Gefechtsbericht der 335. Infanterie-Division
über die Kämpfe im Brückenkopf Saporoshje
vom 20. September bis 14. Oktober 1943
Anmerkung: Dieser Bericht wurde als Anhang zum Kriegstagebuch kurz nach den dargestellten Ereignissen geschrieben. Im Stil der Zeit geschrieben, wird vor allem der Kampfgeist und die eigenen Erfolge herausgestellt. Daher ist der Bericht nicht als neutrale Darstellung der Kämpfe zu sehen und entsprechend zu lesen.
Die Division bezieht in der Nacht zum 20. September planmäßig
und ohne Feindberührung ihren Abschnitt in der Adler-Dtellung. Verlauf der HKL
im Bereich der Division: Ostrand Paulskron - Westrand Jakowlewka - Ostrand
Iwanowskij - Einmündung der Gorodysskaja-Schlucht in die Konskaja.
Am 20. September besetzt der Gegner die Ortschaften vor der HKL und verstärkt
sich laufend. Mehrere, durch panzer unterstützte feindliche Erkundungsvorstöße
in Stärke bi szu 500 Mann gegen Mitte und rechten Flügel der Division werden
abgewiesen. Besonders im Raum Jakowlewka - Nowo Pawlowka versammelt der Feind
weitere Kräfte. Ein zur Vernichtung diees Gegeners angesetzter Stoß von Teilen
der 9. Panzer-Division mit Teilen der Tiger-Abteilung 506 über Nowo Pawlowka,
Sapassnyj auf Chitrowka kommt wegen Einbruch der Dunkelheit nicht über Nowo
Pawlowk hinaus.
Aus diesem Bereitstellungsraum führt der Feind auch an den beiden folgenden
Tagen weitere stärkere Angriffe gegen den rechten Flügel der Division (G.R.
683). So stoßen am 21. September 08.00 Uhr 16 Feindpanzer aus Nowo Pawlowka
kommend über die HKL nach Westen vor. Nach Abschuß von 8 Panzern und
Beschädigung von weiteren 3 werden die restlichen mit Unterstützung der Tiger
zurückgetrieben. Drei weitere Angriffe in Stärke bis zu 200 Mann mit
Panzerunterstützung werden ebenfalls abgeschlagen. Erst am Abend gelingt dem in
unbekannter Stärke angreifenden Feind ein Einbruch in die HKL am linken Flügel
des G.R. 683. Dieser wird abgeriegelt.
Unter starker Feuertätigkeit auf dem gesamten Divisionsabschnitt wiederholt der
Gegner auch am 22. September seine Angriffe mit Panzerunterstützung im Abschnitt
des G.R. 683, jedoch ohne Erfolg.
Nachdem hier alle Durchbruchsversuche vereitelt wurden, verlagert er in den
nächsten Tagen den Schwerpunkt seiner Angriffe weiter nach Norden. Am 23. und
24. September werden verschiedene Angriffe in Stärke bis zu 200 Mann gegen die
Mitte des Divisionsabschnitts (G.R. 682) und den Nordflügel (G.R. 684) z.T. in
schweren Kämpfen, abgewiesen.
Nach Schlachtfliegerangriffen und heftiger Artillerievorbereitung greift der
Gegner am 26. September 07.45 Uhr mit 500 Mann und Panzern bei G.R. 682 und
gleichzeitig mit 400 Mann bei G.R. 684 an. Er wird abgewiesen. Jedoch gelingt es
ihm, Sich im weiteren Verlauf des Tages in der HKL des G.R. 682 festzusetzen.
Ein eigener Gegenstoß wirft ihn wieder zurück. Er führt aber nicht zur restlosen
Bereinigung der Einbruchsstelle. Die feindlichen Verluste sind beträchtlich und
betragen schätzungsweise das zehnfache der eigenen.
Unter dem Eindruck dieser Verluste sind die Angriffe des Feindes am 27.
September merklich schwächer. 03.00 greift er den rechten Abschnitt G.R. 684
erneut an. Zwar dringt er durch die nur dünn besetzte HKL durch. Die
Regiments-Reserve wirft ihn aber im Gegenstoß wieder zurück. Nach einigen
Erkundungsvorstößen gegen G.R. 682 wird hier am Abend ein stärkerer Angriff von
150 Mann unter erheblichen feindlichen Verlusten abgewiesen.
Auch am 28. September tastet der Feind mit erheblichen Kräften immer wieder an
den verschiedenen Stellen die Front nach schwachen Stellen ab. Dabei versucht
er, sich vor allem im bereich des G.R. 682 näher an unsere HKL heranzuarbeiten.
