Minenschiff "Togo"
Schiff 14 HSK "Coronel"
Nachtjagdleitschiff "Togo"

 

Schiffstyp:
Das Schiff wurde ursprünglich als Stückgutfracht-Motorschiff gebaut. Es folgten Umbauten zum Minenschiff, Hilfskreuzer und schließlich zum Nachtjagdleitschiff. Nach dem Krieg wurde das Schiff in der norwegischen Marine als Hilfsschiff genutzt, dann von einer norwegischen Reederei als Frachtschiff.

Namensgebung:
Das
Frachtschiff, das Minenschiff und das Nachtjagdleitschiff wurde nach dem afrikanischen Staat Togo benannt, der Hilfskreuzer nach einer chilenischen Hafenstadt benannt, vor der am 1. November 1914 ein Seegefecht zwischen dem deutschen Ostasiengeschwader unter Vizeadmiral Maximilian Graf von Spee und einem britischen Geschwader unter Admiral Sir Christopher Cradock stattfand.

 

Schiffsdaten:

Kiellegung:

Stapellauf: 13. August 1938 (als Stückgutfracht-Motorschiff)

Indienststellung: März 1940 als Transportschiff für die Kriegsmarine, 18. August 1940 als Minenschiff, 30. Januar 1943 als Hilfskreuzer, 18. Oktober 1943 als Nachtjagdleitschiff

Bauwerft: Vulkan-Werft, Bremen

Besatzung: als Minenschiff: 110 Mann  | als Hilfskreuzer: 350 Mann  | als Nachtjagdleitschiff: 357 Mann

Baukosten:

Verdrängung: 5.042 BRT

Länge über alles: 134 m

Breite: 17,9 m

Tiefgang: 7,9 m

Maschinenanlage: 8-Zylinder-Zweitakt-MAN-Diesel

Anzahl der Wellen: 1

Leistung an den Wellen: 5.100 PS

Höchstgeschwindigkeit: 16 kn

Fahrbereich: 36.000 sm bei 10 kn

Bennstoffvorrat: 2.600 m³

Bewaffnung:

Seeziel-Artillerie: als Minenschiff: keine  | als Hilfskreuzer: 6 x 15-cm L/48 Seezielgeschütze | als Nachtjagdleitschiff: keine

Flak: als Minenschiff: keine  | als Hilfskreuzer: 6 x 4-cm Bofors-Flak; 8 x 2-cm Flak | als Nachtjagdleitschiff: 3 x 10,5-cm L/63, 8 x 3,7-cm L/57, 16 x 2-cm L/65 (Vierlingsflak), 3 x 2-cm L/65 in Einzellafetten, 4 x 8,6-cm Raketenwerfer, 6 x MG 34 (2 in Einzellafette, 2 in Zwillingslafette)

Torpedos: als Minenschiff: keine  | als Hilfskreuzer: 2 x 53,3-cm Torpedorohre im Heck, jeweils eines nach Back- und Steuerbord | als Nachtjagdleitschiff: keine

Wasserbomben: als Minenschiff: keine | als Hilfskreuzer: keine | als Nachtjagdleitschiff: zwei Ablaufbühnen am Heck mit jeweils 3 Wasserbomben, vier Wasserbomben-Werfer achtern mit jeweils zwei Wasserbomben, insgesamt 24 Wasserbomben

Minen: als Minenschiff: 257 Minen  | als Hilfskreuzer: keine | als Nachtjagdleitschiff: keine

Flugzeuge: als Minenschiff: keine  | als Hilfskreuzer: keine (vorgesehen waren 3 Bordflugzeuge) | als Nachtjagdleitschiff: keine

Ortungsgeräte:

Kommandanten:

18. August 1940 Korvettenkapitän Betzendahl

18. Oktober 1943 Kapitänleutnant Rudolf Lück

 

Beschreibung des Schiffes und Werdegang:

