Schrader, Otto von

 

* 18. März 1888, Lyck in Ostpreußen

† 19. Juli 1945, Bergen in Norwegen

 

 

Otto von Schrader trat am 1. April 1906 als Seekadett in die Kaiserliche Marine ein, absolvierte seine Grundausbildung und anschließend seine Schiffsausbildung auf der Kreuzerfregatte SMS "Stosch". Im Anschluß besuchte er die Marineschule. Dort wurde er am 6. April 1907 zum Fähnrich zur See ernannt. Nach Beendigung der Ausbildung wurde er am 1. Oktober 1908 auf das Linienschiff SMS "Zähringen" versetzt und am 30. September 1909 zum Leutnant zur See befördert. Ab dem 21. September 1910 diente Schrader ein Jahr lang als 1. FT-Offizier an Bord des Großlinienschiffes SMS "Rheinland", bevor er am 1. Oktober 1911 als Kompanieoffizier der II. Torpedo-Division zugeteilt wurde. Am 19. September 1912 erfolgte seine Beförderung zum Oberleutnant zur See. Danach war er mehrfach als Wachoffizier auf den Torpedobooten "G 112" und "G 107" eingesetzt. 1913 erhielt er einen strengen Verweis und drei Tage Kammerarrest, weil er mit "G 112" eine Grundberührung verursacht hatte. Am 31. März 1914 erfolgte seine Versetzung nach Konstantinopel, wo er als Erster Offizier auf dem Spezialschiff SMS "Loreley" diente. Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs erhielt Schrader kurzzeitig das Kommando über das Hilfsschiff SMS "Corcovado" der Mittelmeerdivision. Nachdem das Schiff an die osmanische Marine übergeben worden war, fungierte er zwischen dem 27. August und dem 3. September 1914 kurzzeitig als Nachrichtenoffizier bei den Bosporus-Befestigungen und vom 4. September 1914 bis 31. März 1916 als Kommandant in der am Bosporus eingesetzten Torpedobootsflottille. Hier erhielt er folgende Beurteilung: "Gut. Vorwiegend für den Frontdienst geeignet, tatkräftiger Offizier. Guter Torpedobootskommandant. Hat Neigung für Ubootsdienst, Luftschiffahrts- und Flugwesen und ist dazu geeignet." Anschließend wurde er nach Deutschland zurück versetzt und absolvierte einen Lehrgang an der U-Boot-Schule. Bereits während der Ausbildung erfolgte am 18. August 1916 seine Ernennung zum Kommandanten des Unterseeboots SM "UB 28". Nachdem er dieses Kommando am 25. September 1916 wieder abgegeben hatte, war er ab dem 14. November 1916 Kommandant von SM "UC 31", ab dem 5. August 1917 von SM "UB 64" und ab dem 8. August 1918 von SM "U 53". Am 26. April 1918 wurde er zum Kapitänleutnant befördert. Für sein Wirken während des Krieges erhielt Otto von Schrader neben beiden Klassen des Eisernen Kreuzes das Ritterkreuz des Königlichen Hausordens von Hohenzollern mit Schwertern, das U-Boot-Kriegsabzeichen, das Hanseatenkreuz Hamburg sowie von den Verbündeten die Imtiaz-Medaille und die Liakat-Medaille in Silber mit Säbeln, den Eisernen Halbmond sowie das Ritterkreuz mit Krone des Bulgarischen Militärverdienstordens. Nach Kriegsende wurde Schrader in die Vorläufige Reichsmarine übernommen und gehörte bis zu ihrer Auflösung der Marine-Brigade von Loewenfeld an. Obwohl ihm sein Dienstlaufbahnzeugnis vom Juli 1919 eine „dauernde Unfähigkeit zur Fortsetzung des aktiven Marinedienstes“ bescheinigte, erfolgte seine Übernahme in die Reichsmarine. Er diente ab dem 21. Juli 1920 kurzzeitig bei der 1. Minensuchhalbflottille als Kommandant des Torpedobootes T 152 und war vom 25. Oktober 1920 bis 14. Juni 1921 Kompanieführer bei der Küstenwehrabteilung V in Pillau. Sein Kommandeur, der spätere Generaladmiral Rolf Carls, beurteilte ihn als „durchschnittlich begabt, in erster Linie für Frontstellungen geeignet“. Nach einer Kommandierung