Truppenübungsplatz Münsingen

 

Die Planung für ein Übungsgelände für das XIII. Armeekorps begannen vermutlich im Jahr 1891. Vor allem wegen der dünnen Besiedelung, den niedrigeren Bodenpreisen aber auch wegen der guten Möglichkeiten späterer Erweiterungen entschied man sich schon 8 Tage nach der Besichtigung am 10. April 1895 unter verschiedenen möglichen Standorten für das Areal bei Münsingen. Es wurde der Auftrag erteilt, das Münsinger Hart zwischen Münsingen und Feldstetten zu erwerben und einen Truppenübungsplatz einzurichten. Die Kaufverhandlungen mit privaten Eigentümern waren im wesentlichen bis November 1895 beendet, die mit Kommunen, Pfarreien und staatlichen Forstämtern bis Juni 1896. Bei der Einrichtung des Übungsplatzes gingen rund 180 Hektar Äcker und Wiesen sowie 20 Hektar Wald der Gemarkung Gruorn verloren, jedoch erwarben die Gruorner als Ersatz neue Grundstücke auf den Nachbargemarkungen Böhringen und Trailfingen; auch wurden auf den Gemarkungen Münsingen und Zainingen über 60 ha von Gruornern bewirtschaftet. Schließlich konnten vom Truppenübungsplatz etwa 100 ha gepachtet werden. Daher verlor Gruorn in der Summe keine Flächen an den Übungsplatz. So war der Münsinger Truppenübungsplatz auf einer Fläche von rund 3.600 Hektar entstanden, deren Größe aber noch nicht endgültig sein sollte. 1895/96 war der Aufkauf des Geländes zum Großteil abgeschlossen, verbunden mit einigen Zwangsenteignungen. Der anfängliche Platz umfasste damals ca. 3600 ha, die sich aus der gesamten Hartmarkung (ca. 1150 ha), und unter anderem aus Teilen der Gemarkungen Auingen, Böttingen, Ennabeuren, Feldstetten, Magolsheim und Zainingen, zusammensetzte. Anfänglich war das militärische Personal in Zeltlagern untergebracht. 1897 wurde dann das "Alte Lager" errichtet, welches aber erst ungefähr 1911 seinen vollen Umfang erreichte. 

Wenige Jahrzehnte nach der Einrichtung des Truppenübungsplatzes reichte dem Militär die Übungsfläche nicht mehr aus. Bereits 1914 gab es erste Pläne einer Platzerweiterung, die jedoch wieder zu den Akten gelegt wurden. Es gibt Hinweise darauf, dass schon damals eine Lösung unter der Einbeziehung von Gruorn erwogen wurde. Der Münsinger Landrat erfuhr noch im selben Jahr von den geheimen Plänen und es sollte sich zeigen, dass er nicht gegen die Erweiterung des Truppenübungsplatzes war, sondern das Militär damals nach Kräften unterstützte. 

Mit dem Ende des ersten Weltkrieges und der Bildung der Reichswehr, die später zur Wehrmacht umgeformt wurde, gingen bis 1935 kleinere Erweiterungen und der Bau des "Neuen Lagers" zwischen Münsingen und Auingen einher. Im August 1933 hatte die Kommandantur des Übungsplatzes einen Antrag auf Erweiterung eingereicht. Demnach sollte der Platz vor allem im Westen vergrößert werden, bis zu einer ungefähren Linie Schorstall - Altes Lager. Auch sollten größere Flächen bei Zainingen, bei Magolsheim und im Nordosten an den Übungsplatz fallen. 

Im Frühjahr 1934 wurde im Reichswehrministerium die Durchführung der Vergrößerung beschlossen, jedoch wurden noch keine Pläne bekannt gegeben. Es scheint, als wusste die oberste Heeresverwaltung bereits 1934 von den ein Jahr später in Kraft tretenden Gesetzesregelungen, die ihr neue Möglichkeiten in die Hand geben sollten. Das war zum einen das "Gesetz über die Landbeschaffung für Zwecke der Wehrmacht", beschlossen am 29.3.1935. Dieses bot die Grundlage für Umsiedlungsmaßnahmen, Schaffung je einer Reichsstelle für Landbeschaffung und für Umsiedlung, die dem Reichskriegsminister unterstanden. Zum anderen die Gemeindeordnung vom 30.1.1935, die nun reichsweit die Möglichkeit bot, Gutsbezirke zu bilden oder gemeindefreie Gebiete zu Gutsbezirken zu erklären. Daher verwundert es nicht, wenn die Kommandantur dem Landrat mitteilte, daß die planmäßige Vergrößerung auf unbestimmte Zeit verschoben sei und es nur zu einer kleinen "Grenzberichtigung" kommen werde.

