SS-Vielfachwerfer-Batterie 522
Über die Ursprünge dieser Batterie liegen auch heute, im Jahr 2016, keine
brauchbaren Angaben vor. Selbst einer der Chronisten der Werfer-Truppe der
Waffen-SS, Walter Vahldieck, konnte dem Verfasser keine weiteren Hinweise oder
Berichte vorlegen.
Ein weiterer, langjähriger Chronist der Geschichte der Waffen-SS, Wolfgang
Vopersal, führte in seinen Ausarbeitung an, dass die Batterie gemäß Verfügung
des SS-Führungshauptamtes anscheinend im Frühjahr 1944; ein genaues Datum liegt
nicht vor; als Versuchsbatterie mit der Bezeichnung „SS-Werfer-Batterie 512“,
Feldpostnummer 67 892, aufgestellt worden sei.
Sie soll von „Frühjahr 1944“ bis September 1944 der SS-Werfer-A.u.E.-Abt./
SS-FHA unterstanden haben, im September 1944 dann dem I. Bataillon,
SS-Pz.Gren.Rgt. „Schill“ beim Deutschen Befehlshaber in der Slowakei. Als
Batteriechef wird bereits der SS-Hauptsturmführer Horn vermutet.
Dazu ist zu sagen, dass die Batterie erst unter der Bezeichnung
„SS-Werfer-Batterie 522 (SS-Korps-Truppe)“ am 10.11.1944 mit der Feldpostnummer
67892 in der Feldpostübersicht erwähnt wird.
Belegt ist auf jeden Fall der Einsatz von Vielfachwerfern im Rahmen der
Waffen-SS in der Slowakei.
Dabei soll es sich um die spätere Batterie 522 gehandelt haben, die im September
1944 zum „Truppenversuch“, so die Bezeichnung, bei dem I. Bataillon der
SS-Kampfgruppe „Schill“ (im Original „SS-Pz.Gren.Rgt. „Schill“) während der
Niederschlagung des Aufstandes in der Slowakei zum Einsatz gekommen sei.
Der Führer des I. Bataillons, SS-KGr. „Schill“, der damalige SS-Obersturmführer
Hans Kettgen, berichtete: „... Die Werferbttr. wurde zum Truppenversuch im Sept.
1944 bei I./Schill in Gegend Turc Sv. Martin eingesetzt. Der „Vielfachwerfer“
hatte 4 Gleitschienen mit je 12 Halterungen für 8 cm Raketen. Er war auf einem
umgebauten SPW (Gruppenwagen) montiert.
Im Unterschied zum Gruppenwagen war er oben abgedeckt. Durch ein ca. 1 Meter
langes Rohr war der Rahmen gehalten. Durch das Rohr führten die el.
Zündleitungen zu den Halterungen. Die 48 Raketen konnten einzeln, in Gruppen
oder auch gesamt abgefeuert werden. Die Höchstschussweite betrug 5600 Meter.
Bestechend war die einfache Bedienung.
Der Truppenversuch war ein voller Erfolg. Wir haben einmal mit einer Salve (48
Raketen) die Bereitstellung eines fdl. Btl. zerschlagen. ...“
Auch Wolfgang Venohr, damals als Führerbewerber Angehöriger der 1.Kompanie
”Schill”, erinnerte sich an diese Einheit: „ ... Am 7.10.44 erscheinen auf der
Landstraße von Zarnovica her bei Sv. Kriz zwei Vielfachwerfer auf
Selbstfahrlafetten, die ihre Raketengeschosse in die slowakischen Bergstellungen
feuern. Wir stoßen der sich zurückziehenden slowakischen Infanterie auf die
Höhen nach. Bei der Verfolgung in Richtung Jalna geraten wir in gutsitzendes
slowakisches Artilleriefeuer...” (W. Venohr, Die Abwehrschlacht, S. 160)
Noch im September 1944 soll die „Batterie 512“ im Feldpostnummernverzeichnis
ausgetragen und als „SS-Vielfachwerfer-Batterie 522“ unter der gleichen
Feldpostnummer wieder eingetragen worden sein.
Im Verzeichnis der Feldtruppenteile der Waffen-SS vom 11.Oktober 1944, SS-FHA,
Amt II, Org.Abt. Ia/II Tgb.Nr. 3614/44 g.Kdos, wurde die
SS-Vielfachwerfer-Batterie 522 unter den Sondertruppen der Reichsführung-SS
aufgelistet.
Aber, wie oben erwähnt, wurde die „SS-Werfer-Batterie 522 (SS-Korps-Truppe)“
erst am 10.11.1944 mit der Feldpostnummer 67892 in der Feldpostübersicht
erwähnt.
Sie wurde dem (SS) Pz.A.O.K. 6 unterstellt und nahm ab dem 16.Dezember 1944 an
der Ardennenoffensive teil. Einzelheiten sind bisher nicht bekannt.
