10. Fallschirm-Jäger-Division
1. Einsatz und Unterstellung:
Der erste Aufstellungsbefehl für die Bildung einer 10. Fallschirmjäger-Division datiert vom 24. September 1944, er wurde aber schon am 15. Oktober 1944 widerrufen.
Die 10. Fallschirmjäger-Division wurde mit Befehl zum 1. März 1945 neu
aufgestellt. Daraufhin erging im März 1945 erging an das in Italien eingesetzte
I. Fallschirmkorps der Befehl, geschlossene Verbände zur Aufstellung der
Division abzugeben. Als Aufstellungsraum wurde der deutsch-niederländische
Grenzraum ostwärts von Groningen bestimmt. Um den 20. April 1945 sammelten sich
die zugewiesenen Verbände der 1. Fallschirmjäger-Division und der 4. Fallschirmjäger-Division
im Raum Bologna Anschließend marschierten diese verbände zu Fuß zum Po und
setzten Ende März 1945 bei Ostiglia mit Fähren über den Fluß. Hier wurden die
Verbände auf Eisenbahnzüge verladen und, nur Nachts fahrend, bis Ende April /
Anfang Mai 1945 an den Brenner verlegt. Der russische Durchbruch in Ungarn nach
Österreich hinein veranlasste das OKW, die auf dem Weg nach Norden befindlichen
Teile der 10. Fallschirmjäger-Division als Kampfgruppe nach Österreich
umzuleiten. Die Transporte wurden über Salzburg nach Graz geleitet, wo die
ersten Züge am 3. April 1945 eintrafen. Im Raum nördlich von Graz trat die
Division in der ersten April-Hälfte zusammen. Zur Auffüllung der Division wurden
die Soldaten der Luftwaffen-Kriegsschulen Berlin-Gatow, Straubing,
Fürstenfeldbruck, Dresden und Ergolding bei Landshut sowie das Personal der
fliegenden Verbände und der Bodenorganisation der Luftflotte 6 herangezogen.
Die Aufstellung der Division im Raum Graz - Judendorf - Gratwein - Gratkorn
wurde durch den sofortigen Einsatz der eintreffenden Verbände massiv gestört.
Nach kurzer Zusammenführung der Verbände und Einheiten im Aufstellungsraum
wurden das Fallschirmjäger-Regiment 30 sowie das III. / Fallschirmjäger-Regiment
28 und das verstärkte II. / Fallschirmjäger-Regiment 29 ab dem 17. April 1945
gegen die westlich von Wien bei St. Pölten beiderseits der Traisen nach Süden
vorstoßenden russischen Verbände eingesetzt. Der Divisionsgefechtsstand lag in
Türnitz. Es gelang, die aus Wilhelmsburg angreifenden russischen Verbände am 18.
April 1945 zu stoppen. trotzdem mussten die eigenen Stellungen am 19. April
aufgegeben werden. Am 20. April 1945 kämpfte das Fallschirmjäger-Regiment 30 in
der Linie Eschenau - Buchberg - Nordrand Traisen - Wiesenfeld. Am 23. April
wurden die Stellungen des Regiments beiderseits Marktl durch das III. /
Fallschirmjäger-Regiment 28 westlich und das II. / Fallschirmjäger-Regiment 29
ostwärts der Straße verstärkt. Bis zum 27. April 1945 hielten diese Teile der
Division ihre Stellungen beiderseits Lilienfeld und wurden anschließend
abgelöst. Während das Fallschirmjäger-Regiment 30 im Raum westlich von Freiland
Ruhestellungen bezog, wurden die Fallschirmjäger-Regimenter 28 und 29 mit dem
Divisionsstab und der Masse der Divisionseinheiten nach Melk in Marsch gesetzt.
Von dort aus verlegten sie im Eisenbahntransport über Krems in die
Tschechoslowakei an den linken Flügel der bei Brünn lebenden 8. Armee. Die
Anfang Mai 1945 südwestlich von Brünn eintreffenden Verbände wurden sofort
bataillonsweise gegen überlegene russische Panzerverbände eingesetzt. In
schweren Abwehrkämpfen im Raum Brünn - Tischnowitz - Iglau wurden fast sämtliche
Einheiten der Division aufgerieben. Zu einem geschlossenen Einsatz der Divison
kam es nicht mehr. Die Masse geriet westlich Brünn in russische Gefangenschaft.
Das verbleibende Fallschirmjäger-Regiment 30 wurde neu geordnet und Anfang Mai
1945 nach Norden in Marsch gesetzt, um wieder zur 10. Fallschirmjäger-Division
bei Brünn zu stoßen. Zu Fuß marschierte das Regiment nach der Unterbrechung
sämtlicher Bahnverbindungen auf der Nordseite der Donau durch die Wachau. Am 9.
Mai 1945 geriet es bei Grein - Perg - Pergarten in amerikanische Gefangenschaft,
wurde jedoch nach wenigen Tagen an die Rote Armee ausgeliefert.
1945
Datum | Armeekorps | Armee | Heeresgruppe | Ort |
April | XXIV | 1. Panzerarmee | Iglau |
2. Kommandeure:
10. März 1945 Generalleutnant Gustav Wilke
April 1945 Oberst Karl-Heinz von Hofmann
3. Gliederung:
10. Fallschirmjäger-Division Soll-Gliederung
Fallschirm-Jäger-Regiment
28
Fallschirm-Jäger-Regiment
29
Fallschirm-Jäger-Regiment
30
Fallschirm-Panzer-Jäger-Abteilung 10
Fallschirm-Artillerie-Regiment 10
Fallschirm-Pionier-Bataillon 10
Fallschirm-Luftnachrichten-Abteilung 10
Fallschirm-Sanitäts-Abteilung 10
Kommandeur der Fallschirm-Jäger-Division Nachschubtruppen 10
4. Literatur und Quellen:
Roger Edwards: Deutsche Fallschirmjäger und
Luftlandetruppen 1936 - 1945, Verlag Stalling, Oldenburg 1976
Albert Merglen: Geschichte und Zukunft der Luftlandetruppen, Verlag Rombach,
Freiburg/Breisgau 1970.
Günter Roth / Hans M. Stimpel: Die deutsche Fallschirmtruppe 1936–1945 - Führung
in der deutschen Fallschirmtruppe und der Korpsgeist der Fallschirmjäger, Verlag
Mittler, Hamburg 2008
Günter Roth: Die deutsche Fallschirmtruppe 1936-1945. Der Oberbefehlshaber Kurt
Student. Strategischer, operativer Kopf oder Kriegshandwerker und das
soldatische Ethos Verlag E.S. Mittler und Sohn, Hamburg 2010
Georg Tessin: Verbände und Truppen der
Deutschen Wehrmacht und Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg 1939–1945. Band 3. Die
Landstreitkräfte 6–14. 2. Auflage. Biblio-Verlag, Bissendorf 1974
Haupt, Werner: Deutsche Spezial-Divisionen Gebirgsjäger, Fallschirmjäger und
andere. Dörfler-Verlag 2002
Volkmar Kühn: Deutsche Fallschirmjäger im Zweiten Weltkrieg. Motorbuch-Verlag
12. Auflage 1999