Im Jahre 1935 wurde dann die Platzerweiterung erneut in Angriff genommen. Die neueren Pläne gingen weit über eine kleine "Grenzberichtigung" hinaus. So sollten unter anderem rund 390 Hektar von der Gemarkung Gruorn, deren Gösse sich auf 1..306 Hektar belief, 290 Hektar von Zainingen und 200 Hektar von Böhringen an den Truppenübungsplatz abgegeben werden, wodurch allein in Gruorn mindestens 30 Familien ihre Selbständigkeit aufgeben und sich nach anderen Bauernstellen hätten umsehen müssen. In Böhringen wären es immerhin noch 10 - 15 Bauern gewesen, die zur Umsiedlung hätten gezwungen werden müssen. Das württembergische Innenministerium führte in den Platzrandgemeinden ortspezifische Erhebungen über die Auswirkungen des Vorhabens durch. Als zu diesem Zwecke ein Vertreter des Innenministeriums in Gruorn vorsprach, lehnten die Gemeinderäte und die Einwohner jeglichen Eingriff in ihren Besitzstand mit der Begründung ab, dass ansonsten der überwiegend landwirtschaftlichen Wirtschaftsstruktur des Ortes jegliche Basis entzogen werden würde.
Obwohl von behördlicher Seite keine weiteren Maßnahmen bekannt wurden, hielt sich unter der Bevölkerung hartnäckig das Gerücht über eine geplante Räumung Gruorns. Am 10. Februar 1937 legte das Oberste Heereskomando (OHK) einen Erlass mit den Erweiterungsplänen vor.

Die Bewohner von Gruorn erfuhren erst am 15. Februar 1937 über das Landratsamt Urach, dass die Räumung des Dorfes beschlossene Sache war; während des Jahres 1936 hatten sich die Ämter in Schweigen gehüllt. Gleichzeitig wurde ihnen der festgesetzte Räumungszeitraum 1.3.1937 bis 28.2.1939 mitgeteilt. Viele Bürger glaubten damals noch, dass ein geschlossenes Vorgehen die Gemeinde retten könnte. Doch leider zogen nicht alle am gleichen Strang, so dass die Bemühungen derer, die Gruorn nicht verlassen wollten, erfolglos blieben. Auch der Widerspruch von Seiten der Raumplanung und der Landesbauernschaft, der im Mai 1937 eingereicht wurde, konnte die Erweiterung des Truppenübungsplatzes nicht mehr verhindern. Ihre Einwände waren, dass die Gemeinden von Hengen bis Laichingen mit der Verwaltungsreform zum Kreis Münsingen kommen sollten. Somit würden die Gemeinden im Nordostzipfel des Landkreises durch den erweiterten Truppenübungsplatz von der Kreisstadt abgeschnitten. Des weiteren würde die geplante "Alblängsstraße" von Heidenheim über Laichingen und Münsingen nach Trochtelfingen unmöglich gemacht. Die Entscheidung des Militärs war aber längst gefallen und wurde am 10. September 1937 schriftlich bestätigt. Fast 3.000 ha meist landwirtschaftlich genutzter Fläche und ein Dorf mit über 660 Einwohnern mussten der Erweiterung des Militärgeländes weichen. Die Vollendung des Ausbaus erfolgte erst im Jahr 1942. Im gleichen Jahr wurde der Truppenübungsplatz Münsingen, am 10. April 1942 zum Heeresgutsbezirk. 

1945 besetzten amerikanische Truppen Münsingen und das Übungsgelände und übergaben es im Sommer 1945 an die französische Militärregierung. Die französische Armee nutzte den Truppenübungsplatz bis 1992 äußerst intensiv, mit bis zu 600 schweren Panzerfahrzeugen und einer großen Anzahl an Soldaten (Divisionsstärke), was zu einer sehr starken Beanspruchung der Landschaft und einer erheblichen Belastung der Böden geführt hat.

Seit 1992 untersteht der Truppenübungsplatz Münsingen der Verwaltung der Bundeswehr.

Bilder vom Truppenübungsplatz Münsingen Seite 1

Bilder vom Truppenübungsplatz Münsingen Seite 2

Kommandanten des Übungsplatzes: 

Oberst Karl Hausser 8. Januar 1927 - 31. Januar 1929

Generalmajor Gerhard Groeneveldt 1. Februar 1929 - 31. Januar 1931

Oberst Max Hoffmann 1. Februar 1931 - 30. September 1932 

Generalmajor Karl Hausser 24. Mai 1940 - 30.  April 1942

 

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