Bärenfänger, Erich
* 12. Januar 1915, Menden
† 1. Mai 1945, Berlin |
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Der später so erfolgreiche Westfale trat 1936 ins Heer ein und arbeitete sich langsam vom Gefreiten bis zum Feldwebel empor. Nach langjährigem Dienst im Infanterieregiment 123 der 50. Infanteriedivision wurde er 1939 zum Leutnant der Reserve befördert. Ein von ihm bereits eingereichtes Entlassungsgesuch mit Wirkung vom 30.09.39 wurde durch den plötzlichen Kriegsausbruch unerwartet zu Nichte gemacht!
Während des Blitzkrieges in Polen nahm Bärenfänger an der Spitze eines Zuges erfolgreich an mehreren Stoßtruppunternehmen teil. Nach dem Sieg über Polen wurde seine Division an die Westfront verlegt, um am Krieg gegen Frankreich teilzunehmen.
An der Spitze eines Zuges der 11. Kompanie nahm Bärenfänger am "Fall Gelb" (XXXXII. Armeekorps) teil, wobei er für Tapferkeit im Gefecht beide Klassen des Eisernen Kreuzes erhielt. Im Juni 1940 wurde er im Gebiet des Monte de Confirment durch Granatsplitter erstmals verwundet - nach einem Monat Lazarettbehandlung kehrte er wieder zu seinem Regiment zurück. Nach Teilnahme am Balkanfeldzug (u.a. Metaxas-Linie, Passstraßen-Gefechte, Höhe 510) wurde die Division im rumänisch/ungarischen Raum in Bereitstellung für die Operation "Barbarossa" befohlen.
Im Juni 1941 begann der Krieg gegen die Sowjetunion. Nachdem Bärenfänger sich in der Führung seines Zuges erneut bewährt hatte, wurde er zum Oberleutnant d.R. befördert, kurz zuvor hatte er sich erneut von einer Verwundung (Minenexplosion) erholen müssen. Im September 1941 übernahm er die 7. Kompanie und nahm an der Erstürmung der Festung Otschakoff teil. Trotz seines niedrigen Dienstranges übernahm Bärenfänger nun zeitweise zusätzlich den Befehl über die motorisierte Vorausabteilung der Division.
Im Verband der 11. Armee (von Manstein) kämpfte seine Division, vom späteren Eichenlaubträger Generalleutnant Karl-Adolf Hollidt kommandiert, im Südabschnitt der Ostfront, stieß über den Dnjepr, kämpfte bei Odessa und Nikajew.
Zusammen mit den verbündeten Rumänen und Bulgaren erreichte die 50. ID im September 1941 den Nordübergang zur Halbinsel Krim. Während der nächsten Monate mussten sich die deutschen Soldaten jeden Meter hart erkämpfen. Nach Teilnahme an den schweren Winterschlachten 1941/42 trug Bärenfänger bereits das Deutsche Kreuz in Gold. Drei Offiziere des 123ten trugen zu diesem Zeitpunkt bereits das Ritterkreuz.
Im November hatte Bärenfänger, nun bereits ins aktive Offizierskorps übernommen, in einem wagemutigen Sturmangriff gegen die Höhe 158,7 ein komplettes russisches Artillerieregiment zerschlagen! Im Laufe der Kämpfe um Sewastopol wurde Erich Bärenfänger weitere dreimal verwundet (u.a. Splitter im Knie, Gesicht und beiden Beinen!). So hatte er bereits im Jänner 1942 "genug Verwundungen zusammen" um das Verwundetenabzeichen in Gold entgegennehmen zu können! Als er mit seiner Kompanie im Juni 1942 an der Spitze des Bataillons durch die gefährliche Kamyschlyschlucht vorrückte, dabei Minenfelder und starke Bunkerlinien ausschaltete und einen Brückenkopf bildete, wurde er ins Ehrenblatt des Heeres eingetragen. In den schweren Gefechten hatte das Regiment jedoch innerhalb weniger Wochen mit über 1.200 Toten und Verwundeten einen sehr hohen Preis zahlen müssen. Nach erneuter Bewährung im Graben- und Bunkerkampf erhielt Bärenfänger im August 1942 das Ritterkreuz verliehen.
Vier Wochen darauf erfolgte Bärenfängers Beförderung zum Hauptmann und Kommandeur des III. Bataillons im Infanterieregiment 123. Für seinen Dauereinsatz auf der Halbinsel erhielt er außerdem den Krimschild überreicht. Verbündete Staaten ehrten den verdienten Offizier ebenfalls mit verschiedenen Tapferkeitsauszeichnungen.
