Zerstörer Z 2 "Georg Thiele"
Zerstörertyp:
Der Zerstörer Z 2 " Georg Thiele" war ein Zerstörer des Typs 34.
Namensgebung:
Der Zerstörer wurde nach Korvettenkapitän Georg Max Thiele benannt. Thiele war
als Chef der 7. Torpedobootshalbflottille am 17. Oktober 1914 an Bord seines
Führerbootes S 119 bei Texel gefallen. Die Halbflottille war am Vortag aus
Wilhelmshaven zu einem Vorstoß in den Kanal ausgelaufen. Der aus den Booten S
119, S 115, S 117 und S 118 bestehende Verband wurde jedoch von einem englischen
Kreuzer und vier modernen Zerstörern vor Erreichen des Ziels abgefangen und zum
Kampf gestellt. Die vier Boote gingen mit dem Großteil ihrer Besatzungen unter.
Morsename: GT
Flaggenname: -
Friedenskennung: 13
Schiffsdaten:
Kiellegung: 25. Oktober 1934
Stapellauf: 18. August 1935
Indienststellung: 27. Februar 1937
Bauwerft: Deutsche Werke, Kiel
Besatzung: 313 - 325 Mann
Baukosten: 13,7 Millionen Reichsmark
Verdrängung: 2.232 ts offiziell, 3.156 ts maximal
Länge über alles: 119,3
Breite: 11,36 m
Tiefgang: 3,82 m / 4,23 m maximal
Maschinenanlage: 6 Dampfkessel Bauart Wagner-Deschimag; 2 Wagner-Dampfturbinen
Anzahl der Wellen: 2
Leistung an den Wellen: 63.000 WPS
Höchstgeschwindigkeit: 38,2 kn
Fahrbereich: 1.900 sm bei 19 kn
Bennstoffvorrat: 715 t
Bewaffnung:
Seeziel-Artillerie: 5 × 12,7-cm-L/45 Tk C/34 in Einzellafetten
Flak: 2 × 3,7-cm-L/83-FlaMK C/30 in Doppellafetten C/30, 4 × 2-cm-L/65-Fla-MK C/30 in Einzellafetten
Torpedos: 8 x 53,3-cm Torpedorohre in zwei Vierlingssätzen mit insgesamt 12 Torpedos
Wasserbomben: Vier Ablauframpen im Heck
Minen: max. 60 Minen
Ortungsgeräte:
1 GHG (Gruppen-Horchgerät), 1 Atlas-Echolot und 1 um 160° schwenkbares Sonar.
Kommandanten:
27. Februar 1937 Korvettenkapitän Hans Hartmann
19. Mai 1938 Korvettenkapitän Rudolf von Pufendorf
28. Oktober 1938 Korvettenkapitän Max-Eckart Wolff
Beschreibung des Bootes:
Fertig gestellt mit gerade verlaufender Back und fast senkrechtem Steven. Bis 1938 hatte das Boot schwarze Schornsteinkappen. An den Bordwänden am Vorschiff in halber Höhe zwischen Wasserlinie und Back Spritzwasserleisten, die sich von etwa 1,5 m hinter dem Anker beginnend bis zum 2. Geschütz hinzogen. 1938 erhielt der achterne Schornstein zwei rote Ringe und das taktische Zeichen am Brückennock. Nach dem Umbau 1938 hatte der Zerstörer eine neue Brücke. Vorschiff mit Decksprung, schräger Steven, jedoch viertelrunde Schergänge beibehalten. Anstrich von 1938 an in Schiffstarnfarbe 31-1 hellgrau, Schornsteinkappen Silbereffekt mit Aluminiumbronze Nr. 76. Kein Tarnanstrich.
Lebenslauf:
Der Zerstörer Z 2 "Georg Thiele" wurde am 27. Februar 1937 in Dienst
gestellt. Das Boot wurde der 1. Zerstörer-Division zugewiesen und lief Anfang
März 1937 erstmals mit seiner eigenen Besatzung aus Kiel aus. Von Swinemünde
führte Z 2 in den nächsten Monaten Erprobungen, Ausbildungsfahrten und Übungen
in der Ostsee durch. Im Mai 1937 beendete Z 2 den ersten Ausbildungsabschnitt in
der Ostsee. Im September 1937 nahm Z 2 am Flottenherbstmanöver in der Nordsee
und bei Helgoland teil. Am 22. August 1938 nahm der Zerstörer dann an der
Flottenparade in der Kieler Bucht teil. Anschließend lief der Zerstörer zum
Manöver im Skagerrak und in der Nordsee aus. Am 18. April 1939 liefen mehrere
Einheiten der Kriegsmarine ins westliche Mittelmeer zu Besuchen ausländischer
Häfen aus. Mit dabei auch Z 2. Am 27. April 1939 wurde zusammen mit dem
Panzerschiff "Admiral Graf Spee" die Straße von Gibraltar passiert und
anschließend mehrere Häfen im Mittelmeer besucht. Am 16. Mai kehrte das Boot
nach Swinemünde zurück. Am 26. August 1939 lief Z 2 "Georg Thiele" zur
Sundbewachung in die westliche Ostsee aus. Am 27. August 1939 rammte "Max
Schultz" bei Dunkelheit das abgeblendete Torpedoboot "Tiger". Daraufhin mußte
"Max Schultz" von "Georg Thiele" nach Swinemünde geschleppt werden. Anschließend
kehrte der Zerstörer zur Sundbewachung in See zurück. Nachdem der
Polenfeldzug für den Zerstörer ereignislos verlief, erreichte Z 2 am 17.
