Linienschiff  "Braunschweig"

 

Schiffstyp:

Das Linienschiff "Braunschweig" gehörte zur Braunschweig-Klasse.


Namensgebung:

Benannt wurde das Linienschiff nach dem damaligen Herzogtum Braunschweig.

 

Schiffsdaten:

Kiellegung: 24. Oktober 1901

Stapellauf: 20. Dezember 1902

Indienststellung: 14. April 1904

Bauwerft: Germaniawerft in Kiel

Besatzung: 743 Mann

Baukosten:

Verdrängung: 14.394 t Maximal-Verdrängung

Länge über alles: 127,73 m

Breite: 22,2 m

Tiefgang: 8,16 m maximal

Maschinenanlage: 3 stehende 3-zylindrige Dreifachexpansions-Kolbenmaschinen, 14 öl-/kohlegefeuerte Dampfkessel (davon 6 Zylinderkessel) 8 Zylinderkessel, 2 stehende 3-Zyl.-Verbundmaschinen

Anzahl der Wellen: 3

Leistung an den Wellen: 16.809 PSi

Höchstgeschwindigkeit: 18,7 kn

Fahrbereich: 5.200 sm bei 10 kn

Bennstoffvorrat: 1.670 t Kohle und 240 t Öl

Bewaffnung:

Seeziel-Artillerie: 4 SK 28-cm L/40 in zwei Doppeltürmen, 14 SK 17-cm L/40 in Kasematten, 18 SK 8,8-cm L/35

Flak: keine

Torpedos: 6 x 45-cm Torpedorohre

Wasserbomben: keine

Minen: keine

Flugzeuge: keine

Ortungsgeräte: keine

 

Kommandanten:

15. Oktober 1904 Kapitän zur See Alfed Ehrlich

September 1905 Kapitän zur See Hermann Jacobsen

September 1907 Kapitän zur See Richard Eckermann

1. Oktober 1908 Kapitän zur See Friedrich Schrader

September 1909 Kapitän zur See Karl Wilbrandt

September 1910 Kapitän zur See Georg von Ammon

1. August 1912 Korvettenkapitän Paul Schrader

1. Dezember 1912 Kapitän zur See Karl Thorbecke

1. August 1914 Kapitän zur See Freiherr Gottfried von Dalwigk zu Lichtenfels

August 1914 Kapitän zur See Max Lans

Juli 1916 Kapitän zur See Reinhold Schmidt

August 1916 Korvettenkapitän Walter Mehnert

Dezember 1916 Korvettenkapitän Leo Hertzer

Mai 1917 Kapitänleutnant Franz Wilde

August 1917 Korvettenkapitän Günther Paschen


1. Dezember 1921 Korvettenkapitän Franz Claassen

Januar 1922 Korvettenkapitän Albrecht Meißner

1. März 1923 Kapitän zur See Adolf Pfeiffer

Oktober 1923 Kapitän zur See Franz Wieting

Januar 1925 Kapitän zur See Gottfried Hansen
 

Beschreibung des Schiffes:

Die Schiffe der Braunschweig-Klasse waren deutlich schwerer als ihre Vorgänger, die Schiffe der Wittelsbach-Klasse. Ausgerüstet waren die Schiffe mit 28-cm Schnelladekanonen, die erstmals bei diesem Schiffstyp eingesetzt wurde. Die Mittelartillerie erhielt erstmals Geschütze vom Typ 17-cm SK L/40. Die Geschütze waren in Kasematten aufgestellt. Die Kesselanlage war auf allen Schiffen der Klasse identisch und hatte eine gemischte Zusammensetzung aus sechs Zylinderkesseln, die den vorderen Kesselraum belegten, und je vier Marinekesseln (einem nach Vorgaben der Marine entwickelten Einheitstyp) im mittleren und hinteren Kesselraum. Alle Kessel waren ursprünglich kohlegefeuert; erst im Winter 1915 wurde eine Zusatzfeuerung für Schweröl eingebaut. Die Gürtelpanzerung war 225 mm stark, die Türme waren 250 mm stark gepanzert, die Zitadelle 140 mm, das Deck 40 mm und die Böschung 75 mm.

 

Werdegang:

