Eisenbahngeschütze

 

Nach dem Ersten Weltkrieg war dem Deutschen Reich der Besitz von schwerster Artillerie und von Eisenbahngeschützen verboten. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten und der anschließenden gemeinem Wiederaufrüstung der deutschen Armee wurden auch wieder Eisenbahngeschütze beschafft. Hierzu wurde 1936 das "Sofortprogramm" geschaffen. Bis Ende 1937 sollten fünf Batterien mit 17 cm, 24 cm und 28 cm Geschützen aufgestellt werden, 1938 weitere sechs Batterien und bis April 1939 nochmals vier. Da für völlige Neukonstruktionen erst einmal keine Zeit war, wurden bestehende Waffenteile für die ersten Geschütze verwendet.

Die 15-cm-Kanone (E) war ein 15-cm SK L/40 Rohr und die Wiege und Rücklaufeinrichtung der 15-cm SK L/40 aus Marinebeständen, welches auf ein 20,1 m langes dreiachsiges Fahrgestell montiert worden war. Die Lafette war zum Rundumfeuern ausgelegt. Zu diesem Zweck hatte der Eisenbahnwagen vier seitliche Stützen, um ein Umkippen des Fahrgestells beim Feuern zu verhindern. In Stellung auf einem normalen Eisenbahngleis wurden die Stützen seitlich ausgeklappt und die breiten Teller au den vorher entsprechend vorbereiteten Boden heruntergekurbelt. Als Munition konnte die 15-cm-K. Granate 18 und die Marine-Sprenggranate L/41 Kz verschossen werden. Bei einer v0 von 805 m/Sek. konnte eine Reichweite von 22.500 m erreicht werden. Das Gesamtgewicht der Kanone betrug 74.000 kg. Die Produktionszahlen sind nicht ganz klar, es sind aber zwischen acht und 18 Stück produziert worden. In der Kartei "Überblick über den Rüstungsstand im Heer" wird der Bestand im Juli 1940 mit vier Stück angegeben. Diese waren bei der Eisenbahn-Artillerie-Batterie 655 eingesetzt.

Für eine Steigerung der Schußwerte montierte man nun die Rohre der 17-cm SK L/40 auf die Fahrgestelle, das Geschütz hieß nun 17-cm-Kanone (E). Als Munition konnten die Marinegranaten L/4,7 verschossen werden, die bei einer v0 von 860 m/Sek. eine Reichweite von 26.100 m erreichten. Die Kanone war auf der Eisenbahnlafette um 360° drehbar und konnte mit Hilfe seitlicher Stützen auch seitlich schießen. Die Lebensdauer eines Rohres, welches 62,8 Kilogramm schwere Geschosse verschoss, betrug ungefähr 1100 Schuss. Es wurden sechs Kanonen gebaut und in den Eisenbahnbatterien 717 und 718 zum Einsatz gebracht.

Die nächste Entwicklung von Eisenbahngeschützen mit Marinerohren war die 20-cm Kanone (E), bei denen 12.150 mm lange 20,3-cm SK C/34 Marinerohre auf ein 19.445 mm langes Fahrgestell montiert wurden. Als Munition fanden die Marine-Sprenggranate L/4,7 Kz Verwendung. Die v0 der Geschosse betrug 925 m/Sek., was eine Reichweite von 36.400 m erbrachte. Die so zwischen 1940 und 1942 in acht Exemplaren ausgelieferte Kanone konnte unabhängig von vorhandenen Gleisstrecken auf kurzfristig gebauten Gleisen und Drehscheiben eingesetzt werden. Es waren die einzigen Geschütze des Kalibers 20,3 cm im gesamten Heer. Dies führte zu Problemen mit der Munitionsversorgung. Um die wenige Munition zusammenzufassen, wurden alle Geschütze zur Küstenverteidigung hinter dem Atlantikwall in Cherbourg und Brest im besetzten Frankreich eingesetzt. Im Juli 1944 wurden einige durch die vorrückenden US-Truppen erbeutet.

