Thiele, Fritz

 

* 14. April 1894, Berlin

† 4. September 1944, Berlin-Plötzensee (hingerichtet)

 

Fritz Thiele trat am 7. März 1914 als Fahnenjunker in die Königlich Preußische Armee ein. Der Sohn eines Direktors kam dabei zum Telegraphen-Bataillon Nr. 6. Bei Ausbruch des 1. Weltkrieges wurde er am 2. August 1914 zur Korps-Fernsprech-Abteilung vom IX. Armeekorps versetzt. Dort wurde er am 2. Oktober 1914 zum Fähnrich befördert. Am 26. Oktober 1914 wurde er dann bereits zum Leutnant ohne Patent befördert. 1916 hat er dann sein Patent vom 19. Februar 1913 erhalten. Ab dem 11. September 1916 wurde er als Führer vom Fernsprech-Doppelzug 18 eingesetzt. Am 23. Januar 1917 wurde er dann zum Führer vom Fernsprech-Doppelzug 12 ernannt. Ab dem 27. Dezember 1917 wurde er dann als Divkonach 202 eingesetzt. Als solcher wurde er am 20. Juni 1918 zum Oberleutnant befördert. Ende August 1918 wurde er dann zur Nachrichten-Ersatz-Abteilung 3 versetzt. Bei dieser wurde er dann zum Leiter vom Fahnenjunker-Lehrgang Frankfurt an der Oder bestimmt. Anfang Dezember 1918 wurde er dann zur Armee-Fernsprech-Abteilung 3 kommandiert. Ab Anfang Februar 1919 wurde er dann beim Garde-Nachrichten-Kommandeur 2 eingesetzt. Im 1. Weltkrieg wurden ihm neben beiden Eisernen Kreuze noch andere Auszeichnungen verliehen. Nach dem Krieg wurde er als Oberleutnant in das Reichsheer übernommen. Sein Rangdienstalter wurde dabei auf den 20. Juni 1918 festgelegt. Ab dem 1. Mai 1919 gehörte er dann zur Nachrichten-Abteilung 8 der Reichswehr-Brigade 8. Am 14. April 1920 hat er Lieselotte Mundt geheiratet. Auch beim 200.000 Mann-Übergangsheer im Frühjahr 1920 gehörte er noch der Nachrichten-Abteilung 8 an. Bei der Bildung des 100.000 Mann-Heeres der Reichswehr wurde er dann in die 3. (Preuß.) Nachrichten-Abteilung übernommen. Bei diesem wurde er dann anfangs als Kompanieoffizier eingesetzt. Am 1. Januar 1921 wurde er dann in den Stab vom Gruppenkommando 1 nach Berlin kommandiert. Am 1. Oktober 1921 wurde er dann für ein Jahr als Eskadronoffizier zum 7. (Preuß.) Reiter-Regiment versetzt. Er blieb aber weiter im Kommando zum Gruppenkommando 1 belassen. Ab dem 1. Oktober 1922 gehörte er dann wieder zur 3. (Preuß.) Nachrichten-Abteilung. Am 1. Oktober 1923 wurde er dann in die Ausbildungs-Eskadron vom 7. (Preuß.) Reiter-Regiment nach Breslau versetzt. Von dieser wurde er erneut zum Stab vom Gruppenkommando 1 nach Berlin kommandiert. Am 1. Oktober 1926 wurde er dann zur 2. Kompanie der 6. (Preuß.) Nachrichten-Abteilung nach Hannover versetzt. Bei dieser wurde er dann die nächsten beiden Jahre als Kompanieoffizier eingesetzt. Am 1. Oktober 1926 wurde er dann zum Adjutant der 6. (Preuß.) Nachrichten-Abteilung ebenfalls in Hannover ernannt. Als solcher wurde er am 1. Juli 1927 zum Hauptmann befördert. Am 1. Februar 1928 wurde er dann zum Stab der Artillerieschule Jüterbog versetzt. Dort gehörte er dann zur Abteilung D, welche nichts anderes als die geheime Nachrichtenschule war. Bei dieser wurde er dann etwa viereinhalb Jahre eingesetzt. Am 1. Oktober 1932 wurde er dann in das Reichswehrministerium (RWM) nach Berlin versetzt. Dort gehörte er dann die nächsten drei Jahre zum Stab der Inspektion der Nachrichtentruppen (In 7). Bei dieser wurde er bei Beginn der Erweiterung der Reichswehr zur Wehrmacht am 1. Oktober 1934 zum Major