Truppenübungsplatz Döllersheim

 

Für die Einheiten des nach Einmarsch der Deutschen Wehrmacht in Österreich 1938 entstandenen Wehrkreises XVII  mussten rasch Übungsräume geschaffen werden. Die Wahl fiel auf das im Waldviertler Zentralraum gelegene sogenannte "Döllersheimer Ländchen". Die Fläche betrug etwas weniger als 200 km² und reichte im Norden über Allentsteig hinaus bis in den Raum Göpfritz an der Wild, im Westen bis an die Stadtgrenze von Zwettl, im Osten bis in die Gegend um Neupölla und wurde schließlich im Süden vom Kamp-Fluß begrenzt. Zwischen Juni 1938 und Dezember 1941 wurden in 4 Phasen ca. 6.800 Menschen aus 42 Ortschaften, 6 Weilern, 10 Mühlen und einigen Einzelgehöften abgesiedelt. Diese Zwangsabsiedelung führte die "Zweigstelle Ostmark der deutschen Ansiedlungsgesellschaft", mit Sitz in Allentsteig, durch. Anfänglich wurden noch entsprechende Ersatzhöfe mit etwa dem Vorbesitz adäquaten Grundstücken, Häusern, Wohnungen und sonstigen Liegenschaften beschafft. Im weiteren Verlauf der Umsiedlungsaktion wurde die zur Absiedlung bestimmte Bevölkerung unter großem zeitlichen Druck mit geringen Abfindungssummen von ihren Domizilen vertrieben. Parallel zur Entvölkerung des Landstriches erfolgte der Aufbau der militärischen Infrastruktur durch Errichtung von Barackenlager, Werkstätten, Verpflegungs- und Nachschublager, Munitionsdepots, Schießbahnen, Beobachtungsbunkern usw. Die erste Artillerieschießübung fand übrigens schon am 8. August 1938 auf dem Truppenübungsplatz-Gelände statt! Das Gebiet wurde 1941-42 zum "Heeresgutsbezirk" erklärt und damit gemeindefrei. Die Wehrmacht führte ab nun Gefechtsausbildung bis Divisionsstärke mit Schwerpunkt Artillerieschießen am Truppenübungsplatz-Döllersheim durch. Die Belegungsstärke betrug im Durchschnitt 30.000 bis 35.000 Mann! Anlässlich des Einmarsches der Wehrmacht in die Tschechoslowakei wurde ein "Sammellager für Beutegut" am Truppenübungsplatz eingerichtet. In den weiteren Jahren bis 1945 diente der Truppenübungsplatz auch zur Auf- und Zusammenstellung von diversen Großverbänden für die verschiedenen Kriegsschauplätze. Weiters befanden sich einige Gefangenenlager am Truppenübungsplatz-Gelände, das bekannteste war jenes für französische Offiziere in Edelbach (Oflag XVII A). Am 9. Mai 1945 besetzten russische Truppen das Truppenübungsplatz-Areal. Im März 1946 erklärten die Sowjets den Truppenübungsplatz Döllersheim als "Deutsches Eigentum" und übernahmen die Verwaltungsagenden. Die ehemaligen Gefangenenlager am Areal wurden nun Sammel- und Durchgangslager für Angehörige der ehemaligen Wehrmacht vor der langen Fahrt in die sowjetische Kriegsgefangenschaft. Die Sowjetarmee wickelte ebenfalls den Übungsbetrieb für ihre in Niederösterreich stationierten Truppen bis zum Abzug 1955 am Truppenübungsplatz Döllersheim ab (zeitweise waren bis zu 60.000 russische Soldaten dort stationiert). Die von der Deutschen Wehrmacht fast unzerstört hinterlassenen Baulichkeiten der entsiedelten Dörfer und Gemeinden wurden von den sowjetischen Artillerieeinheiten in Grund und Boden geschossen bzw. unzerstört gebliebene Gebäude abgebrochen und als Baumaterial am Schwarzmarkt verhöckert. Ebenso wurden große Waldgebiete am Truppenübungsplatz durch unkontrollierte Schlägerungen aufs Ärgste geschädigt. Am 17. September 1955 endete mit Abzug der Kommandantur die russische Besatzung des Truppenübungsplatz-Döllersheim. Nach Abzug der Sowjettruppen ging das Areal an den neuen Staat Österreich. Verschiedenste Studien befassten sich mit der Erstellung von Plänen zur Nutzung des ehem. Truppenübungsplatz Döllersheim. Vor allem die NÖ. Landwirtschaftskammer und Teile der Abgeordneten des NÖ. Landtages setzten sich für die Wiederbesiedelung des Gebietes mit Bauernfamilien auf neuerrichteten Bauernhöfen ein. So sollten 10 bis 12 neue Dörfer mit jeweils 300 bis 400 Einwohnern und die entsprechenden Gehöfte mit je ca. 20 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche entstehen. Das wiedererstandene Bundesheer benötigte dringend Übungsräume und so wurde die Übereignung ans BH und Weiterverwendung als Truppenübungsplatz als die billigste und vertretbarste Lösung angesehen. Mit 8. Mai 1957 wurden 160 km² des ehemaligen Truppenübungsplatz-Döllersheim ans BH übergeben. Randgebiete wurden an Private abgegeben und die Bezeichnung auf Truppenübungsplatz-Allentsteig geändert.

(mit freundlicher Genehmigung von Josef B., http://www.geheimprojekte.at/)

Bilder vom Truppenübungsplatz Döllersheim

Kommandanten des Übungsplatzes: