Reinhard, Wilhelm
* 18. März 1869, Forsthaus Lutau im
Kreis Flatow † 18. Januar 1955, Dortmund |
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Wilhelm Reinhard war der Sohn des Forstmeisters Wilhelm Reinhard senior und dessen Ehefrau Minna, geborene von Koenen. Nach seiner Schulzeit absolvierte er das Kadettenkorps in Kulm und Lichterfelde. Am 22. März 1888 trat er mit dem Charakter als Fähnrich in die Königlich Preußische Armee ein. Er wurde dabei zum Ostfriesisches Infanterie-Regiment "Herzog Friedrich Wilhelm von Braunschweig" Nr. 78 überwiesen. Bei diesem wurde er am 15. Oktober 1888 zum Portepeefähnrich befördert. Nach dem Besuch der Kriegsschule Metz wurde er am 21. September 1889 zum Sekondeleutnant befördert. Anfangs wurde er dann als Kompanieoffizier in der 1. Kompanie vom Regiment in Osnabrück eingesetzt. Im Herbst 1892 wurde er als Nachfolger von Sekondeleutnant Lockemann zum Adjutant des I. Bataillons vom Ostfriesisches Infanterie-Regiment "Herzog Friedrich Wilhelm von Braunschweig" Nr. 78 in Osnabrück ernannt. 1896 wurde er als Nachfolger von Premierleutnant Lehmann zum Regimentsadjutant seines Regiments ernannt. Sein Nachfolger als Bataillonsadjutant wurde Premierleutnant Freiherr von Waffenbach. In dieser Funktion wurde er am 18. August 1897 zum Premierleutnant befördert. Durch die Umbenennung seines Dienstgrades wurde er am 1. Januar 1899 zum Oberleutnant ernannt. Am 17. Januar 1901 wurde er als Adjutant zur 38. Infanterie-Brigade nach Hannover kommandiert. Sein Nachfolger als Regimentsadjutant wurde Leutnant von Hinüber. Als Brigadeadjutant wurde er am 18. April 1903 zum Hauptmann befördert und damit auch zum Brigadestab versetzt. Am 24. April 1904 wurde er als Nachfolger von Hauptmann von Raumer zum Chef der 12. Kompanie vom Ostpreußisches Füsilier-Regiment "Graf Roon" Nr. 33 in Gumbinnen ernannt. Diese Funktion behielt er dann einige Jahre. Ab Herbst 1907 war er als Nachfolger von Hauptmann Janicke als Chef der 7. Kompanie vom Schleswig-Holsteinisches Infanterie-Regiments Nr. 163 in Neumünster im Einsatz. Seine ehemalige 12. Kompanie übernahm dafür Hauptmann Cramer von Clausbruch. Am 21. April 1911 zum Major befördert, wurde er am gleichen Tag in den Regimentsstab des 5. Garde-Regiments zu Fuß nach Spandau versetzt. Seine 7. Kompanie übernahm dafür Hauptmann von Tiedemann. Am 22. März 1913 wurde er als Nachfolger von Major von Rosenberg zum Kommandeur des II. Bataillons vom 5. Garde-Regiments zu Fuß ebenfalls in Spandau ernannt. Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges im August 1914 zog er als Kommandeur des II. Bataillons des 5. Garde-Regiments zu Fuß an die Front. Das Regiment nahm an der Belagerung und Eroberung der Festung Namur teil. Anschließend wuirde Reinhard mit seinem Regiment an die Ostfront verlegt und nahm an der Schlacht an den Masurischen Seen und in der Schlacht um Lodz teil. Zwischen dem 18. Januar und dem 2. Juni 1915 war er Führer des Garde-Grenadier-Regiments Nr. 5 und anschließend Kommandeur des 4. Garde-Regiments zu Fuß. Mit diesem Kämpfte er am Brückenkopf von Jaroslau, in den Durchbruchsschlachten bei Lubaczow und Grodek und Lemberg, bis das Regiment schließlich nach den Verfolgungskämpfen über den Bug hinaus an der Jasiolda angehalten wurde. Von dort aus wurde das 4. Garde-Regiment zu Fuß wieder an die Westfront verlegt und nahm an der Herbstschlacht bei La Bassée und Arras teil. Am 18. April 1916 folgte seine beförderung zum Oberstleutnant und am 21. September 1918 zum Oberst. Am 27. August 1917 wurde Reinhard