Kasernen Ellwangen
Die Garnison Ellwangen am Jagst liegt ca. 40 Kilometer
ostnordöstlich von Stuttgart im Bundesland Baden-Württemberg. Ca. 10 Kilometer
südlich befindet sich Aalen und ca. 20 Kilometer nördlich liegt Crailsheim.
Die ersten Soldaten in Ellwangen sind im Jahr 980 erwähnt. Das Kloster
Ellwangen sollte 40 Panzer-Reiter für Otto II., der Rothe genannt, zur
Unterdrückung von Unruhen in Italien zur Verfügung stellen. In den nächsten
Jahrhunderten sind in den Analen der Stadt keine weiteren Erwähnungen von
Soldaten enthalten. Im Jahr 1455 stellte Ellwangen 30 Mann zu Fuß für den
Krieg gegen die Türken. Im Jahr 1460 forderte Graf Ullrich von Württemberg von
der Stadt Soldaten (keine Anzahl bekannt) für seine Feldzüge gegen die Pfalz
und Bayern, seine Abordnung mußte aber unverrichteter Dinge wieder davon
ziehen. Im Oktober des gleichen Jahres forderte er erneut Soldaten, diesmal 30
Reiter und 200 Mann zu Fuß. In den nächsten Jahrzehnten gab es immer wieder
kleine Aushebungen. Im Schmalkaldischen Krieg 1546-1547 erhielt die Stadt
spanische Einquartierung. 1632 standen dann die Schweden vor Ellwangen. In der
Folgezeit blieb Ellwangen längere Zeit ohne Garnison. 1705 bis 1707 bezog
Reiterei der schwäbischen Kreistruppen Quartier in der Stadt. Im
Koalitionskrieg 1792 bis 1815 kämpften auch wieder Kontingente der Stadt.
Als Herzog Friedrich von Württemberg 1801 durch den Frieden von Luneville (verbrieft und versiegelt im "Reichsdeputationshauptschluss" zu Regensburg im Jahre 1803) sein linksrheinisches Gebiet verloren hatte, wurde ihm 1802 als Ersatz hierfür die gefürstete Propstei samt Stadt- und Landgebiet zugesprochen. In den frühen Morgenstunden des 10. September 1802 rückte die erste württembergische Truppe unter General von Varnbühler in Stärke von 624 Mann vom Bataillon Oberniz, 13 Mann Artillerie mit 2 Kanonen und 78 Chevauxlegers in kriegsmäßiger Ausrüstung in Ellwangen ein. Als sich dann gezeigt hatte, dass ein Widerstand gegen die Abtretung Ellwangens an Württemberg nicht mehr zu befürchten war, erfolgte die Aufhebung der militärischen "Besetzung". Dafür wurde aber dann Ellwangen württembergische Friedensgarnison und am 20. Dezember mit dem neu aufgestellten Infanteriebataillon "Erbprinz" unter dem Kommando des Major von Phull belegt, und das frühere Jesuitenkloster als Kaserne bestimmt. In den folgenden 10 Jahren wurde die Garnison Ellwangen, unter öfterem Auswechseln der Truppenteile ständig verstärkt. Die Kopfzahl stieg bis zum Jahre 1812 auf 1550 an. Dann leerte der russische Feldzug die Kaserne fast völlig, da Württemberg Napoleons Verbündeter war. Am 7. August 1816 hörte Ellwangen gänzlich auf, Garnison zu sein.
Von 1872 bis 1909 fand ein Bezirkskommando im Schloß
Unterkunft. 1909 bezog es einen Neubau an der Bergstraße (Berg-Kaserne). Am 22. August 1914
wurde in Ellwangen das Landsturm-Bataillon XIII/12 für den 1. Weltkrieg
aufgestellt. Nach seinem Abmarsch wurde eine in Bürgerquartieren untergebrachte
Landsturm-Ersatz-Kompanie aufgestellt, welche am 15. Februar 1915 nach
Crailsheim verlegt wurde. Württemberg beschloß den Standort Ellwangen für
eine Unteroffiziersvorschule zu verwenden. Die neuere Geschichte der Garnison Ellwangen begann dann wieder zu Beginn des 20. Jahrhunderts, durch den Bau eines Teiles der
Mühlberg-Kaserne (heute Reinhardt-Kaserne) für die Unterbringung einer Unteroffiziersvorbildungsanstalt in den Weltkriegsjahren 1915 - 1917.
