Feldkanonen

 

Die älteste Feldkanone des deutschen Heeres war die noch aus dem Ersten Weltkrieg vorhandene 7,5-cm-Feldkanone (F.K.) 16. Bei Kriegsbeginn waren noch 298 Geschütze bei der Truppe.

Ebenfalls noch aus der Zeit des 1. Weltkrieges stammte die 7,7-cm-F.K. 96/16, von denen noch 78 Stück vorhanden waren, dazu 21.700 Schuß Munition. Sogar noch Ende des Zweiten Weltkrieges waren noch 24 Kanonen mit 2.900 Schuß Munition vorhanden. Die Kanone wog 1.020 kg, die Granaten je 6,25 kg. Die maximale Reichweite betrug bei einer v0 von 477 m/Sek. maximal 7.825 m.

Ab 1934 wurden diese alten Kanonen durch die F.K. 16 n.A. (neuer Art) ersetzt. Dies war eine 1.524 kg schwere Waffe, die eine 5,8 kg schwere Granate bei einer v0 von 662 m/Sek. maximal 12.300 m weit trug. Das 2.700 mm lange Rohr konnte maximal 4° in der Vertikalen und von -9° bis +44 ° in der Horizontalen geschwenkt werden. Während des Krieges wurden diese Kanonen in den Ausbildungseinheiten verwendet.

Diese Kanonen wurden durch die 7,5-cm-le. F.K. 18 ersetzt. Diese Waffe wurde 1930 bei Krupp entwickelt, hatte ein Gewicht von 2.010 kg in Feuerstellung und 1.120 kg in Fahrstellung. Das 1.940 mm lange Rohr hatte einen Schwenkbereich von -5° bis + 45°. Die v0 der Kanone betrug 485 m/Sek., was eine Reichweite von 9.700 m erbrachte. Die Waffe wurde bis 1940 produziert.

Eine weitere Verbesserung stellte die 7,5-cm-Feldkanone 38 dar. Die Waffe wurde ursprünglich für den Export nach Brasilien vorgesehen. Die Waffe war für den Pferdezug konzipiert. Von den bestellten 144 Geschützen wurden 64 Stück ausgeliefert. Die verbliebenen 80 Stück wurden bis 1942 von der Wehrmacht übernommen. Die Kanone bestand aus den Hauptteilen Rohr, Lafette und den zugehörigen Teilen, wog 1.380 kg ,das 2.800 mm lange Rohr mit Mündungsbremse hatte einen Schwenkbereich von 55° und eine Rohrerhöhung von -4° bis +55°. Bei einer v0 von 580 m/Sek. wurde mit der 5,4 kg Sprenggranate eine Reichweite von 11.500 m erreicht. Anfangs war sie mit einer zylindrischen Mündungsbremse mit 6 Schlitzen versehen; später hatte sie eine Wehrmachts-typische mit 4 Öffnungen. Sie war als halbautomatische Schnellfeuerkanone mit Spreizlafette ausgelegt. Die mit ihr verschossene Patronenmunition gewährleistete eine hohe Feuerrate. Mit der Granate 38HL/B war das Geschütz ab 1942 zur Panzerbekämpfung geeignet. Die später eingeführte 38HL/C hatte eine noch höhere Mündungsgeschwindigkeit und die Feldkanone 38 damit in der Panzerabwehr noch bessere Leistungsmerkmale. Während die ersten Geschütze noch mit Holzspeichenrädern ausgeliefert wurden, waren die später gefertigten Geschütze für den Kraftzug modifiziert. Sie hatten Pressstahlräder mit Gummierung und eine gefederte Achsaufhängung.

D 2000/1: 7,5-cm Feldkanone 38 mit Feldkanonenprotze 38 und Munitionswagen 38

Bei der 7,5-cm Kanone 7 M 59 (besp) handelte es sich um die bewährte 7,5-cm Panzerjägerkanone 40, deren Lafette so abgeändert worden ist, dass eine Rohrerhöhung von 35° und damit eine Schußweite von 13 km erreicht werden konnte. Die Waffe verschoss, wie bei der ursprünglichen Panzerjägerkanone üblich, Patronenmunition, was von der Truppe abgelehnt wurde. Außerdem war der Fertigungsaufwand für die Patronenmunition im Vergleich zu normaler Artilleriemunition unverhältnismäßig hoch. Gegenüber der leichten Feldhaubitze war die Splitterwirkung der Geschosse zudem sehr gering. Die Fertigung der Waffe wurde nach nur 10 Versuchswaffen wieder eingestellt.

