Wever, Walther

 

* 11. November 1887, Wilhelmsort in Westpreußen

+ 3. Juni 1936, bei Dresden
 

 

Walther Wever war der Enkel des preußischen Generalstaatsanwalts Georg Carl Wever und Sohn des späteren Direktors der Deutschen Ansiedlungsbank Arnold Wever. Nach seinem Abitur am Gymnasium Steglitz trat Wever am 15. März 1905 als Fahnenjunker in das Grenadier-Regiment 10 ein. Es folgten am 18. August 1905 die Beförderung zum Fahnenjunker-Unteroffizier, am 18. November 1905 zum Fähnrich und am 18. August 1906 zum Leutnant. Am 1. November 1909 wurde er zum Bataillons-Adjutanten ernannt, ab dem 1. Oktober 1912 war er Regiments-Adjutant. Am 19. Februar 1914 folgte die Beförderung zum Oberleutnant. Mit seinem Regiment zog Wever bei Beginn des Ersten Weltkrieges ins Feld, bevor er am 20. Dezember 1914 Adjutant der 21. Infanterie-Brigade wurde. Am 18. Juni 1915 zum Hauptmann befördert, war er ab dem 4. Dezember 1915 zugleich Bataillonsführer im Grenadier-Regiment 15. Am 13. Juni 1916 folgte seine Versetzung in den Generalstab des VIII. Reservekorps. Am 7. Dezember 1916 wurde er Ib im Stab der 27. (württemb.) Infanterie-Division. Während seiner Stabs-Tätigkeit entwickelte er das Konzept der so genannten „flexiblen Vorfeldverteidigung“, mit dem die deutschen Truppen lange dem zunehmenden Druck der Alliierten standhielten. Ab dem 26. Januar 1917 war er Generalstabs-Offizier der Lehr-Division in Valenciennes, bevor er am 16. April 1917 erst in den Stab der 6. Armee und am 19. Juni 1917 in den Stab der 4. Armee versetzt wurde. Am 23. Oktober 1917 kam er in die Operationsabteilung der Obersten Heeresleitung zu Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg. Er war persönlich anwesend, als sich Kaiser Wilhelm II. zum Thronverzicht entschloss. Er war auch einer derjenigen, der dem Kaiser bestätigte, dass zur Vermeidung weiteren Blutvergießens die Fahrt ins holländische Exil erforderlich sei. Am 30. November 1918 wurde er wieder zum Grenadier-Regiment 10 versetzt und dort am 8. Dezember 1918 zum Bataillons-Kommandeur ernannt. Ab dem 16. Januar 1919 diente er in der kriegsgeschichtlichen Abteilung des Großen Generalstabes. Er setzte er sich als einer der ersten Offiziere öffentlich dafür ein, dass die Offiziere nun in gleicher Hingabe den demokratisch gewählten Machthabern dienen sollten wie bisher dem Kaiser. Er erhielt zunächst von Hindenburg den Auftrag, die Memoiren Erich Ludendorffs zu redigieren. Am 10. Juni 1919 wechselte er  in den Generalstab des Gruppenkommandos I und am 1. Oktober 1921 in den Stab der 7. (bayer) Division. Am 1. Oktober 1924 wurde er dann Kompaniechef im Infanterie-Regiment 4 und am 1. Februar 1926 zum Major befördert. Ab dem 1. Februar 1927 war Wever Referent im Reichswehrministerium und ab dem 19. Oktober 1929 Bataillons-Kommandeur im Infanterie-Regiment 12. Nach seiner Beförderung zum Oberstleutnant am 1. April 1930 wurde er am 1. Oktober 1931 Referent im Reichswehrministerium und ab dem 1. März 1932 Abteilungschef im Reichswehrministerium. Am 1. Februar 1933 war er zum Oberst befördert worden. Am 1. September 1933 trat er zur Luftwaffe über und wurde Chef des Luftwaffen-Kommando-Amtes im Reichsluftfahrtministerium, dem getarnten Generalstab der Luftwaffe. Am 1. Oktober 1934 wurde er zum Generalmajor befördert. Mit der Einführung der allgemeinen Wehrpflicht im März 1935 wurde seine Funktion als Chef des Generalstabes der Luftwaffe offenkundig. Am 1. April 1936 wurde er zum Generalleutnant befördert. Als erster Generalstabschef der Luftwaffe kam Wever damit die Aufgabe zu, in Anlehnung an die Ideen Douhets die Grundsätze der strategischen wie auch taktischen Luftkriegsführung zu entwickeln und die technischen Vorgaben für den Bau moderner Flugzeuge festzulegen. Um die strategische Bedeutung der Luftwaffe zu unterstreichen, ließ er neben Stukas, Jagdflugzeugen und kleineren Bombern auch viermotorige Bomber entwickeln. Nach neueren Forschungen ließ er dieses Projekt jedoch wenige Wochen vor seinem Tod stoppen, nachdem ihm immer klarer wurde, dass sich das Regime auf Kriegskurs befand. Zusammen mit Werner von Blomberg setzte Wever 1935 die Eröffnung der Wehrmachtakademie beim Reichswehrministerium durch, in der in einjährigen Kursen ausgewählte Mitarbeiter in Strategie, Kriegsvolkswirtschaft und Politik geschult wurden. Er stürzte am 3. Juni 1936 beim Start auf dem Flughafen Dresden-Klotzsche am Steuer einer Heinkel He 70 aus ungeklärter Ursache ab.  Nach seinem Tod und der Entlassung Blombergs wurde die Wehrmachtakademie auf Betreiben Hermann Görings wieder geschlossen.

 

Literatur und Quellen:

Krug, Ottomar Deutsche Generale 1918-1945, Bundesarchiv Freiburg, Signatur MSG 109/10854 - Vae – Zwe
Wolfgang Keilig: Rangliste des deutschen Heeres 1944/1945, Podzun-Verlag 1955
Karl Friedrich Hildebrandt: Die Generale der Luftwaffe 1935–1945, Band 3: O-Z, Biblio Verlag, Osnabrück 1993
Dermot Bradley: Tradition für die Luftwaffe: Generalleutnant Walther Wever (1887–1936). Mars-Jahrbuch für Wehrpolitik und Militärwesen, Jahrgang 3/4. Osnabrück 1997