfolger von Hauptmann Eduard Herold als Chef der 2. Batterie vom Königlich Bayerisches 1. Feldartillerie-Regiment „Prinzregent Luitpold“ in München eingesetzt. Am 13. Januar 1906 starb seine Mutter. Am 25. Februar 1906 wurde er dann unter Vorbehalt der Festsetzung seines Patents in den Generalstab der Festung Ingolstadt versetzt. Am 27. Oktober 1906 hat er sein Patent als Hauptmann im Generalstab erhalten. Am 25. Januar 1907 wurde er als Lehrer an die Kriegsakademie nach München versetzt. Am 18. Januar 1908 wurde seine Tochter Irene Mechtild Lislotte Marie von Xylander geboren. Am 11. Oktober 1910 wurde er in den Großen Generalstab nach Berlin kommandiert und dort am 3. März 1911 auch zum Major i.G. befördert. Am 7. Oktober 1911 starb sein Vater. Am 1. Oktober 1912 wurde er als Adjutant zum Chef des Generalstabes versetzt. Als solcher nahm von Xylander im gleichen Jahr auch als Beobachter an den britischen Armeemanövern teil. Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs kam er dann Anfang August 1914 zum Generalstab der 6. Armee, wo er anfangs als 3. Generalstabsoffizier (Ic) eingeteilt wurde. Mit dieser war an den Grenzschlachten sowie den Kämpfen um Arras, Ypern und im französischen Teil von Flandern beteiligt. Bereits am 7. September 1914 wurde ihm das Eiserne Kreuz 2. Klasse verliehen. Am 4. November 1914 wurde ihm das Eiserne Kreuz 1. Klasse verliehen. Am 25. März 1915 erlitt er eine Venenentzündung am linken Unterschenkel infolge Überanstrengung bei einem Marsch durch die Schützengräben. Am 16. April 1915 wurde er in das Lazarett aufgenommen. Er kam dabei in das Lazarett III St. Sauveur in Lille. Dort wurde er an diesem Tag auch operiert. Dabei wurde durch den Geheimen Rat Professor Enderlen, beratender Chirurg vom II. bayerisches Armeekorps, die Thrombotische Vene entfernt. Am 25. April 1915 wurde er vom Lazarett gebessert in das Quartier entlassen. Am 5. Mai 1915 wurde er wieder voll felddienstfähig erklärt. Am 25. Mai 1915 kehrte er wieder zur Truppe zurück. Am 29. Juli 1915 wurde ihm das Ritterkreuz vom Militär-Max-Joseph-Orden verliehen. Am 14. August 1916 wurde er zu den Offizieren in besonderen Stellungen versetzt und dem AOK 6 für Verwendung in der Front zur Verfügung gestellt. Vom 22. August 1916 bis zum 13. September 1916 wurde er nach München beurlaubt. Während dieser Zeit wurde er zum Generalstab vom AOK 6 versetzt. Am 11. April 1917 wurde er von seiner Stellung als Major im Generalstab beim AOK 6 enthoben. Am 23. April 1917 wurde er als Kommandeur zum Königlich Bayerisches 9. Reserve-Feldartillerie-Regiment versetzt unter gleichzeitiger Enthebung von der Einteilung zu den Offizieren in besonderen Stellungen. Am 17. April 1917 wurde er zum Oberstleutnant befördert. Als solcher wurde er am 12. Juli 1917 zum Kommandeur vom Königlich Bayerisches 1. Feldartillerie-Regiment „Prinzregent Luitpold“ ernannt. Bei diesem wurde er jetzt wieder an der Westfront in der Champagne und in den Argonnen eingesetzt. Vom 2. Dezember 1917 bis zum 2. Januar 1918 wurde er als Stellvertreter vom General der Artillerie 8 zur 3. Armee kommandiert. Damit unterstand ihm die gesamte Artillerie im Bereich des AOK 3. Am 31. Januar 1918 erkrankte er an Darmverschluß und wurde deswegen vom 31. Januar 1918 bis zum 3. Februar 1918 im bayerischen