Wenige Wochen nach seiner Beförderung lehnte der tapfere Vollblutinfanterist den ihm zustehenden Heimaturlaub ab, weil seinem Bataillon ein schwerer Einsatz bevorstand und er dabei sein wollte! Nach Überschreiten der Landenge von Kertsch wurde die 50. Infanteriedivision im Kaukasus eingesetzt, wo der tapfere Offizier erneut verwundet wurde! Im Oktober war Bärenfänger für kurze Zeit Stadtkommandant von Jalta, im Herbst löste seine Division die abgekämpfte SS-"Wiking" (Steiner) im Terekbogen ab.
Nach den schweren Rückzugsgefechten des Frühjahres 1943 kämpfte das "Bataillon Bärenfänger" im Mai auf der Taman-Halbinsel.
Als durch die Vernichtung einer rumänischen Nachbareinheit eines Tages die linke Flanke der Division plötzlich ungeschützt war und russische Schützenregimenter in die Bresche vordrangen, führte Bärenfänger kurz entschlossen einen Gegenangriff und trieb die Angreifer zurück. In den Gefechten wurden zwei komplette Regimenter sowie mehrere Geschütze des Gegners vernichtet!
Hierfür erhielt Bärenfänger am 17. Mai 1943 als 243. Soldat der Wehrmacht und 118. Angehöriger des Heeres das Eichenlaub zum Ritterkreuz und wurde zum Major befördert. Nach kurzen Gefechtseinsätzen am Mius verlegte die 50. ID im Winter 1943 wieder in die Kuban-Stellung.
Die Rote Armee versuchte mit starken Infanterie-, Panzer-, Artillerie- und Fliegerverbänden den Durchbruch auf die Krim zu erzwingen. Zwischen dem 13.11. und 06.12.43 musste das III. Bataillon mehrere russische Sturmangriffe abwehren und das andauernde Sperr- und Trommelfeuer durchstehen! Obwohl er während den Abwehrkämpfen erneut zweimal(!) verwundet worden war, blieb Major Bärenfänger bei seinen Männern und hielt die Stellung.
Im Frühjahr 1944 trat das "Bataillon Bärenfänger" in schwersten Grabenkämpfen zum Sturm gegen die heftig verteidigte Höhe 133,3 an. Als nach mehreren blutigen Nahkampftagen die sich hier festsetzenden russischen Truppen vertrieben werden konnten, reichte die Division ihren tapfersten Offizier mit Nachdruck für die Schwerterverleihung ein.
Am 23. Jänner wurde Erich Bärenfänger als einer der rangniedrigsten Offiziere und erst 16. Offizier des Heeres mit den Schwertern zum Ritterkreuz mit Eichenlaub ausgezeichnet. In Folge übernahm er die Führung des Regiments, in dem er aufgrund seiner einmaligen Waffengänge äußerst populär und geschätzt war.
Unmittelbar bevor die Halbinsel Krim im Frühjahr 1944 geräumt werden musste, wurde Oberstleutnant (01.02.44) Bärenfänger vom Kampfeinsatz zurückgezogen und nach Deutschland versetzt.
Nach Absolvierung des Regimentskommandeur-Lehrgangs wurde der bewährte Offizier aufgrund seiner wiederholten Verwundungen nicht wieder an die Front versetzt, sondern zu seiner Enttäuschung als Inspekteur der Hitlerjugend-Ertüchtigungslager verwendet. Als gegen Ende des Krieges dringend erfahrene Offizier benötigt wurden, meldete sich Bärenfänger erneut zum Kampfeinsatz. Im vorletzten Kriegsmonat übernahm er einen Verteidigungsbereich im bereits eingeschlossenen Berlin. Am 8. April 1945 wurde Erich Bärenfänger in Anerkennung seiner langjährigen Verdienste unter Überspringung eines Ranges zum Generalmajor befördert - mit knapp 30 Jahren war er einer der jüngsten Offiziere dieses Ranges (1937 noch Gefreiter, 1939 Leutnant!).
In den erbitterten Endkämpfen um die brennende Hauptstadt standen die deutschen Truppen auf verlorenem Posten. Der von Bärenfänger befehligte Verteidigungsbereich A (zuvor B) lag in Ostberlin, das von besonders schweren Gefechten heimgesucht wurde. Eine am 25. April ergangene Aufforderung der Sowjets, sich mit seiner Truppe zu ergeben, lehnte Bärenfänger entschieden ab.
Als am 1. Mai ein letzter, verzweifelter Ausbruchsversuch seiner Kampfgruppe scheiterte, wählte Bärenfänger in Angesicht der russischen Verfahrensweisen mit hochdekorierten deutschen Offizieren zusammen mit seiner in Berlin lebenden Ehefrau - den Freitod.
Ritterkreuz (7. August 1942) Eichenlaub (17. Mai 1943) Schwerter (23. Januar 1944)
QUELLE: Mit Eichenlaub und
Schwertern von Florian Berger, www.bergerbuch.at