von Wietersheim, Wend Hans Georg Egmond Herbert Christoph

 

* 18. April 1900, Neuland / Schlesien

† 19. September 1975, Wietersheim b. Bonn

 

 

Wend von Wietersheim war ein Sohn des Amtsvorstehers, Rittmeisters und Rittergutsbesitzers von Neuland, Walter Eduard Gustav von Wietersheim und dessen Ehefrau Armgard Henriette Georgine Theodora, geborene von Colmar. Er trat nach seiner Ausbildung an einer Kadettenanstalt am 6. August 1918 als Fähnrich in die Königlich Preußische Armee ein. Er kam dabei zum Ersatztruppenteil vom 1. Schlesisches Husaren-Regiment "von Schill" Nr. 4. Am 26. September 1918 kam er zum aktiven Regiment an die Front. Mit diesem nahm er noch für wenige Wochen am Ersten Weltkrieg teil. Nach dem Krieg wurde ihm im April 1919 das Eiserne Kreuz 2. Klasse verliehen. Nach Kriegsende wurde er am 27. September 1919 zum Leutnant befördert. Als solcher wurde noch im Jahr 1919 in das vorläufige Reichsheer übernommen. Am 26. Dezember 1919 starb sein Vater. Im April 1920 gehörte er zum Reiter-Regiment 7. Bei der Bildung des 200.000 Mann-Heeres der Reichswehr Mitte Mai 1920 ist er aus dem aktiven Dienst ausgeschieden.

