Aus dem Kriegstagebuch der 8. Batterie des
Artillerie-Regiments 162

 

12. Mai 1942
Da starke russische Infanterie- und Panzerkräfte entlang der Bahnstrecke Lossoweja - Charkow nach Norden vorstoßen, erhält Batterieführer Leutnant Osterloh, Batterie-Offizier Leutnant Häusler, B-Offizier Wachtmeister Behnisch um 16.00 Uhr den Auftrag, die Abwehrkämpfe in Gegend westlich Bereka zu unterstützen. 18.00 Uhr Abmarsch in Bol.-Gomolscha. Kurz vorher ein feindlicher Fliegerangriff, keine Verluste. Nachtmarsch: Passiki - Eisenbahn - dann nach Süden ist sehr beschwerlich.

13. Mai 1942
Feind geht weiter entlang der Bahn nach Norden vor. Die Batterie erhält den Auftrag, in Feuerstellung ostwärts Punkt 209,6 westlich Bereka beim Bahnknie in Stellung zu gehen. 10.00 feuerbereit. B-Stelle bei Bahnhof Bereka. Wirkung beiderseits der Eisenbahn auf vorgehende Panzer und Infanterie.
Wachtmeister Siska schießt einen Panzer lahm. 19.30 Uhr werden in Zusammenarbeit mit 2 Pak von 7 angreifende Panzern 3 in direktem Beschuß auf 500 m in einem einstündigen Feuerduell erledigt. Anschließend zwei Stunden Störungsfeuer. Nachmittags wird der feindliche Druck immer stärker. Starke feindliche Luftüberlegenheit. B-Stelle wird von Panzern angegriffen, muß zurück. Ziemlich regelloses Zurückgehen der eigenen und ungarischen Infanterie. Munitionsverbrauch etwa 1.000 Schuß. Keine Verluste.

14. Mai
Feind drückt weiter nach Norden entlang der Bahnlinie mit starker Panzerunterstützung. Batterie geht um 01.00 Uhr in Stellung bei Bahnwärterhaus 500 m nördlich Punkt 202. B-Stelle 3 km südlich am Bahndamm, bei Rastrottschaty. Es werden starke feindliche Panzer- und Infanterieangriffe mit gutem Erfolg bekämpft. B-Stelle wieder von Panzern überrannt. Ausstattung mit Zugmaschinen der Pak, da diese ohne Geschütze. Sie werden 2 Tage später wieder abgegeben.
11.00 Uhr Stellungswechsel rückwärts. Feindliche Angriffe aus Süden verstärken sich, insbesondere stärkste Panzerunterstützung. 16.00 Uhr umfassender Panzerangriff aus Richtung. Straße Bereka - Hof - Nowo Beretzki mit 20 Panzern. Batterie geht um 13.00 Uhr in Stellung hart ostwärts Punkt 199,7 bei Nowo Beretzki. B-Stelle auf der Höhe hart südlich der vorgesehenen Feuerstellung. Es werden hauptsächlich die Panzerangriffe bekämpft, wobei 2 Geschütze in südlicher Schußrichtung angreifende Infanterie und Panzer bekämpfen und ein Geschütz unter Wachtmeister Behnisch kehrt macht und als Nahbeobachter am Südostausgang Hof - Nowo Beretzki einen Panzer lahm schießt. Panzerbeschuß in die Feuerstellung. Ein Geschütz mit Ladehemmung muß gesprengt werden, wird jedoch am nächste Tag durch ein neu eingetroffenes ersetzt. Die B-Stelle wird wieder überrannt. Dabei geht ein Funkgerät verloren.
19.00 Uhr Stellungswechsel in Richtung Bahnhof Bespalowka. 8. Batterie macht Nachhut-Panzersicherung. Regelloser nächtlicher Rückzug. Munitionsverbrauch am 14.´Mai: rund 900 Schuß. 4 Verwundete.