Die Entstehung der neue Kaserne geht auf die Jahre vor dem Ersten Weltkrieg zurück.
Aufgrund der Vergrößerung des Heeres beschloß das Kriegsministerium des Königreiches
Württemberg, eine landeseigene Unteroffizierschule zu gründen. Die Standortwahl fiel auf
Ellwangen. Unter Leitung des Geheimen Oberbaurats von Glocker wurde am 2. Januar 1914 der Bau des "Schulgebäudes" für die
"Unteroffizier-Vorbildungsanstalt"
begonnen. Der Bau wich deutlich von den anderen Kasernenbauten ab. Am 1. Oktober 1916 wurde der Bau vollendet. Ellwangen war
wieder Garnisonsstadt. Im gleichen Jahr wurde auf der Wolfgangshöhe ein
Barackenlager für 2.400 italienische Kriegsgefangene eröffnet. Mit der
Bewachung wurde die 4. Kompanie des Landsturm-Bataillon Gmünd beauftragt und
nach Ellwangen verlegt.
Bis 1920 konnte die "Mühlberg-Kaserne" Unteroffizierschüler von Württemberg beherbergen.
Auf Grund der Bestimmungen des Versailler Friedensvertrags mußte die Garnison jedoch aufgelöst
werden. Von März 1921 bis Ende 1923 waren eine Abteilung der staatlichen Ordnungspolizei
und eine Polizei-Schulabteilung in der Kaserne untergebracht. Danach von 1923 bis etwa
1934 diente die Kaserne dem evangelischen Landeswaisenhaus Württemberg als Unterkunft. Danach
bezogen in Form der politischen Bereitschaft SS-Truppen die Garnison. Von August
1933 bis Februar 1934 bezog das künftige IV. Sturmbann der 1. SS Standarte
"Deutschland" die Mühlberg-Kaserne. In den darauf folgenden Jahren 1935/36 wurden im unmittelbaren Anschluss an die Kaserne umfangreiche Erweiterungsbauten ausgeführt.
Während des Krieges reichte die Kaserne zur Unterbringung der dorthin
verlegten Einheiten nicht aus. Deshalb wurden weitere Gebäude zu
Kasernenzwecken beschlagnahmt und Baracken am Goldrain errichtet. Im Laufe des
Krieges lagen verschiedene Ersatz-Einheiten der Waffen-SS in der Stadt.
Außerdem wurden durch die SS auch zweimal ein Außenkommando von einem
Konzentrationslager in den Zeiträumen Juli 1941 bis Oktober 1942 und Juni 1943
bis April 1945 betrieben. Ersteres war ein Außenlager vom Konzentrationslager
Dachau. Letzteres war das Außenkommando vom Konzentrationslager Natzweiler im
Steinbruch Neuheim. An
Heerestruppen waren von November 1940 bis Mai 1941 ein Pionier-Bataillon und
eine Panzerjäger-Abteilung der 335. Infanterie-Division
in Ellwangen zusätzlich einquartiert.
25.05.1943
Umbenennung des SS-Kradschützen-Ersatz-Bataillones Ellwangen/Jagst in
SS-Panzer-Aufklärungs- Ausbildungs- und Ersatz-Abt
Oktober 1943
Die in Ellwangen/Jagst stationierte SS-Panzer- Aufklärungs- Ausbildungs- und
Ersatz-Abt
einschließlich der Panzer-Späh-Ersatz-Kompanie verlegt im Oktober 1943 nach
Lettland auf den SS-Truppenübungsplatz „Seelager“
In Ellwangen wird ab Oktober 1943 dann das SS-Panzer-Grenadier-Ausbildungs- und
Ersatz-Bataillon 5 in der Mühlberg-Kaserne stationiert.
Während des Krieges reichte die Kaserne zur Unterbringung der dorthin verlegten
Heeres- und Waffen-SS-Truppenteile bei weitem nicht mehr aus, weshalb weitere
Gebäude zu Kasernenzwecken beschlagnahmt und ein Barackenlager am Goldrain
errichtet wurden.
(Teilkopie aus: Wilhelm Schabel, Stadt und Garnison Ellwangen/Jagst – Ein Führer
durch Vergangenheit und Gegenwart, Bernhard&Graefe-Verlag Frankfurt/Main, ohne
Angabe des Jahres, S.48-49)
Durch Unterstützung des Kreisleiters und damaligen Bürgermeisters Adolf Koeller
wurden belegt:
Missionsseminar St.Josef/ Josefinum
Turnhalle
Schwurgericht
die Gebäude des früheren Bezirkskommandos (Bergkaserne)
Berufsgenossenschaft (vorm. Dr. Schabelsches Haus)
Schulhaus am Schönengraben
Baracken auf der Wolfsgangshöhe
Auch die Dörfer der Umgebung wurden allmählich mit SS-Einheiten belegt.