September 1939 die Jade. Im Dezember 1939 übernahm der Zerstörer den
Vorpostendienst auf Schilling Reede. Am 29. Dezember lief Z 2 wegen eines
Maschinenschadens in Wilhelmshaven ein und wurde durch "Friedrick Eckoldt"
abgelöst. Nach der Reparatur und weiteren Umbauten absolvierte Z 2 ab dem 2.
April 1940 Probefahrten auf der Nordsee. Dabei viermal Drucklager der
Hauptkühlwasserpumpe ausgefallen. Zur Instandsetzung bei Deschimag in Bremen
festgemacht. Nach Beendigung der Reparaturen lief das Boot nach Bremerhaven und
am 4. April nach Wesermünde. Hier nahm der Zerstörer Truppen für das Unternehmen
"Weserübung" an Bord. Das Boot gehörte zur Kriegsschiffgruppe I, die das Ziel
hatte, den Erzhafen Narvik zu besetzen. Der Zerstörer setzte am 9. April 1940
seine 200 Gebirgsjäger an der Erzpier im Hafen von Narvik ab, nachdem er sich
durch Artilleriebeschuss an der Versenkung des norwegischen Küstenpanzerschiffes
Norge beteiligt hatte, das zuvor schon von Z 11 Bernd von Arnim torpediert
worden war und schnell sank. Auf Grund von Problemen bei der
Treibstoffversorgung verzögerte sich das sofort angesetzte Auslaufen und der
anschließende Rückmarsch um einige Stunden. Die zehn Zerstörer des deutschen
Verbandes wurden daher überraschend bei sehr schlechtem Wetter am Morgen des 10.
April 1940 von der britischen 2nd Destroyer Flotilla mit sechs
H-Klasse-Zerstörern unter Commodore Bernard Warburton-Lee im Hafen von Narvik
angegriffen. Dabei wurden das deutsche Flaggschiff "Wilhelm Heidkamp" und der
Zerstörer "Anton Schmitt" versenkt. Kommodore Bonte fiel. Die "Bernd von Arnim"
und die "Georg Thiele", aus dem Ballangen-Fjord kommend, griffen den britischen
Verband an, aus dem Herjangsfjord kamen gleichzeitig die drei Zerstörer
"Wolfgang Zenker", "Erich Koellner" und "Erich Giese" unter Fregattenkapitän
Erich Bey zur Unterstützung. Dabei wurden die britischen Zerstörer "HMS Hardy"
und "HMS Hunter" außer Gefecht gesetzt. Die "HMS Hardy" wurde brennend von ihrer
Besatzung am Fjordfufer auf Grund gesetzt, während die "HMS Hunter" nach einem
Torpedotreffer sank. Der britische Verband zog sich daraufhin zurück, fügte
allerdings der "Georg Thiele" beim Ablaufen noch erheblichen Schaden durch
sieben Artillerietreffer zu. Der Endkampf fand am 13. April 1940 statt, als ein
britischer Verband, bestehend aus neun Zerstörern und dem Schlachtschiff "HMS
Warspite", vor Narvik erschien. Die verbliebenen deutschen Zerstörer verschossen
ihre Munition und waren gezwungen, sich selbst zu versenken, um nicht dem Gegner
in die Hände zu fallen. Während Z 9 "Wolfgang Zenker", Z 11 "Bernd von Arnim"
und Z 18 "Hans Lüdemann" sich hierzu vom Feind lösten, deckte "Georg Thiele" den
Rückzug. Mit dem letzten Torpedo erzielte sie einen Treffer auf dem britischen
Zerstörer "HMS Eskimo", dessen Bug zerstört wurde. Das Schiff konnte später von
der Royal Navy geborgen werden. Die "Georg Thiele" wurde, nachdem auch sie
sämtliche Munition verschossen hatte, am Südufer des Rombaksbotten auf einen
Felsen gesetzt; gleichzeitig wurde die Sprengung eingeleitet. Brände brachen auf
der ganzen Länge des Schiffes aus, auch durch den fortdauernden Beschuss der
britischen Einheiten. Das geflutete Achterschiff brach etwa mittschiffs ab und
sank auf 90 Meter Tiefe. Nach dem Auflaufen erhielt die Besatzung den Befehl,
sich etwa 300 Meter oberhalb des Fjordes auf einem Bahndamm zu sammeln. Beim
Aufstieg gab es weitere Verluste durch britischen Beschuss. Während der Kämpfe
vom 10. bis zum 13. April 1940 wurden insgesamt 27 Besatzungsangehörige der
"Georg Thiele" getötet. Die verbliebene Besatzung nahm zu Land an den späteren
Kämpfen um Narvik teil.
Das Vorschiff der "Georg Thiele" liegt noch heute am Ufer halb über Wasser auf
der Steuerbordseite und kann betaucht werden. Die Schiffsglocke und das
Namensschild des Zerstörers befinden sich im Narvik War Museum.