Am 1. Oktober 1923 wurde er beim 100.000 Mann-Heer der Reichswehr wieder angestellt. Er gehörte jetzt als Leutnant zur 2. Eskadron vom 12. (Sächs.) Reiter-Regiment in Großenhain. Er hat dabei den 1. Juni 1922 als neues Rangdienstalter zugewiesen bekommen. Am 17. Juni 1925 wurde er in die 4. Eskadron vom 7. (Preußisches) Reiter-Regiment nach Lüben versetzt. Vom 8. April 1926 bis zum 20. August 1926 besuchte er den Offiziers-Waffenschul-Lehrgang. Danach wurde er am 8. September 1926 als Bereiter zur Kavallerischule nach Hannover kommandiert. Bei der 4. Eskadron wurde er am 1. Juni 1927 zum Oberleutnant befördert. Am 1. November 1928 wurde er in die Ausbildungs-Eskadron 7. (Preuß.) Reiter-Regiment nach Breslau versetzt. Am 25. April 1929 hat er die über zehn Jahre jüngere Rosi Dorothee Charlotte Paula Alexandra Margaret Anna Hedwig Marie Else von Cölln, Tochter des Rittergutsbesitzers Johann-Wilhelm von Cölln, auf Schloß Deichslau, Kreis Steinau in Schlesien, geheiratet. Am 19. Juli 1930 wurde sein Sohn Gero von Wietersheim geboren. Am 23. November 1931 wurde sein Sohn Armin Hans-Georg Kurt Mark von Wietersheim in Breslau geboren. 1932 hat er den 1. November 1926 als neues Rangdienstalter zugewiesen bekommen. Am 1. Januar 1934 wurde er zur 3. Eskadron vom 4. (Preuß.) Reiter-Regiment nach Potsdam versetzt. Dort wurde er am 1. Februar 1934 zum Rittmeister befördert. Am 25. Mai 1934 wurde er in die Kraftfahrkampfabteilung 3 nach Wünsdorf versetzt. Bei dieser wurde er am 15. August 1934 zum Chef der 1. Kompanie ernannt. Bei der Erweiterung der Reichswehr zur Wehrmacht wurde er am 1. Oktober 1934 zum Chef der 1. Kompanie der Kraftfahr-Abteilung Wünsdorf in Wünsdorf ernannt. Bei der Enttarnung der Einheiten wurde er am 15. Oktober 1935 zum Chef der 1. Schwadron der Aufklärungs-Abteilung (mot.) 3 in Stahnsdorf ernannt. Am 4. April 1936 wurde seine Tochter Wendula von Wietersheim geboren. Anfang Oktober 1936 war er inzwischen Chef der 1. (PanzerSpäh) Kompanie der Aufklärungs-Abteilung (mot.) 3. Am 12. Oktober 1937 wurde er als Adjutant zum Stab der 3. Panzer-Division nach erlin versetzt. Seine 1. Kompanie in Stahnsdorf übernahm Oberleutnant Klamroth. Privat wohnte er die nächsten Jahre am Schlieffendamm 98 in Berlin-Stahnsdorf und hatte dort die Telefonnummer 807783. Am 1. Dezember 1938 wurde er zum Major befördert. Sein Rangdienstalter wurde dabei auf den 1. April 1938 festgelegt. Als IIa der 3. Panzer-Division nahm er bei Beginn des 2. Weltkrieges am Polenfeldzug teil. Ihm wurde am 1. Oktober 1939 die Spange zum Eisernen Kreuz 2. Klasse verliehen. Am 1. März 1940 übernahm er als Nachfolger von Major Wedige von der Schulenburg als Kommandeur das Kradschützen-Bataillon 1. Dieses führte er zuerst im Frühjahr 1940 im Westfeldzug ins Gefecht. Dabei wurde ihm am 20. Mai 1940 das Eiserne Kreuz 1. Klasse verliehen. Am 1. April 1941 wurde er zum Oberstleutnant befördert. Als solcher führte er sein Bataillon im Verband der 1. Panzer-Division im Ostfeldzug. Diese kam anfangs im Nordabschnitt der Ostfront zum Einsatz. Am 18. November 1941 wurde er während des Feldzuges zum Kommandeur vom Schützen-Regiment 113 ernannt. Am 1. Januar 1942 wurde ihm das Deutsches Kreuz in Gold verliehen. Für die Erfolge seines Regiments in Rußland wurde er am 10. Februar 1942 als Oberstleutnant mit dem Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes ausgezeichnet. Am 1. April 1942 erhielt er folgende Beurteilung von Generalmajor Walter Krüger, Kdr. der 1. Panzer-Division: "Energisch, selbstbewußt. Als Führer einer Kampfgruppe ausgezeichnet bewährt.Im Einsatz schwungvoll, umsichtig und persönlich schneidig, auch in schwierigen Lagen die Ruhe bewahrend. Anständiger Charakter. Deutsches Kreuz in Gold. Bewertung: Füllt sehr gut aus." Am 20. April 1942 wurde er mit Wirkung vom 1. April 1942 zum Oberst befördert. Auf die Herbstanfrage 1942 wurde ihm vom Oberbefehlshaber der 9. Armee die Eignung zum Divisionskommandeur zugesprochen. Bei der Abwehrschlacht im Raum Belyi / Rshew zeichnete er sich erneut besonders aus, wofür er am 10. Januar 1943 mit dem Eichenlaub zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes ausgezeichnet wurde. Am 1. März 1943 erhielt er folgende Beurteilung von Generalleutnant Walter Krüger, Kdr. der 1. Panzer-Division: "Günstige Beurteilung vom 1. April 1942 wird voll aufrecht erhalten. Positive Einstellung, auch in krisenhaften Lagen. Seine Erfolge verleiten ihn bisweilen zur Selbstüberschätzung. Bewertung: Über Durchschnitt. Empfehlung: Divisionskommandeur." Dazu ergänzten am 10. März 1943 General der Artillerie Wilhelm Fahrmbacher und Generaloberst Friedrich Dollmann: "Nicht bekannt geworden." Am 