von Thaer, Albrecht Georg Otto

 

* 2. Juni 1868, Panten bei Liegnitz

† 23. Juni 1957, Gronau bei Hannover

 

 

Albrecht von Thaer war der älteste Sohn vom bekannten Landwirt und Pferdezüchter Leutnant a.D. Georg Ernst von Thaer und dessen Ehefrau Franziska von Dresler und Scharfenstein. Er begann nach seinem Abitur an der Ritterakademie in Liegnitz auf Wunsch seines Vaters mit einem Jurastudium. Während des Studiums trat am 1. Oktober 1888 als Einjährig-Freiwilliger in die Königlich Preußische Armee ein. Er kam dabei zum Schlesisches Leib-Kürassier-Regiment „Großer Kurfürst“ Nr. 1 in Breslau. Am 30. September 1889 wurde er zur Reserve des Regiments entlassen. Vom 10. April 1890 bis zum 4. Juni 1890 und vom 30. Juli 1890 bis zum 23. September 1890 wurde er zu Übungen in seinem Regiment eingezogen. Am 18. Oktober 1891 wurde er zum Leutnant der Reserve befördert. Er schloss danach im April 1892 mit seinem juristischen Staatsexamen sein Studium als Referendar nach 7 Semestern ab. Jetzt konnte er seinem Wunsch Kavallerieoffizier zu werden nachgehen. Am 16. April 1892 trat er als Sekondeleutnant in das Magdeburgisches Kürassier-Regiment „von Seydlitz“ Nr. 7 unter Oberst von Rundstedt in Halberstadt ein. Sein Patent wurde dabei nicht wie erhofft vorpatentiert. Im Sommer 1892 wurde vom Kaiser für Kavallerieoffiziere die Teilnahme an einem Distanzritt von Berlin nach Wien ausgeschrieben. Er bat daraufhin um die Erlaubnis an dieser Veranstaltung in der Uniform seines Regiments teilnehmen zu dürfen. Trotz einiger Bedenken gestattete man ihm die Teilnahme an diesem einmaligen Rennen. Insgesamt wurden 132 deutsche Reiter gemeldet, er nahm mit einer siebenjährigen Schimmelstute teil. Als zweitschnellster deutscher und neuntschnellster insgesamt schloss er den Ritt in Florisdorf bei Wien ab. Seine Gesamtzeit war 78 Stunden und 45 Minuten und sein Pferd erreichte das Ziel nahezu unbeschadet. Er erhielt dafür ein Preisgeld von 1.800 Mark. Im Frühjahr 1893 gehörte er als Eskadronoffizier zur 4. Eskadron seines Regiments in Halberstadt. 1894 gehörte er in gleicher Funktion zur 2. Eskadron seines Regiments ebenfalls in Halberstadt. Im Frühjahr 1895 gehörte er als Eskadronoffizier zur 1. Eskadron seines Regiments, ebenfalls in Halberstadt. Er heiratete im Jahr 1895 in Wegeleben Elisabeth von Walther-Weisbeck. Der Ehe entsprangen drei Töchter und ein Sohn. Am 1. Oktober 1895 wurde er für fast zwei Jahre zum Militär-Reit-Institut nach Hannover kommandiert, etatmäßig blieb er weiter der 1. Eskadron zugehörig. Am 16. Februar 1897 wurde sein Patent als Sekondeleutnant auf den 16. Januar 1891 vordatiert. Am 1. Oktober 1897 wurde er bis zum 21. März 1900 für seine Generalstabsausbildung zur Kriegsakademie nach Berlin kommandiert. Etatmäßig gehörte er weiter zur 1. Eskadron vom Magdeburgisches Kürassier-Regiment „von Seydlitz“ Nr. 7 in Halberstadt. Durch die Umbenennung seines Dienstgrades wurde er am 1. Januar 1899 zum Leutnant ernannt. Am 27. Januar 1900 wurde er zum Oberleutnant befördert. Am 3. Mai 1900 wurde sein Sohn Albrecht Ernst August von Thaer in Wegeleben, Provinz Sachsen, geboren. Vom 1. Oktober 1900 bis zum 21. Juli 1901 wurde er zum letzten Jahr seiner Ausbildung an die Kriegsakademie in Berlin einberufen. Zum 1. April 1902 wurde er für ein Jahr zur Dienstleistung beim großen Generalstab kommandiert. Dies wiederholte sich für ein ferneres Jahr zum 1. April 1903. Am 10. März 1904 wurde er zum Hauptmann befördert und in den Generalstab der Armee aggregiert, unter Belassung im Großen Generalstab. Am 12. April 1904 wurde seine Tochter Gisela Ursula Elisabeth von Thaer in Charlottenburg geboren. Die Familie wohnte damals in der Tauenzienstraße 15 in Charlottenburg. Am 15. November 1904 wurde er unter Belassung beim großen Generalstab in den Generalstab der Armee eingereiht. Am 22. April 1905 wurde er in den Generalstab des X. Armeekorps nach Hannover versetzt. Als Rittmeister wurde er ab dem 1. Oktober 1907 als Nachfolger vom verabschiedeten Major von Beltheim als Chef der 2. Eskadron im Pommersches Kürassier-Regiment „Königin“ Nr. 2 in Pasewalk eingesetzt. Sein Nachfolger beim X. Armeekorps wurde Hauptmann von Dommes. Am 10. September 1910 wurde er zum Major