Truppenübungsplatz Bergen
Bereits im 19. Jahrhundert wurden von der Königlich-Hannoversche Armee zwei
Exerzierplätze im Gebiet des heutigen Truppenübungsplatzes Bergen genutzt. Im August
1934 begannen dann die Vorbereitungen für den Aufbau des eigentlichen Platzes, 1935
folgte der schrittweise Zukauf und die Inbesitznahme der benötigten Ländereien. 24
Dörfer und Einzelsiedlungen wurden für den Platz aufgegeben und mit ihnen rund 3.650
Einwohner trotz aller Proteste umgesiedelt. Am 4. Mai 1936 konnten in einzelnen
Abschnitten bereits erste Schießübungen durchgeführt werden, ab 1. August 1938 wurde die
gesamte Fläche für Übungen in Betrieb genommen. Bis 1940 dehnte sich die Anlage weiter
Richtung Westen aus. Auf dem weitläufigen Gelände entstanden mehrere Schießbahnen, die
damaligen Bahnen I - VI gingen 1936 in Betrieb, die Bahnen VII - X folgten 1939, XI 1941,
und schließlich im Jahre 1944 die Bahn XII. Diese Schießbahnen waren unterschiedlich
ausgelegt: Die Bahnen II - V waren als Infanterieschießbahnen konzipiert, die Bahn III
dabei zusätzlich für Fliegerabwehrschießen und die Bahn V zusätzlich für
Artillerieschießen. Die weiteren Bahnen, also die Mehrzahl, sind für das Schießen mit
Panzerkampfwagen genutzt worden. Auf den einzelnen Bahnen sind Zielbedienungsanlagen in
Bunkern entstanden, teilweise wurden die Ziele daraus über Dieselmotoren bewegt. Die
stärksten Bedienungsbunker der Klasse III waren sicher gegen Beschuss aus 15 cm-Kanonen
bzw. 21 cm-Mörsern.
Zwei große Truppenunterkünfte für jeweils 15.000 Soldaten wurden am Rand innerhalb der
Platzgrenzen erbaut:
Am Ostrand entstand in den Jahren 1935 bis 1938 bei der Ortschaft Belsen das sogenannte Ostlager.
Errichtet wurden hier rund 100 Kasernengebäude, 50 Pferdestallungen und 40 Großgaragen.
Dazu kamen noch ein Lazarett, Depotanlagen und der Scheibenhof in dem Ziele für den
Schießbetrieb hergestellt werden. Südlich an die Kasernen schloss sich eine
Heeres-Nebenmunitionsanstalt für Infanteriemunition an. Die ersten Einheiten bezogen am
4. Mai 1936 ihre neuen Unterkünfte. Am 1. März 1944 verlegte die Panzertruppenschule von
Wünstorf (Brandenburg) in das Ostlager, die Bezeichnung wechselte zu
"Panzertruppenschule I Bergen". Wegen der näherrückenden Front in Ungarn zog
im Februar 1945 auch die Ungarische Panzertruppenschule hierher, sie wurde der deutschen
Schule angegliedert. Die Arbeiter, die das Ostlager bauten, wurden im Barackenlager
"Heeres-Neubau-Material- und Arbeitslager" südlich der Baustelle untergebracht.
1938 zogen sie ab, das Lager diente danach als Waffendepot, bis 1940 die Verwendung als
Stalag XI C Bergen-Belsen folgte, später wurde daraus das berüchtigte Konzentrationslager
Bergen-Belsen.
Am Westrand, bei der Ortschaft Oerbke ist ab 1. April 1937 bis ins Jahr 1942 das Westlager errichtet worden. Auch hier entstanden zahlreiche Kasernengebäude, Pferdestallungen, Fahrzeughallen und Depoteinrichtungen. Ebenfalls ist hier für die zum Bau der Kasernen eingesetzten Arbeiter ein Lager eingerichtet worden. 1936/37 sind dazu am Nordostrand des Westlagers 32 Baracken auf massiven Fundamenten entstanden, sie waren für eine spätere Verwendung als Behelfsunterkünfte für Truppen geplant. Ab Beginn des II. Weltkrieges verwendete die Wehrmacht dieses Lager jedoch als Stalag XI B Fallingbostel. 1941 wurde in direkter Nachbarschaft zusätzlich das Stalag XI D Oerbke eingerichtet.
Am 15. April 1945 übernahmen die Briten die Anlage und nutzen zunächst nur den
Ostbereich weiterhin militärisch als "Royal Armoured Corps Training Centre".
Die britische Kommandantur zog zunächst in ein Barackenlager, welches heute von der
Schießbahn 6 verdrängt ist. Erst 1946 konnte sie in das Ostlager verlegen, da dort
Bereiche frei wurden, die vorher Überlebende des KZ Bergen-Belsen belegt hatten. Der
ungenutzte Südwestbereich des Truppenübungsplatzes wurde zur Besiedlung durch
Flüchtlinge freigegeben. Diese Siedler sahen aber bereits ab 1947 wieder, wegen neuer
Expansionspläne der Militärs, einer erneuten Umsiedlung entgegen. Bis 1952 dehnte sich
der Truppenübungsplatz noch deutlich über die Grenzen der Wehrmacht aus und erreichte
seine heutige Größe. Planungen der Zeit gingen sogar dahin, die Plätze Bergen und
Munster-Süd zu verbinden. Die Bundesregierung unterstützte seinerzeit dieses Vorhaben,
da sie eine Entlastung der von den Briten teilweise im Naturschutzgebiet Lüneburger Heide
angelegten "Soltau-Lüneburg Training Area" (SLTA) erhoffte. Letztlich kam es
aber nicht zu dieser Verbindung der hiesigen Schießplätze.
Im Jahre 1957 übte das erste Mal die Bundeswehr auf dem Platz, sie unterhielt ein
Verbindungskommando bei der britischen Kommandantur. Am 1. April 1958 übergab
schließlich die Royal Army den Truppenübungsplatz an die Bundeswehr, danach führte er
die Bezeichnung "NATO-Schießplatz Bergen-Hohne". Dieser Name zeigt bereits,
dass die Belegung der Übungsflächen nicht durch die Bundeswehr sondern durch die NATO
durchgeführt wird. Die Hauptnutzerstaaten sind: Deutschland, Großbritannien, die
Niederlande und Belgien und, bis zum Abzug der US-Army aus Garlstedt, auch deren dortige
Brigade. Dagegen steht der Südbereich des Areals, das Ostenholzer Moor mit seinen
Infanterieschießbahnen, in der Verfügungsgewalt des Bundesverteidigungsministeriums.
Zwischen 1958 und 1960 richtete die Truppenübungsplatzkommandantur diverse Biwakplätze
und befestigte Versorgungspunkte an den Rändern des Platzes ein, sie wurden mit Namen von
Orten aus ehemals deutschen Ostgebieten versehen. Die aufgegebenen Ortschaften und
Gehöfte im Gebiet des Übungsplatzes sind in der Nachkriegszeit nahezu komplett
geschliffen worden. Lediglich einzelne Objekte, die von der Bundeswehr als Lager genutzt
werden können, blieben erhalten.
Heute ist der Truppenübungsplatz Bergen mit seinen ca. 28.400 ha Fläche der größte
Truppenübungsplatz Europas.
Bilder zum Truppenübungsplatz Bergen Seite 1
Bilder zum Truppenübungsplatz
Bergen Seite 2
Kommandanten des Übungsplatzes:
Oberst Erdmann 1941
Generalleutnant Hans Freiherr von Boineburg-Lengsfeld 20. Februar 1945 - Ende