Standort Neufchâteau

 

Neufchâteau ist eine belgische Stadt in der Region Wallonien. Die Stadt liegt im Süden des Landes in den Ardennen. Brüssel liegt etwa 130 Kilometer nordwestlich und die Stadt Luxemburg 55 Kilometer südöstlich.
Östlich der Stadt begannen die Belgier 1935 damit, ein Sperrfort, das "Fort Neufchâteau" oder "Fort Aubin-Neufchâteau" zu errichten. Dieses war Teil der PFL I (Position Fortifée de Liège), der Befestigten Stellung Lüttisch. Auf einer Fläche von rund 35 ha Militärgelände wurde ein 3 ha großes Kernwerk errichtet. Dieses wurde durch einen 13 m breiten und 5 m tiefen sturmfreien Graben umgeben. Die Anlage hatte eine dreieckige Form und besaß drei Außenwerke. Zwei dienten als Lüfterblocks und waren mit dem Fort durch unterirdische Gänge verbunden. Das dritte Außenfort war eine Scheinanlage. Aufgabe des Forts war es, mit seinen Artilleriegeschützen das Gelände von der Maas bei Visé entlang der holländisch-belgischen Grenze über Homburg nach Battice zu decken, besonders die Straße Aachen-Visé. Für die Unterbringung der Besatzung standen sowohl im Fort selbst als auch in einem Friedensquartier in Haccourt südwestlich von Visé Unterbringungsmöglichkeiten zur Verfügung.
Die Waffenausstattung des Forts bestand aus vier 7,5-cm Geschützen in zwei Verschwindtürmen, drei 81-mm Flügelminenwerfer in Kellerkasematte, fünf 4,7-cm Pak, elf schwere MG in Doppellafette, sechzehn leichte MG zur Eingangs- und Hohlgangverteidigung, sechs Scheinwerfer und sechs Fla-MG in Feldstellungen. Zur Artilleriebeobachtung verfügte das Fort zudem über vier Beobachtungsglocken sowie vier außenliegende verbunkerte Stände und drei Feldbeobachter.
Am frühen Morgen des 10. mai 1940 wurde das Fort und seine Besatzung alarmiert. Die Friedenskaserne in Haccourt wurde geräumt, die Baracken wurden verbrannt. Die südlich der Hauptstraße Aachen-Mastricht schnell vorstoßende 269. Infanterie-Division marschierte in Reichweite der Geschütze des Forts auf holländischem Boden nach Westen. Da ein Befehl bestand, nicht auf holländisches Gebiet zu feuern, wurde der Vormarsch der Division vom Fort nicht gestört. Gegen 12.00 Uhr des 10. Mai wurde dieser Befehl aufgehoben, doch da hatte die 269. ID bereits die Maas nörlich von Visé erreicht. Außerdem hatten die Deutschen den an der holländischen Grenze liegenden Beobachterstand ausgehoben. Am Abend des 10. Mai kam es zu ersten Kämpfen mit der 253. Infanterie-Division, die als südlicher Nachbar die Flanke des XXVII. Armeekorps sicherte. Wegen des schnellen Vorstoßes der 269. ID wurde die Division vorgezogen und sollte das Fort Neufchâteau nördlich umgehen. Allerdings machten sich die Forts Neufchâteau und Battice höchst störend bemerkbar, so daß das II. / Infanterie-Regiment 453 am Nachmittag gegen das Fort Neufchâteau vorstiß, jedoch von der Besatzung abgewiesen wurde. Am 11. Mai setzten die Deutschen dann zu einem koordinierten Angriff an. Nach einstündiger Artilleriefeuer durch 3,7-cm Pak, 8,8-cm Flak und 15-cm schwere Feldhaubitzen sollte das II. / Infanterie-Regiment 453, verstärkt durch eine Pionier-Kompanie, um 6.00 Uhr mit dem Angriff auf das Fort beginnen. Außerdem wurde das Fort gegen 6.00 von der Luftwaffe bombardiert. Weil die Artillerie nicht rechtzeitig herankam, begann der Angriff erst um 9.40 Uhr. Doch auch dieser Angriff des Bataillons scheiterte, ebenso wie ein Angriff am Nachmittag, an dem sich auch das I. / Infanterie-Regiment 464 beteiligte. Daraufhin stellte die  253. Infanterie-Division ihre Angriffe ein und marschierte weiter nach Westen. Das deutsche Artilleriefeuer zeigte wenig Wirkung auf die Anlagen de Forts.
