Polizei-Bataillon 252
Beim Polizei-Bataillon 252 handelte es sich um eine Einheit der deutschen
Ordnungspolizei (OrPo).
Durch den gestiegenen Bedarf an Polizeikräften in den annektierten und neu
besetzten Gebieten entstand nach Kriegsbeginn ein Personalmangel in der von Kurt
Daluege geleiteten Ordnungspolizei. Seit 1939 waren aus diesem Grund gemäß eines
Runderlasses des Reichsführers SS und Chef der deutschen Polizei vom 11. Oktober
1939 im Einvernehmen mit dem Oberkommando der Wehrmacht 26.000 ungediente
Wehrpflichtige und ungediente Angehörige älterer Geburtsjahrgänge als
Polizeirekruten geworben worden. Für sie wurden zu Ausbildungszwecken, nach
Jahrgängen getrennt, 38 Polizei-Ausbildungsbataillone geschaffen. Die jüngsten
Jahrgänge (1918 – 1920) kamen in den „Anwärterbataillonen“ 251 – 256 unter, die
vordergründig für den Einsatz in Norwegen vorgesehen waren. [1]
Eines dieser 38 Ausbildungs-Bataillone war das Polizei-Ausbildungs-Bataillon
Wiesbaden, welches in der Polizei-Kaserne in Wiesbaden-Biebrich untergebracht
war. Dort standen der Truppe die Kaserne und anliegenden Baracken zur Verfügung.
Vorerst bestand das Bataillon aus nur zwei Kompanien, Kommandeur war Hauptmann
der Schutzpolizei (d.SchP.) Denninghaus (Polizeischule Fürstenfeldbruck). Das
Stammpersonal stellte der Inspekteur der Ordnungspolizei (IdO) Koblenz. [2]
Laut Aufstellungsbefehl des Chefs der deutschen Ordnungspolizei Kurt Daluege vom
29. Oktober 1940 wurde das Polizei-Bataillon 252 aus dem
Polizei-Ausbildungs-Bataillon Wiesbaden gebildet. Es bestand nun aus dem
Bataillons-Stab, einer 1.-3. Polizeikompanie und einer 4. (schweren) Kompanie.
Dazu wurden vom Polizei-Ausbildungs-Bataillon Cottbus zwei Offiziere als
Kompanie-Führer, ein Offizier als Zugführer (Ausbilder), Unterführer und die
fehlenden Anwärter herangezogen. Außerdem wurde Hauptmann d.SchP. Vogel von der
Polizeiverwaltung (PV) Cottbus neuer Bataillonskommandeur. Trotz der
Hinzuziehung eines erheblichen Personalkontingentes aus Cottbus blieb aber
weiterhin die Polizeiverwaltung Wiesbaden Aufstellungs- und Heimatstandort. Das
vorläufige Soll an Waffen, Gerät und Munition belief sich auf acht schwere
Maschinengewehre 08 für die schweren Polizei-Kompanie, sechs leichte
Maschinengewehre je Polizei-Kompanie und 12 Maschinenpistolen je Kompanie. Die
fehlenden Maschinenpistolen waren dabei durch Karabiner zu ersetzen. [3]
Am 9. Dezember 1940 verabschiedete der Befehlshaber der Ordnungspolizei (BdO)
Wiesbaden, Generalmajor der Polizei Georg Jedicke, das Polizeibataillon 252 zum
auswärtigen Einsatz. Auf dem Kasernengelände in Biebrich erfolgte hierzu eine
Ansprache mit anschließender Parade. Nach einem Schnellbrief des Reichsführer SS
vom 21. November 1940 löste das Polizeibataillon 252 (Heimatstandort Wiesbaden)
in Norwegen das Polizeibataillon 131 am Einsatzstandort Bergen ab. Die
Verschiffung des Bataillons sollte ab Saßnitz in der Zeit vom 8. bis 15.
Dezember 1940 durchgeführt werden. Rückseitig beschriftete Fotoaufnahmen belegen
die Einschiffung an Bord der „Deutschland“ am 12. Dezember 1940. Von Saßnitz aus
ging es dann über die Ostsee nach Trelleborg in Schweden. Von dort aus fuhr das
Bataillon in plombierten Zügen durch Schweden nach Oslo. Die Ankunft in Oslo
lässt sich auf den 13. Dezember 1940 datieren. Am 16. Dezember 1941 „empfängt“
bzw. begrüßte der BdO Norwegen August Edler von Meyszner als „neuer General“ das
Polizeibataillon 252 in Oslo. [4]
Nach der Ankunft in Norwegen übernahm das Bataillon die Kraftfahrstaffel des
Polizeibataillon 131. Das Polizeibataillon 131 war laut Stefan Klemp u.a. in
Odda stationiert. [5] Anhand von Fotoaufnahmen lässt sich belegen, dass das
Polizeibataillon 252 auch diesen Standort übernahm. In Odda war es z.B. zur
„Hafenwache“ eingesetzt. Ebenfalls noch im Januar 1941 bewachten Polizisten des
Bataillons die 180 Meter lange Tysso I Kraftstation am Sørfjord in Tyssedahl.