zum Stab des Befehlshabers der Seestreitkräfte der Ostsee ab dem 15. Juni 1921 wurde von Schrader am 10. Oktober 1921 als Navigationsoffizier auf den Kleinen Kreuzer "Medusa" versetzt. Daran schloss sich vom 14. April bis zum 30. August 1923 seine Kommandierung zum Stab der 6. Division/Wehrkreiskommando V in Münster an. Der Divisionskommandeur Generalleutnant Fritz von Loßberg urteilte über Schrader: „Kapt.Lt. v. Scharder ist der Abteilung Ia zugeteilt, bei welcher er am besten Gelegenheit hat, in die Verhältnisse des Heeres Einblick zu gewinnen. Seine Leistungen genügten nicht. Für eine andere Abteilung ist er nach Ansicht der Division nicht geeignet.“ Anschließend stand er bis 17. September 1923 zur Verfügung des Chefs der Marinestation der Nordsee und fungierte bis 2. November 1924 als Adjutant der Kommandantur Cuxhaven. Anschließend war er kurzzeitig Erster Offizier auf dem Leichten Kreuzer "Thetis", bevor er am 30. November in der gleichen Funktion auf den Leichten Kreuzer "Nymphe" kam. Am 18. Mai 1925 erfolgte seine Kommandierung zur Schiffsstammdivision der Nordsee und am 12. September erhielt er die Ernennung zum Kommandeur der I. Abteilung. In dieser Position wurde er am 1. April 1926 zum Korvettenkapitän befördert. Vom 24. April 1928 bis zum 26. September 1929 war von Schrader Kommandeur der II. Marineartillerieabteilung in Wilhelmshaven. Anschließend wurde er als Erster Offizier auf das Linienschiff "Hessen" versetzt und avancierte Anfang Februar 1931 zum Fregattenkapitän. Am 10. Oktober 1931 wurde er zur Verfügung des Chefs der Marinestation der Ostsee gestellt. Vom 26. September 1932 bis zum 23. September 1934 war er Kommandant des Leichten Kreuzers "Königsberg". In dieser Dienststellung erfolgte am 1. April 1933 seine Beförderung zum Kapitän zur See. Danach wurde er Kommandeur der Befestigung Wilhelmshaven. Als Konteradmiral (seit 1. April 1937) erhielt er am 1. Oktober 1937 die Ernennung zum II. Admiral der Nordseestation und war zugleich mit der Wahrnehmung der Geschäfte des Befehlshabers der Sicherung der Nordsee beauftragt. Am 1. April 1938 erfolgte seine Ernennung zum Befehlshaber der Sicherung der Nordsee. Diese Stellung hatte von Schrader über den Beginn des Zweiten Weltkriegs hinaus inne. Er stieg am 1. November 1939 zum Vizeadmiral auf und wurde mit dem Beginn des Unternehmens Weserübung, das zur Besetzung Norwegens führte, am 9. April 1940 Admiral der norwegischen Westküste mit Sitz in Bergen. In dieser Eigenschaft erhielt er in der ersten Verleihungsrunde der Kriegsmarine am 20. November 1941 das neu gestiftete Deutsche Kreuz in Gold verliehen und wurde am 1. März 1942 zum Admiral befördert. Ab 1. Februar 1943 erhielt seine Dienststelle die neue Bezeichnung „Kommandierender Admiral der norwegischen Westküste“. Als solcher wurde er am 19. August 1943 mit dem Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes ausgezeichnet. Als Kommandierender Admiral befahl von Schrader völkerrechtswidrig die Erschießung einer britisch/norwegischen MTB-Besatzung, die er nicht als Kombattanten anerkannt hatte und die am 30. Juli 1943 erschossen wurde. Er verblieb über das Kriegsende hinaus im Dienst und verantwortete die Rückführung der deutschen Truppen in die Heimat. Von Schrader wurde am 17. Juli 1945 verhaftet und beging zwei Tage später in norwegischer Kriegsgefangenschaft Suizid.

 

Ritterkreuz (19. August 1943)

 

Literatur und Quellen:

Hans H. Hildebrand: Deutschlands Admirale 1849–1945. Band 2: P–Z (Packroß bis Zuckschwerdt). Biblio Verlag, Osnabrück 1990