Lützow, Günther

 

 

* 4. September 1912, Kiel

+ 24. April1945, Donauwörth (verm)

Am 4. September 1912 als Sohn des Admirals Friedrich Lützow in Kiel geboren, ging Günther Lützow nach der Schulzeit in Wilhelmshaven, Potsdam und dem Abitur in Schulpforta zur fliegerischen Ausbildung an die Deutsche Verkehrsflieger-Schule nach Schleißheim. 1932 erfolgte die geheime Ausbildung zum Jagdflieger in Lipezk / Rußland. Über das Infanterie-Regiment 5 in Stettin kam Günther Lütztow zur Kriegsschule nach Dresden. Im Oktober 1934 zum Leutnant befördert und zur Reklamestaffel nach Döberitz versetzt, gehörte Lützow im August 1936 zu den ersten Fliegern der "Legion Condor" im spanischen Bürgerkrieg. Während seines einjährigen Einsatzes in Spanien errang er fünf Luftsiege. Ausgezeichnet mit dem Spanienkreuz in Gold mit Brillanten und dem Cruz de Guerra wurde er nach seiner Rückkehr in Deutschland wurde er zum Hauptmann befördert und zum Jagdgeschwader 2 "Richthofen" nach Jüterbog-Damm versetzt. Dort wurde er im November 1938 Staffelkapitän der Jagdfliegerschule Werneuchen und Lehrgangsleiter. 
Ende August 1939 in Bernburg und Zerbst beim Jagdgeschwader 3 "Udet" eingesetzt, übernahm er im November des ersten Kriegsjahres er die I. Gruppe als Kommandeur. Fünf Tage nach Beginn des Frankreich-Feldzuges, im Mai 1940, erzielte der Kommandeur seine ersten fünf Abschüsse, seine Gruppe bereits den 50. Luftsieg. Im August 1940 lag das Geschwader auf verschiedenen Plätzen am Kanal und flog Begleitschutz für Bomberverbände in der Luftschlacht um England. Bis zur Septembermitte schoß er, inzwischen zum Major befördert, 15 feindliche Maschinen und einen Sperrballon ab und zerstörte drei Flugzeuge am Boden. 
General Christiansen überreicht ihm am 19. September 1940 in Den Haag das Ritterkreuz, bei gleichzeitiger Ernennung zum Kommodore. Nach schweren England-Einsätzen verlegte das Geschwader im April 1941 zur Auffrischung nach Mannheim-Sandhofen. Vom ersten Tag des Rußland-Feldzuges an kämpfte das Jagdgeschwader 3 im Mittelabschnitt der Ostfront. Am 8. Juli 1941 errang Lützow seinen 40. Luftsieg, wofür ihm am 20. Juli das Eichenlaub verliehen wurde. Während der harten Luftkämpfe in den Sommer- und Herbstwochen in Rußland wurde Lützows Maschine getroffen, er musste bei Krasnograd hinter den russischen Linien aussteigen. Nur mühsam konnte er sich zu den damals noch vorrückenden deutschen Truppen durchschlagen. Und dort nahm ihn - ein denkwürdiger Zufall - ein Vetter in einer Artillerie-Stellung auf. 
Nach dem 89. Luftsieg erhielt er am 11. Oktober die Schwerter zum Ritterkreuz. Und schon am 25. Oktober 1941 wurde Günther Lützow der 101. Abschuss bestätigt, er war damit nach Werner Mölders der zweite deutsche Jagdflieger mit mehr als hundert Luftsiegen. Trotz Feindflug-Startverbot schoss er bei ungewollter Feindberührung noch zwei weitere sowjetische Maschinen ab.
Wenige Tage später, am 29. Oktober, wurde der Kommodore zum Oberstleutnant befördert. Ende November 1941 verlegt das abgekämpfte Jagdgeschwader 3 ins Reichsgebiet nach Wiesbaden-Erbenheim, für Flugzeugführer und die Männer vom Bodenpersonal eine wohlverdiente Ruhepause, bis es im März 1942 wieder an die Ostfront ging. Nach mehrmonatigem Kommando als Inspizient West beim General der Jagdflieger in Berlin wurde Lützow Kommandeur der 1. Jagddivision in Döberitz. Im April 1943 erfolgte die Beförderung zum Oberst und im Januar 1944 der Auftrag zur Führung der 4. Fliegerschul-Division. Die Kommodore-"Revolte" im Januar 1945 erlebte Günther Lützow als Wortführer gegenüber einem realitätsfernen Reichsmarschall. Günther Lützow fiel dadurch in Ungnade bei der obersten Führung. Lützow wurde zum Jafü Italien und kurz darauf zu Generalleutnant Adolf Galland und seinem aus erfahrenen Jagdfliegern neu aufgestellten "Jagdverband 44" nach München-Riem. Hier schulte Lützow auf die Me 262 um. Am 24. April 1945 ist er zu seinem letzten Einsatz mit der Me 262 gestartet, bei diesem Einsatz errang er seinen letzten, den 110., Luftsieg über eine B-26 über Augsburg. Seit diesem Einsatz gilt Günther Lützow als vermisst.

 

Ritterkreuz (18. September 1940) Eichenlaub (20. Juli 1941) Schwerter (11. Oktober 1941)

Literatur und Quellen:
Peter Stockert: Die Eichenlaubträger 1940 - 1945, 4 Bände, Bad Friedrichshall, 1996 / 1997
Peter Stockert: Die Eichenlaubträger 1940 - 1945, 9 Bände, 4. überarbeitete Auflage, Bad Friedrichshall 2010 / 2011