Feldlazarett 4 aufgenommen. Von da wurde er in das Feldlazarett 119 nach Bucanzy überwiesen, wo er vom 3. Februar 1918 bis zum 6. Februar 1918 behandelt wurde. Danach kehrte er wieder zur Truppe zurück. Vom 12. Februar 1918 bis zum 27. Februar 1918 wurde er erneut als Stellvertreter vom General der Artillerie 8 zur 3. Armee kommandiert. Am 4. März 1918 wurde er fest als Vertreter vom General der Artillerie 8 bei der 3. Armee bestimmt. Am 20. März 1918 wurde er mit der Kriegsstelle des bayerischen General von der Artillerie 8 beliehen. Im Ersten Weltkrieg wurden ihm außerdem neben dem Ritterkreuz des Königlich Preußischen Hausordens von Hohenzollen mit Schwertern und beiden Eisernen Kreuzen auch noch weitere Auszeichnungen verliehen. Nach dem Ende des Krieges wurde er als Oberstleutnant in das vorläufige Reichsheer übernommen. Als solcher wurde er als Vertreter des bayerischen Generalstabes am 31. März 1919 zur Friedenskommission des Großen Generalstabes nach Berlin kommandiert. Dort arbeitete er gemeinsam mit General von Seeckt militärische Gegenvorschläge zum Versailler Vertrag aus. Anschließend kam er dann zur Saar-Abgrenzungskommission und man übertrug ihm sogar die Leitung der deutschen Delegation. Seine Privatanschrift war damals die 2. Etage in der Gentzstraße 1 in München. Auf französischen Druck hin erfolgte jedoch seine Abberufung von diesem Posten. Daraufhin wurde er am 3. September 1921 in den Ruhestand versetzt. Dabei wurden ihm noch die Charakter als Oberst verliehen.

In der Folgezeit spielte er anfangs eine zentrale Rolle bei der Bayerische Mittelpartei (BMP), bis er die Partei nach einem Sonderparteitag im Herbst 1922 als Vorsitzender der Münchener Ortsgruppe verließ. Nach dem Tod seiner ersten Frau Helene am 8. Juni 1922 heiratete er am 30. Juni 1923 erneut. Dieses Mal die achteinhalb Jahre jüngere Luise Bettelhäuser. 1924 gehörte zu den Mitgründern vom Völkischen Bund in Bayern. Nach seiner Verabschiedung aus der Reichswehr beschäftigte er sich außerdem auch mit militärgeschichtlichen Studien und verfasste auch mehrere Bücher. Besonders erwähnenswert ist sicher das vierbändige Werk: "Geschichte des 1. Feldartillerie-Regiments Prinz-Regent Luitpold" I. Band: 1791 bis 1806, II. Band: 1806 bis 1824, III. Band: 1824 - 1911, IV. Band: 1911 bis 1920 mit weit über 2.000 Seiten, welches er allerdings schon 1905 mit dem ersten Band begonnen hatte und 1931 mit dem vierten Band abschloss. Auch 1928 wohnte er privat noch in der Gentzstraße 1 in München und hatte die Telefonnummer 31024. Diese änderte sich 1930 zur 372024. Später war er auch im Reichsarchiv in Berlin tätig. 1935 erschien auch sein Werk "Die kriegswirtschaftliche Verfassung Italiens. Stoff und Geist im modernen Krieg". Ab diesem Jahr wurde er an der Berliner Kriegsakademie als Lehrer für Kriegsgeschichte eingesetzt. 1936 wohnte er privat in der Podbielskiallee 31-33 in Berlin-Dahlem und hatte die Telefonnummer H 9 Schmargendorf 6508. Ab 1937 lautete diese dann unter der gleichen Adresse 896508. Seine Töchter lebten Ende der 30iger Jahre ebenfalls in eigenen Wohnungen in Berlin. