Standort Norderney

Seefliegerhorst Norderney

 

Die Insel Norderney ist von Westen her gesehen die dritte ostfriesische Insel in der Nordsee mit einer Größe von 26,29 Quadratkilometern. Aufgrund seiner strategisch wichtigen Lage wurde die Insel bereits 1580 militärisch genutzt. In diesem Jahr wurde auf der Insel zum Schutz vor Seeräubern eine Wehrkirche errichtet. 1811 wurde die Insel von 300 französischen Soldaten besetzt, die die Napoleonschanze anlegten. 1866 wurde die Insel Königlich-Preußisches Seebad. 1870 wurde die Insel nach dem Ausbruch des deutsch-französischen Krieges geräumt, weil man eine Invasion durch die französische Flotte fürchtete. Nach dem Krieg wurde die Insel wieder Kurbad. 1914 mußten alle Kurgäste die Insel verlassen, der Kurbetrieb wurde eingestellt. Die Inselwache wurde besetzt und ein Flughafen für Wasserflugzeuge angelegt. 1915 wurde die Inselbahn zum Transport militärischer Güter angelegt und es wurde begonnen, die Insel zu einer Seefestung auszubauen. Zwei schwere Batterien, die Batterie Bremen und die Batterie Hamburg mit insgesamt sieben 24-cm Geschützen bildeten die Kernbewaffnung. Hinzu kamen gegen Ende des Ersten Weltkrieges die Flugabwehrbatterien Swakopmund, Windhuk und Waterberg. 1916 wurde der Seeflughafen um eine Werfthalle, zwei Flugzeughallen und mehrere Kasernenbauten erweitert. 1917 kam eine weitere große Flugzeughalle und ein kleiner Kran dazu. Nach dem Kriegsende wurde die Insel nicht demilitarisiert. Die Seezielartillerie wurde sogar noch um zwei Batterien 15-cm Geschütze verstärkt und diente anschließend für Heer und Reichsmarine als Übungsbatterien.
Ab 1925 wurde der Flughafen wieder zivil genutzt, um Bädergäste auf die Insel zu fliegen.
1934 wurde mit der Aufrüstung der Insel begonnen. Die Kasernen an der Mühle (Luftwaffe) und an der Meierei (Marineartillerie) entstanden. Der Dünensender, eine große Funk- und Sendestation wurde errichtet. In der Mühlen-, Richthofen- und Tannenstraße wurden Kommandatur- und Wohnhäuser errichtet. Am Waldweg / Nordhelmstraße wurde ein Gelände als Lager für den RAD eingeebnet. Die Randdünenkette am Nordstrand, vom Januskopf bis zur Weißen Düne, wurde feld- und festungsmäßig ausgebaut. Zu den bereits bestehenden Leitständen der alten Batterien zwischen der Neierei und der Aussichtsdüne Zuckerpatt kamen Munitionsbunker und Stapelräume, Scheinwerfer- und Horchposten, Gruppenunterstände und leichte Flugabwehrstellungen.
Die Marine-Seezielbatterie Hindenburg bestand von 1925 bis 1938 und war mit vier 15-cm Torpedobootskanonen ausgerüstet. Die veralteten Geschütze wurden 1938 an das Zeugamt abgegeben und die Batterie aufgelöst.
Die Marine-Seezielbatterie Bremen war mit drei 24-cm SK L/35 ausgerüstet. Auch diese Batterie wurde 1938 aufgelöst.
Die Marine-Seezielbatterie Hamburg wurde bereits 1915 mit vier 24-cm Schnellade-Kanonen SK/L 40in Bettungsschissgerüst in offener, betonierter Ringbettung errichtet. Außerdem verfügte die Batterie über einen Hauptleitstand, einen Reserveleitstand und drei Peilstände. Die vier Geschütze stammen vom Grossen Kreuzer S.M.S. Fürst Bismarck, der 1915 aus der aktiven Flotte gezogen und zum Exerzier- und Maschinenschulschiff in Kiel wurde. Am 6.Juni 1940 wurde die Batterie nach Blankenberghe, Belgien, abgezogen.
Die Marine-Seezielbatterie von Knorr wurde 1938 errichtet und mit vier 15-cm Torpedoboots-Kanonen L/45 in Ubootslafette C/36 ausgestattet.
Bei Kriegsbeginn 1939 wurde der Bäderbetrieb eingestellt und das Militär übernahm die Insel. Es wurden auf der Insel stationiert:
Stab Marine-Artillerie-Abteilung 126 (Artillerie-Kommandeur)
1. Batterie Marine-Artillerie-Abteilung 126 (Batterie Hamburg)
2. Batterie Marine-Artillerie-Abteilung 126 (Batterie von Knorr)
Stab Marine-Flak-Abteilung 226
1. Kompanie Marine-Flak-Abteilung 226 (Scheinwerfer und Horchgeräte)
2. Kompanie Marine-Flak-Abteilung 226 (Batterie Waterberg)
3. Kompanie Marine-Flak-Abteilung 226 (leichte und mittlere Flugabwehrgeschütze)
4. Kompanie Marine-Flak-Abteilung 226 (Batterie Windhuk)
Der starke Flak-Einsatz ergab sich aus der Tatsache, dass die Insel in einem möglichen Einflug-Korridor feindlicher Bomber auf Emden und Wilhelmshaven lag. Die Flak-Verbände wurden in drei betonierten Flak-Stellungen zusammen gefasst: Batterie Busetief, Fischerhafen und Dovetief. Im Mai 1940 kam dann noch die Batterie Kalfarmer hinzu. Im Juni 1940 wurde, nach den Erfolgen im Westen, die leichte und schwere Flak von der Insel abgezogen und die Marine-Artillerie-Abteilung 126 aufgelöst. Die Marine-Seezielbatterien wurden abgebaut und in die besetzten Gebiete verlegt. Auf dem Seefliegerhorst verblieb lediglich die Seenotstaffel und die Luftwaffenwerft. Allerdings wurde die Flak-Bewaffnung der Insel anschließend wieder stark ausgebaut und erweitert. Bis Kriegsende wurde intensiv am Ausbau der Insel zu einer Festung gearbeitet. Es wurden Bunker und Vorstrandhindernisse angelegt bzw. befanden sich im Bau. Am 13. Mai 1945 wurde dann die Kapitulation der Insel gegenüber den Engländern vollzogen.

 
 

 

 

Fronttruppenteile

Marine-Artillerie-Abteilung 126

Marine-Flak-Abteilung 226

Küstenfliegergruppe 106

Küstenfliegergruppe 306

6. / Minensuchgruppe 1

Seenotstaffel 1

Seenotstaffel 80

2. / Marine-Bau-Bataillon 316

Festungsbau-Pioniergruppe 2

Marine-Insel-Bataillon 355

Landesschützen-Kompanie Norderney

8. Marine-Ersatz-Abteilung, Kompanie Juist

 

Ersatztruppenteile

 

Kommandobehörden / Dienststellen

Einsatzhafen 101/XI

Marine-Baudienststelle Norderney

 

Einrichtungen

Marine-Nebenzeugamt Norderey mit Marine-Artillerie-Depot und Marine-Artillerie-Waffenkommando

Marinelazarett Norderney

 

Literatur und Quellen:

Jürgen Friese, Bernd Röben: DAWA Sonderband 6: Die Festung Norderney im Zweiten Weltkrieg. Harry Lippmann Verlag, Köln 2008