Ein dem berühmten Paris-Geschütz des ersten Weltkrieges nachempfundenes Geschütz war die 21-cm Kanone 12 (E). Hier hatte man ein 33.300 mm langes Rohr auf ein 45.050 mm langes, achtzehnachsiges Fahrgestell gelagert. Das Gesamtgewicht in Feuerstellung betrug 308.000 kg. Als Munition wurde die Granate 35 verwendet, die 107,5 kg wog. Das Geschütz hatte eine maximale Reichweite von 115.000 m, was die größte Reichweite eines Geschützes im 2. Weltkrieg bedeutete. Das Rohr und die Lafette besaßen hydraulische Rücklaufbremsen und hydropneumatische Vorholer. Das Rohr lief maximal 750 mm zurück, die Lafette bis 980 mm. Die Lafette wurde hydraulisch hochgepumpt, um dem Rohr eine größere Erhöhung zu ermöglichen. Der gezogene Teil des Rohres war 27,724 m lang und sorgte zusammen mit dem speziellen Geschoss für die Reichweite von 45 bis 115 km. Die erste Waffe wurde im März 1939 an die Truppe übergeben. Ein zweites Geschütz, die 21-cm K 12 N, wurde im Juli 1940 übergeben. Insgesamt wurden während des Krieges von der Eisenbahn-Artillerie-Batterie 701, bei der die Geschütze im Einsatz standen, 83 Schuß verfeuert! Das Geschütz hatte kein Seitenrichtfeld. Zum Richten der Waffe mußte diese auf eine Drehscheibe oder in eine Schießkurve gestellt werden.

Die 24-cm Theodor-Kanone (E) waren 9.550 mm lange Marinerohre der Deutschlandklasse von 1904, die auf ein 18.450 mm langes Fahrgestell gebettet wurden. Die Kanone wog 94.000 kg, als Munition diente die Marine-Sprenggranate L/4,2 Bdz und Kz mit einem Gewicht von 148,5 kg. Bei einer v0 von 810 m/Sek. wurde eine maximale Schußweite von 26.750 m erreicht. Insgesamt wurden drei Geschütze gebaut und in den Eisenbahnbatterien 664, 674 und 722 eingesetzt.

Ein weiteres Geschütz mit dem Kaliber 24 cm war die 24-cm Theodor-Bruno-Kanone (E). Die 8.400 mm langen Marinerohre stammen von den Schlachtschiffen der Wittelsbach-Klasse und wurden auf ein 20.700 mm langes Fahrwerk gebettet, was einem Gewicht von 95.000 kg ergab. Als Munition diente die 977 mm lange und 151 kg schwere Marine-Sprenggranate L/4,1. Die Lebensdauer eines Rohres betrug ungefähr 1.300 Schuss. Insgesamt wurden sechs Geschütze produziert. Die 24-cm-Geschütze wurden bei den Eisenbahn-Artillerie-Batterien 664, 674, 721 und 722 zu je zwei Geschützen eingesetzt.

Die Firma Krupp hatte noch einige alte Schiffskanonenrohre sowie Baupläne der von ihr gefertigten Eisenbahnlafetten des Ersten Weltkrieges im Bestand und erhielt daher den Auftrag, eine Serie von Eisenbahngeschützen im Kaliber 28 cm herzustellen. In den Jahren 1936–38 fertigte die Firma Krupp insgesamt 13 Geschütze im Kaliber 28 cm in drei verschiedenen Versionen:

Die 28-cm kurze Bruno-Kanone (E) hatte ein Kaliber von 28 cm. Die 11.200 mm langen Marinerohre 28 cm SK L/40 wurden auf ein 10-achsiges Fahrgestell mit 22.800 mm Länge gebettet. Die Wiege war mit zwei hydraulischen Rohrrücklaufbremsen und einem hydropneumatischen Vorholer ausgestattet. Das Seitenrichtfeld betrug 1°. Verschossen wurde die 1.143 mm lange und 240 kg schwere Marine-Sprenggranate L/4,1. Die v0 betrug 820 m/Sek., die Schußweite 29.500 m. Die theoretische Schußfolge betrug ein Schuß alle 5-6 Minuten. Die Lebensdauer eines Rohres betrug 850 Schuß. Insgesamt wurden acht Geschütze gebaut. Diese waren bei den Eisenbahnbatterien 690, 695, 696 und 721 im Einsatz.