Die Angriffe in Stärke bis zu 500 Mann bleiben im eigenen Abwehrfeuer liegen.
Doch gelingt es dem Gegner, sich im Schutze der Maisfelder näher heranzuschieben.
Ein überraschender Einbruch in die HKL wird im Gegenstoß bereinigt.
Am 29. und 30. September erfolgen keine besonderen Kampfhandlungen, doch zieht
der Feind weitere Verstärkungen heran.
Im Anschluß an seine starken Angriffe nordostwärts Saporoshje nimmt der Gegner
seine Angriffstätigkeit am 1. Oktober wieder auf. Er richtet sie wieder gegen
Mitte und Nordflügel der Division. Nach starker, z.T. trommelfeuerartiger
Artillerie-Vorbereitung greift er um 07.00 Uhr mit 200 Mann gegen 2. / G.R. 684
an. Das feindliche Artilleriefeuer bewirkt starke eigene Verluste. Dadurch
gelingt dem Gegner ein Einbruch. Ein sofortiger Gegenstoß führt zu keinem
Erfolg. Erst am Abend wird die HKL wieder restlos in eigenen Besitz genommen.
Ein Angriff in Stärke von 250 Mann gegen die Mitte des G.R. 682 um 08.00 wird
abgeschlagen. Unter nochmaliger Steigerung seines Artilleriefeuers schiebt sich
der Gegner gegen 11.00 Uhr gegen den linken Flügel des G.R. 682 heran. Es
tauchen auch 3-4 feindliche Panzer auf. Unter dem Eindruck unseres Abwehrfeuers
zieht sich der Gegner aber am 12.40 Uhr wieder zurück. Gegen Abend wird hier ein
schwächerer Angriff abgewehrt.
Das lebhafte Artilleriefeuer hält auch am 2. Oktober an. Der Feind verlegt seine
Angriffe wieder auf den rechten Flügel der Division. Mehrere Vorstöße während
des Nachmittags und der Nacht in Stärke von bis zu 100 Mann aus Jakowlewka
werden abgewiesen. Auch am 3. Oktober setzt er hier seine Vorstöße erfolglos
fort.
In der Zeit vom 4. bis zum 8. Oktober erfolgen außer einzelnen
Erkundungsvorstößen keine nennenswerte Kampfhandlungen. Beim Gegner herrscht
starker Versorgungsverkehr. Er zieht laufend Verstärkungen heran. In der Nacht
zum 8. Oktober hat er sich vor dem G.R. 684 bis auf 100 m an unsere Stellungen
herangearbeitet.
Am 9. Oktober nimmt er seine Angriffstätigkeit wieder auf. Seine Angriffe im
Divisionsbereich sind wohl als Fesselungsangriffe in Begleitung des Hauptstoßes
weiter im Norden zu werten. Nach starkem Granatwerfer-Feuerüberfall wird G.R.
684 um 06.00 von 200 Mann angegriffen. Der Angriff bleibt liegen. Ein weiterer
Versuch mit 150 Mann um 09.10 Uhr an der gleichen stelle wird ebenfalls
abgewiesen, desgleichen ein Angriff um 13.30 Uhr in geringerer Stärke. Zwei
Erkundungsvorstöße aus Jakolewka gegen unsere Stellungen haben keinen Erfolg.
Der Schwerpunkt der feindlichen Angriffe am 10. Oktober liegt wiederum bei G.R.
684 am Nordflügel der Division. Nach starkem Trommelfeuer greift der Gegner mit
4-500 Mann um 04.00 Uhr hier an. Er dringt im Abschnitt 3. / G.R. 684 bis Höhe
74.2 vor. Zwar wird die Höhe um 07.00 Uhr im Gegenstoß der Regimentsreserve
wieder genommen, doch verbleibt ein Einbruch von 1.000 m breite und 400 m Tiefe
in unsere HKL, da der Gegner die Einbruchstelle mit einem starken Feuerriegel
abschirmt.
Ein weiterer Gegenangriff am Nachmittag führt ebenfalls zu keiner restlosen
Bereinigung. Die feindlichen Verluste dieses Tages betragen schätzungsweise 360
Tote. Demgegenüber betragen die eigenen noch nicht den 10. Teil.
Zur Abwehr der feindlichen Schwerpunktangriffe im Bereich der 333. und 123. I.D.
muß die Division die A. A. 335 und das II. / G.R. 683 abgeben. Am 11. Oktober
versucht der Gegner immer wieder unter Heranführung neuen Ersatzes den Einbruch
des Vortages bei G.R. 684 zu erweitern und zu vertiefen. 4-500 Mann greifen
wieder die Höhe 74.2 um 05.20 Uhr an. Sie dringen vorübergehend ein, werden aber
sofort wieder zurückgeworfen. Auch 3 weitere Angriffe bringen dem Feind keinen
Erfolg. Seine Verluste sind schwer, aber auch unsere Verluste an Menschen und MG
sind empfindlich.
