Kleiner Kreuzer "Medusa"
Schwimmende Flak-Batterie "Medusa"

 

Kreuzertyp:
Der kleine Kreuzer "Medusa" gehörte zur "Gazelle"-Klasse

Namensgebung:
Der kleine Kreuzer "Medusa" wurde nach dem Ungeheuer Medusa der griechischen Mythologie benannt.

 

Schiffsdaten (als kleiner Kreuzer):

Kiellegung: 22. Januar 1900

Stapellauf: 5. Dezember 1900

Indienststellung: 1. April 1903

Bauwerft: A.G. Weser in Bremen

Besatzung: 14 Offiziere, 243 Mann

Baukosten: 4,739 Millionen Goldmark

Verdrängung: 2.659 t Konstruktion, 2.972 t maximal

Länge über alles: 105,1 m

Breite: 12,2 m

Tiefgang: 5,39 m normal

Maschinenanlage: 9 kohlegefeuerte Marine-Schulz-Dampfkessel, 2 stehende 3-Zylinder-Dreifachexpansions-Dampfmaschinen

Anzahl der Wellen: 2

Leistung an den Wellen: 7.972 PSi

Höchstgeschwindigkeit: 20,9 kn

Fahrbereich: 3.650 sm bei 12 kn

Bennstoffvorrat: 560 t Kohle

Bewaffnung:

Seeziel-Artillerie: 10 x 10,5-cm L/40

Flak: 14 x 3,7-cm Revolverkanone

Torpedos: 2 x 45-cm Torpedorohre

Wasserbomben: keine

Minen: keine

Minenräumgeräte: keine

Kommandanten:

26. Juli 1901 Fregattenkapitän Karl Deubel

11. September 1901 unbesetzt

1. April 1903 Fregattenkapitän William Kutter

1. Oktober 1904 Fregattenkapitän Paul Schlieper

September 1905 Fregattenkapitän Friedrich Schultz

September 1906 Fregattenkapitän Wilhelm Starke

September 1907 Fregattenkapitän Heinrich Trendtel

Januar 1908 Fregattenkapitän Paul Jantzen

23. Mai 1908 unbesetzt

4. August 1914 Fregattenkapitän Erich Graf von Zeppelin

Dezember 1914 Kapitänleutnant Walther von Mallinckrodt (i.V.)

Februar 1915 Fregattenkapitän Wilhelm Bruckmeyer

September 1915 Korvettenkapitän z.D. Heinrich Glaue

Dezember 1915 Fregattenkapitän Karl Windmüller

19. Dezember 1916 unbesetzt

17. Juli 1920 Kapitän zur See Alexander Werth

September 1922 Fregattenkapitän Ernst Meusel

27. September 1924 unbesetzt

August 1940 Kapitänleutnant der Reserve Roediger

Juli 1941 Korvettenkapitän der Reserve Howaldt

Dezember 1943 Oberleutnant der Marineartillerie Elingius

Oktober 1944 Oberleutnant der Marineartillerie Weinreben

November 1944 Oberleutnant zur See der Reserve Schütt

 

Beschreibung des Bootes:

Bei dem leichten Kreuzer "Medusa" handelt es sich um das neunte Schiff der "Gazelle"-Klasse. Die Schiffe dieser Klasse waren die ersten modernen Kleinen Kreuzer der kaiserlichen Marine und entstanden als Vermehrungsbauten aufgrund des ersten Flottengesetzes von 1898. Als Schiffsklasse besaßen sie keine Vorgänger, sondern wurden in Anlehnung an die Avisos der Meteor-Klasse (1890/92) sowie des Einzelschiffs SMS Hela (1895) konstruiert. Von der Hela wurde die Generalspezifikationen und der Linienriss übernommen und der Schiffskörper in der Breite vergrößert, so dass eine stärkere Bewaffnung eingebaut werden konnte. Die Klasse ist der Urahn einer Reihe weiterer Klassen Kleiner Kreuzer, die mit der Kolberg-Klasse von 1910 ihren Abschluss fand. Die folgenden Kleinen Kreuzer der Magdeburg-Klasse wurden nach moderneren Prinzipien entworfenen.

