Ritter von Xylander, Wolfdietrich Emil Adolf Waldemar

 

* 9. April 1903, München

† 15. Februar 1945, bei Struppen, Kreis Pirna (gefallen)

 

 

Wolfdietrich Ritter von Xylander war der Sohn vom späteren Generalmajor Generalmajors Rudolf Ritter von Xylander und dessen Ehefrau Helene, geborene Frommel. Er trat am 1. Mai 1921 in die Reichswehr ein. Er kam dabei zum Ausbildungs-Bataillon vom 19. (Bayerisches) Infanterie-Regiment. Vom 21. September 1922 bis zum 8. August 1923 besuchte er den I. Lehrgang an der Infanterieschule in München. Am 1. September 1923 wurde er zum Fähnrich befördert. Ab dem 21. September 1923 besuchte er den II. Lehrgang an der Infanterieschule in München. Im November 1923 war er auch beim Hitler-Ludendorff-Putsch am Marsch auf die Feldherrnhalle beteiligt. Am 16. September 1924 wurde ihm das Deutsche Sportabzeichen verliehen. Zum 1. Oktober 1924 wurde er zum Oberfähnrich befördert. Am 20. Januar 1925 schrieb Dr. Geßler vom Reichswehrministerium dem Wehrkreis VII folgende Antwort bzgl. einer geheimen Anfrage vom 3. Dezember 1924: "Im Falle des Oberfähnrichs von Xylander ließ die rein dienstliche und sachliche Würdigung der schweren Verfehlung das Ausscheiden aus dem Heer geboten erscheinen. Lediglich die Tatsache, daß der Oberfähnrich von Xylander unter seinen sämtlichen Jahrgangskameraden das beste Examen gemacht hat und von seinen Vorgesetzten in jeder Richtung ausgezeichnet beurteilt wird, ferner der Umstand, daß er sein Verhalten selbst tief bedauert, haben den Herrn Reichspräsidenten auf den ihm gehaltenen Vortrag hin bestimmt, ausnahmsweise die weitere Belassung im Dienst zu verfügen. Indessen sehe ich mich veranlaßt, die Beförderung des Oberfähnrichs von Xylander so lange auszusetzen, bis der durch sein Verhalten bewiesene grobe Mangel an militärischem Unterordnungsgefühl und Reife behoben ist. Zum 15. März 1925 sehe ich einem Bericht der Vorgesetzten über die weitere Führung des Oberfähnrichs von Xylander und seine Eignung zur Beförderung entgegen. Im übrigen kann ich angesichts des von den Vorgesetzten gewählten oder gut geheißenen Strafmaßes den Eindrucke nicht erwehren, daß die Schwere und Bedeutung, welche gerade derartige Verfehlungen für die Reichswehrleitung haben, doch vielleicht nicht in vollem Umfang erkannt worden ist. Für die Reichswehr ist und muß es oberstes Ziel und Gesetz sein, sich allen innerpolitischen Gegensätzen unbedingt fernzuhalten, um in den Wogen des Kampfes der Meinungen dem Reich der sichere und entscheidend wichtige Halt zu bleiben. Dementsprechend muss es schon aus grundsätzlichen Erwägungen auf das allerschärfste verurteilt werden, wenn Heeresangehörige und besonders Offiziere oder solche, die es werden wollen, unter Außerachtlassung dieser klaren Linie und in offenem Ungehorsam gegen wiederholt gegebene Befehle aus dem ihnen durch den § 36 des Wehrgesetzes bestimmt gezogenen Rahmen - gleichviel nach welcher Richtung - heraustreten." Nachdem der angeforderte Bericht anscheinen positiv ausgefallen ist, wurde er beim 19. (Bayer.) Infanterie-Regiment am 28. März 1925 mit einem Patent vom 1. März 1925 zum Leutnant befördert. Er gehörte jetzt als Kompanieoffizier zur 16. Kompanie vom 19. (Bayer.) Infanterie-Regiment in Landshut. Später wurde sein Rangdienstalter als Leutnant auf den 1. Dezember 1924 verbessert. 1925/26 wurde er dann für einige Jahre als Kompanieoffizier in die 11. Kompanie vom 19. (Bayer.) Infanterie-Regiment nach Kempten im Allgäu versetzt. In dieser wurde er am 1. Februar 1928 zum Oberleutnant befördert. Als solcher wurde er dann 1928/29 für mehrere Jahre als Kompanieoffizier in die 3. Kompanie vom 19. (Bayer.) Infanterie-Regiment nach München versetzt. Vom 29. November 1927 bis zum 10. Dezember 1927 besuchte er einen Gasschutzlehrgang. Am 1. März 1932 wurde er zum Regimentsstab vom 19. (Bayer.) Infanterie-Regiment in München versetzt und dort zum Regiments-Nachrichten-Offizier ernannt. Am 20. September 1932 hat er Bertel Clausnitzer, Tochter vom Oberstleutnant a.D. Fritz Clausnitzer, geheiratet. Am 11. März 1933 absolvierte er seine Wehrkreisprüfung. Am 1. Oktober 1933 wurde er zur Verfügung des Chefs der Heeresleitung gestellt. Von dort wurde er zum Offizierslehrgag an die Kriegsakademie kommandiert. Am 7. Oktober 1933 wurde sein Sohn Horst-Friedrich Rudolf Robert Edler von Xylander in Berlin geboren. Am 1. Juni 1934 wurde er zum Hauptmann befördert. Am 1. September 1935 wurde er dann in den Generalstab des