Vom 29. Januar bis 3. Februar 1941 half das Bataillon oder jeweils eine Kompanie
beim Bau eines Barackenlagers in Eida mit. Auf Befehl des Höheren Kommandos
wurde am 27. Januar 1941 das Polizeibataillon 252 ausbildungsmäßig der 69.
Infanterie-Division unterstellt. In diesem Zusammenhang kam die 2. Kompanie des
Polizeibataillon 252 am 15. Februar 1941 für drei Wochen zur Ausbildung nach
Bömoen, wo sich ein kleiner Feldflugplatz befand. [6]
Am 12. März 1941 schrieb Rottwachtmeister der Schutzpolizei Albert Freund (PV
Wiesbaden), Angehöriger der 4. Kompanie des Polizeibataillon 252, aus Norwegen
in einem Feldpostbrief an seinen besten Freund, dass die Vereidigung seines
Bataillons „erst nach 8 Wochen“ erfolgte und er „5 Monate Rekrut“ war, was ihm
„bis heute noch nicht geschadet“ hat. „Rekrut zu sein ist eben nicht immer schön
aber gesund.“ Weiterhin ginge es ihm in Norwegen „ganz gut“ und es ist außerdem
„nicht viel los“. Den Brief beendete er mit den Worten „Sieg Heil!“. [7]
Noch im März 1941 verunglückten zwei Oberwachtmeister des Polizeibataillon 252
und wurden anschließend auf dem Heldenfriedhof in Bergen beigesetzt. [8]
Ab diesem Zeitpunkt liegen nur noch bruchstückhafte Informationen zum Bataillon
vor.
01.06.1941
Armeeoberkommando (AOK) Norwegen, Gliederung Sicherungstruppen Norwegen vom 1.
Juni 1941:
Polizei-Bataillon 252 bei 69. Infanterie-Division (Bergen) [9]
20.06.1941
Unterbringungsübersicht – Stand: 20.6.41
Polizei-Bataillon 252 – Bergen [10]
Im Zuge der Zusammenfassung von Polizei-Bataillonen zu Polizei-Regimentern wurde
das Polizeibataillon 252 in Norwegen ab dem 9. Juli 1942 zunächst I. Bataillon
im Polizei-Regiment 28, dann III. Bataillon im Polizei-Regiment 17. [11]
Führungspersonal:
Eine vollständige Stellenbesetzungsliste des Polizei-Bataillon 252 aus den
Jahren 1940/41 liegt bis zum heutigen Zeitpunkt nicht vor. Daher können nur
äußerst begrenzte Angaben zum Führungspersonal gemacht werden. [12]
Hauptmann der Schutzpolizei VOGEL (PV Cottbus, später Stettin),
Bataillonskommandeur
Leutnant der Schutzpolizei JUNG, unbekannte Dienststellung in Norwegen
Anmerkungen:
[1] siehe u. vergleiche dazu u.a. Georg Tessin / Norbert Kannapin „Waffen-SS und
Ordnungspolizei im Kriegseinsatz 1939-1945“, Biblio Verlag, Osnabrück 2000,
S.560-561 und Schnellbrief RFSS vom 01.11.1939, Betr. Aufstellung der
Ausbildungs-Bataillone, BAB Bestand R19
[2] Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Polizeischule Fürstenfeldbruck, Sign. 21,
Recherche Marcus Schreiner-Bozic
[3] Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Polizeischule Fürstenfeldbruck, Sign. 20,
Recherche Marcus Schreiner-Bozic
[4] u.a. ersichtlich aus umfangreichen rückseitig beschrifteten Fotonachlass
eines ehemaligen Angehörigen des Pol.Btl. 252, Privatarchiv Daniel Popielas
[5] Sefan Klemp, "Ich habe mich freiwillig zur Ausräucherung von
Widerstandsnestern gemeldet" - Der Fall Erich Steidtmann, in: Prof.Dr. Carsten
Dams & Dr. Andreas Schneider „Polizei und Geschichte Ausgabe 2/2010“, Verlag für
Polizeiwissenschaften, Frankfurt/Main 2010, S.7-8
[6] Nachlass, Pol.Btl. 252, Popielas und Kriegstagebuch (KTB) Nr. 3, Stab 69.
Inf.Div., vom 11.6.1940 bis 7.5.1941, im Bundes- und Militärarchiv Freiburg
[7] Feldpostbrief, Privatarchiv Daniel Popielas
[8] Nachlass, Pol.Btl. 252, Popielas
[9] Mitteilung Uwe Kleinert, Archiv Roland Pfeiffer
[10] Kurt Mehner, Die geheimen Tagesberichte der deutschen Wehrmachtsführung im
Zweiten Weltkrieg 1939-1945, Band 1, Teil 2, Biblio Verlag, Osnabrück 1995,
siehe Karte S.98ff
[11] Tessin/Kannapin, Kriegseinsatz, S.634
[12] siehe dazu und weiterführend auch im Internet, Forum der Wehrmacht (FdW),
Arbeitsthread zur Bataillonsgeschichte unter Polizeibataillon
252 Wiesbaden
Ein Beitrag von Daniel Popielas, erstellt im Juni 2015