 

Lebenslauf:

Der kleine Kreuzer "Medusa" wurde am 26. Juli 1901 in Dienst gestellt. Nach den erfolgten Probefahrten wurde das Schiff am 12. September 1901wegen Personalmangels in die Reserve überführt, so dass der Kreuzer erst am 1. April 1903 in Dienst gestellt wurde. Die "Medusa" wurde dem I. Geschwader zugeteilt. Danach nahm das Schiff an den jährlichen Flottenverbandsübungen und Auslandsreisen der Flotte zwischen 1903 und 1906 (Spanien, Niederlande, Norwegen; Großbritannien) teil. Im Jahre 1906 errang die "Medusa" den Kaiserpreis für Kleine Kreuzer für die besten Schießleistungen in dieser Schiffskategorie. Eine Maschinenhavarie am 7. September 1907 musste in der Kaiserlichen Werft Kiel behoben werden. Der Kreuzer schied zum 15. September 1907 aus den Aufklärungsstreitkräften aus und wurde durch den neuen Kleinen Kreuzer SMS Königsberg ersetzt; dafür löste er das Schwesterschiff SMS "Nymphe" als Artillerieschulschiff für Maschinenwaffen ab. Die "Medusa" wechselte damit von der Hochseeflotte zur Inspektion der Schiffsartillerie. Nach der Rückkehr der Nymphe am 23. Mai 1908 als Artillerieschulschiff wurde die "Medusa" in Danzig außer Dienst gestellt, auf der dortigen Kaiserlichen Werft grundüberholt und anschließend zur I. Reserve versetzt. Bei Ausbruch des I. Weltkriegs wurde die "Medusa" reaktiviert und am 4. August 1914 wieder in Dienst gestellt. Ab dem 11. August 1914 wurde der Kreuzer der Hafenflottille der Elbe zugeteilt. Am 14. September 1915 verlegte die "Medusa" nach Wilhelmshaven, wo am 19. September 1915 die Besatzung reduziert wurde. Doch bereits zum 1. Dezember 1915 wurde die Besatzung wieder auf Soll-Stärke gebracht und die "Medusa" als Ersatz für die ausgefallene "Undine" der Küstenschutzdivision der Ostsee zugeteilt. Bis Dezember 1916 wurde die "Medusa" als Patrouillenkreuzer in der westlichen ind mittleren Ostsee eingesetzt. Gleichzeitig diente sie als Zielschiff für Torpedo- und Unterseeboote. Am 18. Dezember 1916 wurde die "Medusa" schließlich in Kiel außer Dienst gestellt. Anschließend wurde sie nach Flensburg verlegt, wo sie bis Kriegsende als Begleitschiff des Schiffsjungenschulschiffs "König Wilhelm" eingesetzt wurde.
Nach Beendigung des I. Weltkriegs wurde die "Medusa" in die Reichsmarine übernommen. Am 7. Juli 1920 wurde sie, ohne größere Modernisierungen, wieder in Dienst gestellt und trat zu den Seestreitkräften der Ostsee. Als erstes größeres Kriegsschiff besuchte die "Medusa" ausländische Häfen, nämlich vom 30. August 1920 bis zum 5. September 1920 Farösund auf Gotland und Wisby. Mit der Indienststellung des Linienschiffes "Hannover" gab die Medusa am 10. Februar 1921 die Rolle als Flaggschiff des BSO ab, gehörte aber weiterhin diesem Verband an. Bis zur Außerdienststellung am 26. September 1924 fanden noch einige Auslandsbesuche in schwedischen und finnischen Häfen statt. Die "Medusa" wurde am 27. März 1929 aus der Liste der Kriegsschiffe gestrichen und als Wohnschiff in Wilhelmshaven weiter verwandt. Bis Frühjahr 1940 stand die "Medusa" insbesondere den Torpedoboots- und Zerstörerbesatzungen als Wohnschiff zur Verfügung.