Das zweite Eisenbahngeschütz mit gleichem Kaliber war die lange Bruno-Kanone (E). Hier war das 12.735 mm lange Marinerohr SK L/45 auf ein 22.800 mm langes Fahrgestell montiert worden. Als Munition wurde die 302 kg schwere und 1.006 mm lange Marine-Sprenggranate L/3,6 verwendet. Die v0 betrug 856 m/Sek., die Reichweite 28.500 m. Die theoretische Schußfolge betrug ein Schuß alle 5 Minuten. Die Lebensdauer eines Rohres betrug 400 Schuß. Insgesamt wurden drei Stück gebaut. Im Zweiten Weltkrieg wurden diese durch die Eisenbahnbatterie 688 eingesetzt.

Bei der schweren Bruno-Kanone (E) wurden 28-cm-Küstenkanonen L/42 auf das 22.800 mm lange Fahrgestell gesetzt. Das Gesamtgewicht betrug  118.000 kg. Es wurde die gleiche Munition wie bei der langen Bruno-Kanone (E) verwendet, die v0 betrug 845 m/Sek., die maximale Reichweite 29.400 m. Die theoretische Schußfolge betrug 1 Schuß alle 5 - 6 Minuten. Es wurden zwischen 1936 und 1938 zwei Exemplare gebaut und bei der Eisenbahnbatterie 689 eingesetzt.

Im Jahr 1938 forderte das OKH von Krupp eine Erhöhung der Schussweiten für die Bruno-Kanonen. Es sollte eine Höchstschussweite erzielt werden, wie sie bei der 28-cm-Kanone 5 (E) bereits gegeben war. Da dies aufgrund des Alters der verwendeten Rohre nicht möglich war, wurde daraufhin die 28-cm Neue Bruno-Kanone entwickelt. In den Jahren 1940 bis 1942 wurden drei Geschütze gebaut. Die geforderte Schussweite wurde jedoch nicht erreicht, woraufhin die weitere Fertigung zugunsten der K 5(E) eingestellt wurde. Das 16.400 mm lange Rohr war in einem 24.880 mm langen Fahrgestell gebettet. Das Gesamtgewicht betrug 150.000 kg. Als Munition fand die 1.335 mm lange und 255 kg schwere 28-cm- Granate 39 Verwendung. Die v0 von 985 m/Sek. brachte das Geschoß auf eine Reichweite von 46.600 m, was das Waffenamt immer noch enttäuschte, so daß die Produktion nach drei Stück wieder eingestellt wurde. Die Geschütze wurden bei der 1./Eisenbahn-Artillerie-Abteilung 725 eingesetzt.

