Versuchs-Abteilung Friedrichshafen
Sturm-Abteilung Koch
Luftlande-Sturm-Regiment
Am 2. November 1939 wurde in Hildesheim die "Versuchsabteilung
Friedrichshafen" unter Hauptmann Koch aufgestellt. Als Stamm diente die 1.
Kompanie des Fallschirmjäger-Regiments 1 und der Pionierzug des II. Bataillons
des Fallschirmjäger-Regiments 1 sowie dem Lastensegler-Kommando. Die Stärke der
Kompanie betrug etwa 500 Mann. Aufgabe der Abteilung war vornehmlich die
Durchführung von Luftlandeeinsätzen mit Lastenseglern DFS 230. Schon kurz nach
ihrer Aufstellung wurde die Einheit in Sturm-Abteilung Koch umbenannt. Bei Beginn des Westfeldzuges wurde die Sturm-Abteilung
getrennt und in Belgien und Holland
eingesetzt:
Sturmgruppe "Granit" auf dem belgischen Fort Eben Emael:
Die Gruppe landete um 5.20 Uhr auf der Werkgruppe und kämpfte innerhalb von 10
Minuten 10 Feindwerke mit Sprengmitteln nieder. Es gelang, die Festung bis zum
Eintreffen der Heeresverbände nieder zu halten. Verluste: 6 Tote, 20 Verwundete.
Sturmgruppe "Beton" an den Albertkanalbrücke bei Vroenhoeven:
Die Gruppe erreichte unter schwerem Flak- und MG-Feuer bei Maastricht die Brücke
von Vroenhoeven um 5.15 Uhr am 10. Mai. Von den 11 gestarteten Seglern mußte
einer bereits bei Hottdorf notlanden, ein zweiter stürzte aus etwa 15 m nach
einem Treffer ab, wobei drei Mann schwer verwundet wurden. Es gelang, die Brücke
zu sichern und bis 21.40 zu halten. Um diese Uhrzeit wurde die Gruppe durch
nachrückende Heeresverbände entsetzt und verlegte dann nach Maastricht.
Verluste: 7 Tote, 24 Verwundete.
Sturmgruppe "Eisen" an den Albertkanalbrücke bei Canne:
Die Gruppe erreichte um 5.35 Uhr die Brücke, die während des Landeanfluges der
Lastensegler durch Fernzündung gesprengt wurde. Ein Segler wurde durch
Flakvolltreffer abgeschossen, 6 Mann überlebten den Absturz. Die Gruppe begann
nun, die Umgebung der Brücke freizukämpfen und für die nachrückenden
Heeresverbände zu sichern. Dabei wurde Leutnant Schächter, Führer der Gruppe,
durch einen Kopfschuß getötet. Leutnant Meissner übernahm daraufhin die Gruppe.
Während des Tages gelang es, mehrere Gegenangriffe zurückzuschlagen. Gegen 22.30
Uhr erreichten die ersten Teile des Infanterie-Regiments 151 und des
Pionier-Bataillons 51 die Brücke. Um 14.00 Uhr am 11. Mai verlegte die Gruppe
dann nach Maastricht. Verluste: 22 Tote, 26 Verwundete.
Sturmgruppe "Stahl" an den Albertkanalbrücke bei Veldwezel:
Die Gruppe erreichte den Absetzplatz um 5.20 Uhr am 10. Mai. Es gelang, bis 5.35
Uhr die Brücke zu nehmen und die Sprengvorrichtungen zu entfernen. Die Belgier
wichen 500 m nach Südwesten aus und beschossen die Brücke aus zwei
Schnellfeuer-Kanonen, die durch Stukas zum Schweigen gebracht werden konnten.
Bis 21.30 Uhr wurde die Brücke gegen mehrere Gegenangriffe gehalten. Um diese
Uhrzeit wurde die Gruppe durch nachrückende Heeresverbände entsetzt und verlegte
dann nach Maastricht. Verluste: 8 Tote, 16 Schwer- und 16 Leichtverwundete.
Durch die operativen Erfolge der Abteilung wurde die Sturm-Abteilung Koch im
Herbst 1940 zum Luftlande-Sturm-Regiment erweitert. Das Regiment
gliederte sich in vier Bataillone. Das I. Bataillon lag in Hildesheim, das II.
Bataillon in Quedlinburg, das III. Bataillon in Halberstadt und das IV.
Bataillon in Helmstedt. Das Regiment unterstand weiterhin der 7.