Dann erhielt die Rickmers-Werft in Wesermünde den Auftrag, die "Medusa" in einen Flak-Kreuzer umzubauen. Der Umbau war im August 1940 beendet. Zur Schaffung eines freien Schußfeldes waren die beiden Masten demontiert worden. Der vordere Schornstein wurde um die Hälfte gekürzt und zu einem Scheinwerferstand umgebaut. Auf dem hinteren Teil des Mittelschiffs war ein zweiter, etwa vier Meter hoher Scheinwerferstand aufgebaut worden. Der zweite Schornstein war durch eine kleinere Ausführung ersetzt worden. Als Bewaffnung erhielt die "Medusa" vier 2-cm Flak, eine 3,7-cm Flak und vier 10,5-cm Flak-Geschütze. 1941 kam ein fünftes 10,5-cm-Geschütz hinzu. Die dazugehörigen Geschützplattformen waren über die Bordwand hinaus montiert worden. Die Brücke und ein Teil der hinteren Decksaufbauten wurden zum Leitstand ausgebaut und erhielten jeweils ein 4 Meter Basis-Entfernungsmeßgerät. Außerdem war der Antrieb des Schiffes ausgebaut worden, so dass die "Medusa" auf Schlepperhilfe angewiesen war. Am 13. August 1940 ging sie in der südlichen Innenjade nahe dem Leuchtturm Arngast in Stellung und wurde Teil der Marine-Fla-Abteilung 222. Am 22. August 1940 war die "Medusa" schließlich einsatzbereit. Am 13. Februar 1942 wurde die "Medusa", wegen des starken Eisdgangs in Wilhelmshaven liegend, von einem Schlepper gerammt und beschädigt, weshalb sie für vier Wochen in die Werft mußte. Anschließend bezog sie wieder ihre Gefechtsposition am Leuchtturm Arngast. Am 21. Juli 1943 wurde die "Medusa" zum Umbau in die Werft geschleppt. Die Flak-Waffen wurden demontiert und an Land eingesetzt. Die "Medusa" erhielt neue Kessel- und Maschinenanlagen, ein FuMG Würzburg, ein Kommandogerät 41 L und zwei zusätzliche 10,5-cm Flak-Geschütze. Die beiden Leitstände wurden mit je einem 6 Meter REM ausgerüstet. Mitte Oktober 1943 waren die Umbauarbeiten abgeschlossen. Die Bewaffnung der "Medusa" bestand jetzt aus sechs 10,5-cm SK C/32 mit Schutzschilden, zwei 3,7-cm SK, vier 2-cm Flak 38, zwei 110 cm Scheinwerfern, zwei 6 Meter REM Entfernungsmeßgeräten und einem Kommandogerät 41 L. Die Besatzung bestand aus zwei Offizieren, neun Portepee-Unteroffizieren, 25 Unteroffizieren und etwa 220 Mannschaften. Wieder auf Position, wurde die "Medusa" am 15. Februar 1944 erneut von einem Schlepper gerammt und unter der Wasserlinie beschädigt. Die "Medusa" mußte eingedockt werden, um repariert zu werden. Gleichzeitig wurde ein 2-cm Flak-Vierling montiert. Anschließend bezog der Kreuzer wieder seine Feuerstellung. Am 19. April 1945 wurde die "Medusa" von 14 - 16 Jagdbombern angegriffen. Der Angriff beschädigte das Schiff schwer und kostete 22 Tote und 41 Verwundete. Da die Schäden für eine Instandsetzung zu schwer waren, wurden die schweren Flak-Waffen am 22. April 1945 von Bord gegeben und an Land eingesetzt. Nach dem Krieg lag die "Medusa" an der Wiesbadenbrücke und wurde 1948 / 1950 abgewrackt.

 

Literatur und Quellen:

Hans H. Hildebrand/Albert Röhr/Hans-Otto Steinmetz: Die deutschen Kriegsschiffe: Biographien - ein Spiegel der Marinegeschichte von 1815 bis zur Gegenwart, Koehlers Verlagsgesellschaft, Herford
Friedrich August Greve: Die Luftverteidigung im Abschnitt Wilhelmshaven 1939-1945. 2. Marineflakbrigade
Erich, D. Jung, M. Maass (Bearb.) Gröner: Die Schiffe der deutschen Kriegsmarine und Luftwaffe 1939 - 45 und ihr Verbleib,