Heeres kommandiert. Dort wurde er in der 3. Abteilung beim Oberquartiermeister IV eingesetzt. Am 12. November 1935 wurde sein Sohn Trutz-Dietrich Peter Egbert Edler von Xylander in Berlin geboren. Am 1. März 1937 wurde er auch offiziell zur 3. Abteilung beim Oberquartiermeister IV versetzt. Damit erhielt er jetzt die Berechtigung zum Tragen der Uniform des Generalstabs. Privat wohnte er in den nächsten Jahren Am Heidehof 85 in Berlin-Zehendorf und hatte die Telefonnummer 848496. In Berlin wurde er am 20. April 1939 auch zum Major i.G. befördert. Bei der Mobilmachung für den 2. Weltkrieg im Sommer 1939 wurde er am 26. August 1939 zur Abteilung Fremde Heere West beim Generalstab des Heeres eingeteilt. Nach anderen Quellen wurde er zum 3. Generalstabsoffizier (Ic) der 206. Infanterie-Division ernannt. Am 7. Januar 1940 wurde seine Tochter Godela Bertel Helene Edle von Xylander in Berlin geboren. Sein Rangdienstalter als Major i.G. wurde bis zu diesem Zeitpunkt auf den 1. Oktober 1938 verbessert. Am 31. Mai 1940 wurde ihm das Eiserne Kreuz 2. Klasse verliehen. Anfang Juni 1940 wurde er dann als 1. Generalstabsoffizier (Ia) in den Stab der 30. Infanterie-Division versetzt. Mit dieser wurde er jetzt auch noch beim 2. Teil vom Westfeldzug eingesetzt. Am 30. Juli 1940 wurde ihm das Eiserne Kreuz 1. Klasse verliehen. Danach verblieb die Division als Besatzungstruppe in Frankreich. Am 1. Dezember 1940 wurde er zum Oberstleutnant i.G. befördert. Erst zum Ende des Frühjahres 1941 verlegte der Stab dann in den Osten. Zum Sommerbeginn 1941 nahm er dann mit der 30. Infanterie-Division am Ostfeldzug beim Angriff auf Nordrussland teil. Bereits Anfang August 1941 wurde er abgelöst. Er wurde dafür am 3. August 1941 zum Ia der 2. Armee ernannt. Am 1. April 1942 erhielt er folgende Beurteilung von Generalmajor Gustav von Harteneck, Chef des Generalstabes vom AOK 2: "Starke Persönlichkeit mit lauterem Charakter und frischem, offenen Wesen. Hervorragend begabt und dabei unermüdlicher, fleißiger Arbeiter. Sicher in Taktik und Operation. Klar und rasch von Entschluß. Vor dem Feinde bewährt. Herz für die Truppe. Sehr beliebter Kamerad. Bewertung: Weit über dem Durchschnitt stehender Generalstabsoffizier. Empfehlung: Korpschef beim Gebirgskorps. Abteilungschef fremde Heere West." Dazu ergänzte am gleichen Tag Generalfeldmarschall Maximilian Reichsfreiherr von Weichs, OB der 2. Armee: "Überdurchschnittliche Persönlichkeit mit hervorragender Begabung. Rascher zuverlässiger Arbeiter. Wird ein sehr guter Korpschef werden." Am 9. April 1942 wurde ihm das Deutsches Kreuz in Gold verliehen. Am 25. November 1942 wurde er abgelöst und in die Führerreserve OKH versetzt. Seinen Dienst regelte die Abteilung P3 vom Heeres-Personalamt (HPA). Am 19. Januar 1943 wurde er dann zum Chef des Generalstabes vom Generalkommando XXXXIX. Gebirgskorps im Kaukasus ernannt. Am 21. Januar 1943 wurde er zum Oberst i.G. befördert. Das Rangdienstalter wurde dabei auf den 1. Januar 1943 festgelegt. Am 9. März 1943 erhielt er folgende Beurteilung von General der Gebirgstruppe Rudolf Konrad, KG vom XXXXIX. Gebirgskorps: "Überzeugter Nationalsozialist. Blutordensträger. Sicher in Taktik, Operation, Organisation und Befehlsgebung. Führernatur mit ausgesprochener operativer Begabung. Arbeits- und einsatzfreudig. Bewertung: Weit über Durchschnitt. Empfehlung: Leiter der Abteilung Fremde Heere." Dazu ergänzte am 14. März 1943 Generalmajor Vincenz Müller, Chef des Generalstabes der 17. Armee: "Nichts hinzuzufügen." Am 18. März 1943 ergänzte Generaloberst Richard Ruoff, OB der 17. Armee: "Einverstanden. Kommt voraussichtlich für höhere Führerstellen in Frage." Am 1. Mai 1943 ergänzte Generalleutnant Hans von Greiffenberg, Chef des Generalstabes der Heeresgruppe A, zur letzten Beurteilung: "Draufgänger, vorwärts treibend, besonders für das ihm Anvertraute sorgend. Bewertung: Über Durchschnitt." Am 2. Juni 1943 wurde er abgelöst. Dafür wurde er jetzt zum Chef des Generalstabes der 17. Armee ernannt. Am 10. Juni 1943 erhielt er folgende Beurteilung von General der Gebirgstruppe Rudolf Konrad, KG vom XXXXIX. Gebirgskorps: "Außergewöhnlich frontverbunden. Wird in keder Lage seinen Mann stehen. Von außergewöhnlicher geistiger und auch körperlicher Leistungsfähigkeit. Auch in schwierigen Lagen bewährt. Bewertung: Weit über dem Durchschnitt. Empfehlung: Armeechef." Am 18. Juni 1943 ergänzte dazu General der Pioniere Erwin Jaenecke, Führer der 17. Armee: "Voll