Flieger-Division, ab Januar 1941 dem XI. Fliegerkorps. Ende April 1941 verlegte
das Regiment zusammen mit dem XI. Fliegerkorps im Eisenbahntransport an die
rumänisch-bulgarische Grenze. Von hier aus marschierten die Bataillone durch
Bulgarien nach Griechenland in den Raum um Athen. Mitte Mai 1941 traf das
Regiment auf dem Flugplatz Megara ein, das II. Bataillon auf dem Flugplatz
Tanagra. Dort stellte sich das Regiment zum Angriff auf Kreta bereit. Es erhielt
den Auftrag, als Kampfgruppe "West" den Flugplatz und den Ort Maleme zu erobern
und für die nachfolgende Landung der Gebirgsjäger der 5. Gebirgs-Division offen
zu halten. Am frühen Morgen des 20. Mai startete das Regiment als erste
Angriffswelle und griff ab 7.00 Uhr aus der Luft Feindstellungen auf der Insel
im Raum um Maleme an. Das I. Bataillon landete gegen 7.15 Uhr mit dem
Bataillonsstab sowie der 3. und 4. Kompanie westlich des Flugplatzes und südlich
des Ortes Maleme. Die 1. und 2. Kompanie wurden zur Unterstützung des
Fallschirmjäger-Regiments 3 der Kampfgruppe "Mitte" bei Chania gelandet. Das
II., III. und IV. Bataillon des Regiments sprangen mit Fallschirmen beiderseits
des Flugplatzes Maleme ab. Durch die starke Abwehr und das teilweise Absetzen in
die getarnten britischen Stellungen hinein hatte das Regiment bereite während
der Landung schwere Verluste. Das III. Bataillon, das in getarnten feindlichen
Stellungen gelandet war, wurde fast vollständig aufgerieben. Um die den
Flugplatz beherrschende Höhe 107 wurde erbittert gekämpft. Das II. Bataillon,
welches den Flankenschutz nach Westen übernehmen sollte, wurde bei Castelli fast
vollständig vernichtet. Keines der Angriffsziele des Regiments für diesen Tag
konnten erreicht werden. Am Morgen des 21. Mai nahm das I. Bataillon mit
Unterstützung der 7. Kompanie und Teilen der 9. Kompanie die beherrschende Höhe
107. Im Laufe des Vormittags griff das IV. Bataillon den Flugplatz an und nahm
ihn. Gegen 14.00 Uhr wurde das Regiment durch ein in Griechenland aus
zurückgebliebenen Fallschirmjägern verschiedener Einheiten zusammengestelltes
Bataillon verstärkt. Mit diesem Bataillon sprang auch Oberst Ramcke ab, der das
Kommando über das Regiment übernahm. Nachmittags landete die erste Gruppe von
Gebirgsjägern der 5. Gebirgs-Division mit Transportflugzeugen auf dem Platz. Am
23. Mai stieß das Regiment nach Bereitstellung ostwärts des Flugplatzes über die
Ortschaft Maleme und Pyrgos nach Osten vor und erreichte den Anschluß an das
südwestlich von Chania kämpfende Fallschirmjäger-Regiment 3. Am 26. Mai besetzte
das Regiment nach schweren Kämpfen zusammen mit dem Fallschirmjäger-Regiment 3
und Teilen der 5. Gebirgs-Division die inzwischen von der Masse der britischen
Truppen geräumten Stadt Chania. Die Schlacht um den Westteil der Insel war damit
am 27. Mai 1941 beendet. Bei den Kämpfen auf Kreta hatte das Regiment über 700
Gefallene und Vermißte. Im Juni1 941 kehrten die Reste des Regiments nach
Deutschland zurück.
Nach ihrer Rückkehr aus Kreta wurde das Regiment wieder personell und Materiell
aufgefrischt. Doch noch während der Auffrischung wurde das Regiment als
"Feuerwehr" an die Ostfront nach Rußland verlegt. Dabei wurden die Bataillone
aus dem Regimentsverband herausgelöst und anderen Einheiten unterstellt.
Der Regimentsstab sowie das verstärkte I. Bataillon verlegten im
Luftmarsch und per Bahn im Dezember 1941 in den Raum Wjasma im Mittelabschnitt
der Ostfront. Dort übernahm der Regiments-Kommandeur die Führung der aus rasch
zusammengestellten Infanterie-, SS- und Luftwaffen-Einheiten gebildete
"Kampfgruppe Meindl". Der Verband würde nördlich von Juchnow eingesetzt und
verhinderte den von der Roten Armee beabsichtigten Durchbruch durch die Front
der 4. Armee. Nach diesem Abwehrerfolg wurde das I. Bataillon zusammen mit der
Fallschirm-Artillerie-Abteilung 7 und einer Kompanie des
Fallschirm-Fliegerabwehr-MG-Bataillons 7 am rechten Flügel der Kampfgruppe
Meindl südwestlich von Juchnow eingesetzt, um den Flugplatz Schaikowka ostwärts
der Rollbahn von Juchnow nach Roslawl zu verteidigen. In schweren Abwehrkämpfen
hielt das Bataillon den eingeschlossenen Flugplatz gegen alle russischen
Angriffe. Anfang März 1942 verließ die Kampfgruppe Meindl den Mittelabschnitt
der Ostfront und verlegte nordwärts in den Raum um Cholmund Staraja-Russa am
Ilmensee. Das I. Bataillon des Regiments verblieb in seinen Stellungen bei
Schaikowka, wurde im April 1942 durch ein Infanterie-Regiment abgelöst und bis
Anfang Mai 1942 nach Deutschland zurück verlegt.