Bereits 1934 wurde vom Waffenamt  der Entwicklungsauftrag für die 28-cm-Kanone 5 (E) erteilt. Schon nach kurzer Zeit wurden bei Krupp die Konstruktionszeichnungen fertig gestellt und ein Modellrohr hergestellt. 1936 soll bereits der erste Schuß aus einem Originalrohr abgefeuert worden sein. Das Geschütz wurde von der Firma Krupp in Zusammenarbeit mit der Firma Hanomag hergestellt. Bis Februar 1940 wurden acht Geschütze hergestellt, bis 1945 waren es insgesamt 25. Die 28-cm Kanone 5 (E) war damit das Standardgeschütz der deutschen Eisenbahn-Artillerie. Es hatte ein Kaliber von 28,3 cm und konnte ohne größere Umbauten auf einem großen Teil des normalen Schienenverkehrsnetzes gefahren werden. Das 21,538 m lange Rohr selbst war das erste in Deutschland eigens für diesen Zweck konstruierte, von Sonderkonstruktionen wie dem Paris-Geschütz und der K 12 abgesehen. Es war zunächst mit 10-mm-Tiefzügen versehen, deren Tiefe jedoch nach auftretenden Rissen auf 7 mm verringert wurde. Es war in einer Rohrwiege auf einer Rahmenlafette gelagert, die auf zwei sechsachsigen Drehgestellen ruhte. Die Haltbarkeit des Rohres betrug ungefähr 240 Schuss, danach galt es als verschlissen. Das Geschütz wurde über einen eigenen Generator mit Energie versorgt und für die Zieleinrichtung angetrieben. Auch dieses Geschütz war im Hinblick auf einen Durchbruch durch die Maginotlinie  oder die Bekämpfung anderer Befestigungen erstellt. Das Geschütz hatte ein Gewicht von 218.000 kg in Feuerstellung, war in Fahrstellung 30,16 m lang und in Schußstellung 32,06 m. Von dieser Waffe gab es insgesamt vier Varianten:
Die 28-cm Kanone T 10 (E), die auch als "K 5 Tiefzug", später auch "K 5 Tiefzug T 10" bezeichnet wurde, hatte ein Rohr von 12 Zügen mit einer Zugtiefe von 10 mm. Das Rohr wog mit Verschluß 85.000 kg, das Rohr selbst war 21.538 mm lang. Der Rohrrücklauf betrug 1.150 mm. Um die großen Schußweiten und einen entsprechenden Drall erreichen zu können, waren die Granaten mit so genannten Rippen versehen, die in die Züge paßten und die Granaten dadurch in der vorgesehenen Geschwindigkeit um die eigene Achse rotieren mußten. Weil aber bei der Erprobung diese Führungsrippen immer wieder abbrachen und man keine andere Befestigung für die Granaten finden konnte, entwickelte man die
28-cm Kanone T 7 (E). Diese Variante unterschied sich von der T 10 dadurch, daß die Züge nur noch 7 mm tief waren und die Rippen dadurch niedriger waren. Verschossen wurde von der T 10 und der T 7
28-cm Granate 35 (Sprenggranate)
28-cm Granate (Ei) (Einschießgeschoß)
28-cm Granate Üb (Übungsgranate)
28-cm R.Granate 4331 (Rakete mit Raketenantrieb für höhere Reichweite, mit Rippen)
Mit der 28-cm Granate 35 wurde eine Reichweite von 62.400 m erreicht, die Vo betrug 1.120 m/s. Mit der 28-cm R.Granate 4331 wurde bei einer Vo von 1.130 m/s eine Reichweite von 86.500 m erreicht.
Da sich auch bei einer Zugtiefe von 7 mm noch immer Abreißer an den Granaten ereigneten, entwickelte man die 28-cm Kanone 5 Vz (E). Man nutzte nun Munition ohne Rippen. Die Züge im Rohr waren nun konisch, 5 mm beginnend und zur Rohrmündung auf 3 mm abfallend. Am Geschütz selbst änderte sich sonst nichts. An Munition wurde verschossen:
28-cm Granate 42 (Sprenggranate)
28-cm Granate 42 (Ei) (Einschießgranate)
28-cm R.Granate 4341 (Granate mit Raketenantrieb für höhere Reichweite, ohne Rippen)
Als es Schwierigkeiten mit der Munitionsherstellung gab, wurde die 28-cm Granate 39 der "Bruno-Kanone" zum Verschießen aus der K 5 V abgeändert und umbenannt in
28-cm Granate 39/42 (Sprenggranate)
28-cm Granate 39/42 (Ei) (Einschießgeschoß)
Um die Reichweite der K 5 noch weiter steigern zu können, beschloß man, auch für diese Geschütze das sog. "Peenemünder Pfeil-Geschoß PPG" entwickelt. Das Geschütz erhielt die Bezeichnung 31-cm Kanone 5 gl (E). Die Entwicklung war im Mai 1943 abgeschlossen, die Einführungsreife sollte etwa Mai 1944 erfolgen.  Ursprünglich sollte das Geschoß, welches die Bezeichnung "31-cm Sprenggranate 4861" trug, aus gezogenen und glatten Rohren verschossen werden. Man entschied sich für ein Rohr mit einem Durchmesser von 31-cm. Das Geschoß hatte einen Durchmesser von nur 15 cm, während mit den Flossen und der Treibscheibe 31 cm erreicht wurden. Mit einer Vo von 1.420 m/s wurde eine Reichweite von 127.500 m erreicht.

