Stohwasser, Hans August
* 4. Mai 1884, Dresden † 30. Mai 1967, Neumünster |
Hans Stohwasser war der Sohn des Staatsanwaltschaftsassessors und späteren Landgerichtsdirektors Dr. jur. Otto Stohwasser und dessen Ehefrau Clara Auguste, geborene Knappsteiner. Er besuchte von Ostern 1898 bis Ostern 1901 das König-Albert-Gymnasium in Leipzig, das er mit dem Reifezeugnis verließ. Am 10. April 1901 trat er als Seekadett in die Kaiserliche Marine ein und absolvierte seine Grundausbildung und anschließend seine Seeausbildung auf der Kreuzerfregatte SMS "Moltke". Am 1. April 1902 kam er an die Marineschule Mürwik, wo er am 22. April 1902 zum Fähnrich zur See ernannt wurde. Vom 1. Oktober 1903 an war Stohwasser an Bord des Linienschiffes SMS "Zähringen" und wurde hier am 29. September 1904 zum Leutnant zur See befördert. Er gehörte dann vom 1. Oktober 1904 bis 21. September 1906 der II. Torpedo-Abteilung als Kompanieoffizier an und wurde in dieser Zeit als Wachoffizier auf den Torpedobooten SM "G 113", "S 117" und "S 105" eingesetzt. Am 30. März 1906 zum Oberleutnant zur See befördert, kam Hans Stohwasser am 29. September 1906 als Torpedo-Offizier für zwei Jahre bis 30. September 1908 auf den Kleinen Kreuzer SMS "Lübeck". Anschließend fungierte er als Lehrer und Inspektionsoffizier für ein Jahr an der Marineschule. Hier erhielt er 1909 folgende Beurteilung: "Oberleutnant zur See, es ist ihm nicht leicht geworden, allen Anforderungen gerecht zu werden. Es ist ihm gelungen, seine Stellung voll auszufüllen. Vortrefflicher Offizier." Am 1. Oktober 1909 versetzte man Stohwasser zur II. Torpedo-Division. Er fungierte dort als Kompanieoffizier und Kommandant der X. Reserve-Halbflottille bzw. Erster Offizier des Divisionsstammbootes. Zeitgleich war er von Ende April bis Mitte Juli 1910 Lehrer auf dem Linienschiff SMS "Württemberg" sowie in der Folge mehrfach kurzzeitig Kommandant auf den Torpedobooten SM "S 124", "S 123", "S 121" und "S 114". Am 19. August 1911 war er zum Kapitänleutnant befördert worden. An der Marineakademie absolvierte Stohwasser dann vom 1. Oktober 1912 bis 30. Juni 1914 die Lehrgänge I. und II., wurde für einen Monat zur Verfügung der Kaiserlichen Werft Wilhelmshaven gestellt und mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs am 2. August 1914 der VIII. Torpedoboots-Flottille zugeteilt. Dort kommandierte er das Torpedoboot SM "G 175" bis zu seiner Versetzung am 11. Januar 1916 zur 16. Torpedoboots-Halbflottille, deren Chef er wurde und die er die über zwei Jahre führen sollte. Am 5. Januar 1917 hat er die fast vierzehneinhalb Jahre jüngere Charlotte Anna-Marie Niemer, Tochter des verstorbenen Oberlehrers Dr. phil. Hugo Niemer, in Zoppot geheiratet. Schließlich kam er vom 15. Oktober bis 29. November 1918 als Adjutant zur Inspektion des Torpedowesens, wurde am 30. November 1918 zur Verfügung des Chefs der Marinestation der Nordsee gestellt und als Leiter der Seetransportstelle Neufahrwasser und Heeresverbindungsoffizier verwendet. Ab dem 9. Oktober 1919 war Hans Stohwasser an der Reichswerft Wilhelmshaven tätig und dort mit der Wahrung der Geschäfte des Torpedodirektors betraut. Es folgte am 21. Januar 1920 die Beförderung zum Korvettenkapitän und als solcher ab 19. Februar 1919 die Verwendung für einen Monat als Kommandeur der Kommandierten-Abteilung der Marinestation der Ostsee. Für je einen weiteren Monat gehörte er dann dem Marinedetachement Kiel als Kompanieführer sowie als Kommandeur des I. Bataillons des Marine-Regiments 6 der III. Marine-Brigade an. Die III. Marinebrigade (auch Marine-Brigade von Loewefeld) war ein antirepublikanisches, antidemokratisches