15. Mai
Feind drängt weiter mit starken Infanterie- und Panzerkräften nach Norden vor, wenn auch nicht mehr mit demselben Schwung. Eigener Widerstand versteift sich im Laufe des Tages. Die Batterie geht 2.30 Uhr in Feuerstellung 150 m westlich Bahnhof Bespalowka. B-Stelle 1 km südlich davon auf der Höhe. V.B. in Kochos 2 km südwestlich Bahnhof Bespalowka. Es werden bekämpft: Infanterie- und Panzerangriffe westlich der Bahn und Artillerie in den Wäldern. Bei Kliemenkowka eigene Luftüberlegenheit wieder hergestellt. Stärkste Luftunterstützung durch Stukas und Ju 88. Einzelne Ju 88 bewirft 2mal die eigene Feuerstellung. Ein neu angekommenes Geschütz unter Leutnant Schramm 1./ A.R. 162 wird mit Zugmaschine nach Bol.-Gomolscha zur Panzersicherung mit Bedienung von 1. / A.R. 162 abgestellt. Zugmaschine kommt am Nachmittag zurück, Volltreffer ins Geschütz. Munitionsverbrauch rund 900 Schuß. Verluste: 2 Verwundete durch den o. geschilderten Luftangriff.

16. Mai
Feind greift hauptsächlich mit Infanterie an, auch ein Kavallerieangriff und schwächere Panzerangriffe. Der eigene Widerstand verstärkt sich dauernd. Feuerstellung und B-Stellen bleiben die selben. B-Stelle und V.B. beschießen vorgehende russische Infanterie südlich des Kolchos besonders erfolgreich. Einwirkungen durch feindliche Artillerie und insbesondere die Panzerangriffe lassen nach. Munitionsverbrauch rund 700 Schuß. 3 Verwundete.
22.30 Uhr Stellungswechsel rückwärts in Hauptwiderstandslinie.

17. Mai
Bildung einer Hauptwiderstandslinie nördlich Taranowka. Dieselbe wird dauernd von russischer Infanterie mit starker Artillerieunterstützung und vereinzelten Panzern angegriffen. Nachricht von der Abschnürung des Kessels bei Isjum. Die Batterie geht um 06.00 Uhr in Feuerstellung bei Ras-Schurino, 1 km ostwärts Punkt 201,6. B-Stelle in Waldspitze südlich davon. V.B. in den ersten Häusern von Ras-Schurino. Wirkung nach Taranowka-Krassnj Gigwit-Diskowka auf starke Infanteriekräfte und einige Panzer. Starke feindliche Artillerietätigkeit. Munitionsverbrauch rund 400 Schuß. Da Feuerstellung sehr günstig am Hinterhang gelegen, keine Verluste.

18. Mai
Die Angriffe der Russen auf die Hauptwiderstandslinie gehen weiter, sind aber ohne Erfolg. Dieselbe Feuerstellung und B-Stellen. Es werden dieselben Ziele wie am Vortage bekämpft. Weiterhin starke feindliche Artillerietätigkeit. Munitionsverbrauch rund 300 Schuß. Keine Verluste.

19. Mai
Gesamtlage wie am Vortage. Dieselbe Feuerstellung und derselbe V.B. Ostwärtige Verlegung der B-Stelle um 3 km. Eigene Feuertätigkeit wie am Vortage. Neue B.-Stelle dauernd unter Artillerie- und Scharfschützenbeschuß. Munitionsverbrauch rund 300 Schuß. Eine Erkrankung.

20. Mai
Hauptmasse der Russen zieht sich unter Zurücklassung starker Nachhuten im Nordteil von Taranowka nach Süden zurück. Artilleristische Verstärkung der Widerstandslinie.
02.00 Uhr Stellungswechsel nach 200 m südlich Hof-Progonja.07.00 Uhr feuerbereit. B-Stelle Waldrand nördlich von Oljschanka. Leichte russische Infanterieangriffe und eine russische Panzerbereitstellung bei Hof-Kowalenkoff werden durch unser Feuer zerschlagen. Nachlassen der artilleristischen Feindeinwirkung. Munitionsverbrauch rund 200 Schuß. Keine Verluste.