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde er im Sommer 1939 als Oberst reaktiviert, jedoch vorerst nicht verwendet. Er schrieb jedoch weiter auch sehr propagandistisch anmutende Sachen wie die Tornisterschrift: "Deutschlands Kampf um die Freiheit" im Jahr 1941. Ab 1941 wohnte er in der Schweinfurther Straße 43 in Berlin-Dahlem und hatte immer noch die Telefonnummer 896508. Am 24. April 1941 erfolgte die Ernennung zum Kommandant der Feldkommandantur 680 (FK 680) in Melun und seine zeitgleiche Kommandierung in die kriegswissenschaftliche Abteilung des Oberkommandos des Heeres. Privat zog er noch im Jahr 1941 in die Bregenzer Straße 15 in Berlin W15 und hatte dort die Telefonnummer 924141. Im weiteren Verlauf des Krieges unternahm er daher Vortragsreisen im besetzten Frankreich, am Kuban und in Rumänien. Am 1. August 1942 wurde er zum Generalmajor z.V. befördert. Am 31. Dezember 1942 heiratete seine Tochter den Dr. phil. Rudolf Friedrich Wilhelm Freiherr von Budenbrock in Berlin. Am 31. Januar 1943 wurde seine Verwendung aufgehoben und er in den Ruhestand verabschiedet. Im gleichen Jahr erschienen dann auch die Werke "Der Sieg im Osten: ein Bericht vom Kampf des deutschen Volksheeres in Polen" und "Der Sieg im Westen : Ein Bericht vom Kampf des deutschen Volksheeres in Holland, Belgien u. Frankreich." an denen er beteiligt war. Fast genau auf Tag ein Jahr nach dem Tod seines Sohnes, Generalleutnant Wolfdietrich Ritter von Xylander, schied er Anfang 1946 ebenfalls aus dem Leben. Seine Tochter Irene Mechthild Lislotte Marie Freifrau von Buddenbrock starb an einer Cyankalivergiftung am 20. März 1950 um 1 Uhr 10 in der Lotzstraße 45 in Frankfurt am Main. Seine eigene Witwe Luise starb am 21. April 1968 in Rosenheim.

Sein Bruder war der am 16. September 1880 in München geborene Egbert Karl August Ritter von Xylander, der es bei der bayerischen Kavallerie bis zum Major.a.D. brachte und am 7. Dezember 1960 im Alter von 80 Jahren starb. 

 

Literatur und Quellen:
Krug, Ottomar: Deutsche Generale 1867-1945, Bundesarchiv Freiburg, Signatur MSG 109/109845
Militär-Handbuch des Königreichs Bayern mit dem Stand vom 18. Juni 1881
Militär-Handbuch des Königreichs Bayern mit dem Stand vom 1. Februar 1887, 33. Auflage, München
Militär-Handbuch des Königreichs Bayern mit dem Stand vom 20. Februar 1889, 34. Auflage, München
Militär-Handbuch des Königreichs Bayern mit dem Stand vom 1. Dezember 1893, 36. Auflage, München
Militär-Handbuch des Königreichs Bayern mit dem Stand vom 23. Dezember 1895, 37. Auflage, München
Militär-Handbuch des Königreichs Bayern mit dem Stand vom 1. Dezember 1897, 38. Auflage, München
Militär-Handbuch des Königreichs Bayern mit dem Stand vom 11. April 1900, 39. Auflage, München
Militär-Handbuch des Königreichs Bayern mit dem Stand vom 28. Oktober 1901, 40. Auflage, München
Militär-Handbuch des Königreichs Bayern mit dem Stand vom 16. April 1903, 41. Auflage, München
Militär-Handbuch des Königreichs Bayern mit dem Stand vom 15. Mai 1905, 42. Auflage, München
Militär-Handbuch des Königreichs Bayern mit dem Stand vom 10. April 1907, 43. Auflage, München
Militär-Handbuch des Königreichs Bayern mit dem Stand vom 8. Juni 1909, 44. Auflage, München
Militär-Handbuch des Königreichs Bayern mit dem Stand vom 1. Juni 1911, 45. Auflage, München
Militär-Handbuch des Königreichs Bayern mit dem Stand vom 6. Februar 1913, 46. Auflage, München
Militär-Handbuch des Königreichs Bayern mit dem Stand vom 16. Mai 1914, 47. Auflage, München