Die
38-cm-Kanone Siegfried (E) war das größte deutsche Eisenbahngeschütz, das auf herkömmlichen Eisenbahnstrecken transportiert werden konnte, ohne dass es zerlegt werden mußte. Die bei Krupp gefertigten Geschütze Das erste Geschütz wurde im September 1942 vom Waffenamt abgenommen, im Dezember 1942 folgte ein zweites Geschütz. Im Oktober 1943 wurde dann ein drittes Geschütz , im Dezember 1943 ein viertes Geschütz abgenommen. Bei der Kanone handelte es sich um eine modifizierte 38-cm-Schnellladekanone C/34, wie sie auf den deutschen Schlachtschiffen Bismarck und Tirpitz eingesetzt wurde. Eingesetzt waren die Geschütze bei den Eisenbahn-Artillerie-Batterien 698 und 686. Das Gerät "Siegfried" war ein Eisenbahngeschütz zur Bekämpfung größerer Ziele durch Fernbeschuß. Das Geschütz wurde von Schwenkbahnbettungen oder Gleiskurven aus eingesetzt. Die Höhenrichtmaschine wurde elektrisch angetrieben. Die Seitenrichtung wurde durch Verschieben des Geschützes auf der Gleiskurve oder durch Drehen der Schwenkbahnbettung erreicht. Das Rohr war ein 19.630 mm langes Marinerohr SK C/34. Es besaß 90 Züge mit einer Tiefe von 4,5 mm. In Fahrstellung wog das Geschütz 287 t, in Feuerstellung 294 t. Das Rohr wurde auf ein 24.000 mm langes, sechzehnachsiges Fahrgestell gebettet. Als Munition diente die 1.652 mm lange und 495 kg schwere Siegfried-Granate L/4,5. Die Treibladung von 298 kg Gewicht ergab eine v0 von 1050 m/Sek. und damit eine Schußweite von 55.000 m. Eine weitere Munitionsart war die 1.751 mm lange und 800 kg schwere Sprenggranate L/4,6, die mit ihrer 261 kg schweren Treibladung eine v0 von 820 m/Sek. und damit eine Schußweite von 42.000 m erreichte. Die Lebensdauer eines Rohres betrug 240 Schuß. Die Entwicklung einer schweren Raketengranate wurde nicht vollendet.

Sie so genannte 40-cm Adolf-Kanone war eine Entwicklung mit einem 40,6-cm-Küstengeschütz. Das errechnete Gewicht sollte 369.000 kg betragen, die v0 der 1.875 mm langen und 1.020 kg schweren Sprenggranate L/4,8 sollte 810 m/Sek. betragen, was eine Reichweite von 44.000 m ergeben sollte. Nach einem gebauten Muster im Oktober 1939 wurde die Produktion jedoch eingestellt.

Das größte Geschütz der deutschen Eisenbahnartillerie war die 80-cm Kanone Dora (E). Das 32.480 mm lange Rohr mit einem Gewicht von allein 400.000 kg war beim Feuern auf ein 40-achsiges Fahrgestell montiert, was ein Gesamtgewicht von 1.350.000 kg erbrachte! Zum Feuern wurden zwei nebeneinander liegende Gleise benötigt. Gerichtet wurde die Kanone, indem sie mit zwei Dieselloks in einer Kurve hin- und hergeschoben wurde. Allein für die Bedienung eines Geschützes waren fast 4.400 Mann einschließlich Bau- und Sicherungstruppen erforderlich. Zur Verlegung mußte das Geschütz zerlegt und in fünf Eisenbahnzügen an den neuen Einsatzort gebracht werden. Verschossen wurde die 7.100 kg schwere Panzergranate, die eine maximale Schußweite von 37.000 m erbrachte. Außerdem gab es noch eine 4.800 kg schwere Sprenggranate, die bei einer v0 von 820 m/Sek. eine Schußweite von 48.000 m erreichte. Zum Einsatz kam das Geschütz nur bei der Belagerung von Sewastopol auf der Halbinsel Krim, als das Geschütz 48 (!) Schuß innerhalb eines Monats verfeuerte. Insgesamt wurde nur ein Geschütz fertig gestellt, zwei weitere konnten nicht mehr fertig gestellt werden, sind aber bereits von der Reichsregierung bezahlt worden: 7 Millionen Reichsmark pro Geschütz!

Deutsche Techniker hatten mit diesem Geschütz zwar eine hoch zu bewertende Konstruktionsleistung erbracht, ein taktischer Erfolg mußte aber einer derartigen Entwicklung, die an den Grenzen des Möglichen lag, versagt bleiben. Speer und andere Rüstungsfachleute haben dieses Monstrum stets abgelehnt.

