Messerschmitt Me 410

 

Da die Flugeigenschaften der Me 210 nicht überzeugten, erhoffte man sich durch den Einbau eines stärkeren Motors eine Besserung des Flugzeugmusters. Verwendet wurden zwei DB 603 A-1-Triebwerke und man nannte die nun neu erstandene Maschine Me 410.

Produktionsdaten:

Bezeichnung 1943 1944
Jäger / Bomber 271 629
Aufklärer 20 93

 

Messerschmitt Me 410 A-Reihe

Grundversion als Bomber und Jagdbomber für kombinierte Einsätze. Sie wurde anschließend auch für den Jagdeinsatz umgerüstet. Über 50% der Me 410A wurden aus auf Halde produzierten Zellen der Me 210 umgebaut. Die Maschinen der  A-3 und B-Serie waren durchweg Neubauten.

Me 410 A-1

Bomber-Ausführung mit einer Innenlast von zwei 500 kg-Bomben. Zusätzlich konnte eine 1.000 kg Spezialbombe unter Überlastbedingungen im Bombenraum mitgeführt werden. Ansonsten glich diese Maschine der Me 210. Die Maschinen sollten als Schnellbomber über England eingesetzt werden, haben sich aber wegen der zu geringen Bombenlast nicht bewährt und wurden dann meist zu Jagdbombern umgerüstet.

Triebwerk: Zwei Daimler-Benz DB 603 A-1 flüssigkeitsgekühlte Zwölfzylinder-A-Motoren mit jeweils 1.750 PS Startleistung. VDM-Dreiblatt-Verstelluftschrauben, GM-Zusatzanlage. Panzerplatte hinter der Luftschraubenhaube. Kühler in Schächten unter dem Flügel jeweils außenseits der Motorengondeln. Unterseite der Motorengondeln und Kühler ebenfalls gepanzert. Kraftstoffkapazität 2.420 Liter in 6 selbst schließenden Gummitanks im Flügel (2x630, 2x 410 und 2x 170).

Militärische Ausrüstung: Bewaffnung bestehend aus zwei MG 151/20 und zwei MG 17 starr im Rumpfbug sowie zwei MG 131 in vom Beobachter ferngesteuerten beweglichen Gondeln (FDL 131) in den Rumpfseitenwänden. Bombenraum im Rumpfbug unter dem Führersitz. Maximale Aufnahmefähigkeit zwei 250-kg-, zwei 500-kg- oder eine 1.000-kg-Spezialbombe.

Me 410 A-1/U1

Behelfsaufklärer. Bewaffnung wie die A-3. 6 Maschinen wurden neu gebaut.

Me 410 A-1/U2

Da die geforderten MK 103 für die Zerstörer-Version Me 410 A-2 noch nicht verfügbar war, wurde zur Überbrückung der Waffenbehälter WB 151 A mit zwei MG 151/20 im Bombenraum angebracht. Diese Ausführung wurde ab Juni 1943 mit etwa zehn Stück im Monat gebaut und gelangte ab etwa Herbst 1943 zur Truppe. Im Mai 1944 wurden alle noch vorhandenen Me 410 A-1 in diese Version umgebaut.

Me 410 A-2

Schwerer Jäger mit verstärkter Bewaffnung: zwei MG 131 beweglich in den hinteren Rumpfseitenwänden, zwei MG 151/20 und zwei MG 17 starr im Rumpfbug und zwei MK 103 starr im Bombenraum. Da die MK 103 nicht rechtzeitig verfügbar wurde, blieb es bei einem Projekt.

Me 410 A-3

Aufklärer-Version mit vergrößerter Reichweite, Sichtfenstern im Bombenraum und einer im Bombenraum untergebrachten Kamera-Ausrüstung. Die Bewaffnung bestand aus zwei MG 151/20 starr und die übliche Abwehrbewaffnung nach hinten.

Me 410 A-2/U 4.

Schwerer Jäger mit einer starren BK-5-Kanone mit 36 Schuß Munition im Bombenraum, wo die zwei MG 151/20 wegfielen. Die Maschinen wurden nicht gebaut, sondern in der Version A-1/U4 umgesetzt.