Um die 7,5-cm Pak 40 doch noch artilleristisch nutzen zu können, wurde die 7,5-cm Feldkanone 7 M 85 entwickelt. Die Waffe, die auch als 7,5-cm Feldkanone 85 bezeichnet wurde, bestand aus dem Rohr der 7,5-cm Pak 40 auf der Lafette der  10,5-cm-le. F.H.18/40. Das 3.201 kg schwere Rohr hatte einen Schwenkbereich von 30° und eine Rohrerhöhung von -5° bis +42°. Bei einer v0 von 550 m/Sek. wurde eine Reichweite von 10.275 m erreicht. Die Kanone wog in Feuerstellung 1.778 kg. Die Feuergeschwindigkeit betrug 8-10 Schuß in der Minute. Auch diese Waffe wurde von der Truppe abgelehnt. Das Kaliber und die artilleristische Leistung der Geschütze gegenüber der leichten Feldhaubitze war immer noch zu gering, ebenso die Wirkung der Geschosse am Ziel. Außerdem war das Geschütz wegen seines hohen Gewichtes im Mannschaftszug nicht zu bewegen. 

Aus Beutebeständen wurden folgende Waffen übernommen:

Italien:

F.K. 237(i), eine 1.080 kg schwere Kanone mit einer Reichweite von 10.250 m. F.K. 244(i), eine nach einem französischen Entwurf gebaute Kanone, 1.076 kg schwer, Reichweite 10.250 m. F.K. 248(i), eine von der Firma Ansaldo produzierte 1.200 kg schwere Kanone, Reichweite: 12.500 kg

Holland:

F.K. 243(h), eine holländische Kanone der Firma Siderjus, 1.299 kg schwer und mit einer Reichweite von 10.600 Metern

Rußland:

7,62-cm-F.K. 295/1(r): Die ursprünglich in der Roten Armee als 76-mm-Divisionskanone M1942 (SiS-3) bezeichnete Kanone war in Feuerstellung 1.200 kg schwer, in Fahrstellung 1.850 kg. Bei einem Kaliber von 76,2 mm besaß sie eine Rohrlänge von 3.200 mm. Der Höhenrichtbereich betrug -5° bis + 37°, der Seitenrichtbereich 54°. Die maximale Schussentfernung betrug 13.290 m. Durch die hohe Mündungsgeschwindigkeit von 680 m/s bekam das Geschütz von den deutschen Soldaten den Beinahmen "Ratsch-Bumm". Die SiS-3 zählte lange Zeit zu den besten Panzerabwehrgeschützen des Zweiten Weltkrieges. Durch Umbauten entstand daraus die 7,62-cm Feldkanone 39.

D 2040: Die 7,62-cm Feldkanone 39

Tschechien:

8-cm-F.K. 5/8, eine Kanone der Firma Skoda. Sie wog 1.065 kg, das 2.295 mm lange Rohr brachte die 8 kg schwere Granate bei einer v0 von 540 m/Sek. auf eine Reichweite von 9.400 m. Die 8-cm-F.K. 30(t) wog 1.816 kg und brachte es mit einer v0 von 600 m/Sek. auf eine Reichweite von 13.400 m.

Polen:

7,5-cm-FK 02/26(p), eine Kanone aus der Zarenzeit, die fast nur zu Ausbildungszwecken verwendet wurde. Die v0 betrug 588 m/Sek., die Reichweite 10.800 m.

7,5-cm-F.K. 97(p), eine 1190 kg schwere Kanone mit einer v0 von 577 m/Sek. und einer Reichweite von 11.200 m

Frankreich:

7,5-cm-F.K. 231(f), eine 1.190 kg schwere Kanone mit einer v0 von 577 m/Sek. und einer Reichweite von 11.200 m

Bei der 10,5-cm-FK 331(f) handelt es sich um eine französische Feldkanone. Da die Rohre bereits sehr beansprucht waren, wurden sie der Küstenverteidigung zugeführt. Sie wurde sehr zahlreich am Atlantikwall eingesetzt. Neben der Feldstellung wurde sie in die Regelbauten 649, 650, 651, 652, 669 und 670 eingebaut. In Radlafette betrug das Gewicht in Feuerstellung 3.300 kg, davon 1.105 kg Rohrgewicht bei einer Rohrlänge von 3.820 mm. Eine Zahnbogenrichtmaschine erlaubte eine Rohrerhöhung von -10° bis +18°. Bei einem Geschoßgewicht von 15,74 kg und einer v0 von ??? ergab sich eine maximale Reichweite von 12.000 m. Durch die verbrauchten Rohre wurden aber oftmals nur 9.000 m erreicht.