Am Fort Neufchâteau ging nun das Grenzwacht-Infanterie-Regiment 46 in Stellung. Außerdem wurde die 223. Infanterie-Division in Stellung gebracht und durch Heeresartillerie massiv verstärkt. Unter anderem gingen 42-cm, 30,5-cm und 21-cm Mörser in Stellung. Vom 12. - 15. Mai lieferte sich das Fort mit der deutschen Artillerie Gefechte, beschoß Konvois und schlug Spähtrupps zurück. Am 16. Mai bombardierte die Luftwaffe erneut das Fort, ohne jedoch Schäden am Fort anzurichten. 
Bis zum 20. Mai hatten die Deutschen am Fort zusammen gezogen: Grenzwacht-Regiment 46 ohne sein MG-Bataillon, III. / Infanterie-Regiment 344, 1 Zug Pionier-Bataillon 51, Pionier-Bataillon 42 ohne 1. Kompanie, 3 Züge Panzerjäger. I. und IV. / Artillerie-Regiment 233, Artillerie-Abteilung 800 mit Artillerie-Batterie 779 und Artillerie-Batterie 810, Eisenbahn-Artillerie-Abteilung 780 und Eisenbahn-Artillerie-Abteilung 676, Flak-Abteilung 246. Gegen 7.00 Uhr des 20. Mai forderten die Deutschen den belgischen Kommandanten des Forts, d'Ardenne zur Übergabe auf, was dieser jedoch ablehnte. Um 7.40 begann daher das Feuern der deutschen Artillerie und der Flak. Gegen 15.00 warf die Luftwaffe vier Versuchsbomben mit einem Gewicht von jeweils 1.400 bis 1.800 kg ab. Kurz nach dem deutschen Luftangriff begann der Angriff der Infanterie. Die Hohlladungen der Pioniere gegen die Geschütztürme verpufften jedoch wirkungslos. Die Streiche C II, welche zwei der drei Gräben flankieren konnte, wurde jedoch außer Gefecht gesetzt. Während der gesamten Zeit beschoß das Fort Battice die Werksoberfläche und das Vorfed des Forts Neufchâteau. Das gut liegende Feuer zwang die Deutschen unter hohen Verlusten bei Einbruch der Dämmerung zum Rückzug.Allerdings hatte das Fort schwer gelitten. Die Blocks O und P sowie zwei Drittel der Einschartenglocken waren zerstört. Die zwei Geschütze eines Verschwindeturmes waren ebenfalls ausgefallen.
Am 21. Mai setzten die Deutschen den Beschuß des Forts fort. Von 8.30 Uhr bis 13.30 Uhr beschossen die deutschen Batterien die verbleibenden Werke des Forts. Außerdem warf die Luftwaffe wieder überschwere Versuchsbomben auf das Fort. Um 16.00 Uhr griff die Infanterie wieder an. Weitere Werke des Forts fielen aus, außerdem wurde bei den Belgiern die Munition knapp. Am Abend war es den deutschen Sturmtruppen gelungen, auch das letzte Werk des Forts auszuschalten. Daraufhin kapitulierte die belgische Besatzung.

Nach der Einnahme des Forts wurden an den verbleibenden und zum Teil wieder hergestellten Blocks des Forts Beschußversuche durch Rüstungsfirmen durch. Nach Kriegsende schlachteten die Belgier das Fort aus und verschrotteten die Metallteile. Heute wird die Anlage durch einen Verein betreut und kann besichtigt werden.