Die "Togo" war ein Stückgutfracht-Motorschiff der Woermann-Linie (später Deutsche Afrika-Linien (DAL), die im Liniendienst zur Westküste Afrikas eingesetzt wurde. NAch der Warnung vor dem drohenden Kriegsausbruch an alle deutsche Handelsschiffe am 27. August 1939 fuhr die Togo den neutralen Hafen Boma in Belgisch-Kongo an. Am 25. Oktober brach das Schiff in die offene See durch und erreichte am 23. November 1939 Hamburg. Hier blieb das Schiff liegen, bis es im März 1940 von der Kriegsmarine als Transporter bei der Besetzung Norwegens eingesetzt wurde. Anfang August 1940 ging die "Togo" dann in die Stülkenwerft in Hamburg, wo sie zu einem Minenschiff umgebaut wurde. Am 18. August 1940 wurde das Schiff dann als Minenschiff in Dienst gestellt. Nach Absolvierung von Einzel- und Verbandsübungen mit den Minenschiffen "Kaiser" und "Schiff 23" nahm die "Togo" am 4. September 1940 in Swinemünde rund 250 Minen auf, um im Westen Flankensperren für die geplante deutsche Landung in England zu werfen. Diese Spennen wurden Anfang September 1940 an der belgisch-holländischen Küste geworfen. Anschließend verlegte das Schiff nach Cherbourg, um hier für das Unternehmen "Seelöwe" bereit zu stehen. Am 29. September verlegte die "Togo" nach Nantes und anschließend nach St. Nazaire. Mit Minen beladen, verlegte die "Togo" zusammen mit "Schiff 23" auf die Reede von Brest. Von hier aus sollte ein Minenunternehmen im Seegebiet zwischen Landsend und den Scilly-Inseln durchgeführt werden. Das Unternehmen wurde jedoch abgesagt und die Minen wieder von Bord gegeben. Das Schiff lief daraufhin in Brest ein, die Minen verblieben jedoch an Bord. Bei einem Luftangriff auf Brest am 4. Februar 1941 trafen vier Brandbomben das beladene Schiff, ohne jedoch weiteren Schaden anzurichten. Daraufhin wurden die Minen von Bord gegeben. Am 11. Februar verlegte das Schiff dann nach St. Nazaire. Im April 1941 schied die "Togo" aus dem Verband der Minenschiffe aus, verlegte Ende Mai nach Rotterdam und wurde dort am 16. Juni 1941 außer Dienst gestellt.

In der Werft Droogdok Mij. in Rotterdam wurde die "Togo" anschließend zu einem Hilfskreuzer umgebaut. Am 30. Mai 1942 waren die Arbeiten beendet und das Schiff ging zur Restausrüstung in die Stettiner Oderwerft. Vom 16. Juni bis zum 25. Oktober 1942 wurde hier die Bewaffnung ergänzt. Anschließend begannen die Ausbildungs- und Übungsfahrten in der Ostsee. Am 30. Januar 1943 wurde das Schiff dann als Hilfskreuzer "Coronel" in Dienst gestellt. Am Abend des gleichen Tages lief das Schiff zu seiner ersten Unternehmung aus Kiel aus, lief nach Süd-Norwegen und versuchte ab dem 7. Februar, durch den Kanal in den Atlantik zu laufen. Dabei lief das Schiff am 9. Februar vor Dünkirchen auf Grund und mußte durch Schlepperhilfe frei geschleppt werden, was jedoch erst in der Nacht zum 10. Februar gelang. Das Schiff lief anschließend in Dünkirchen ein, wo es auf Schäden untersucht wurde. Am Abend des 10. Februar lief die "Coronel" wieder aus Dünkirchen aus und durchquerte die Kanalenge bei Dover. Gegen 22.40 Uhr wurde das Schiff nach dem Durchmarsch der Kanalenge in der Höhe von Boulogne durch Flugzeuge angegriffen und von einer 100 kg Bombe im Vorschiff getroffen. Dabei wurde das E-Werk II beschädigt, es gab Tote und Verwundete. Das Schiff lief daraufhin nach Boulogne. In der Nacht zum 24. Februar kehrte "Coronel" nach Dünkirchen zurück. Während das Schiff hier im Hafen lag, wurde das Schleusentor des Hafens durch einen Luftangriff beschädigt und außer Betrieb gesetzt, so dass "Coronel" zwangsweise im Hafen bleiben mußte. Hier wurde das Schiff am 26. Februar bei einem Bombenangriff erneut beschädigt. Eine 100 kg Bombe schlug auf das Achterdeck des Hilfskreuzers, durchbrach das Panzerdeck und blieb als Versager im Rudermaschinenraum liegen. Mit der Bombe im Schiffsrumpf verließ "Coronel" Dünkirchen, um weiteren Luftangriffen zu entkommen, und kehrte am 28. Februar nach Cuxhaven zurück. Am 1. März wurde in Kiel die Bombe entfernt und am 2. März 1943 wurde das Schiff außer Dienst gestellt.