einverstanden!" Am 20. Juni 1943 ergänzte dazu noch Generalleutnant Hans von Greiffenberg, Chef des Generalstabes der Heeresgruppe A: "Vorzüglicher Korpschef, der als Armeechef das Beste verspricht." Nach etwa vier Monaten im Amt wurde er für etwa zwei Wochen abgelöst. Seine Privatanschrift war die Villa Elisabeth in Hohenaschau im Chiemgau. Seine Telefonnumer dort war die 104. Im Jahr 1943 wurde auch sein Rangdienstalter als Oberst auf den 1. Januar 1942 verbessert. Mitte November 1943 übernahm er wieder seine Position als Chef des Generalstabes der 17. Armee. Am 1. Januar 1944 wurde er zum Generalmajor befördert. Im März 1944 wurde er auf der Eignungsliste der Heeresgruppe A als Divisonskommandeur vorgeschlagen. Am 20. März 1944 erhielt er folgende Beurteilung von Generaloberst Erwin Jaenecke, OB der 17. Armee: "Starke Persönlichkeit mit zuverlässigem Charakter. Nationalsozialist der Tat (Blutordensträger). Ungewöhnlich scneller, umsichtiger, energischer und daneben ideenreicher Arbeiter, mit Frische und Spannkraft, einem treffenden Urteil in allen Fragen der Führung und Organisation, persönlich tapfer, mit unbekümmerter Einsatzfreudigkeit im vordersten Graben, immer fröhlich und zuversichtlich. Körperlich voll leistungsfähig. Ausgesprochene Führerpersönlichkeit. Bewertung: Überragend. Empfehlung: Belassung." Dazu ergänzte noch im März 1944 Generaloberst Ferdinand Schörner, OB der Heeresgruppe Südukraine: "Ein Chef von besonderem Format, der für größere Aufgaben heransteht." Am 9. Juli 1944 wurde er abgelöst und erneut in die Führerreserve OKH versetzt. Er wurde jetzt zur Einarbeitung als Chef des Generalstabes zum Generalstab der Heeresgruppe Nordukraine kommandiert. Am 15. Juli 1944 wurde er dann zum Chef des Generalstabes der Heeresgruppe Nordukraine ernannt. Am 16. Juli 1944 erhielt er folgende Beurteilung von General der Infanterie Karl Allmendinger, Führer der 17. Armee: "Fähiger, umtriebiger, sehr selbständiger,gewandter Kopf von großer Frische, Unternehmungsgeist und schneller Anpassungsfähigket. Liegt im Kampfe mit seiner angeborenen Impulsivität, die ihn zu vorschnellen Handlungen und Werturteilen hinreißen möchte.Braucht daher eine feste Hand über sich. Überzeugter Nationalsozialist. Tüchtiger Generalstabsoffizier mit schnellem Blick für das Wesentliche, besitzt meiner Ansicht nach aber auch die Anlagen zu einem guten und mitreißenden Truppenführer. (Hat noch keine Kompanie geführt.) Hervorzuheben ist sein häufiger Besuch der vorderen Linie, er kannte jedoch Regimentskommandeure der Armee und zahlreiche Einheitsführer persönlich und scheute keine Mühe und Gefahr um Einblick in die Kampfverhältnisse zu gewinnen. Impulsive Veranlagung. Bewertung: Über Durchschnitt. Empfehlung: Divisionskommandeur-Truppenführer." Durch die Umbenennung des Stabes wurde er dann am 23. September 1944 zum Chef des Generalstabes der Heeresgruppe A ernannt. Am 7. November 1944 erhielt er folgende Beurteilung von Generaloberst Josef Harpe, OB der Heeresgruppe A: "Ein besonders passionierter Offizier, der auch als Generalstabsoffizier seine Fronterfahrung und seine enge Verbindung mit der Truppe bei jeder Gelegenheit immer wieder in der Praxis der Front und des Truppendienstes aufgefrischt hat. Tatkräftig, nationalsozialistische Weltanschauung. Als Armee- und Heeresgruppenchef in schwierigsten Lagen besonders bewährt. Zum Kommandierenden General voll geeignet. Zusammenfassendes Urteil: Hervorragend. Füllt sehr gut aus. Empfehlung: Uneingeschränkte Eignung zum Divisionskommandeur. Belassung, später Kommandierender General." Als Chef des Generalstabes der Heeresgruppe A wurde er am 1. Dezember 1944 zum Generalleutnant befördert. Durch die erneute Umbenennung des Stabes wurde er dann im Januar 1945 zum Chef des Generalstabes der Heeresgruppe Mitte ernannt. In dieser Funktion ist er dann im Februar 1945 tödlich mit dem Flugzeug abgestürzt. Er geriet mit einer He 111 in den westalliierten Angriff auf Dresden. Am 20. Februar 1945 wurde ihm posthum das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes verliehen. Er hat in seiner ganzen Laufbahn nie ein Truppenkommando über dem eines Zugführers inne gehabt und es trotzdem innerhalb von genau zwanzig Jahren vom Leutnant zum Generalleutnant gebracht. Sein Sohn Trutz-Dietrich von Xylander wurde als Kaufmann der Lurgi-Gesellschaft im Jahr 1967 wegen Spionage in China für fast sechs Jahre eingesperrt. Sein Sohn Horst von Xylander war ein bekannter Geschäftsmann.

