Flugplatz Schwerin-Görries
Der Flugplatz Schwerin-Görries lag 3,6 km südwestlich von
Schwerin, unmittelbar
westlich des Teilortes Görries. Der Platz wurde 1913 durch die im Jahr 1912
gegründete "Mecklenburgische Flugplatz-Gesellschaft Görries-Schwerin mbH"
errichtet. Im gleichen Jahr wurde die Firma Fokker Aeroplanbau G.m.b.H. dazu
bewegt, den neuen Platz als Flugschule und Industrieplatz nutzte. 1917 nahm die
neu errichtete Fliegerbeobachterschule ihren Betrieb auf.
Nach dem Ende des
Ersten Weltkrieges zog Anthony Focker mit großen Teilen seiner Firma in die
Niederlande um, die Fliegerbeobachterschule musste geschlossen werden. Teile der
Flugzeughallen der Fokkerwerke mußten auf Befehl der Siegermächte aufgegeben
werden und der Flugplatz lag als Notlandeplatz brach. Auf einem Teil des
Geländes wurde ein Flüchtlingsheim errichtet, in den verbliebenen Hallen mussten
Mittelpfeiler eingezogen werden, um ihre Verwendung als Flugzeughallen
unbrauchbar zu machen. Zwischenzeitlich gab es versuche, den Flugplatz zu
reaktivieren, zum Einen durch eine 1925 gegründete private Luftverkehr GmbH, zum
anderen durch eine Flugverbindung Hamburg - Schwerin - Stettin. Die
Fluggesellschaft wurde 1927 wieder aufgelöst, die Flugverbindung wegen
Kostengründen wieder eingestellt. Im Jahr 1932 wurde der Flugplatz zu einem
Flughafen II. Ordnung erweitert. 1934 erwarb die Deutsche Verkehrsfliegerschule
den Platz von der Stadt und begann mit groß angelegten Umbauarbeiten.
Die Rogahner Straße wurde stillgelegt, die Gebäude der
Industrieansiedlungsgesellschaft, der FBS und der Fokkerwerke abgerissen und ein
neues Rollfeld angelegt. Am nordöstlichen Ende des Areals entstanden
Wirtschaftsgebäude, Flugzeughallen, Mannschafts- und Offiziersunterkünfte,
mehrere große Schießstände für Waffentests, Munitionsbunker, eine Flugzeugwerft,
eine Leitstelle mit Feuerwache und eine Krankenstation. Mit Einrichtung der
Fliegerhorstkommandantur begann 1935 wieder der militärische Flugbetrieb. mit
der Errichtung des
"Sturzkampfgeschwader Schwerin", das dann Bezeichnung "Sturzkampfgeschwader
162" trug. Angelehnt an den Flugplatz wurden 1935 auch die Anlagen des
Luftzeugamtes Schwerin, später Luftzeugamt 1/XI errichtet.
Im März 1937 wurde die III. / Kampfgeschwader 152 nach Schwerin verlegt. Am 1.
November 1938 wurde die Gruppe in II. / Lehrgeschwader 1 umbenannt. Am 25.
September 1939 wurde dann im Zuge der Mobilmachung die II. / Kampfgeschwader 26
nach Schwerin verlegt. Im Oktober 1939 verlegte diese Gruppe dann weiter nach
Sylt. Im Dezember 1939 folgte die I. / Kampfgeschwader 28 nach Schwerin, wo sie
im Februar 1940 in III. / Kampfgeschwader 26 umbenannt wurde. Am 8. April 1940
wurde die Gruppe dann nach Neumünster verlegt. Damit hatte die letzte
Fliegertruppe den Flugplatz verlassen.
Am 22. März 1941 wurde der Stab der IV. / Kampfgeschwader 2 in Schwerin
aufgestellt. Gleichzeitig wurden die 10. und 11. / Kampfgeschwader 2 nach
Schwerin verlegt. Im April 1941 verlegte diese Gruppe dann nach Frankreich
verlegt. Ab April 1941 nutzte zudem die Blindflugschule 4, später die
Flugzeugführerschule B 34 den Platz als Arbeitsplatz. Im April 1942 kamen der
Stab der IV. Gruppe sowie die 10. und 11. / Kampfgeschwader 100 nach Schwerin.
Am 7. Oktober 1942 verlegten diese Einheiten nach Frankreich. Von August bis
Dezember 1943 lag die III. / Jagdgeschwader 54 und die 4. / Jagdgeschwader 54 in
Schwerin. Am 11. Mai 1944 wurde die Flugzeugführerschule A 72 nach Schwerin
verlegt und führte hier bis April 1945 Schulungen durch. 1944 hatte der Platz
ein Ausmaß von 1.235 x 870 m. Es gab insgesamt 10 Flugzeughallen, ein
Munitionslager, ausgedehnte Mannschaftsunterkünfte und weitere Gebäude. Am 11.
Oktober 1944 wurde die I. / Jagdgeschwader 5 nach Schwerin verlegt und hier am
14. Oktober 1944 in III. / Jagdgeschwader 6 umbenannt. Am 17. Dezember 1944
verlegte die Gruppe dann nach Bissle bei Ahlhorn. Am 13. April 1945 kam die II.
/ Jagdgeschwader 27 nach Schwerin, der Stab des Geschwaders folgte. Am 30. April
1945 verließen diese letzten Einheiten Schwerin in Richtung Leck. Im Verlauf des
1. Mai 1945 erreichten amerikanische Einheiten Schwerin und besetzten Stadt und
Flugplatz.
Am 1. Juli 1945 räumten die Amerikaner den Platz und übergaben diesen der Roten
Armee. In das Kasernengelände des Fliegerhorstes zogen sowjetische
Armeeeinheiten ein. Das Rollfeld wurde landwirtschaftlich und der technische
Bereich industriell und zu Lagerzwecken genutzt. Bis heute wurden die meisten
Gebäude des Platzes abgerissen.