Nach der Außerdienststellung wurde die "Coronel" zum Nachtjagdleitschiff umgebaut. Hierzu wurde die Seezielartillerie ausgebaut und die Flak-Bewaffnung massiv verstärkt. Außerdem erhielt das Schiff diverse Ortungsgeräte zur Fliegererkennung und zur Fliegerführung:
Ein Freya-Gerät Typ AN wurde auf der Back des Schiffes vor der Luke 1 angebracht
Ein Würzburg-Riese auf einem Stützzylinder etwa 6 m über dem achternen Hauptdeck
Zwei Y-Peiler auf den beiden Turmkuppeln des Schiffes (Entfernungsmesser)
Zudem wurden auf dem Schiff zwei 60-cm Scheinwerfer zu beiden Seiten des Schornsteines sowie zwei 35-cm Scheinwerfer (jeweils einer in der Steuerbord- bzw. Backbord-Brückennock)
Am 18. August 1943 wurde das Schiff unter dem Namen "Togo" als Nachtjagdleitschiff in Dienst gestellt. Während die Marine das seemännische Personal stellte, bildete die 22. Kompanie des Luftnachrichten-Regiments 222 das nachrichtentechnische Personal. Es folgten Erprobungen und Ausbildung, bis das Schiff am 5. November zu Restarbeiten in die Deutsche Werke einlief. Am 18. November wurde das Schiff ausgedockt und setzte seine Erprobungen fort. Während der Erprobung wurde das Schiff am 16. Dezember 1943 im Kieler Hafen durch einen Luftangriff beschädigt. Insgesamt 12 Brand-Bomben trafen das Schiff, beschädigten es jedoch nur leicht. Weitere Erprobungen brachten das Schiff u.a. nach Aarhus und in den Hafen von Reval. In der Nacht zum 5. März verlegte das Schiff zu seiner ersten Einsatzposition im finnischen Meerbusen. Von hier aus sollte das Schiff die Nachtjagd über der finnischen Hauptstadt Helsinki unterstützen. Dabei gelang es im März 1943, an 15 Einsatztagen in sieben Nächten einen Nachtjäger gegen feindliche Verbände zu führen, wobei es nur einmal zur Feindberührung kam. Trotzdem gelang es, die nächtlichen Angriffe auf Helsinki zu unterbinden. Im April 1944 gelang es, an 19 Einsatztagen in neun Nächten einen Nachtjäger gegen feindliche Verbände zu führen, wobei es nur einmal zur Feindberührung war. Am 4. Mai endete der Einsatz im finnischen Meerbusen. Neues Einsatzgebiet wurde die Koplibucht, ohne dass von hier aus Nachtjäger geführt werden konnten. Am 12. Mai wurde diese Einsatzposition aufgegeben und das Schiff kehrte in den finnischen Meerbusen zurück. Im Mai 1944 konnte die Togo in 21 Einsatztagen in 12 Nächten acht Jäger an ein Feindflugzeug heranführen, ohne dass es dabei zur Feindberührung kam. Am 29. Mai endete der Einsatz der "Togo" vorläufig und das Schiff kehrte bis zum 1. Juni 1944 nach Gotenhafen zurück. Hier ging das Schiff für eine kurzfristige Instandsetzung in die Werft. Die Arbeiten wurden bis zum 26. Juni 1944 beendet. Am 1. Juli verließ "Togo" Gotenhafen und lief im Geleit mit dem Torpedoboot T 196 zum neuen Stützpunkt Nötö südöstlich der Aalandinseln vor dem Bottischen Meerbusen. Hier sollte "Togo" funkmeßmäßig den Schutz der hier liegenden Einheiten übernehmen. Hierzu unterstand das Schiff der Luftflotte 1. Hier lagen u.a. die schweren Kreuzer "Lützow", "Admiral Scheer" und "Prinz Eugen". Nachdem die deutschen schweren Kreuzer am 8. Juli den Stützpunkt verlassen hatten, verblieb die "Togo" in Nötö als schwimmende Flugmeldestelle. Am 20. Juli wurde die "Togo" durch den Zerstörer Z 28 abgelöst und lief zurück nach LibauDabei wurde von T 196 etwa 400 Überlebende des versenkten Flak-Kreuzers "Niobe" übernommen. Am 21. Juli erreichte die "Togo" schließlich Libau. Ab dem 29. Juli beteiligte sich die "Togo" an der Räumung Libaus. Hierzu übernahm das Schiff Nachschubgüter, 246 Verwundete und etwa 450 Flüchtlinge. Am 31. Juli erreichte die "Togo" Gotenhafen, wo sie wieder entladen wurde. In Gotenhafen wurde dann der Einsatz des Schiffes wieder aufgenommen. Dabei standen jedoch weder Tag- noch Nachtjäger zur Führung zur Verfügung. Am 23. / 24. Oktober verlegte die "Togo" nach Pillau, um hier dem Jafü Ostpreußen zur Verfügung zu stehen. Hier wurde das Schiff im Seekanal nach Königsberg eingesetzt. Ab dem 21. Dezember unterstand die "Togo" der Luftflotte Reich bzw. der 2. Jagddivision. Vom 1. bis 4. Januar 1945 verlegte das Schiff nach Kiel, um hier die Ortungsanlagen auf die Ortung von Tieffliegern umzurüsten. Am 21. Januar verlegte das Schiff dann auf seine Einsatzposition im Großen Belt. Am 28. Januar wurde der Einsatz abgebrochen und die "Togo" verlegte nach Pillau, das am 31. Januar erreicht wurde. Das Schiff übernahm den Stab des Jafü Ostpreußen sowie eine größere Anzahl Flüchtlinge. Am 1. Februar wurde der Stab des Fafü Ostpreußen wieder entladen, da dieser im Erdkampf eingesetzt werden sollte. Dafür wurden weitere Flüchtlinge aufgenommen. Mit rund 2.000 Flüchtlingen lief das Schiff am Abend des 1. Februar aus Pillau aus und erreichte am 3. Februar Gotenhafen. Am 4. Februar lief "Togo" nach Pillau zurück, um weitere Flüchtlinge aufzunehmen und kehrte bereits am 5. Februar nach Gotenhafen zurück. Erst am 8. Februar konnten die Flüchtlinge dann in Danzig von Bord gegeben werden. Am 11. Februar lief die "Togo" nach Pillau zurück, um hier wieder die Luftmelde- und Jägerführungsaufgabe zu übernehmen. Am 15. März lief die "Togo" nach Hela und ankerte anschließend auf Gotenhafen Reede. Am 20. März übernahm sie Verwundete und lief vom 21. bis 23. März zusammen mit dem Linienschiff "Schlesien" nach Swinemünde. Da die Verwundeten hier nicht ausgeladen werden konnten, lief die "Togo" am 25. März weiter nach Kiel. Nach dem Ausladen der Verwundeten ankerte sie ab dem 30. März auf Kieler Reede Am 4. April wurde das Schiff bei einem Luftangriff auf Kiel beschädigt. Wegen Treibstoffknappheit konnte die "Togo" auch in den nächsten Tagen nicht auslaufen. Mit Schlepperhilfe wurde sie am 10. April in den Nordhafen nahe der Holtenauer Hochbrücke verlegt. Ab dem 20. April wurden sowohl Teile der Luftwaffenbesatzung als auch Teile der Stammbesatzung an Land gegeben, um im Erdkampf eingesetzt zu werden. Am 3. Mai lief die "Togo" aus Kiel aus, um auf Kieler Reede zu ankern. Am 4. Mai 1945 wurde das Schiff von den Briten übernommen. Bis Mitte August verblieb eine Restbesatzung an Bord.