21. Mai
Beginn der eigenen Gegenangriffe auf den Nordteil Taranowka. Russische Nachhuten verteidigen sich sehr zäh, Häuserkampf. Feuerstellung und B-Stellen bleiben dieselben. Die Batterie unterstützt mit guter Wirkung die eigenen Angriffe. V.B. (Wachtmeister Glenzendorf) leitet das Feuer beim Häuserkampf sehr gut. Feindeinwirkung läßt weiterhin nach. Munitionsverbrauch rund 150 Schuß. 2 Erkrankungen.

22. Mai
Russische Nachhuten werden aus dem Nordteil Taranowka hinausgedrängt. Eigene Gegenangriffe kommen immer besser vorwärts.
07.00 Uhr seitlicher Stellungswechsel nach 1 km ostwärts Hof-Schemety, 11.00 Uhr dort feuerbereit. B-Stelle bleibt am oben genannten Waldrand. Unterstellung unter Herrn Major Jordis, der tags darauf durch Herrn Oberleutnant Haubenschild vertreten wird. Unterstützung der Gegenangriffe in Richtung Taranowka. Ruhige Feuerstellung. Munitionsverbrauch rund 100 Schuß. 2 Erkrankungen.

23. Mai
Die russischen Nachhuten ziehen sich weiter nach Süden zurück bzw. werden aufgerieben. Verstärkte eigene Gegenangriffe bringen ganz Taranowka in unsere Hand. Dieselbe Feuerstellung, dieselben B-Stellen. Unterstützung unserer Gegenangriffe, Feuerüberfälle auf Taranowka. Keine Feindeinwirkung. Munitionsverbrauch rund 100 Schuß. Keine Verluste.

24. Mai
Feind und eigene Lage am Pfingstsonntag entsprechend dem Vortage. Feuerstellung und B-Stellen bleiben. Unterstützung eigener Gegenangriffe. Bekämpfung feindlicher Infanterie ostwärts Taranowka. Keine Feindeinwirkung. Munitionsverbrauch rund 50 Schuß. Keine Verluste.
17.00 Uhr Stellungswechsel nach vorwärts.

25. Mai
Beginn der Verfolgung der nach Süden zurückweichenden Russen. Batterie um 01.00 Uhr feuerbereit bei 1 km südlich Hof-Rog. B-Stelle nicht bezogen. Keine Feuertätigkeit, keine Feindberührung, kein Munitionsverbrauch, keine Verluste.
Der Russe hat sich nach Süden zurückgezogen. Bereits um 03.00 Uhr wieder Stellungswechsel vorwärts. Verfolgung der Russen in Richtung: Bahnhof Bespaöowka - Limankowka - Bol Gomjalscha. dann südlich bis Waldrand 1 km südlich Punkt 188,6. Dort feuerbereit von 15.00 - 16.00 Uhr. Keine Feuertätigkeit, keine Feindberührung, kein Munitionsverbrauch, keine Verluste.
16.00 Uhr Stellungswechsel vorwärts, da der Russe weiter zurückgeht. Kräftezustand der Pferde infolge des schlechten und langen Marschweges äußerst schwach. Neue Feuerstellung am Ostausgang Wrchnj Bischkin, 1 km ostwärts Punkt 169,2 in einem Kolchos. 20.00 Uhr feuerbereit. Keine Feuertätigkeit, keine Feindberührung, kein Munitionsverbrauch, eine Erkrankung.

26. Mai
Feind hat sich inzwischen weit nach Süden zurückgezogen. Kräftezustand der Pferde erlaubt keine weitere Teilnahme der Batterie an der Verfolgung. 09.00 Uhr auf Befehl des Regiments Feuerstellung aufgehoben, Ruhestellung. Instandsetzungsarbeiten.

27. Mai
Nachricht von der systematischen Zerschlagung des russischen Kessels im Berekatal. 05.00 Uhr Rückmarsch der Batterie in Richtung Wrchnj-Bischkin-Nowo Beretzki-Bahnhof Bespalowka-Taranowka-Ras Schurino. Rückmarsch bei Gewitter und starken regen. Pferde sehr schwach. Ortsbiwak in Ras Schrrino.

28. Mai
0400 Uhr Abmarsch in Richtung Dudkowka-Smije. 13.00 Uhr Ankunft. Rückgliederung in III. / AR 162. Leutnant Osterloh wieder zur 1. / A.R. 162.