Anfang Februar 1945 verlegte die Batterie nach Ungarn. Teile der Batterie,
darunter ein Werfer, beteiligten sich vom 17. bis zum 24.Februar 1945 an den
Kämpfen zur Beseitigung des sowjetischen Gran-Brückenkopfes, während die anderen
Teile auf dem Marsch von Raab in den Einsatzraum wegen Motorschäden ausfielen.
Am 1.März 1945 war die SS-Vielfachwerfer-Batterie 522 dem I. SS-Panzer-Korps
„Leibstandarte“ als Sondertruppe der Reichsführung-SS für die Offensive
„Frühlingserwachen“ in Ungarn zugeteilt.
Stärke am Stichtag: 2 Führer, 26 Unterführer, 55 Mannschaften sowie 7 Hiwis.
Waffenausstattung: 6 Werfer.
Aus der Meldung der SS-Vielfach-Werfer-Batterie 522 vom 1.3.1945, Tgb.Nr. 25/45
geh.
In der Berichtszeit eingetroffener Ersatz: 1 Unterführer und 1 Mann als Genesene
Von 6 „Pak SF“ waren 4 oder 80% vorhanden. Dabei handelt es sich um die Werfer.
Von 2 vorgesehenen Krädern mit angetriebenem Beiwagen waren nur 1 (50%), von den
8 sollmäßigen „sonstigen Krädern“ keines vorhanden.
Von 9 geländegängigen Pkw waren nur 2 (22%), von 2 ostfähigen Pkw nur 1 (50%)
vorhanden.
Von 3 „Maultieren“ stand nur 1 (33 1/3%) zur Verfügung, von 10 ostfähigen Lkw
nur 6 (60%), die sollmäßige Tonnage von 26,5 war auf 16,5 oder 60% abgesunken.
Sollmäßig vorhanden war 1 Zugkraftwagen (100%), 1 5 m Pak 18 (100%) sowie 2 MG
34 (100%)
„... 4. Kurzes Werturteil: Die Batterie war in der Berichtszeit mit einem Werfer
zur Beseitigung des bolschewistischen Granbrückenkopfes eingesetzt.
Die übrigen Werfer waren auf dem Marsch in den Einsatzraum wegen verschiedener
Motorschäden ausgefallen, Diese sind auf die besonders große Strapazierung der
Fahrzeuge in der Eifel zurückzuführen.
Die Mängel sind jedoch inzwischen behoben worden, da es mit vieler Mühe gelang,
zwei Austauschmotoren zu beschaffen. Die Batterie ist somit wieder voll
einsatzfähig, mit Ausnahme der Fahrzeuge, die zur langfristigen Instandsetzung
im Westen verblieben.
Die Stimmung der Truppe ist gut.
Gez. Horn, SS-Hauptsturmführer und Batteriechef
5. Kurze Stellungnahme der vorgesetzten Dienststelle
Die Batterie ist wendig und einsatzfreudig, ihr Ausbildungsstand ist gut, sie
ist zu jeder Angriffsaufgabe geeignet, doch soll die Fertigung der
Sondermunition eingestellt sein.
Nach Verschuss der noch vorhandenen 2 ½ Salven fällt diese ausgezeichnete
Batterie für den weiteren Einsatz aus.
Gez. Knabe SS-Obersturmbannführer
Da die Fertigung der Sondermunition, mit der die Batterie schoss, eingestellt
wurde, fiel sie nach Verschuss der noch vorhandenen zwei Salven anscheinend dann
für einen weiteren Einsatz aus.
Über das weitere Schicksal der Batterie ist bisher (26.12.2015) nichts bekannt.
Nach Angaben aus der Chronik der Schwester-Batterie 521 während ihrer Einsatzes
beim III. SS-Panzer-Korps 1944, welche seinerzeit wegen Munitionsmangels
aufgelöst und infanteristisch eingesetzt worden sein soll, ist gleiches wohl
auch für die SS-Vielfachwerfer-Batterie 522 1945 zu vermuten, kann aber bisher
wegen weitere fehlender Angaben nicht belegt werden.
Bei den Unterstellungen der Batterie werden genannt
(SS) Pz.A.O.K. 6/ BdE 00.09.1944 – 00.11.1944
(SS) Pz.A.O.K. 6/ z. Vfg. OB West 00.11.1944 – 00.12.1944
Gen.Kdo. I. SS-Pz.Korps/ (SS) Pz.A.O.K. 6/ HGr. B 16.12.44 – 00.00.45
Gen.Kdo. I. SS-Pz.Korps/ (SS) Pz.A.O.K. 6/ HGr. Süd 00.00.45 – 00.03.45
(Einheit Knabe) = SS-ARKO 101 01.03.45 – 00.00.45
Batteriechef
SS-Hauptsturmführer Horn
(evtl. Günter Horn, * 10. 9.13 Lüben/ Schlesien, SS-Nr. 313 924, 9.44 Hauptmann
im O.K.H., 10.44 SS-Hstuf. i. d. SS-Werfer AuE.Abt))
Unbekannte Dienststellung
SS-Obersturmführer Otto Müller (* 15.3.1907, 1.45 SS-Werfer-Bttr. 522)