Nach dem Krieg wurde die "Togo" von einer zivilen Besatzung übernommen und brachte im Auftrag der Alliierten deutsche Soldaten von Norwegen zurück nach Deutschland. Im Januar 1946 stellte die US-Marine die "Togo" für kurze Zeit in Dienst und übergab sie im März 1946 als Reparationsleistung an Norwegen. Dort bekam das Schiff den Namen "Svalbard" und wurde als Hilfsschiff eingesetzt. 1954 übernahm die Reederei Skibs A/S Thiltorn das Schiff unter dem Namen "Tilthorn" und 1956 die Woermann-Linie unter dem Namen "Togo". 1968 wurde das Schiff nach Panama verkauft und in "Lacasielle" umbenannt. 1976 ging sie an eine griechische Reederei und wurde in "Topeca" umbenannt. Sein Ende fand das Schiff am 21. November 1984, als es an der mexikanischen Küste strandete. Zwei Menschen kamen dabei ums Leben.
 

Literatur und Quellen:

Hildebrand, Hans H. / Albert Röhr / Hans-Otto Steinmetz: Die deutschen Kriegsschiffe. Biographien – ein Spiegel der Marinegeschichte von 1815 bis zur Gegenwart. Band 8: Schiffsbiographien von Undine bis Zieten, Mundus Verlag, Ratingen o. J., S. 213 f (Genehmigte Lizenzausgabe Koehlers Verlagsgesellschaft, Hamburg ca. 1990).
Otto Georg Erich Mielke: Nachtjagd-Leitschiff „Togo“. Das merkwürdigste Schiff der Kriegsmarine. Herausgegeben von Walter Lohmann. Moewig-Verlag, München 1954, (Schicksale deutscher Schiffe 51).
August Karl Muggenthaler: German Raiders of World War II. Prentice-Hall, Englewood Cliffs NJ 1977
Kurt Petsch: Nachtjagdleitschiff Togo. 1943 - 45. Die Geschichte des Schiffes und seiner Besatzung, nach dienstlichen und privaten Tagebüchern, Erinnerungen und Fotografien. Preussischer Militär-Verlag, Reutlingen 1988