4. Fallschirmjäger-Division

4FJD-1.JPG (18392 Byte)    4FJD-2.JPG (8983 Byte)

 

1. Einsatz und Unterstellung:

Die 4. Fallschirmjäger-Division wurde am 5. November 1943 im Raum Perugia aus Abgaben der 2. Fallschirmjäger-Division (I./Fallschirmjäger-Regiment 2, II./Fallschirmjäger-Regiment 6 und I./Luftlande-Sturm-Regiment) sowie aus italienischen Freiwilligen der aufgelösten italienischen Divisionen Dembo und Folgore aufgestellt. Noch während der Aufstellung und Zusammenführung der Verbände wurde um den 20. Januar 1944 eine Kampfgruppe der Division im Hinblick auf eine mögliche alliierte Landung an der Küste des Tyrrhenischen Meeres unter Major Gericke gebildet und bereit gehalten. Die Kampfgruppe bestand aus einem Bataillon des Fallschirmjäger-Regiments 11 und dem II. / Fallschirmjäger-Regiment 12. Am 22. Januar 1944 begann im Sicherungsabschnitt des I. Fallschirmkorps die erwartete Landung alliierter Verbände im Raum Anzio / Nettuno südlich von Rom. Die Kampfgruppe "Gericke" war die erste Einheit, welche unmittelbar zur Verfügung stand und bereits am 22. Januar 1944 die gelandeten Kräfte bekämpfen konnte. Bis zum Nachmittag hatte die inzwischen durch Heereseinheiten verstärkte Kampfgruppe "Gericke" einen losen Einschließungsring um die nur zögernd nach Norden in Richtung der Albaner Berge und die italienische Hauptstadt vordringenden Landungskräfte gelegt. Am Abend wurden die Stellungen durch den Einsatz der 3. Panzergrenadier-Division, der die Kampfgruppe "Gericke" nun unterstellt wurde, verstärkt. In den nächsten Tagen konnten alle amerikanischen Angriffe abgewehrt werden. Bis Ende Januar 1944 wurden weitere, südlich von Perugia aufgestellte Einheiten der 4. Fallschirmjäger-Division der Abwehrfront um Anzio / Nettuno zugeführt. Ab Anfang Februar 1944 wehrte die Division geschlossen mehrere Ausbruchsversuche der Landungskräfte aus dem Einschließungsring ab. In einer Reihe von Gegenangriffen Ende des Monats sowie im März und Anfang April 1944 versuchte die Division in ihrem Abschnitt den Landekopf zurück zu drängen. Sie errang dabei zwar Geländegewinne, ein endgültiger Erfolg blieb ihr jedoch versagt. Am 15. Mai 1944 gelang den seit Monaten gegen die "Gustaf-Linie" bei Cassino anrennenden alliierten Verbände ein Einbruch in den Verteidigungsbereich der 10. Armee bei Cassino. Nachdem in den ersten zwei Tagen durch den Einsatz von Reserven die Front noch gehalten werden konnte, wurde der Durchbruch am 23. Mai durch britische Panzereinheiten südlich der Via Casilina erzwungen. Gleichzeitig eröffnete das VI. US-Armeekorps seine Offensive aus dem Landekopf Anzio / Nettuno heraus und brach bei Aprilia tief in die deutschen Stellungen ein. Zur selben Zeit landete eine britische Einheit im Rücken des im Raum um Pratica di Mare in Stellung liegenden Fallschirmjäger-Regiments 10. Nach schweren Kämpfen konnte sich die Masse des Regiments  aus der Umklammerung befreien und nach Norden ausweichen. Durch die von Süden anrückenden alliierten Kräfte im Rücken bedroht, musste das I. Fallschirmkorps seine Stellungen südlich von Rom aufgeben. Es musste sich deshalb auf die italienische Hauptstadt zurück ziehen. Dabei gab die 4. Fallschirmjäger-Division ihre Stellungen am rechten Abschnitt des Korps-Gefechtsstreifen auf und wich auf den Südrand von Rom aus. Von überlegenen US-Einheiten bedrängt, deckte die Division in den nächsten Tagen als Nachhut die Zurücknahme des rechten Flügels der 14. Armee durch Rom. Am Abend des 4. Juni wurde eine Verzögerungslinie entlang der Höhen nördlich von Rom aufgebaut. Doch bereits am am nächsten Tag wurde die Division bis an den Südrand des Bracciano-See zurück gedrängt. Im weiteren Verlauf der Absetzbewegung der 14. Armee ging die 4. Fallschirmjäger-Division in den nächsten Tagen entlang der Via Cassia verzögernd über die Linien Monterosi - Rignano, Sutri - Nepi - Civita Castellano durch das Bergland weiter über Viterbo bis zum Bolsena-See zurück, dessen Südrand am 9. Juni erreicht wurde. Über Acquapendente, Radicofani und Piazenza, das am 22. / 23. Juni erbittert verteidigt wurde, wichen die Verbände der Division beiderseits der Straße bis Siena as. Am 3. Juli 1944 mußte auch dieser Ort aufgegeben werden. Mitte Juli 1944 verteidigte die Division eine Woche lang den hart umkämpften Ort Poggibonsi an der Straße nach Florenz, muss dann aber weiter nach Norden ausweichen.  Ende des Monats gingen die Regimenter in neue Verteidigungsstellungen südlich von Florenz, verlegten jedoch am 3. August 1944 ihre Hauptkampflinie an den Nordrand der Stadt, um Kämpfe in der Stadt zu vermeiden. Die Höhenstellungen nördlich von Florenz wurden bis Ende August 1944 gehalten und erst um die Monatswende aufgegeben, nachdem beiderseits des Futa-Passes die "Grün-Stellung" als neue Hauptkampflinie von Viareggio am Tyrrhenischen Meer bis zur Adria bei Rimini aufgebaut wurde. In dieser Linie verteidigte die 4. Fallschirmjäger-Division Anfang September 1944 in schweren Kämpfen den Futa-Pass und den Raum nördlich davon. In sechs harten Kampftagen um den 20. September herum verlor die Division etwa 600 Gefallene und Vermißte sowie rund 1.200 Verwundete. Durch den Widerstand der Division am Futa-Paß konnte der amerikanische Vormarsch auf Bologna und die Po-Ebene für mehrere Wochen aufgehalten werden. Bei den folgenden Rückzugsgefechten auf die letzten Verteidigungsstellungen am Nordrand der Apennin südlich von Bologna war die 4. Fallschirmjäger-Division auch an der Panzerschlacht bei Monghidoro beteiligt. Nach weiterem Ausweichen besetzte die Division Mitte Oktober 1944 beiderseits von Pianoro Verteidigungsstellungen in den Apennin-Ausläufern, um den alliierten Streitkräften doch noch den Zugang zur Po-Ebene zu erwehren. Aber bereits am 20. Oktober gewannen US-Verbände die letzten beherrschenden Höhen vor der Via Emilia im Raum Bologna. Noch im Oktober 1944 wurden der Division rund 3.000 Soldaten des fliegenden Personals der Luftwaffe zugeführt, so dass die Verbände wenigstens teilweise wieder aufgefüllt werden konnten. Die Monate November 1944 bis Januar 1945 waren durch winterliche Stellungskämpfe in den Apennin-Ausläufern gekennzeichnet. Ende Januar 1945 verlegte die 4. Fallschirmjäger-Division aus ihren Stellungen südlich Bologna nach Imola in die Po-Ebene, in die alliierte Kräfte bereits von Rimini aus entlang der Via Emilia bis kurz vor Faenza eingedrungen waren. Im Raum Imola - Riolo dei Bagni - Castel Bolognese - Faenza hielt die Division den weiteren alliierten Vormarsch auf Bologna in den Rücken der Stellungen des I. Fallschirmkorps auf. Mitte März 1945 wurden Teile der Division an die neu aufzustellende 10. Fallschirmjäger-Division abgegeben. Am 10. April 1945 begann die erwartete alliierte Offensive im norditalienischen Raum. In den ersten Tagen hielt die Front der Division noch, aber ab Mitte April 1945 mussten die Fallschirmjäger-Regimenter ihre Stellungen aufgeben und wichen von Imola nach Norden über die Linie Molinella - Argenta nach Ferrara und auf den Po bei Occhiobello und Polesella aus. Im Verlauf dieses Rückzuges ging die Masse der schweren Waffen der Division verloren. Nach dem Übergang über den Po um den 20. April 1945 wichen die Reste der Division unter ständigen Gefechten mit Partisanen über Rovigo in den Raum Padua aus. Hier wurde die Division zerschlagen und ging in mehreren Gruppen getrennt bis in den Raum Trient, Belluno und Bozen zurück. Hier ging sie bei Kriegsende in Gefangenschaft.