Die Turnhalle von Ellwangen diente in jüngster Zeit als Materiallager der
Waffen-SS und war dicht gefüllt mit Ausrüstungsgegenständen, Schränken,
Matratzen, Stoffen, Kleidern, Teppichen, größeren Mengen Zigaretten und
ähnlichem, sowie für eine Werkstatteinrichtung einer aus Frankfurt/Oder hierher
geflüchteten SS-Autopark-Kolonne. (Wolfgang Högg, Ellwangen, S.10, 94)
Nachdem die Rote Armee am 31.1.1945 die Oder bei Küstrin erreicht hatte, kam es
im Zuges der Räumung des SS-Truppenübungsplatzes „Kurmark“ auch zur Verlegung
des SS-Panzer-Grenadier-Ausbildungs- und Ersatz-Bataillon 3 - bestehend aus 5
Ausbildungs-Kompanien und 1 Marschkompanie – nach Ellwangen
Btl.Stab in Ellwangen, 4.Kp. in Röhlingen, 5.Kp. nach Pfahlheim, 12-14 km
südöstlich Ellwangen.
Weitere Angaben zu diesem Bataillon und seinem Verbleib liegen bisher
(2.11.2010) nicht vor.
In der Nacht vom 22. auf den 23.April 1945 räumte das
SS-Panzergrenadier-Ausbildungs- und Ersatz-Bataillon 5 – nach dem es kurze Zeit
Verteidigungsstellungen um die Stadt bezogen hatte – Ellwangen, welches gegen
Mittag des 23.April 1945 dann von den Amerikaner besetzt wurde.
Für den 21. April 1945 war ein schwerer Luftangriff auf
Ellwangen geplant, welcher aber wegen schlechter Wetterlage undurchführbar war.
In der Nacht zum 22. April 1945 zogen die Amerikaner Panzer und Artillerie
näher an die Stadt heran. Am Morgen des 22. April 1945 begann dann die
Beschießung der Stadt, wobei die Phosphorgranaten zahlreiche, zum Teil
umfangreiche, Schäden hinterließen. Am 23. April 1945 zogen die deutschen
Truppen der Waffen-SS ab und amerikanische Truppen besetzten die Mühlberg-Kaserne und blieben bis zum Frühjahr 1946. Der 2. Weltkrieg kostete die Stadt ca. 400 Gefallene
und Vermißte.
In der Kaserne wurde ein Militär-Hospital eingerichtet und gleichzeitig in der
Buchenberg-Schule ein Polen-Lager.Die "International Refugees Organisation" übernahm die
Mühlberg-Kaserne
1946 und belegte sie bis 1951 mit ca. 3.000 Ukrainern (Displaced Persons). 1951 zogen erneut amerikanische Truppenteile (Pionier- und Sanitätsabteilung) in die Kaserne. Doppelwohnblocks entstanden im Kasernengelände. Im September 1955 übergaben die Amerikaner die Kaserne an die Bundesvermögensstelle in Aalen. Am 23. Juli 1956
bezog die Bundeswehr die Kaserne ein und Ellwangen wurde zur ersten Garnisonsstadt der Bundeswehr in Baden-Württemberg. Die Stadtverwaltung gab zu diesem Anlass einen Empfang auf dem Marktplatz, bei dem Bürgermeister Rothmaier erklärte, "dass ein langgehegter Wunsch der Stadt heute mit dem Einzug der Soldaten in Erfüllung geht. Nach der Übernahme der Kaserne wurde die Anlage
von Grund auf instandgesetzt. Der Bau einer Schießanlage im Jahre 1959 und die Errichtung einer Munitionsniederlage im Jahre 1960 schlossen sich an.
Erst im Juni 1943 wurde in Ellwangen ein Außenkommando des KZ
Natzweiler eröffnet, wo zuvor Kommandos des KZ Dachau bestanden hatten.
Die dortigen Häftlinge standen hauptsächlich im Dienst der SS, waren aber
gelegentlich auch in der Produktion tätig. In Ellwangen war zunächst die
SS-Panzer-Aufklärungs-Ausbildungs- und Ersatz-Abteilung stationiert
Diese Einheit wurde dann im Oktober 1943 auf den SS-Tr.Üb.Pl. Seelager nach
Lettland verlegt, dafür kam das SS-Pz.Gren.Ausb.u.Ers.Btl. 5 als Klagenfurt –
Lehndorf nach Ellwangen.