 

Ritterkreuz (20. Februar 1945)

 

Literatur und Quellen:
Krug, Ottomar: Deutsche Generale 1867-1945, Bundesarchiv Freiburg, Signatur MSG 109/109845
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1925, Berlin, Mittler und Sohn 1925
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1926, Berlin, Mittler und Sohn 1926
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1927, Berlin, Mittler und Sohn 1927
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1928, Berlin, Mittler und Sohn 1928
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1929, Berlin, Mittler und Sohn 1929
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1930, Berlin, Mittler und Sohn 1930
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1931, Berlin, Mittler und Sohn 1931
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1932, Berlin, Mittler und Sohn 1932
Stellenbesetzung des Deutschen Reichsheeres nach dem Stand vom 1. Mai 1933
Stellenbesetzung des Deutschen Reichsheeres nach dem Stand vom 1. April 1934
Stellenbesetzung Reichsheer 1. Oktober 1934
Stellenbesetzung Reichsheer 15. Oktober 1935
Stellenbesetzung Wehrmacht 6. Oktober 1936
Stellenbesetzung des Heeres mit Stand vom 12. Oktober 1937
Stellenbesetzung des Heeres 1938
Podzun, H. H. (Hg.): Das Deutsche Heer 1939. Gliederung, Standorte, Stellenbesetzung und Verzeichnis sämtlicher Offiziere am 3. Januar 1939, Bad Nauheim, Podzun 1953
Wolfgang Keilig: Rangliste des deutschen Heeres 1944/1945, Podzun-Verlag 1955 
Wolfgang Keilig: Die Generale des Heeres und die Sanitätsoffiziere im Generalsrang, Podzun-Verlag 1983