Rall, Günther
| * 10. März 1918, Gaggenau † 4. Oktober 2009
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Nach Beendigung seiner Schulzeit trat Günther Rall 1936 als Offiziersanwärter in das deutsche Heer ein. Er erhielt eine Ausbildung zum Infanterie-Offizier und wurde 1937 auf die Kriegsschule nach Dresden versetzt. Dort lernte er einen jungen Flieger von der dortigen Luftwaffenschule kennen und dieser überzeuge ihn, in die Luftwaffe überzutreten. 1938 trat er in die Flugzeugführerschule in Neu-Dieburgein und hatte im Frühsommer 1939 alle Kurse durchlaufen. Er bestand seine Flugzeugführerprüfung und wurde an die Jagdfliegerschule nach Werneuchen nördlich von Berlin versetzt. Bei Kriegsbeginn wurde Rall als Leutnant zur II. Gruppe des Jagdgeschwaders 52 versetzt. Er war damals der jüngste Offizier des Geschwaders. Nach Patroullienflügen an der französischen Grenze bei Beginn des Krieges errang Rall am 18. Mai 1940 seinen ersten Luftsieg. Nach dem Fall Frankreichs bei der Luftschlacht um England eingesetzt, wurde Rall als Oberleutnant im Juli 1940 Kommandeur der 8. Staffel des JG 52. Nach der Teilnahme am Balkanfeldzug und Einsätzen über Kreta wurde Rall mit seiner Gruppe bei Beginn des Russlandfeldzuges zum Schutz der rumänischen Erdölfelder eingesetzt und wehrte dort erfolgreich russische Angriffe ab. Im August erst stieß die Staffel dann wieder zum Geschwader an der Front. Hier erzielte Rall im November 1941 seinen 30. Luftsieg. Ebenfalls im November wurde Rall zum ersten Mal selbst abgeschossen. Bei der Notlandung überschlug sich seine Maschine und er wurde schwer verletzt. Es bestand wenig Hoffnung, dass er jemals wieder fliegen könnte. Im Universitätsklinikum lernte Rall seine hier als Ärztin tätige spätere Ehefrau kennen. Doch es gelang Rall, nach neun Monaten wieder in einem Flugzeug zu sitzen und Einsätze zu fliegen. Nach seinem 65. Luftsieg wurde ihm am 4. September 1942 das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes verliehen und nach seinem 100. Luftsieg am 26. Oktober 1941 das Eichenlaub zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes. Nach Einsätzen im Kaukasus und über dem Kuban wurde Rall im April 1943 Kommandeur der III. Gruppe des JG 52. Als dritter Jagdflieger gelang Rall am 29. August 1943 sein 200. Luftsieg. Hierfür wurden ihm die Schwerter verliehen. Im September 1943 gelangen Rall 40 Abschüsse und Ende November 1942 hatte er 250 Luftsiege errungen. Im Mai 1944 wurde Rall zum Jagdgeschwader 11 nach Norddeutschland versetzt und dort Kommandeur der II. Gruppe. Außerdem wurde er zum Major befördert. Hier flog Rall erstmals Einsätze gegen einfliegende Bomberpulks unter starkem Begleitschutz. Doch Rall zog sich eine schwere Infektion zu und war bis November 1944 nicht einsatztauglich. Im Winter 1944 fungierte Rall bis zu seiner völligen Genesung als Kommandeur der Jagd-Verbandsführerschule. Nach seiner Genesung übernahm Rall wieder seine alte Gruppe, bis er im März 1945 Kommodore des JG 300 wurde. Bei Kriegsende ließ Rall sämtliche noch verfügbaren Maschinen sprengen und ging in Kriegsgefangenschaft. Günther Rall hatte auf 621 Feindflügen 275 bestätigte Luftsiege errungen und war somit der dritterfolgreichste Jagdflieger des Zweiten Weltkrieges. Er arbeitete von 1945 bis 1947 als selbständiger Holzhändler und Kaufmann in der französischen Besatzungszone in Südwürttemberg-Hohenzollern. Anschließend erhielt er eine Stelle als Angestellter im technischen Vertrieb von Telefonanlagen bei der Erlanger Siemens & Halske AG für Süddeutschland, bevor er von 1953 bis 1956 vorübergehend in die Leitung der Internatsschule Schloß Salem/Baden wechselte. 1956 trat Rall in die neu gegründete Bundesluftwaffe ein und wurde dort Ausbilder und Gruppenkommandeur. Anfang der 60er Jahre schulte er auf den Starfighter um und wurde Kommandeur des Jagdbombergeschwaders 34. Anschließend wurde er Inspekteur aller fliegenden Verbände und 1967 wurde er Kommandeur der 3. Luftwaffendivision, eher er 1970 Stabschef der 4. NATO-Luftflotte in Ramstein wurde. Anschließend wurde er als Generalleutnant zum Inspekteur der Bundesluftwaffe ernannt, bevor er 1975 seine Karriere als deutscher Vertreter im höchsten Entscheidungsgremium der NATO beendete.
Ritterkreuz (4. September 1941) Eichenlaub (26. Oktober 1942) Schwerter (12. September 1943)
Literatur und Quellen:
Peter Stockert: Die Eichenlaubträger 1940 - 1945, 4 Bände, Bad Friedrichshall,
1996 / 1997
Peter Stockert: Die Eichenlaubträger 1940 - 1945, 9 Bände, 4. überarbeitete
Auflage, Bad Friedrichshall 2010 / 2011