von Wulffen, Gustav Julius Adolf Ferdinand

 

* 18. April 1878, Gotha

+ 4. Mai 1945, Borkheide bei Beelitz
 

 

Gustav-Adolf von Wulffen war Sohn von Generalleutnant a.D. Ferdinand von Wulffen und dessen Frau Klara, geborene Hanff. Er entstammte einem alten Adelsgeschlecht und besuchte durch die verschiedenen Garnisonen seines Vaters Schulen in Meiningen, Darmstadt und Frankfurt an der Oder. Vom 1. März 1891 bis zum 13. März 1897 besuchte er die Kadettenanstalt in Potsdam und die Hauptkadettenanstalt Groß Lichterfelde. Am 13. März 1897 trat er als Sekondeleutnant in das 1. Thüringisches Infanterie-Regiment „Graf Bose“ Nr. 31 in Altona ein. Er diente anfangs als Kompanieoffizier. Durch die Umbenennung seines Dienstgrades wurde er am 1. Januar 1899 zum Leutnant ernannt. Vom 1. Oktober 1902 bis zum 30. September 1906 wurde er als Bataillonsadjutant verwendet. Ab dem 1. Oktober 1906 wurde er als Regimentsadjutant im 1. Thüringisches Infanterie-Regiment „Graf Bose“ Nr. 31 eingesetzt. Am 18. Mai 1907 folgte als solcher seine Beförderung zum Oberleutnant. Am 1. Oktober 1912 wurde er unter gleichzeitiger Beförderung zum Hauptmann als Adjutant zu der 22. Infanterie-Brigade nach Breslau versetzt. Auch zur Mobilmachung für den 1. Weltkrieg wurde er im Sommer 1914 noch als solcher verwendet. Mit dieser Brigade zog von Wulffen bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs ab dem 4. August 1914 ins Feld und kam an der Westfront bei Longwy erstmals in Kampfhandlungen zum Einsatz. Im Januar 1915 wurde er zum Kommandeur des Feld-Bataillons 26 ernannt, aus dem dann fast gleichzeitig das II. Bataillon vom Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 271 gebildet wurde. Im Juli 1916 wurde er als Adjutant zum Stab der 81. Reserve-Division versetzt. Bereits einen Monat später erfolgte seine Verwendung als 1. Adjutant beim XXXX. Reserve-Korps. Am 3. Mai 1917 wurde er zum Kommandeur des II. Bataillons vom Großherzoglich Mecklenburgisches Grenadier-Regiment Nr. 89 ernannt. Während der Frühjahrsoffensive Ende März 1918 konnte Hauptmann von Wulffen sich besonders bewähren, wofür ihm am 21. April 1918 die höchste preußische Tapferkeitsauszeichnung, der Orden Pour le Mérite verliehen wurde. Ab Anfang August 1918 war er als Adjutant bei der Heeresgruppe Boehn an der Westfront im Einsatz. Kurz vor Kriegsende wurde von Wulffen am 18. Oktober 1918 noch zum Major befördert und gleichzeitig zum 1. Adjutant des XXVI. Reserve-Korps ernannt. Im Ersten Weltkrieg wurde er nicht nur mehrmals verwundet, was sich in der Verleihung des Verwundetenabzeichens in Weiß widerspiegelte. Ihm wurden außerdem neben dem Ritterkreuz des Preussischen Hausorden von Hohenzollern mit Schwertern und beiden Eisernen Kreuzen noch andere Auszeichnungen verliehen. Am 31. Dezember 1918 wurde er noch vor der Bildung des vorläufigen Reichsheeres aus der Armee entlassen.

