Die Wehrmachttransportleitungen
Ende September 1939 wurde die Eisenbahntransportabteilung West in Frankfurt
am Main aufgestellt. Sie faßte im Rahmen ihrer Befugnisse die Transportbezirke
beiderseits des Rheins zusammen. Im Dezember trat die
Eisenbahntransportabteilung Ost an die Stelle des bisherigen Bevollmächtigten
Transportoffiziers beim Oberbefehlshaber Ost in Lodz, die den Transportbezirken
Königsberg, Danzig, Posen, Krakau und Oppeln sowie den Transportoffizieren bei
den Oberkommandos der Grenzabschnitte Nord und Süd vorstand. Neben den üblichen
Aufgaben führte sie die Geschäfte eines Bevollmächtigten Transportoffiziers beim
Oberbefehlshaber Ost aus und hatte den Ausbau der Eisenbahnen und Wasserstraßen
im Bereich des Generalgouvernements nach den Richtlinien des Transportchefs
sowie Angelegenheiten des Schutzes der Verkehrswege, Sperrungen und der
Organisation von örtlicher Bedeutung zu bearbeiten.
Im Jahr 1940 wurden weitere Eisenbahntransportabteilungen aufgestellt. Zunächst
wurde von Ende Mai bis Ende Juli 1940 die Abteilung "Transportwesen" der
Wehrmachtverkehrsdirektion Brüssel gleichzeitig mit der Tätigkeit einer
Eisenbahntransportabteilung Nordwest beauftragt, um die Verkehrslage, die sich
im Verlauf des Westfeldzuges überraschend schwierig gestaltete, durch eine
einheitliche Zusammenfassung der Arbeiten der Transportkommandanturen im
Grenzgebiet und in den besetzten Ländern hinsichtlich der militärischen
Steuerung von Transporten und der Wiederherstellung beziehungsweise de Ausbaus
der Verkehrswege zu verbessern.
Am 1. August 1940 wurde die Eisenbahntransportabteilung Paris aufgestellt. Ihr
unterstanden alle Transportbezirke des besetzten Westens, während die deutschen
Dienststellen wieder zur Eisenbahntransportabteilung West zurückging. Zum selben
Zeitpunkt wurde außerdem die Eisenbahntransportabteilung Mitte im Reichsgebiet
aufgestellt. Ihr wurden alle übrigen Transportkommandanturen unterstellt. Nur
die Transportbezirke Oslo (Norwegen), Kopenhagen (Dänemark) sowie der deutsche
Transportoffizier in der Slowakei blieben vorläufig dem Transportchef direkt
unterstellt.
Am 1. November 1940 wurde in Wien die Eisenbahntransportabteilung Südost
aufgestellt, deren Verwendung im Zusammenhang mit der im Oktober begonnenen
Entsendung der Deutschen Heeresmission nach Rumänien und der anlaufenden
stärkeren Einbeziehung des Balkans in die deutschen militärischen Pläne zu
betrachten ist. Ihr unterstanden zunächst die Transportkommandanturen in der
Ostmark, in Böhmen und Mähren, der Transportoffizier in Preßburg und die
deutsche Grenzkommandantur Regensburg. Ab 1941 kamen die Transportbezirke in den
besetzten oder verbündeten südöstlichen Staaten hinzu und im Juni 1943 die
deutschen Bereiche Augsburg und München.
Im Juli 1941 wurde eine Transportdienstelle z.b.V. neu aufgestellt, die ab
September 1941 als Wehrmachttransportleitung Ost in Lemberg ihre arbeit aufnahm.
Gleichzeitig ging die alte Wehrmachttransportleitung Ost als
Wehrmachttransportleitung Nordost von Lodz nach Warschau. Im Dezember 1941 wurde
die Wehrmachttransportleitung West aufgelöst, Personal und Material wurden für
die Bildung der Wehrmachttransportleitung Nord in Riga verwandt. Außerdem war im
September 1941 noch eine weitere Wehrmachttransportleitung z.b.V. aufgestellt
worden, die indessen bis zu ihrer Wiederauflösung im Jahr 1943 nicht zum Einsatz
gelangte. Im August 1942 wurde schließlich die Wehrmachttransportleitung Ost
nach Dnjepropetrowsk verlegt und in Wehrmachttransportleitung Ukraine umbenannt.
Gleichzeitig wurde die Wehrmachttransportleitung Nordost zur
Wehrmachttransportabteilung Weichsel und die Wehrmachttransportleitung Nord als
Wehrmachttransportleitung Ostland in Minsk eingesetzt.
Seit der Aufstellung der Generale des Transportwesens änderte sich die Stellung
der Wehrmachttransportleitungen insofern entscheidend, als sie jetzt im
Frontgebiet - und im Westen sogar ganz - größere Teile ihrer bisherigen
Befugnisse an die neuen Stäbe abgeben mußten, die ihnen gegenüber vielfach ein
bestimmtes transporttechnisches Weisungsrecht erhielten. Trotzdem blieben die
Transportkommandanturen im Allgemeinen zunächst noch in ihrem bisherigen
Unterstellungsverhältnis.
Nach einer allmählichen Erweiterung der Befehlsbefugnisse der Generale des
Transportwesens gegenüber den Transportkommandanturen, wurden dann im April 1943
die Wehrmachttransportleitung Ostland und im August 1943 die
Wehrmachttransportleitung Ukraine aufgelöst. Die letztere war bereits im
Dezember 1942 in dem Bevollmächtigten General des Transportwesens Südrußland
aufgegangen, nach dessen Abgang im April 1943 jedoch noch einmal entstanden. Im
März 1944 wurde dann auch die Wehrmachttransportleitung Paris vorbeugend mit dem
General des Transportwesens West vereinigt. Damit übernahmen nun die General des
Transportwesens in allen Frontgebieten die Zuständigkeit der
Wehrmachttransportleitungen und deren Stellung gegenüber den
Transportkommandanturen. Weil aber die Dienststellen bei den Heeresgruppen
eigentlich für andere Aufgaben geschaffen worden waren, überließen sie die
Bearbeitung von Transporten fast ganz den Transportkommandanturen und
beschränkten sich auf die zentrale Leitung und Übernahme der Verantwortlichkeit
einschließlich der letztgültigen Entscheidung in strittigen Fällen.
Bis Kriegsende blieben nur drei Wehrmachttransportleitungen bestehen, und zwar
eine in Wien für Transporte im Süden und Südosten, eine in Lodz für den Osten
und eine in Berlin für den Westen und Skandinavien.