befördert. Am 1. Oktober 1935 wurde er zum Kommandeur der Nachrichten-Abteilung Allenstein ernannt. Bei der Enttarnung der Verbände wurde er am 15. Oktober 1935 zum Kommandeur der Nachrichten-Abteilung 11 ernannt. Am 1. Oktober 1936 wurde er dann zum Reichskriegsministerium (RKM) nach Berlin versetzt. Bei diesem wurde er jetzt als Chef des Stabes bei der Inspektion der Nachrichtentruppe (In 7) eingesetzt. Als solcher wurde er am 1. August 1937 zum Oberstleutnant befördert. Nach der im Zuge der Blomberg-Fritsch-Affäre erfolgten Umgliederung wurde er dann als Chef des Stabes der Inspektion der Nachrichtentruppe (In 7) im Oberkommando des Heeres (OKH) eingesetzt. Auch bei Beginn des 2. Weltkrieges wurde er in dieser Funktion weiter eingesetzt. Zum 1. Juni 1940 wurde er zum Oberst befördert. Am 1. April 1942 wurde er dann zum Chef der Amtsgruppe Wehrmachtnachrichtenverbindungen (WNV) im Oberkommando der Wehrmacht (OKW) ernannt. In dieser Eigenschaft arbeitet er eng mit dem Chef des Heeresnachrichtenwesens General der Nachrichtentruppe Erich Fellgiebel und dessen Stellvertreter Oberst i.G. Kurt Hahn zusammen. Als solcher wurde er am 1. Oktober 1942 zum Generalmajor befördert. Zum 1. Januar 1944 wurde er zum Generalleutnant befördert. Als solcher war er an der Vorbereitung von „Walküre“-Operationen und an der Kappung der Nachrichtenverbindungen zur Wolfschanze am 20. Juli 1944 beteiligt. Am 20. Juli 1944 war gegen 13.10 Uhr in Berlin eine zweideutige Nachricht eingegangen. Fellgiebel sah Hitler bereits kurz nach der Explosion in einiger Entfernung vorübergehen und meldet aus der Wolfschanze nach Berlin: Es ist etwas Furchtbares passiert, der Führer lebt. Die Verschwörer rätselten nun was in Ostpreußen passiert war. Statt wie vereinbart sofort die "Walküre"-Befehle zur Mobilisierung des Ersatzheeres auszulösen, vertrödeln die verwirrten Verschwörer kostbare Zeit. Angesichts dieser unklaren Lage speisten General der Infanterie Friedrich Olbricht, der logistische Kopf der Verschwörer, und Generalleutnant Fritz Thiele ausgiebig zu Mittag. Erst gegen 15 Uhr kehrten beide zurück. Denn nur während dieser Zeit gelingt es Fellgiebel, die Nachrichtenverbindungen des Führerhauptquartiers zu wichtigen Wehrmachtsstellen abzuschneiden und damit Hitlers Gefolgsleuten die Möglichkeit zu Gegenbefehlen zu nehmen. Als nach dem Scheitern des Attentats das Überleben Hitlers feststand, wendet sich Generalleutnant Thiele gegen eine Fortsetzung des Umsturzversuchs. Nach der Festnahme Fellgiebels am 21. Juli 1944 übernimmt er zunächst dessen Aufgaben als Chef des Wehrmacht-Nachrichten-Wesens in der Nachrichtenzentrale beim Führerhauptquartier. Er machte sich dann aber durch heftige Alkoholexzesse und überaus nervöses Verhalten selbst verdächtig. Am 11. August 1944 wurde er von der Gestapo verhaftet. Einen Tag nach Thiele wird auch Fellgiebels ehemaliger Stabschef in "Mauerwald", Oberst Kurt Hahn verhaftet. Am 14. August wurde er durch den am 2. August 1944 gebildeten Ehrenhof aus der Wehrmacht entlassen, so dass das Reichskriegsgericht für die Aburteilung nicht mehr zuständig war. Am 21. August 1944 wurde er vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt. Am 4. September 1944 wurde er in Berlin-Plötzensee gemeinsam mit General der Nachrichtentruppe Erich Fellgiebel und Oberst i.G. Kurt Hahn hingerichtet.