und antisemitisches Freikorps, welches im April 1920 zur Bekämpfung des Ruhraufstandes im Raum Bottrop eingesetzt wurde. Stohwasser wurde am 31. Mai 1920 zur Verfügung des Chefs der Marinestation der Ostsee gestellt und ab dem 4. Juni 1920 einen weiteren Monat als Kommandeur der Kommandierten-Abteilung verwendet, ehe man ihn am 4. Juli 1920 als Adjutant in das Personalamt der Marinestation der Ostsee versetzte. Am 20. Januar 1922 erfolgte die Ernennung zum 1. Adjutanten im Stab der Marinestation der Ostsee sowie am 6. Oktober 1924 zum Chef des Stabes der Inspektion des Bildungswesens der Marine. In dieser Funktion wurde er am 1. März 1926 zum Fregattenkapitän befördert. Am 1. Oktober 1926 ernannte man Stohwasser zum Kommandeur des Sperrversuchskommandos. In dieser Stellung war er zugleich Chef der Tenderhalbflottille des Sperrversuchskommandos. Durch das am 21. März 1928 rechtsgültig gewordene Urteil vom Landgericht Kiel wurde seine erste Ehe geschieden. Hans Stohwasser wurde in der Folgezeit am 1. April 1928 zum Kapitän zur See befördert. Am 17. Oktober 1931 heiratete er die über dreiundzwanzig Jahre jüngere Ehrengard Jane Bernhardine Erika Anna Elly Edle und Freiin von Plotho, Tochter vom Generalmajor Wolfgang Edler Herr und Freiherr von Plotho, in Kolberg. Am 27. September 1931 von seinen Aufgaben entbunden und drei Tage später unter gleichzeitiger Verleihung des Charakters zum Konteradmiral aus dem aktiven Dienst entlassen. Man übernahm ihn als Zivilangestellten ab 1. September 1933 wieder in die Reichsmarine. Er betätigte sich als Sperrwaffenlehrer im Bereich der Marinestation der Ostsee, dann ab dem 1. Februar 1934 im Bereich des II. Admirals der Ostsee. Am 1. Februar 1934 erfolgte seine Reaktivierung als Landesschutzoffizier. Vom 1. April 1935 bis 21. August 1939 fungierte Stohwasser als Lehrer. Zunächst bei der Inspektion des Torpedo- und Minenwesens, gefolgt von der Sperrwaffen- und Nachrichteninspektion sowie im Kommando der Marinestation der Ostsee. Vor Beginn des Zweiten Weltkriegs ernannte man ihn am 22. August 1939 zum Führer der Minensuchboote West, dann vom 15. Oktober 1939 bis 9. August 1940 zum Führer der Minensuchboote Ost. Zeitgleich war er vom 18. Juli bis 5. August 1940 in Vertretung Befehlshaber der Sicherung Ostsee. Am 1. Februar 1940 war er wieder in das aktive Marineoffizierskorps überführt worden. Am gleichen Tag erhielt er sein Patent als Konteradmiral. Für zwei Monate fungierte Stohwasser vom 10. August bis 13. Oktober 1940 als Führer der Minensuchboote Nord und wurde schließlich am 14. Oktober 1940 zum Befehlshaber der Sicherung Ostsee ernannt. Für die Erfolge als Führer der Minensuchboote Nord wurde Stohwasser am 30. November 1940 mit dem Ritterkreuz ausgezeichnet. Als solcher erfolgte am 1. April 1942 die Beförderung zum Vizeadmiral. Man stellt ihn schließlich ab 8. Juni 1944 zur Verfügung des Oberbefehlshabers des Marineoberkommandos Ostsee, entließ ihn am 30. Juni 1944 aus dem aktiven Wehrdienst und versetzte ihn endgültig in den Ruhestand. Mitte der 50iger Jahre lebte er im Kuhberg 5a in Neumünster. 1959 wohnte er in der Altonaer Straße 33 in Neumünster. 1964 wohnte er in der Haardt 48 in Neumünster und hatte die Telefonnummer 3750. Er starb nur wenige Jahre später in Neumünster. Seine Witwe überlebte ihn um über 30 Jahre und starb am 2. November 2001.
Sein jüngerer Bruder war der am 15. Dezember 1886 geborene Seeoffizier Herbert Stohwasser.
Ritterkreuz (30. November 1940)
Literatur und Quellen:
Hans H. Hildebrand: Deutschlands Admirale 1849–1945. Band 2: P–Z (Packroß bis Zuckschwerdt). Biblio Verlag, Osnabrück 1990