22. Juli 1943 wurde er in die Führerreserve OKH versetzt. Dabei sollte sein Dienst vom Wehrkreis IX geregelt werden. Er sollte dann vom 26. Juli 1943 bis zum 24. August 1943 zum 6. Divisionsführerlehrgang kommandiert werden, was aber nicht wirksam wurde. Seinen Dienst regelte dafür ab dem 22. Juli 1943 die Heeresgruppe Süd, der er als Panzer-Divisions-Führer zugeteilt wurde. Am 24. Juli 1943 erhielt er als Beurteilung den Vermerk von Generalleutnant Walter Krüger, Kdr. der 1. Panzer-Division: "Nichts hinzuzufügen." Am 10. August 1943 wurde er für Oberst Johann Mickl mit der stellvertretenden Führung der 11. Panzer-Division beauftragt. Am 1. September 1943 wurde er mit der Führung der Division beauftragt. Am 1. November 1943 wurde er unter gleichzeitiger Beförderung zum Generalmajor, auch zum Kommandeur der 11. Panzer-Division ernannt. Am 22. Februar 1944 erhielt er 7 Wochen Urlaub. Am 12. März 1944 erhielt er folgende Beurteilung von General der Panzertruppe Nikolaus von Vormann, Führer vom XXXXVII. Panzerkorps: "Schwungvoll, energisch, sich seines Wertes bewußt. Ein Mann, der einmal wirklich seiner Division den Stempel seiner starken Persönlichkeit aufgeprägt hat. Vertritt seine Ansichten selbstsicher und kompromißlos. Kein bequemer Untergebener. Vor dem Feinde hochbewährt." Am 23. März 1944 begann er eine Behandlung im Reserve-Kurlazarett Bad Warmbrunn. Für die schlachtentscheidenden Erfolge seiner Division erhielt er am 26. März 1944 die Schwerter zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes mit Eichlaub verliehen. Seine Privatanschrift zu jener Zeit war das Gut Neuland im Kreis Löwenberg in Schlesien, wo er die Telefonnummer Löwenberg 435 hatte. Am 10. Mai 1944 erhielt er folgende Beurteilung von General Otto Wöhler, OB der Armeegruppe Wöhler: "Einverstanden. Tüchtiger Divisionskommandeur, der seine Truppe fest in der Hand hat. Empfehlung: Belassung als Divisionskommandeur." Dazu ergänzte am 16. Mai 1944 Generaloberst Ferdinand Schörner, OB der Heeresgruppe Südukraine: "Einverstanden." Am 22. Mai 1944 wurde er wieder k.v. geschrieben. Am 1. Juli 1944 wurde er zum Generalleutnant befördert. Am 20. Dezember 1944 erhielt er folgende Beurteilung von General der Flieger Petersen, KG vom XC. Armeekorps: "Hat sich während der kurzen Zugehörigkeit zu meinem Befehlsbereich erneut als erfahrener Soldat und Führerpersönlichkeit bewiesen. Die früher erwähnte Neigung zur Selbstüberschätzung ist mir gegenüber nicht in Erscheinung getreten." Dazu ergänzte am 26. Dezember 1944 General der Infanterie Hans von Obstfelder, OB der 1. Armee: "Hat sich als Divisionskommandeur ausgezeichnet bewährt." Am 29. Dezember 1944 ergänzte dazu Generaloberst Johannes Blaskowitz, OB der Heeresgruppe G: "Nichts hinzuzufügen. Ist mir als bewährter Divisionskommandeur wohlbekannt." Am 1. Februar 1945 wurde er vom OB West auf die Eignungsliste als Kommandierender General vorgeschlagen. Am 10. April 1945 wurde er mit der Führung vom Generalkommando XXXXI. Panzerkorps beauftragt. Am 14. April 1945 meldete er sich krank und wude deswegen am 19. April 1945 in die Führerreserve OKH versetzt. Dabei wurde er dem Wehrkreis III zugeteilt. Er blieb aber bei seiner Division. Als am 2. Mai 1945 der Befehl von Generaloberst Ferdinand Schörner eintraf, dass seine Division ihre Stellung bei Taus aufgeben sollte, um gegen die Rote Armee eingesetzt zu werden, erklärte er sich wieder für diensttauglich und veranlasste die Übergabe an die Amerikaner, die am 4. Mai 1945 erfolgte. Nach einem Monat Internierung bei Kötzing wurde die Division aufgelöst und ihm blieb die Kriegsgefangenschaft erspart. Ende der 40iger Jahren wurde er durch das Amt Blank zur Wiederverwendung in der Bundeswehr aufgefordert. Er gehörte mit den Generalen Heinrich von Vietinghoff (Präsident), Leo Geyr von Schweppenburg und Fridolin von Senger und Etterlin zum Militärischen Expertenausschuss. Diese galten als „unbelastet“ und hatten die Aufgabe die Schaffung einer neuen Armee voranzutreiben. Um 1955 soll es mehrere Gespräche für seine Übernahme als Divisionskommandeur in die Bundeswehr gegeben haben, aber ohne das letztendlich seine Reaktivierung erfolgte. Sein Sohn Gero wanderte später nach Australien aus. Sein Sohn Arnim brachte es bei der Bundeswehr bis zum Oberst. Seine Tochter heiratete den vierzehn Jahre älteren Dr. Dolf Freiherr on Haaren.

 

Ritterkreuz (10. Februar 1942) Eichenlaub (12. Januar 1943) Schwerter (26. März 1944)

 

Literatur und Quellen:
Peter Stockert: Die Eichenlaubträger 1940 - 1945, 4 Bände, Bad Friedrichshall, 1996 / 1997
Peter Stockert: Die Eichenlaubträger 1940 - 1945, 9 Bände, 4. überarbeitete Auflage, Bad Friedrichshall 2010 / 2011