Rohrlänge: 2.360 mm
Gefechtsgewicht: 2.300 kg
Höchstschußweite: 12.000 m
Feuerfolge: 4 Schuß/Min.
 

10,5-cm-FK 333(f), Canon de 105 modele 1913 Schneider, eher unter L 13 S bekannt. Zwischen 1914 und 1918 leistete die L 13 S hervorragende Dienste. Im Mai 1940 standen noch 854 Stück in französischen Diensten. Ihre wichtigste Rolle übernahmen sie als Bewaffnung für den Atlantikwall, da viele intakt erbeutet worden sind und auch ausreichende Mengen Munition zur Verfügung standen. Die Deutschen nahmen die Geschütze von ihren Lafetten und setzten sie auf spezielle drehbare Plattformen, die durch gekrümmte oder abgewinkelte Schilde aus Panzerblech geschützt waren.

Belgien:

7,5-cm-F.K. 234(b), eine 1.510 kg schwere Kanone. Die v0 betrug 540 m/Sek., die Reichweite 11.000m. Sie wurde vorwiegend im Küstenschutz eingesetzt. Die 7,5-cm-F.K. 235(b) wurde bis 1915 produziert. Sie war 1.190 kg schwer, die v0 betrug 540 m/Sek., die Reichweite 9.900 m. Die 7,5-cm-F.K. 236(b) hatte eine v0 von 579 m/Sek. und eine Reichweite von 11.800m.

England:

Eine in Nordafrika eingesetzte Waffe war die 8,76-cm-F.K. 280(e) mit einem Gewicht von 1.780 kg, einer v0 von 530 m/Sek. und einer Reichweite von 12.300 m. Die 8,76-cm-F.K. 281(e) besaß eine v0 von 450 m/Sek. und eine Reichweite von 10.800m. Sie wurde beim Küstenschutz eingesetzt.

Jugoslawien:

Die 10,5-cm-F.K. 35(t) war bei der tschechischen Firma Skoda produziert worden. Die 4.200 kg schweren Waffen hatten eine v0 von 730 m/Sek. und eine Reichweite von 18.300 m.

Zur Kalibersteigerung wurden Versuche mit der aus dem Ersten Weltkrieg stammenden 10-cm-Kanone 17 unternommen, die zur schweren 10-cm-Kanone 18 führten. Diese 5.642 kg schwere Waffe besaß ein 5.460 mm langes Rohr, aus dem bei einer v0 von 835 m/Sek. eine 15,1 kg schwere Granate 19.075m weit flog. Bei Kriegsausbruch waren 702 Stück bei der Truppe.

Eine weitere Verbesserung war die schwere 10-cm-Kanone 18/40, die später in schwere 10-cm-Kanone 42 umbenannt wurde. Die 5.720 kg schwere Kanone hatte ein 6.300 mm langes Rohr, die Reichweite betrug 21.150 m. Später wurde das Gewicht durch neue Leichtmetallräder noch um 190 kg gesenkt. Mit einer auf 6,8 kg erhöhten Treibladung wurde eine v0 von 910 m/Sek. erreicht. Verschossen werden konnte die 10-cm Granate 19, die 10-cm Granate 19 FES, die 10-cm Granate 38 Nb und die 10-cm Panzergranate Rot. Dem Spreewerk Berlin, das bereits die »Kanone 18« fertigte, wurde der Bau einer Kleinserie zu 62.500,- RM je Waffe übertragen.

Unter der Bezeichnung leichte 10-cm-Kanone 41 wurde noch je eine neue Kanone von Krupp und Rheinmetall vorgelegt, das Waffenamt entschied sich jedoch für eine Weiterentwicklung bei den 10,5 cm leichten Feldhaubitzen.

Während des Zweiten Weltkrieges wurden folgende Produktionszahlen an Waffen und der dazugehörigen Munition erreicht:

Waffen 1939 1940 1941 1942 1943 1944 1945
7,5-cm-le.F.K. 18 8 96 - - - - -
7,5-cm-F.K. 38 - - - 80 - - -
7,5-cm-F.K. 7 M 59 - - - - - - 10
7,5-cm-F.K. 7 M 85 - - - - - 10 74
s. 10-cm-K. 18 - 35 108 135 454 701  
Munition              
(in 1.000 Schuß)              
7,5-cm-K.Gr. 119,3 140,7 6,2 93,5 42,5 15,0 -
8-cm-Gr. 30 (t) 60,4 314,1 30,0 - - - -
10,5-cm-Gr. 19 92,5 1. 259,9 295,2 777,6 1.711,0 2.754,6 174,0
10,5-cm-Gr. 35 (t) - 33,3 - 76,0 95,0 118,1 13,2