mit dem Pour le Mérite ausgezeichnet und am 1. Oktober 1918 wurde ihm das Eichenlaub zum Pour le Mérite verliehen. Nach Kriegsende kehrte er nach Berlin zurück und stellte Ende Dezember 1918 das nach ihm benannte Freiwilligen-Regiment Reinhard auf. Seine u.a. von Gustav Noske betriebene Ernennung zum Stadtkommandanten von Berlin wurde von den dortigen Soldatenräten verhindert. Unter seiner Leitung wurde der Spartakusaufstand im Januar 1919 durch die ihm unterstellten Einheiten niedergeschlagen. Vom 10. Februar 1919 bis zum 6. Juni 1919 wurde er als Kommandeur der 3. Garde-Infanterie-Brigade eingesetzt. Während der Berliner Märzkämpfe kam es erneut kurzzeitig zu bewaffneten Auseinandersetzungen. Die Kämpfe kosteten insgesamt rund 1.200 Menschen das Leben. Im Juni 1919 ging das Freikorps Reinhardt in der vorläufigen Reichswehr auf und Wilhelm Reinhardt wurde Infanterie-Führer der Berliner Reichswehr-Brigade 15. Am 11. Dezember 1919 schied er auf eigenen Wunsch als Oberst aus dem Militärdienst aus.
Nach seinem Ausscheiden aus dem Militärdienst war Wilhelm Reinhard als Kaufmann, hauptsächlich in der Kailiindustrie tätig. Anfang Februar 1922 wurde ihm das Recht zum Tragen der Uniform vom 4. Garde-Regiment zu Fuß verliehen. Im Oktober 1927 trat er der NSDAP bei und erhielt die Mitgliedsnummer 63074. Von 1936 bis Frühjahr 1945 war Mitglied des nationalsozialistischen Reichstages. Er war zudem Träger des Goldenen Parteiabzeichens der NSDAP. 1933 wurde er zudem SA-Oberstlandesführer der SA-Reserve II. Am 27. Januar 1934 wurde Wilhelm Reinhard Bundesführer des Deutschen Reichskriegerbundes "Kyffhäuser". Im September 1935 wurde er im Rang eines SS-Standartenführers in die SS übernommen. Als SS-Ehrenführer gehörte er ab 1938 dem Stab des Reichsführers SS an. Am 18. März 1938 wurde er zum Reichsführer der in NS-Reichskriegerbund "Kyffhäuser (NSRKB) umbenannten Organisation. Diese Funktion hatte er bis zur Auflösung des NSRKB im März 1943 inne. Am 22. März 1938 wurden ihm die Charakter eines Generalmajors verliehen. Im November 1941 erreichte er seinen höchsten SS-Dienstgrad mit der Beförderung zum SS-Obergruppenführer. Am 18. März 1939 wurden ihm die Charakter eines Generals der Infanterie verliehen. Er wohnte 1942 in der Reichsstraße 107 in Berlin-Charlottenburg. Am 10. Dezember 1942 gab er eine Erklärung über seine Person ab. Am 19. Dezember 1942 wurde durch das Stellvertretendes Generalkommando III. Armeekorps der Antrag gestellt ihn z.V. zu stellen. Dabei wurde darauf hingewiesen, dass die außerdienstliche Eignung erbracht ist und keine Bedenken gegen die z.V.-Stellung bestehen. Beim Personalamt war man nicht ganz so zuversichtlich, denn es wurde auf dem Schreiben mit Ausrufezeichen vermerkt, dass er 74 Jahre alt wird. Am 23. Dezember 1942 fragte deshalb das Heeres-Personalamt nach näheren Angaben, warum der 74jährige z.V. gestellt werden soll. Außerdem wurde darauf hingewiesen, dass der Antrag durch den Kommandierenden General vom Stellvertretendes Generalkommando III. Armeekorps zu unterschreiben sei. Am 19. Februar 1943 wurde er mit Wirkung vom 1. März 1943 aber doch z.V. gestellt. Gleichzeitig wurde er vom char. General der Infanterie z.V. zum General der Infanterie z.V. befördert. Er wurde aber bis Kriegsende nicht aktiviert. Nach 1943 wurde er noch Präsident der neu gegründeten Kyffhäuser-Stiftung. Nach Kriegsende befand er sich einige Monate in westalliierter Gefangenschaft. Im September 1952 gründete er in Dortmund erneut den Kyffhäuserbund, dem er bis zu seinem Tod vorstand.