Nach Kriegsende wurde er zunächst 1919 als Oberkreis- und 1920 als Regierungsrat beim Oberpräsidenten der Provinz Schlesien für den Aufbau des „Landesschutzes“ für die Provinzen Ober- und Niederschlesien eingesetzt, jedoch nach dem Kapp-Putsch seines Postens enthoben. Er absolvierte auch eine halbjährige landwirtschaftliche Ausbildung auf den Gütern seines Verwandten Waldemar von Wulffen bei Magdeburg. Im Wintersemester war er Hörer von Vorlesungen über Nationalökonomie an der Universität Breslau. Er wohnte jetzt in der 3. Etage der Gabitzstraße 158 in Breslau XVIII und hatte dort die Telefonnummer 6183. Ab dem Frühjahr 1921 wurde er dann als Oberquartiermeister bei der Leitung des Oberschlesischen Selbstschutzes verwendet. Nach dessen Auflösung absolvierte er für drei Monate ein Volontariat on der Wassermesser Firma A. G. Meincke in Breslau. Danach absolvierte er eine fünfmonatige Ausbildung in Buchführung im Ostdeutschen Buchprüfungsinstitut von Erich Barber in Breslau. Anschließend folgte eine mehrmonatige Tätigkeit in verschiedenen kaufmännischen Betrieben und eine zweimonatige Ausbildung in den Mineralölwerken Albrecht & Co. in Hamburg. Von Dezember 1922 bis April 1924 war er dann Leiter der Zweigniederlassung der Deutsch-Baltischen Ölgesellschaft in Breslau. Im April 1924 wurde er dann für drei Monate als Filialleiter der Firma Günter von Below & Co (Firma für Getreide, Dünge- und Futtermittel und Mineralöle) in Hamburg angestellt. Am 8. Mai 1924 heiratete er in Forst die fünf Jahre jüngere Margarete, geschiedene von Walcke-Schuldt, geborene Cattien. Im Sommer 1924 wurde er dann in den Vorstand des Nationalclubs von 1919 in Hamburg berufen. Zugleich war er dann auch Geschäftsführer des Nationalen Wirtschaftsringes in Hamburg. 1925 organisierte er einen Vortrag von Adolf Hitler im Hamburger Nationalklub. Ab Oktober 1925 bis 1931 war er auch  Führer des Kyffhäuser-Jugendbundes ”Jung-Hamburg” beim Landeskriegerverband Hamburg. Wulffen trat im Jahr 1931 der NSDAP (Mitgliedsnummer 495.764) bei. Im gleichen Jahr wurde er auch förderndes Mitglied der SS in der SS-Standarte 28 in Hamburg. Im Frühjahr 1933 wurde er dann Motorstaffelführer in der 28. SS-Standarte. Im Juli 1933 trat er dann auch offiziell der SS (Mitgliedsnummer 72.208) bei. Anfangs September 1933 wurde er bereits zum SS-Sturmführer befördert. Er war zu dieser Zeit bereits als Sachbearbeiter für Stabskasse, Angestellten-Personalien und Beschwerden im Stab des Stellvertreters des Führers in München im Einsatz. Als Sturmführer wurde er dann auch zum SS-Führer z.b.V. der SS-Gruppe Nord in Altona ernannt. Ebenfalls Anfang September 1933 trat er auch dem Nationalsozialistischen Kraftfahrkorps (NSKK) bei. Nur wenige Tage später wurde er auch zur Probedienstleistung in den Stab der Obersten SA-Führung kommandiert. Mitte November 1933 wurde er dann vom Obersten SA-Führer in den Stab des stellvertretenden Parteiführers Rudolf Heß zur Dienstleistung abgestellt. Im Dezember 1933 wurde er dann zum SS-Führer z.b.V. des SS-Oberabschnitts Süd in München ernannt, diese Funktion sollte er zweieinhalb Jahre behalten. Im Mai 1934 wurde er dann zum Reichsamtsleiter der NSDAP ernannt. Als solcher wurde er dann als Leiter der Abteilung II C (Personalangelegenheiten in der Partei) im Stab des Stellvertreters des Führers, Rudolf Heß, in München eingesetzt. Ende August 1934 wurde er bereits zum SS-Hauptsturmführer befördert. Ende September 1935 erfolgte dann bereits seine Beförderung zum SS-Obersturmbannführer. Am 1. April 1936 wurde er als SS-Führer beim