Die Division stellt zur 333. I.D. die Gruppe Vogt (Stab Pz.J.Abt. 335, 1./Pi.Btl.
335, 6./G.R. 682 und 1 Zug 1./Pz.J.Abt. 335) ab. Die Gruppe übernimmt einen
Bataillonsabschnitt an der Grenze zwischen 335. und 333. I.D., um der 333. I.D.
die Möglichkeit zur Bildung neuer Reserven zu verschaffen.
Auch am 12. Oktober setzt der Gegener hier seine schweren Angriffe fort. Ein
Vorstoß 04.30 Uhr mit 150 Mann und um 14.30 Uhr in der gleichen Stärke wird
abgewehrt. Am 17.30 Uhr greift er bereits in der Dunkelheit mit 400 Mann nach
heftigem Gr.W.- und Pakfeuer wieder an. Es gelingt ihm, unsere Stellungen zu
überrennen und bis zum Weg, der von 93.6 nach Wesseljanka führt, durchzubrechen.
Unter stärkster Beanspruchung und straffster Zusammenfassung der Reste der hier
eingesetzten Kompanien und der nur noch spärlichen Divisionsreserve kann jedoch
der Gegner unter hohen Verlusten auf seine Ausgangsstellungen zurückgeworfen
werden.
Auch am 13. Oktober versucht der Gegner immer wieder, an dieser Stelle
durchzubrechen, jedoch sind seine Angriffe (bis zu 150 Mann) viel weniger
stoßkräftig als am Vortag. Viermal wird er abgewiesen. Wie auch am Vortag werden
verschiedene Stoßtruppunternehungen aus Jakolewka gegen unseren rechten Flügel
abgewehrt.
Zur Sicherung der Nordflanke der Division gegen die bei der 333. I.D.
durchgebrochenen Feindpanzer werden in den Nachtstunden die 2. / A.A. 335 und 1
Zug Pz.J.Abt. 335 an die Rollbahn nach Norden befohlen.
Wieder greift der Feind auch am 14. Oktober G.R. 684 an der gleichen Stelle an.
Er wird um 07.00 Uhr mit 100 Mann abgewiesen. 07.45 Uhr greift er wieder mit
2-300 Mann an und jetzt gelingt ihm ein Einbruch von 200 m Tiefe, der
abgeriegelt wird. Ein weiterer Vorstoß von 300 Mann gegen die Linie 101.9 - 67.8
wird abgewiesen.
Inzwischen laufen die Befehle zum Absetzen in die Stellung "Dnjepr-Riegel 2"
ein. Das Absetzen der Masse der Division beginnt 17.30 Uhr und verläuft ohne
Feinddruck reibungslos. Der Divisionsgefechtstand wird nach Belenkoje verlegt.
Dei Abwehr der immer wieder mit starken, durch neuen Ersatz laufend
aufgefrischten Feindkräfte, wiederholten Durchbruchsversuche im
Divisionsabschnitt war durch die geringe Gefechtsstärke unserer Einheiten, den
Mangel an schweren Abwehrwaffen und der zeitweiligen Drosselung des
Munitionsverbrauchs sehr erschwert. Hinzu kommt noch, daß durch Abstellungen zu
anderen Divisionen die Kampfkraft der Division so stark geschwächt war, daß
gegen Ende der Berichtszeit fast keine Divisionsreserve mehr zur Verfügung
stand. Trotz all dieser Schwierigkeiten hat die Division ihren Abschnitt in der
Brückenkopfstellung Saporoshje erfolgreich verteidigt und bis zum letzten Tag
gehalten.
Die eigenen Verluste betragen: 187 Gefallene, 620 Verwundete und 83 Vermißte.
(einschließlich der 100 Man betragenden Ausfälle, die unsere den
Nachbarverbänden unterstellten Einheiten erlitten haben.)
Demgegenüber verlor der Feind nach eigenen Beobachtungen und Gefangenenaussagen
mindestens 2.500 - 3.000 Mann allein an Toten. Außerdem wurden 86 Gefangene und
19 Überläufer eingebracht. 22 feindliche Panzer wurden vernichtet, 5 weitere
beschädigt. 7 Flugzeuge wurden abgeschossen. An Waffen wurden erbeutet: 19 MG,
10 Panzerbüchsen, 10 MP und 22 Gewehre.