Das Außenkommando Natzweiler war also anscheinend für beide Einheiten tätig,
wobei der Übergang fließend war. Außerdem dürfte das Außenkommando des KZ
Dachau, welches bereits vorher anscheinend in Ellwangen stationiert war, für die
SS-Kradschützen-Ersatzeinheit tätig gewesen sein.
Die Dokumente zum KL Natzweiler erwähnen das Lager Ellwangen, zwischen Stuttgart
und Nördlingen gelegen, zum ersten Mal am 28.6.1943. Seine Belegschaft stieg von
20 auf 100 Mann (Stand vom 17.7.) und blieb bis Mitte Dezember 1943 stabil. Am
8.1.1944 war das Kommando jedoch bereits auf 30 Häftlinge reduziert und
verschwand dann aus den Verwaltungsunterlagen, da die Häftlinge aus angeblich
disziplinarischen gründen in das Stammlager und anschließend am 17.1.1944 in
einem Transport mit 250 Mann in das KZ Flossenbürg überstellt wurden.
Rund 30 Männer waren in der Mühlberg-Kaserne untergebracht, wo sie auch
arbeiteten; die anderen befanden sich in einem anderen Gebäude außerhalb der
Kaserne. Alle standen im dienst des 5.SS-Grenadier-Ersatz-Ausbildungsbataillon.
Dieses war für die Ausbildung von Soldaten der Waffen-SS zuständig, die in
Panzereinheiten eingesetzt wurden. Auch hier bestand die Arbeit darin,
Schutzbunker einzurichten und instand zu halten; dazu kamen die Produktion von
Holzkohle aus Holzmeilern sowie die Arbeit in einem Steinbruch, der im nahe
gelegenen Dorf Neunheim lag.
(Robert Steegmann, Das Konzentrationslager Natzweiler- Struthof und seine
Außenkommando an Rhein und Neckar 1941 – 1945, Metropol-Verlag, 2010, S. 278,
Anm. 39-41)
Ab Oktober 1944 taucht ein Außenkommando des KZ Natzweiler
erneut in Ellwangen unter der Bezeichnung „Goldrainlager“ wieder in den
Schutzhaftlagerrapporten auf. Am 31.Oktober 1944 waren dort 49 Männer
inhaftiert, die Höchstzahl 150 wurde Ende 1944 erreicht.
Laut Augenzeugenberichten umfasste das Außenkommando zu diesem Zeitpunkt vier
Holzbaracken, die mit Stacheldraht umgeben waren. Über die Arbeitstätigkeit der
dortigen Häftlinge liegen bisher keine Informationen vor, obwohl das
Außenkommando bis zur Räumung des SS-Standortes dort bestand.
Die Häftlinge wurden schließlich am 6.4.1945 evakuiert und nahmen am Todesmarsch
von Hessental teil, viele starben auf dem Weg nach Süden, wo sie nach Dachau
kamen
(Robert Steegmann, Das Konzentrationslager Natzweiler- Struthof und seine
Außenkommando an Rhein und Neckar 1941 – 1945, Metropol-Verlag, 2010, S. 278,
Anm.39-41, 3 Überlebende sollen nach Dachau gekommen sein, 20 Überlebende sollen
zwischen dem 19. und 21.4.45 in Allach eingetroffen sein)
Gefallene von Ellwangen | Vermißte von Ellwangen |
Heimatopfer in Ellwangen | Vertriebenenverluste |
Fronttruppenteile
Panzerjäger-Abteilung 335
SS-Standarte Deutschland (III., bzw. IV.)
SS-Kampfgruppe Ellwangen
SS-Bataillon Ellwangen
Ersatztruppenteile
SS-Krad-Schützen-Ersatz-Bataillon 1939 – 1943, Umbenennung in
SS-Panzer-Aufklärungs-Ausbildungs- u. Ersatz-Abteilung 1943
SS-Panzer-Grenadier-Ausbildungs- u. Ersatz-Bataillon 5 1943 - 1945
SS-Panzer-Grenadier-Ausbildungs- u. Ersatz-Bataillon 3 1945
Kommandobehörden / Dienststellen
Wehrbezirks-Kommando
Wehrmeldeamt
Einrichtungen