 

1943

Datum Armeekorps Armee Heeresgruppe Ort
Dezember in Aufstellung   C Venedig (Lagekarte)

1944

Datum Armeekorps Armee Heeresgruppe Ort
Januar I. Fallschirm 14. Armee C Anzio, Nettuno (Lagekarte)
Juni I. Fallschirm 14. Armee C Rom, Sienna, Florenz
August I. Fallschirm 14. Armee C Rimini (Lagekarte)
Dezember I. Fallschirm 10. Armee C Bologna (Lagekarte)

1945

Datum Armeekorps Armee Heeresgruppe Ort
1. Januar I. Fallschirm 10. Armee C Bologna
April Reserve 10. Armee C Ferrara, Verona, Bozen

 

2. Kommandeure:

10. April 1943 Generalleutnant Heinrich Trettner

 

3. Gliederung:

Fallschirm-Jäger-Regiment 10

Fallschirm-Jäger-Regiment 11

Fallschirm-Jäger-Regiment 12

Fallschirm-Panzerjäger-Abteilung 4

Fallschirm-Artillerie-Regiment 4

Fallschirm-Flak-Abteilung 4

Fallschirm-Pionier-Bataillon 4

Fallschirm-Luftnachrichten-Abteilung 4

Fallschirm-Sanitäts-Abteilung 4

Fallschirm-Granatwerfer-Bataillon 4

Fallschirm-Feldersatz-Bataillon 4

 

4. Literatur und Quellen:

Georg Tessin: Verbände und Truppen der Deutschen Wehrmacht und Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg 1939–1945. Band 2. Die Landstreitkräfte 1–5. 2. Auflage. Biblio-Verlag, Bissendorf 1973
Haupt, Werner: Deutsche Spezial-Divisionen Gebirgsjäger, Fallschirmjäger und andere. Dörfler-Verlag 2002
Volkmar Kühn: Deutsche Fallschirmjäger im Zweiten Weltkrieg. Motorbuch-Verlag 12. Auflage 1999
Erich Busch: Die Fallschirmjäger-Chronik 1935 - 1945 Die Geschichte der Deutschen Fallschirmtruppe, Podzun-Pallas-Verlag 1983