 

Messerschmitt Me 410 B-Reihe

Entwicklungsreihe mit verstärkter Bewaffnung, hauptsächlich durch den Ersatz der beiden starren MG 17 durch zwei MG 131. Eigentlich sollte bei diesen Maschinen der neue Motor DB 603 G verwendet waren. Da er aber nicht verfügbar war, blieb es beim DB 603 A.

Me 410 B-1

Bomberversion, der Me 410 A-1 entsprechend, aber mit zwei MG 131 und zwei MG 151/20 nach vorne feuernd sowie mit den üblichen zwei MG 131 als Rückwärtsbewaffnung bewaffnet. Es wurden 61 Maschinen gebaut, ihr Einsatzzweck ist jedoch unklar, da die Schnellbomber-Idee zu diesem Zeitpunkt bereits veraltet war.

Me 410 B-2

Zerstörer-Version,  analog zur Me 410 A-1/U-2, jedoch mit dem Waffenbehälter WB 151 im Bombenraum als Standardausrüstung.

Me 410 B-2/U4

Zerstörer analog A-1/U2. 5 cm BK 5 (Pak 38/L60, 36 Schuss) im Waffenschacht mit geänderter Abdeckung. Einbau einer Robotkamera. Insgesamt wurden 111 Stück gebaut.

Me 410 B-3

Aufklärerversion wie Me 410 A-3, jedoch mit zwei MG 131 und zwei MG 151/20 nach vorne feuernd sowie mit den üblichen zwei MG 131 als Rückwärtsbewaffnung bewaffnet.

Für die einzelnen Serienausführungen der Me 410 waren folgende Rüst- und Umrüstsätze vorgesehen:

R2 Waffenbehälter Bombenraum

R3 Waffenbehälter Bombenraum

R4 Waffentropfen unter dem Rumpf

R5 Waffen-Einbau 151 V (4 MG 151/20) im Bombenraum

U1 Kamera-Einbau im hinteren Teil des Rumpfes

U2 Waffenbehälter WB 151 A (2 MG 151) im Bombenraum

U4 5-cm-Pak 38/L 60 im Bombenraum mit geänderter Abdeckung, Einbau einer Robot-Kamera

An Umrüst- bzw. mit Rüstsätzen ausgestatteten Versionen wurden eingesetzt:

A-1 U 1, U 2, U 4  
A-2 U 4  
A-3 U 1  
B-1 U 2, U 4  
B-2 U 2 R 2, R 3, R 4, R 5
B-2 U 4  
B-3 U 1  

Folgende Serienmuster erreichten nur das Versuchsstadium:

Me 410 B-5 Torpedoflugzeuge, starre Bewaffnung nur zwei MG 151/20, 1 Torpedo 900 kg, auch LT 950 oder 1800 kg Bomben, Versuch 1944

Me 410 B-6 Zerstörer, zwei MG 131, zwei MG 151/20 und zwei MK 103 starr, zwei MG 131 zur Abwehr. Versuche 1944/45 zur U-Bootbekämpfung. FuG 200.

Me 410 B-7 Jagd-Aufklärer ähnlich B-3/U 1, Versuche 1944/45

Me 410 B-8 Nachtfernerkunder, Leuchtbomben im Bombenraum, Versuche 1944/45

Me 410 C Mehrzweckflugzeug mit Abgas-Turbolader und verbesserter Kabinenverglasung. Sollte Musterflug-zeug für D-Serie werden.

Me 410 D-1 nur Projekt Schnellbomber

Me 410 D-2 nur Projekt Zerstörer

Me 410 D-3 nur Projekt Fernaufklärer

Me 410 H Umbau aus B-2 für Höheneinsatz, Spannweite auf 23 m vergrößert, begonnen 1944, aber nicht mehr fertiggestellt.

Eine weitere Me 410 wurde für die Verwendung Werfer-Granate WGr. 21 umgebaut. Anstelle der starren Waffen wurde im Rumpfbug eine sich im Uhrzeigersinn drehende Trommel mit sechs Werferrohren eingebaut, von der jeweils eins zum Schluß freilag, während die anderen innerhalb des Rumpfes verblieben. Nach der Vorerprobung des Gerätes wurde die Maschine zur Erprobungsstelle Tarnewitz überführt. Die dort durchgeführten Schießversuche befriedigten nicht; die sich beim Schuß stauenden Pulvergase sprengten die gesamte Bugverkleidung der Me 410 ab.