Standort Rheinau
Die Stadt Rheinau entstand erst im Jahr 1975 durch die Gemeindereform aus der
Stadtgemeinde Freistett sowie den Gemeinden Rheinbischofsheim,
Diersheim, Linx, Helmlingen, Memprechtshofen, Honau, Holzhausen und
Hausgereut. Die Stadt liegt am Rhein südwestlich von Baden-Baden. Die Stadt
war kein Standort der Wehrmacht, allerdings gab es mehrere RAD-Lager:
Memprechtshofen: Ein Lager auf dem Gelände vom jetzigen Panzergraben-Grab bis
zur B 36, ein Lager am heutigen Sportplatz
Freistett: Ein Lager in den heutigen Schrebergärten östlich von Freistett an der
Maiwaldstraße, ein Lager im "Sommerfeld"
Rheinbischofsheim: Ein Lager auf dem Gelände der Firma Ries im "Brummerloh"
Linx: RAD-Kaserne für eine männliche und eine weibliche Abteilung südlich von
Linx
In den ersten Kriegstagen begann die Evakuierung des Grenzgebietes und damit
auch der Gemeinden der heutigen Stadt Rheinau. Zuerst wurden Kinder, Mütter,
Wöchnerinnen und ältere Personen evakuiert. Diese fanden Aufnahme im Raum Ulm,
Hechingen und im Allgäu. Bereits im Dezember 1939 kehrten die meisten
Evakuierten wieder zurück. Der im Mai 1940 begonnene Westfeldzug brachte nur
geringfügige Schäden in den Gemeinden. Außerdem wurde eine zweite Evakuierung
angeordnet. Am 19. Juni 1940 konnten alle Evakuierten wieder zurückkehren.
Während des Zweiten Weltkrieges wurde auf dem Gebiet der heutigen Stadt Rheinau
mehrere Kriegsgefangenenlager errichtet. Die hier untergebrachtenen gefangenen
wurden zum Ernteeinsatz eingesetzt:
Helmlingen: Hindenburgstraße 2, Altgemeinderechner Ludwig
Memprechtshofen: Rathaussaal
Freistett: "Zollhaus" an der Ecke Hauptstraße - Maiwaldstraße und zeitweise
Gasthof zum "Schiff"
Rheinbischofsheim: ehemalige Synagoge
Linx: Tullastraße, ehemalige Drogerie
Diersheim: Gasthäuser "Zum Rappen" und "Adler"
Nach der Einnahme von Straßburg im August 1944 begannen im Dezember 1944 die
täglichen Beschießungen durch Artillerie. Jagdbomber griffen Straßen, Brücken
und Fajrzeuge an. Die dritte Evakuierung wurde angeordnet, die Bevölkerung wurde
in den Raum Achern und Oberkirch evakuiert. Im Zuge des alliierten Vormarsches
wurden im April 1945 alle Ortschaften der heutigen Stadt Rheinau von
französischen Truppen besetzt. Dabei kam es am 14. April 1945 zu einem Gefecht
mit deutschen Truppen im Freistetter Gewann Querchfeld unweit Memprechtshofen.
Südlich der Renchbrücke war ein etwa 5 m tiefer und an der Krone 8 m breiter
Panzergraben ausgehoben worden, der die B 36 sperrte. Eine deutsche Einheit in
Stärke 1 Leutnant und 26 Mann lagen hier in Stellung. Als am Morgen des 14.
April ein französischer Aufklärungspanzer mit nachfolgender Infanterie die
Renchbrücke von Norden kommend passiert hatte, winkten zwei deutsche Soldaten
mit weißen Tüchern aus dem Panzergraben heraus, um sich zu ergeben. Der
französische Panzer eröffnete daraufhin das Feuer und die Franzosen zogen sich
über die Brücke zurück. Im Lauf des Vormittages unternahmen die Franzosen einen
zweiten Versuch, die Brücke zu überqueren. Ein Teil überquerte mit zwei Panzern
die Rench unterhalb der Renchbrücke auf Höhe des Entenfanges mit Stoßrichtung
nach Süden, während der Hauptteil der Franzosen die Höllengassenbrücke
überquerte und zwischen der Rench und der alten Rench vorgehend den
Flutkanaldamm erreichten. Dort setzten sie im Schutz eines Wäldchens über und
arbeiteten sich am alten Schwiebergrabendamm entlang nach Süden vor, um den
Panzergraben von Osten her aufzurollen. Inzwischen begann auch die französische
Artillerie zu feuern. Das Feuer wurde vom Memprechtshofer Kirchturm aus
geleitet. Durch einen Fehler bei der Feuerleitung schlugen die französischen
Geschosse jedoch im Dorf und z.T. in den französischen Reihen ein. Dabei
erlitten die Franzosen schwere Verluste (49 Tote). Im Laufe des Nachmittages
wurde der Panzergraben von den Franzosen aufgerollt, alle 27 deutsche Soldaten
kamen ums Leben. Bei der Bestattung am 16. April 1945 lagen alle tot im
Panzergraben, die meisten, auch die Verwundeten, mit einem Kopfschuß. Das
sogenannte "Panzergrab" erinnert nch heute an dieses Massaker.
Durch die Kämpfe in den letzten Kriegsmonaten gab es Tote, Verletzte und
zerstörte Gebäude in den Gemeinden. Insgesamt kamen 23 Zivilisten ums Leben, 3
wurden verletzt. 40 Gebäude wurden zerstört, 241 Gebäude wurden schwer
beschädigt.
Die Gefallenenzahlen der heutigen Stadt Rheinau betrugen:
Ort bzw. Ortsteil | Kriegsteilnehmer | Gefallene | Vermißte |
Helmlingen | 220 | 59 | 12 |
Memprechtshofen | 94 | 22 | 18 |
Freistett | 650 | 96 | 83 |
Rheinbischofsheim | 267 | 43 | 37 |
Hausgereut | 17 | 3 | 0 |
Holzhausen | 70 | 24 | 9 |
Linx | 205 | 29 | 14 |
Diersheim | 182 | 27 | 15 |
Honau | 128 | 26 | 5 |
Quelle: Chronik der Stadt Rheinau