Stab des SS-Hauptamtes eingesetzt. Zum Führergeburtstag 1936 wurde er zum SS-Standartenführer befördert. Anfang 1937 wurde er dann zum SS-Oberführer befördert. Als solcher wurde er zum Stab des Reichsführer SS (RFSS) versetzt. Am 1. Oktober 1937 wurde er als Ministerialrat in die Präsidialkanzlei nach Berlin versetzt. Am 15. November 1937 wurde er dort zum Präsidialrat und Sachbearbeiter für Ordensangelegenheiten ernannt. Dort wurde er am 15. August 1939 mit Wirkung vom 20. April 1939 zum SS-Brigadeführer befördert. Im 27. August 1939 wurde ihm der Charakter eines Obersten verliehen und von Wulffen wurde bei Beginn des 2. Weltkrieges Kommandant vom Truppenübungsplatz Zossen ernannt. Am 10. September 1939 wurde er dann zum Kommandant von Potsdam ernannt. 1940 wurde er zum Oberst z.V. befördert. Am 1. März 1942 wurde er zum Generalmajor z.V. befördert. Im gleichen Jahr erhielt er das Bild "Stürmische See" von Ludwig von Kemnitz als Leihgabe von der Verwaltung Staatliche Schlösser und Gärten. Im März 1943 verantwortete er die Überführung der Königssärge aus der Garnisonskirche Potsdam in den Bunker Kurfürst des Oberkommandos der Luftwaffe in Wildpark Werder. Mitte Februar 1944 beschwerte sich der Leiter der Parteikanzlei, Martin Bormann, in einem Schreiben an den Reichsführer-SS, Heinrich Himmler, über ihn: "Immer wieder musste...festgestellt werden, dass Wulffen in Potsdam nicht Sprecher der Partei war, sondern Sprecher gegen die Partei....Es ist meines Erachtens nicht notwendig, dass Sie gegen den SS-Brigadeführer Gustav Adolf von Wulffen vorgehen. Ich wäre aber dankbar, wenn Sie die laufenden Beförderungswünsche Wulffen´s zunächst unberücksichtigt ließen." Darauf antwortete Himmler am 16. März 1944: "Ich habe nicht vor, SS-Brigadeführer von Wulffen, über dessen ”Qualitäten” ich mir schon seit einiger Zeit im Klaren bin, weiter zu befördern." Nach dem 20. Juli 1944 beeilte er sich mit der Distanzierung zu den Mitverschwörern, bei denen Mitglieder des in Potsdam stationierten Infanterie-Regiment 9 entscheidende Rollen übernommen hatten. Sein Kommando als Kommandant von Potsdam hatte er auch noch Anfang 1945 inne. Er war maßgeblich daran beteiligt im Auftrag des Führers die Königssärge und die Särge von Hindenburg, sowie den ersten Kunstgütertransport der Verwaltung Staatliche Schlösser und Gärten zur Heeres-Munitionasanstalt nach Bernterode im Eichsfeld im März 1945 durchzuführen. Er residierte zu dieser Zeit in der Villa Kellermann in Potsdam. Seine Privatanschrift war dagegen die Mangerstraße 14 in Potsdam. Bei den Kämpfen um Berlin Ende April 1945 geriet er in den Bereich Beelitz. Am 29. April 1945 wurde er in Borkheide durch einen Hals-Steckschuss schwer verwundet. Er starb an den Folgen dieser Verletzung wenige Tage vor Kriegsende am 4. Mai 1945. Er erhielt dann auf dem Friedhof im Ortsteil Bornstedt in Potsdam einen Grabstein als letzter Stadtkommandant von Potsdam. Am 18. Juni 1945 wurde das Bild von Kemnitz in seiner Wohnung sichergestellt und am 27. Mai 1946 für den Transport in die Sowjetunion verpackt.

 

Literatur und Quellen:

Krug, Ottomar Deutsche Generale 1918-1945, Bundesarchiv Freiburg, Signatur MSG 109/10854 - Vae – Zwe
Wolfgang Keilig: Rangliste des deutschen Heeres 1944/1945, Podzun-Verlag 1955
Karl-Friedrich Hildebrand, Christian Zweng: Die Ritter des Ordens Pour le Mérite des I. Weltkriegs, Band 3: P–Z, Biblio Verlag, Bissendorf 2011
Hanns Möller: Geschichte der Ritter des Ordens pour le mérite im Weltkrieg, Band II: M–Z, Verlag Bernard & Graefe, Berlin 1935, S. 534-536