Produktion von Eisenbahngeschützen ab September 1939:

  1939 1940 1941 1942 1943 1944 1945
15-cm-K. (E) - - - - - - -
17-cm-K. (E) - - - - - - -
20,3-cm-K. (E) - - 4 4 - - -
21-cm-K. 12 N. (E) - 1 - - - - -
24-cm-Theo-K. (E) - - - - - - -
24-cm-Theo-Br.-K. (E) - - - - - - -
28-cm-kz.-Br.-K. (E) - - 2 - - - -
28-cm-lg.-Br.-K. (E) - - - - - - -
28-cm-schw.-Br.-K. (E) - - - - - - -
28-cm-Br.-K. n. (E) - - 3 - - - -
28-cm-K. 5 (E) 2 3 2 8 2 - -
31-cm-K. 5 Glatt (E) - - - - - 2 -
38-cm-Siegfried (E) - - - 2 1 - -
80-cm-Dora (E) - - 1 1 - - -

Folgende Beutegeschütze wurden eingesetzt:

Die 19,4-cm-Kanone (E) - 486(f) wurde beim Küstenschutz verwendet. Die Schutzschilde wurden entfernt, ebenso der gepanzerte Aufbau. Aus dem 5.886 mm langen Rohr wurde eine 83 kg schwere Granate mit einer v0 von 640 m/Sek. 18.300 m weit verschossen. Das Gesamtgewicht lag bei 65.000 kg. Einige Geschütze wurden auch an Italien abgegeben.

Die 24-cm-Kanone (E) - 537(f) wog 90.000 kg, das Fahrgestell war 12.885 mm lang. Aus dem 6.700 mm langen Rohr wurde eine 159 kg wiegende Granate mit einer v0 von 575 m/Sek. 17.100 m weit verschossen.

Die 28,5-cm-Kanone (E) - 605(f) wurde als Küstengeschütz verwendet. Aus dem 12.800 mm langen Rohr wurde eine 270 kg schwere Granate mit einer v0 von 740 m/Sek. 27.000 m weit verschossen.

Die 32-cm-Kanone (E) - 651(f) wog 162.000 kg, hatte ein 10.112 mm langes Rohr und verschoß eine 388 kg wiegende Granate mit einer v0 von 674 m/Sek. 24.800 m weit. Insgesamt wurden neun Geschütze übernommen.

Vorläufige Gerätebeschreibung und Behandlung der 32-cm Kanone (E) 651 (f)

Die 32-cm-Kanone (E) - 652(f) wog 178.000 kg, hatte ein 11.820 mm langes Rohr und verschoß eine 392 kg schwere Granate mit einer v0 von 690 m/Sek. 26.200 m weit.

Die 40-cm Haubitze (E) 452 (f) war ein französisches Beutegeschütz, welches bei der französischen Armee bereits im Ersten Weltkrieg eingesetzt wurde. Bei den Geschützen handelte es sich um Geschütze, die vom Schienennetz abhängig, schwer in Position zu bringen (es dauerte zwei Tage, um die Schießplattform zu bauen, plus eine Stunde um das Geschütz einzurichten), mit einer geringen Kadenz, einer nur mittelmäßigen Mündungsgeschwindigkeit und nicht ausreichendem Höhenrichtbereich, aber mit einer sehr guten Präzision und vor allem mit großer Wirksamkeit bei der Zerstörung von befestigten Werken. Ein Geschütz wog ohne Wagen 47.500 kg, war 19,06 m lang und hatte eine Schussweite von 13 bis 14 km. Die Eisenbahn-Batterien 693 und 696 wurden mit jeweils drei dieser Geschütze ausgerüstet.

Während des Zweiten Weltkrieges produzierte Munitionsmengen, die für Eisenbahngeschütze vorgesehen waren (in Schuß):

  1939 1940 1941 1942 1943 1944 1945
15-cm-K. (E) - 418 2.796 - - - -
17-cm-K. (E) - 3 1.084 - - - -
20,3-cm-K. (E) - 319 3.046 1.818 640 - -
21-cm-K. 12 N. (E) - 161 199 105 206 - -
24-cm-Theo-K. (E) 265 652 - - - - -
24-cm-Theo-Br.-K. (E) 2 .104 2 .100 - - - - -
28-cm-kz.-Br.-K. (E) 567 79 944 535 535 413 -
28-cm-lg.-Br.-K. (E) 368 698 - - - - -
28-cm-schw.-Br.-K. (E) 79 734 - - - - -
28-cm-Br.-K. n. (E) - - 2.455 1.745 1.800 - -
28-cm-K. 5 (E) 280 2.019 3.098 1.320 1.118 583 263
31-cm-K. 5 Glatt (E) - - - - - 156 -
38-cm-Siegfried (E) - - - 899 1.623 - -
80-cm-Dora (E) - - 18 59 - - -