befördert. Am 1. Oktober 1910 gab er seine 2. Eskadron an Rittmeister von Holtzendorff ab. Dafür wurde er an diesem Tag wieder zum Großen Generalstab nach Berlin versetzt. Dort wurde er der Französischen Abteilung (Abteilung 3) zugeordnet. Thaer war als Reiter für die Bearbeitung der französischen Kavallerie zuständig. Bereits am 18. Oktober 1911 erfolgte die Versetzung zum Generalstab der 36. Division nach Danzig. Ende Februar 1913 erfolgte für Thaer die Versetzung zum Gardekorps als erster Generalstabsoffizier (Ia) nach Berlin. Im August 1914 rückte er bei Beginn des 1. Weltkrieges in dieser Funktion an die Front. Im November 1914 war er bei Ypern eingesetzt. Im Januar 1915 wurde er zum Chef des Generalstabs vom IX. Reservekorps ernannt. Mit diesem wurde er überwiegend bei Stellungskämpfen in Frankreich eingesetzt. Am 18. Juni 1915 wurde er zum Oberstleutnant befördert. Am 6. August 1917 wurde ihm der Pour le Mérite verliehen. Am 18. April 1918 wurde er zum Oberst befördert. Als solcher wurde er Ende April 1918 zur Obersten Heeresleitung (OHL) versetzt. Dort wurde er am 1. Mai 1918 als Chef des Stabes vom Generalquartiermeister II, General der Infanterie Erich Ludendorff, eingesetzt. Im Ersten Weltkrieg wurden ihm neben dem Orden Pour le merite, dem Ritterkreuz des Königlich Preußischen Hausordens von Hohenzollern mit Schwertern und beiden Eisernen Kreuzen noch viele andere Orden verliehen. Ab Anfang 1919 wurde er dann im Grenzschutz in Schneidemühl eingesetzt. Im Sommer 1919 wurde er als Oberst mit seinem alten Rangdienstalter in das vorläufige Reichsheer übernommen. Dabei wurde er zuerst als Chef des Stabes vom Oberkommando Nord in Bartenstein eingesetzt. Aus diesem Oberkommando wurde dann bei der Verlegung nach Kolberg das Reichswehr-Gruppenkommando 3 gebildet. Im März 1920 wurde er dann mit der Aufstellung vom Reiter-Regiment 7 in Breslau beauftragt. Beim 200.000 Mann-Übergangsheer im Frühjahr 1920 war er dann auch Kommandeur vom Reiter-Regiment 7. Bei der Bildung des 100.000 Mann-Heeres der Reichswehr wurde er am 1. Oktober 1920 zum Kommandeur vom 7. (Preuß.) Reiter-Regiment in Breslau ernannt. Im Laufe seiner Dienstzeit kam er dann zu Differenzen zwischen ihm und dem Chef der Heeresleitung, Generalmajor Hans von Seeckt. Am 31. Dezember 1921 gab er sein Kommando über das 7. (Preuß.) Reiter-Regiment in Breslau an Oberstleutnant Georg von Roeder ab. Er wurde an diesem Tag auch aus dem aktiven Dienst der Reichswehr verabschiedet. Nach seinem Abschied wurde er im Jahr 1922 Generaldirektor und Generalbevollmächtigter für die schlesischen Besitzungen des 1918 abgedankten Königs von Sachsen, Friedrich August III. Dieser hatte 1918 seinen Wohnsitz in Sibyllenort bei Oels in Niederschlesien genommen. Dort verfügte er über einen land- und forstwirtschaftlichen Besitz von ca. 20.000 Hektar. Oberst a.D. von Thaer bezog 1922 eine Dienstwohnung in Domatschine bei Sibyllenort. Am 6. Juli 1933 heiratete seine Tochter Gisela von Thaer den neun Jahre älteren Kaufmann Friedrich Bogislav Fabian Graf von Pfeil und Klein-Ellguth in Wildschütz im Kreis Oels. Seine Tätigkeit in Sibyllenort endete 1934, etwa zwei Jahre nach dem Tode des Ex-Königs. Er organisierte auch die Begräbnisfeierlichkeiten am 23. Februar 1932 in Dresden für den in den Jahren zu einem Freund gewordenen ehemaligen König. 1938 bekam er mit seinem Bruder Georg das rund 1.000 Hektar große Rittergut Süßwinkel von Hans Merensky geschenkt. Am 27. August 1939 wurden ihm als sogenannten Tannenberg-General der Charakter als Generalmajor verliehen. Anfang 1945 musste von Thaer vor den vorrückenden Truppen der Roten Armee fliehen und siedelte nach Gronau bei Hannover um. Dort ist er zum Sommeranfang 1957 verstorben. Kurz nach seinem Tod erschien 1958 das Werk: Albrecht von Thaer, Generalstabdienst an der Front und in der O.H.L. Aus Briefen und Tagebuchaufzeichnungen 1915-1919, herausgegeben von Siegfried A. Kaehler u. Helmuth K.G. Rönnefarth in Göttingen. Sein Sohn war als Kavallerist und Fahnenjunker im 1. Weltkrieg beim Reserve-Husaren-Regiment Nr. 6 und später beim Pommersches Kürassier-Regiment „Königin“ Nr. 2. Der Sohn ist als Rittmeister der Reserve in sowjetischer Gefangenschaft 1946 verstorben.