Siehr, Georg Eduard Ernst
* 22. August 1866,
† 27. Dezember 1933, Freiburg in Baden |
Georg Siehr war der Sohn vom späteren Kösliner Regierungsbaurat Georg Eduard Robert Siehr und dessen Ehefrau Jenny Mathilde Louise Bertha, geborene Strecker. Er trat im Frühjahr 1887 als Fahnenjunker in die Königlich Preußische Armee ein. Er kam dabei zum Infanterie-Regiment Nr. 132 nach Straßburg im Elsaß. Bei diesem wurde er am 15. November 1887 zum Portepeefähnrich befördert. Nach dem Besuch der Kriegschule wurde er am 19. September 1888 zum Sekondeleutnant befördert. Danach wurde er anfangs als Kompanieoffizier in der 11. Kompanie seines Regiments in Straßburg eingesetzt. Im Herbst 1890 wurde er in gleicher Funktion in die 4. Kompanie seines Regiments am gleichen Standort versetzt. 1893/94 wurde er als Nachfolger von Sekondeleutnant von Jarotzky zum Adjutant des I. Bataillons vom Infanterie-Regiment Nr. 132 in Straßburg ernannt. Als solcher wurde er am 18. August 1895 zum Premierleutnant, vorläufig ohne Patent, befördert. Sein Patent hat er dann bereits am 12. September 1895 (T7t) erhalten. Als Nachfolger von Premierleutnant Weyrach wurde er 1895/96 zum Regimentsadjutant ernannt. Seine Nachfolge als Bataillonsadjutant des I. Bataillons trat Sekondeleutnant Hans Steuer an. Etwa zum Zeitpunkt der Umbenennung seines Regiments zum 1. Unter-Elsässisches Infanterie-Regiment Nr. 132 wurde er von Oberleutnant Schorcht als Regimentsadjutant abgelöst. Dafür wurde er jetzt als Kompanieoffizier in der 7. Kompanie, ebenfalls in Straßburg, verwendet. Er heiratete am 6. Dezember 1902 die fast elf Jahre jüngere Maria Luise Helene Dominicus, Tochter des Geheimen und Ober-Regierungsrats Karl Franz Adolf Dominicus. Es folgt am 18. April 1903 (L3l) seine Beförderung zum überzähligen Hauptmann. Danach gehörte er etatmäßig zur 9. Kompanie seines Regiments. Am 18. August 1903 wurde er unter gleichzeitiger Versetzung zum 3. Badisches Infanterie-Regiment "Markgraf Ludwig Wilhelm" Nr. 111 zum Kompaniechef ernannt. Er übernahm als Nachfolger von Hauptmann Fritsch die 3. Kompanie des Regiments in Rastatt. Diese behielt er danach für einige Jahre. Sein Sohn Hans-Jürgen Siehr wurde am 22. Januar 1904 in Rastatt geboren. Auch seine Tochter Eva Renate Ursula Siehr wurde am 1. Januar 1906 in Rastatt geboren. Vom 22. April 1908 bis zum 26. Mai 1908 wurde er zum II. Lehrkursus an die Infanterie-Schießschule kommandiert. Am 27. Januar 1912 wurde er durch Hauptmann Baron de la Motte-Fouqué als Chef der 3. Kompanie vom 3. Badisches Infanterie-Regiment "Markgraf Ludwig Wilhelm" Nr. 111 abgelöst. Dafür wurde er an diesem Tag als Nachfolger des Major Dürr zur Dienstleistung als Adjutant des Generalkommandos des VIII. Armeekorps nach Koblenz kommandiert. Am 20. Februar 1912 (A) wurde er unter Beförderung zum Major zum Adjutant vom Generalkommando des VIII. Armeekorps in Koblenz ernannt. Im Frühjahr 1913 war er sogar 1. Adjutant des VIII. Armeekorps. Am 10. September 1913 wurde er mit Wirkung vom 1. Oktober 1913 von Major Frithjof Freiherr von Hammerstein-Gesmold abgelöst. Dafür wurde er jetzt als Bataillonskommandeur in das 8. Rheinisches