Literatur und Quellen:
BArch, MSG 109/4919: Krug, Ottomar: Deutsche Generale 1867 - 1945
Rang- und Quartierlisten der
königlich Preußischen Armee für 1890, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin
1890
Rang- und Quartierlisten der königlich Preußischen Armee für 1891, Ernst
Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1891
Rang- und Quartierlisten der
königlich Preußischen Armee für 1892, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin
1892
Rang- und Quartierlisten der königlich Preußischen Armee für 1893, Ernst
Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1893
Rang- und Quartierlisten der
königlich Preußischen Armee für 1894, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin
1894
Rang- und Quartierlisten der königlich Preußischen Armee und des XIII.
(königlich Württembergischen) Armeekorps 1895, Ernst Siegfried Mittler und Sohn,
Berlin 1895
Rang- und Quartierlisten der königlich Preußischen Armee und des
XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1896, Ernst Siegfried Mittler und
Sohn, Berlin 1896
Rang- und Quartierlisten der königlich Preußischen Armee
und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1897, Ernst Siegfried
Mittler und Sohn, Berlin 1897
Rang- und Quartierlisten der königlich
Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1898,
Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1898
Rang- und Quartierlisten der
königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen)
Armeekorps 1899, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1899
Rang- und
Quartierlisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich
Württembergischen) Armeekorps 1900, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin
1900
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich
Württembergischen) Armeekorps 1901, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin
1901
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich
Württembergischen) Armeekorps 1902, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin
1902
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich
Württembergischen) Armeekorps 1903, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin
1903
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich
Württembergischen) Armeekorps 1904, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin
1904
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich
Württembergischen) Armeekorps 1905, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin
1905
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich
Württembergischen) Armeekorps 1906, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin
1906
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich
Württembergischen) Armeekorps 1907, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin
1907
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich
Württembergischen) Armeekorps 1908, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin
1908
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich
Württembergischen) Armeekorps 1909, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin
1909
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich
Württembergischen) Armeekorps 1910, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin
1910
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich
Württembergischen) Armeekorps 1911, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin
1911
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich
Württembergischen) Armeekorps 1912, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin
1912
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich
Württembergischen) Armeekorps 1913, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin
1913
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich
Württembergischen) Armeekorps 1914, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin
1914
Dienstaltersliste der Offiziere der königlich Preußischen Armee und des XIII.
(königlich Württembergischen) Armeekorps 1917, Mittler und Sohn 1917
Dienstaltersliste der Offiziere der bisherigen Preußischen Armee und des XIII.
(bisherigen Württembergischen) Armeekorps 1919, Mittler und Sohn 1919
Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war wes vor und nach
1945. 2. Auflage. Fischer-Taschenbuch-Verlag 2007
Tuviah Friedmann: Die drei ältesten SS-Generale Himmlers. SS-Obergruppenführer
August Heyssmayer, SS-Obergruppenführer Wilhelm Reinhard, SS-Obergruppenführer
Udo von Woyrsch. Eine dokumentarische Sammlung. Hg. Institute of Documentation
in Israel for the Investigation of Nazi War Crimes, Haifa. Zusammenstellung:
Friedmann, 1998.
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