Das Linienschiff SMS "Braunschweig" stellte am 14. Oktober 1904 in Dienst und absolvierte bis Dezember 1904 seine Probefahrten. Anschließend wurde das Schiff dem II. Geschwader zugeteilt und ersetzte hier das Küstenpanzerschiff SMS "Odin". Das Schiff wurde Flaggschiff des 2. Admirals. Bis 1912 nahm SMS "Braunschweig" an dem üblichen Ausbildungstörn teil, darunter im Frühjahr Verbands- und Flottenübungen, im Sommer eine Reise im Flottenverband, im August / September das Herbstmanöver und im November / Dezember die Winterreisen der Flotte. Im August 1905 nahm das Schiff an der Begrüßung der Britischen Kanalflotte in Swinemünde teil. Am 14. Dezember 1905 gab SMS "Braunschweig" seinen Dienst als Flaggschiff des 2. Admirals auf. Während der Atlantikreise 1908 besuchte das Schiff vom 23. Juli bis zum 7. August Las Palmas. Im Folgejahr besuchte das Schiff zwischen dem 18. - 25. Juli La Coruna in Spanien. Im September 1909 ging die Besatzung der SMS "Braunschweig" als Stamm für SMS "Westfalen" an Land und wurde durch die Besatzung von SMS "Kaiser Karl der Große" ersetzt. Zwischen dem 27. September 1902 und dem 26. April 1912 war das Schiff erneut Flaggschiff des 2. Admirals. Am 31. Juli 1912 schied das Schiff aus dem Geschwader aus und reduzierte am 1. August 1912 seine Besatzung. Bereits am 8. Dezember 1912 wurde die Besatzung wieder aufgefüllt und SMS "Braunschweig" trat am gleichen Tag zu neu gebildeten V. Division. Am 30. Juli 1913 wurde das Schiff durch SMS "König Albert" ersetzt und in Kiel außer Dienst gestellt. Die Besatzung ging auf SMS "König Albert" über. Die SMS "Braunschweig" trat zur Reservedivision der Ostsee über. Mit Beginn des Ersten Weltkrieges wurde SMS "Braunschweig" am 1. August 1914 wurde das Schiff reaktiviert, bis zum 7. August 1914 waren die Ausrüstungsarbeiten beendet. Nach Einzel- und Geschwaderausbildungen in der Ostsee nahm das IV. Geschwader vom 3. - 9. September 1914 an einem Vorstoß in die östliche Ostsee bis vor den Finnischen Meerbusen. Anschließend war das Schiff zum Vorpostendienst in der Elbemündung eingesetzt. Am 12. September 1914 ereignete sich an Bord des Schiffes eine Explosion eines Benzolsauerstoffapparates. Neben geringen Sachschäden waren 6 Tote, 8 Schwer- und 8 Leichtverwundete zu beklagen. Zwischen dem 22. September und dem 26. September 1914 nahm das Schiff an einem Vorstoß nach Osten an der polnischen Küste teil.  Anschließend wurde das Schiff wieder zum Vorposten- und Sicherungsdienst in der Elbmündung eingesetzt. Im Juli und August 1915 beteiligte sich SMS "Braunschweig" an einem Flottenvorstoß in den Rigaischen Meerbusen teil und geriet dabei mit russischen Seestreitkräften in ein Gefecht. Nach einer längeren Stationierung in Libau war das Schiff am 23. September 1915 in der Kieler Bucht zurück. Nochmals kurz zum Vorpostendienst auf der Elbe eingesetzt, wurde das Schiff am 12. Oktober 1915 dem IV. Geschwader in Libau zugeteilt. Zur Jahreswende 1915/1916 wurde die Besatzung von SMS "Braunschweig" aus Personalmangel reduziert. Im Januar und Februar 1916 befand es sich zu Werftarbeiten bei Blohm & Voss in der Werft, am 16. März 1916 kehrte es nach Libau zurück. Hier wurde die Besatzung des Schiffes so weit verringert, dass sie für die Hafenverteidigung gerade noch ausreichend war. Im August 1916 verlegte SMS "Braunschweig" nach Kiel, wo es mit stark reduzierter Besatzung als Rekrutenausbildungsschiff eingesetzt wurde. Am 20. August 1917 wurde es außer Dienst gestellt und bis Kriegsende als Wohnschiff für die I. Werft-Division eingesetzt.
Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde das Schiff von der Reichsmarine übernommen und 1921/22 in der Marinewerft Wilhelmshaven überholt. Am 1. Dezember 1921 wurde "Braunschweig" mit reduzierter Besatzung wieder in Dienst gestellt. Bis zum 1. März 1922 wurde die Besatzung wieder aufgefüllt und das Schiff wurde Flaggschiff des Befehlshabers der Seestreitkräfte der Nordsee. Im Jahr 1922 folgten Auslandsbesuche in Fretheim und Mundal sowie Manöverfahrten. Im Jahr 1923 wurden Helsingfors und Göteborg besucht. 1924 wurde "Braunschweig" im Februar und März zum Eisbrecherdienst eingesetzt. Im Juli nahm sie an der Atlantikreise teil und ab Ende August an den Herbstübungen. Dabei wurde das Schiff Flaggschiff des Befehlshabers der Seestreitkräfte, ab dem 1. April 1925 des Flottenchefs. Ende April 1925 unternahm das Schiff mit der Flotte eine Kreuzfahrt in die Ostsee und im Juni nach Norwegen. Am 31. Januar 1926 stellte "Braunschweig" endgültig außer Dienst. Es verblieb bis 1931 in der Reserve und wurde am 31. März 1931 aus der Liste der Kriegsschiffe gestrichen. Zunächst als Hulk verwendet, wurde das Schiff schließlich abgewrackt.

 

Literatur und Quellen:

Erich Gröner, Dieter Jung, Martin Maass: Die deutschen Kriegsschiffe 1815–1945. Band 1. München 1982

Hans Hildebrand, Albert Röhr, Hans-Otto Steinmetz: Die deutschen Kriegsschiffe. Biographien - ein Spiegel der Marinegeschichte von 1815 bis zur Gegenwart. Band 8. Mundus Verlag, Ratingen o.J.

Jürgen Schultz: Ein Schiff namens „Braunschweig“. Rund um den Stapellauf des Linienschiffes „Braunschweig“ der Kaiserlichen Deutschen Marine am 20. Dezember 1902. In: Kleine Schriften, Nr. 15, herausgegeben von Stadtarchiv Braunschweig und Stadtbibliothek Braunschweig, Braunschweig 1986