Das II.
Bataillon wurde zusammen mit dem Fallschirmjäger-Regiment 1 im Raum Leningrad
eingesetzt. Es verlegte am 27. September 1941 im Lufttransport von Goslar über
Königsberg, Pleskau zum Flugplatz Mga, südostwärts von Leningrad. Unmittelbar
nach der Landung griff das Bataillon den von starken sowjetischen Einheiten in
den vorangegangenen Tagen bei Petruschkino an der Newa gebildeten Brückenkopf
an. Mit Unterstützung der ebenfalls gelandeten 2. /
Fallschirm-Fliegerabwehr-MG-Bataillons drängte das II. Bataillon in schweren
Kämpfen den russischen Brückenkopf bis an das Newa-Ufer zurück. Die endgültige
Vernichtung des Brückenkopfes gelang jedoch nicht. In tagelangen Waldgefechten,
bei denen das Bataillon sämtliche Offiziere durch Tod oder Verwundung verlor,
verhinderte das Bataillon den Ausbruch russischer Verbände aus dem Brückenkopf
nach Osten. Bis zum 6. Oktober 1941 hielt das Bataillon trotz hoher Ausfälle die
Stellungen und wurde am darauf folgenden Tag abgelöst. Am 11. Oktober 1941 bezog
es bei Wyborgskaja eine neue Verteidigungsstellung. Am 12. November verlegte das
Bataillon nach Schlüsselburg an die Mündung der Newa in den Ladogasee und
verhinderte dort bis zum 18. November Übersetzversuche russischer Truppenteile.
Aufgrund der hohen Verluste wurde das Bataillon am nächsten Tag aus der Front
gezogen. Die Reste des Bataillons wurden in den Raum um Szinjawino verlegt und
bildete dort die Reserve der 7. Flieger-Division. Ende November 1941 verlegte
das Bataillon im Eisenbahn-Transport nach Deutschland zurück und erreichte am 4.
Dezember seinen Heimatstandort Goslar.
Das III. Bataillon, aufgrund seiner schweren Verluste auf Kreta nur in einer
Stärke von zwei Kompanien, wurde mit Teilen des Fallschirm-Fliegerabwehr-MG-Bataillons 7 und der
Fallschirm-Panzerjäger-Abteilung 7 Ende 1941 der 6. Infanterie-Division im Raum
Rshew zugeführt. Das Bataillon wehrte Ende 1941 - Anfang 1942 bei Sobakino die
Angriffe überlegener russischer Kräfte ab. Erneut erlitt das Bataillon schwer
Verluste, bis es Mitte April 1942 aus der Abwehrfont herausgezogen und nach
Deutschland zurück verlegt wurde.
Das IV. Bataillon wurde zur Monatswende November / Dezember 1941 zusammen
mit dem Fallschirmjäger-Regiment 2 im Eisenbahn-Transport in den Raum ostwärts
Stalino verlegt. Bei Charzyssk am Mius kam es zu schweren Abwehrkämpfen, die bis
Mitte März 1942 andauerten. Nach Einstellung der russischen Angriffe in diesem
Frontabschnitt wurde das Regiment zusammen mit dem Fallschirmjäger-Regiment 2
aus den Stellungen am Mius heraus gelöst und der Heeresgruppe Nord an die
Wolchow-Front zugeführt. Nördlich des Ilmensees hielt das Bataillon über
mehrere Wochen gegen mehrere russische Angriffe seine Stellungen. Im Juli 1942
kehrten die Reste des Bataillons nach Deutschland zurück. Nach Auffrischung der
Verluste in Rußland wurde das Bataillon Anfang 1943 aus dem Regimentsverband
herausgelöst und zur Aufstellung der II. /
Fallschirmjäger-Regiment 6 verwandt.
Im Mai 1942 wurde durch das OKL die Aufstellung des Fallschirmjäger-Regiments 5
befohlen. Hierzu wurden im Mai 1942 die aus Rußland zurückkehrenden Teile des
Regiments verwandt. Das Regiment ging damit, ohne das IV. Bataillon, im
Fallschirmjäger-Regiment 5 auf.
Kommandeure:
2. November 1939 Oberst Walter Koch
1. September 1940 Generalmajor Eugen Meindl
12. Mai 1941 Oberst Bernhard Ramcke
19. Juni 1941 Generalmajor Eugen Meindl