Infanterie-Regiment Nr. 70 nach Saarbrücken versetzt. Er übernahm dort als Nachfolger von Oberstleutnant Müller das II. Bataillon. Sein Bataillon führte er dann bei Ausbruch des 1. Weltkrieges ins Feld. Dort wurde er im Winter 1913/14 bereits als Führer seines Regiments eingesetzt. Mitte März 1915 übernahm er dann endgültig das 8. Rheinisches Infanterie-Regiment Nr. 70. Am 27. Januar 1917 wurde er zum Oberstleutnant befördert. Ab Mitte Juni 1918 wurde er als Führer der 32. Infanterie-Brigade eingesetzt. Ihm wurde in diesem Krieg nicht nur beide Eisernen Kreuze sondern noch andere Auszeichnungen wie das Ritterkreuz des Königlich Preußischen Hausordens von Hohenzollern mit Schwertern verliehen. Nach dem Ende des 1. Weltkrieges wurde er im Jahr 1919 als Führer vom Freiwilligen-Regiment 70 eingesetzt. Im Juni 1919 wurde er als Oberstleutnant in das vorläufige Reichsheer übernommen. Er wurde jetzt Kommandeur vom Reichswehr-Schützen-Regiment 49 in Dessau, welches zur Reichswehr-Brigade 25 gehörte. Privat wohnte er jetzt in der Erbprinz Leopold Allee 14 in Dessau. Ab dem 1. Oktober 1919 war er als Stabsoffizier beim Regimentsstab vom Reichswehr-Schützen-Regiment 8 im Einsatz. Bei der Bildung vom 200.000 Mann-Übergangsheer der Reichswehr Mitte Mai 1920 war er Kommandeur vom Reichswehr-Schützen-Regiment 8 der Reichswehr-Brigade 4. Am 16. Juni 1920 (6) wurde er zum Oberst befördert. Bei der Bildung des 100.000 Mann-Heeres der Reichswehr wurde er zum Kommandeur vom Infanterie-Regiment 12 ernannt. Bei der Umbenennung seines Regiments im Frühjahr 1921 wurde er zum Kommandeur vom 12. Infanterie-Regiment ernannt. Privat wohnte er jetzt unter dem Namen Jürgen Siehr in der Bismarckstraße 23 in Halberstadt, wo er die Telefonnummer 1446 hatte. Am 1. Februar 1923 wurde er durch Oberst Rudolf Schniewindt als Regimentskommandeur in Halberstadt abgelöst. Er wurde dafür am 1. Februar 1923 zum Kommandant von Berlin ernannt. Als solcher wurde er am 1. April 1923 (2) zum Generalmajor befördert. Als Anschrift war Ende des Jahres 1924 der Platz am Zeughause 1 in Berlin C2 angegeben, wo seine Telefonnummer Zentr. 208, 5488 lautete. Am 31. März 1925 schied er aus dem aktiven Dienst der Reichswehr aus. Dabei wurde ihm der Charakter als Generalleutnant verliehen. Sein Nachfolger als Kommandant von Berlin wurde Oberst Johannes Severin.
Nach seinem Ausscheiden schrieb er unter dem Namen Jürgen Siehr die
Regimentsgeschichte vom 8. Rheinisches Infanterie-Regiment Nr. 70, welche er
1928/29 veröffentlichte. Er starb am 27. Dezember 1933 in Freiburg. Zwei Tage
später wurde er in Freiburg beerdigt. Sein Sohn Hans-Jürgen Siehr wohnte 1939
als Hauptmann a.D. in der Höhmannstraße 9 in Berlin-Grunwald, wo er die
Telefonnummer 890243 hatte. Anscheinend wurde er nach der Kapitulation in die
Sowjetunion verschleppt. Er starb als Hauptmann im Kriegsgefangenenlager 7150 in
Grjasowez bei Jaroslawl, etwa 450 km nordöstlich von Moskau.
Er hatte mindestens zwei Schwestern:
Seine ältere Schwester war die am 3. Oktober 1863 geborene
Linda Johanne
Dorothea Siehr. (1906 ledig in Berlin)
Eine weitere Schwester war Elisabeth Siehr (1906 ledig in
Berlin)