Tolsdorff, Theodor

 

* 3. November 1909, Lehnarten / Ostpreußen

† 25. Mai 1978, Dortmund

 

Theodor Tolsdorff trat am 1. Oktober 1934 freiwillig in das Infanterie-Regiment Gumbinnen ein und wurde dort zum Unteroffizier ausgebildet. Am 1. Oktober 1935 wurde der Sohn eines Rittergutsbesitzers zum Unteroffizier befördert. Bei der Enttarnung der Verbände nach der Erweiterung der Reichswehr zur Wehrmacht diente er dann ab dem 15. Oktober 1935 im Infanterie-Regiment 22. Am 1. Februar 1936 wurde er zum Feldwebel befördert. Bereits am 1. Juni 1936 wurde er wegen seiner besonderen Eignung zum Offizier befördert. Am 1. Oktober 1938 wurde er zum Oberleutnant befördert. Am 1. März 1939 wurde er zum Kompaniechef ernannt. Bei Kriegsbeginn führte Tolsdorff die 14. (Panzerabwehr-) Kompanie vom Infanterie-Regiment 22. Bereits im Polenfeldzug erhielt er beide Stufen des Eisernen Kreuzes, außerdem wurde er durch einen Schulterdurchschuss zum ersten Mal verwundet. 1940 hat er Eleonore op der Beck geheiratet. Aus dieser Verbindung entstanden zwei Kinder. Tolsdorff führte nach seiner Genesung seine Kompanie im Frühjahr 1940 im Westfeldzug. Auch beim Überfall auf die Sowjetunion zum Sommerbeginn 1941 führte er seine Kompanie in den Westfeldzug. Im September 1941 wurde erneut schwer verwundet. Für seine Leistungen beim Vormarsch wurde ihm noch im Lazarett am 4. Dezember 1941 das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes verliehen. Außerdem wurde er auch noch am 1. Januar 1942 zum Hauptmann befördert. Erst im April 1942 kehrte Hauptmann Tolsdorff wieder an die Front zurück und wurde nach wenigen Wochen vor Leningrad erneut verwundet. Im Sommer 1942 nahm er an den Kämpfen am Wolchow teil und wurde hier am Kopf schwer verwundet. Am 23. August 1942 wurde ihm das Deutsches Kreuz in Gold verliehen. Nach der Rückkehr zur Front wurde Tolsdorff am 1. Januar 1943 zum Major befördert und übernahm als solcher als Kommandeur das I. Bataillon des Füsilier-Regiment 22. Für die Leistungen seines Bataillons bei den Abwehrschlachten am Ladogasee wurde Tolsdorff am 15. September 1943 das Eichenlaub zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes verliehen. Im November 1943 übernahm Tolsdorff dann die Führung über das Füsilier-Regiment 22. Bei den Kämpfen um die Stadt Odessa kämpfte Tolsdorff erneut in den vordersten Gräben und erhielt einen Bauchschuss, der ihn erneut für viele Wochen ins Lazarett brachte. Am 1. April 1944 wurde er dann zum Oberstleutnant befördert und er wurde an die Fahnenjunkerschule nach Metz versetzt, um dort als Lehrer zu fungieren. Doch Tolsdorff hielt das Leben an der Schule nicht lange aus, nach nur drei Tagen war er wieder auf dem Weg zur Front, um sein altes Regiment zu übernehmen. Im Sommer 1944 verteidigte Tolsdorff mit seinem Regiment die Stadt Wilna und hielt die eingeschlossene Stadt, bis sie von deutschen Truppen entsetzt wurde. Dabei erwarb er sich den Beinamen "Löwe von Wilna". Am 14. Juli 1944 wurde er namentlich im Wehrmachtbericht genannt: "Die tapfere Besatzung der alten litauischen Hauptstadt Wilna unter Führung ihres Kommandanten, Generalleutnant Stahel, durchbrach nach fünftägigem Widerstand gegen überlegene feindliche Kräfte befehlsgemäß den sowjetischen Einschließungsring und kämpfte sich zu den westlich unter Oberst Tolsdorff bereitstehenden Truppen durch." Für diese Leistung wurden ihm am 18. Juli 1944 die Schwerter zum Ritterkreuz mit Eichenlaub verliehen. Außerdem wurde er zum 1. August 1944 zum Oberst befördert. Vom 7. August 1944 bis zum 2. September 1944 wurde Oberst Tolsdorff zum 13. Divisionsführerlehrgang nach Hirschberg kommandiert und erhielt im Anschluss das Kommando über 340. Volksgrenadier-Division. Die an der Westfront eingesetzte Division kämpfte im Raum Aachen und nahm anschließend an der Ardennenoffensive teil. Am 30. Januar 1945 wurde Tolsdorff zum Generalmajor befördert und es gelang ihm, seine Einheit über den Rhein nach Deutschland zurückzuführen. Für diesen Abwehrerfolg wurden ihm am 18. März 1945 die Brillianten zum Ritterkreuz mit Eichenlaub und Schwertern verliehen. Gleichzeitig wurde er als einer der jüngsten Offiziere zum Generalleutnant befördert und übernahm die Führung über das Generalkommando LXXXII. Armeekorps. Bei Kriegsende kam er in Kriegsgefangenschaft, aus der er 1947 entlassen wurde. Insgesamt war Tolsdorff während des Krieges vierzehn Mal verwundet worden. Dafür trug er das Verwundetenabzeichen in Gold.

Nach dem Kriege wurde Tolsdorff wegen einer standrechtlichen Erschießung eines Fahnenflüchtigen vor ein Gericht gestellt. Er wurde aber freigesprochen, da das vollstreckte Urteil dem Kriegsrecht entsprach.

 

Ritterkreuz (4. Dezember 1941) Eichenlaub (15. September 1943) Schwerter (18. Juli 1944) Brillianten (18. März 1945)

Literatur und Quellen:
Peter Stockert: Die Eichenlaubträger 1940 - 1945, 4 Bände, Bad Friedrichshall, 1996 / 1997
Peter Stockert: Die Eichenlaubträger 1940 - 1945, 9 Bände, 4. überarbeitete Auflage, Bad Friedrichshall 2010 / 2011
Wolfgang Keilig: Rangliste des deutschen Heeres 1944/1945, Podzun-Verlag 1955
Ottmar Krug: Deutsche Generale 1918 -1945, Bundesarchiv Freiburg, Sig. MSG 109/10853, See - Vaas