Kavallerie-Regiment Nord

 

Gemäß Befehl OKH/Gen.St.d.H./Org.Abt. Nr. I/2451/43 geh. Kdos. v. 23. Mai 1943 wurde die Aufstellung des Kavallerie-Regiments Nord bei der HGr. Nord befohlen. Zum Aufstellungsort wurde die Stadt Fellin und ihre nähere Umgebung in Estland bestimmt. Die Stadt blieb während des Einsatzes des Regiments im Rußlandfeldzug gewissermaßen sein Garnisonort. Regimentskommandeur wurde der bisherige Kommandeur der Aufklärungs-Abteilung (Aufklärungs-Abteilung) 12, Major Prinz zu Salm-Horstmar.
Zur Aufstellung des Regiments wurden v.a. die Reiterschwadronen der Aufklärungs-Abteilung der Infanterie-Divisionen vom AOK 16 und 18 aus dem Bereich der HGr. Nord herangezogen, u.a. die 1./Aufklärungs-Abteilung 12, 1./Aufklärungs-Abteilung 32 und 1./Aufklärungs-Abteilung 122. Die 1./Aufklärungs-Abteilung 123 (ehem. 5./Kavallerie-Regiment 8] bildete die 2. Schwadron Kavallerie-Regiment Nord, die 1./Aufklärungs-Abteilung 122 am 23.11.1943 die 9. Schwadron Kavallerie-Regiment Nord, die am 23. April 1944 in 8. Schwadron umbenannt wurde.
Gliederung ab 1. Juni 1943:
Stab mit Stabs-Schwadron (mot.), Nachrichten-Zug (tmot)
Stab I. Reitende-Abteilung mit:
1. Reiterschwadron
2. Reiterschwadron
3. Reiterschwadron
4. schwere Schwadron (2 sMG-Züge u. Gr.Wf.Zug)
Stab II. Reitende-Abteilung mit:
5. Reiterschwadron
6. Reiterschwadron
7. Reiterschwadron
8. schwere Schwadron (2 sMG-Züge u. Gr.Wf.Zug)
Für das Rgt. war folgende Stan-Stärke vorgesehen:
Stabs-Schwadron = 7 Offz., 20 Uffz. und 200 Mannschaften
2 Reitende-Abteilunge (je 5 Schwadronen = 20 Offz., 250 Uffz. und 2.250 Mannschaften
Regimentstroß (Versorgung, Vet.Kp. u. San.Staffel) = 4 Offz., 20 Uffz. und 200 Mannschaften.
Gesamt: 31 Offz., 290 Uffz. und 2.380 Mannschaften.
Die Reiterschwadron sollte gegliedert werden:
Schwadronstrupp = 1 Offz., 3 Uffz. und 6 Mannschaften
3 Züge à 4 Gruppen (mit 1/5/48) = 3 Offz., 20 Uffz. und 192 Mannschaften
[Die Offizierstellen des 2. und 3. Zuges waren mit Portepee-Unteroffizieren besetzt.]
Zeitweise betrug in der Aufstellungs- und ersten Einsatzphase die Schwadronsstärke 250 bis 300 Mann.
Als Ersatztruppenteil war dem Rgt. zunächst die Aufkl.Ers.Abt. 1 (Sudauen), ab Dez. 1944 die Kavallerie-Ersatz-Abteilung 11 (Lüneburg) zugewiesen. Die Spezialteile des Regiments erhielten folgende Ersatztruppenteile:
Pionierzug, Inf.Pi.Ers.Kp. 218 (Berlin-Spandau);
Erkundungszug, Panzerjäger-Zug und Gruppe Führer zunächst Pz.Aufkl.Ers. u. Ausbildungs-Abteilung 24 (Insterburg), ab Mai 1944 Pz.Aufkl.Ers.Abt. 3 (Bad Freienwalde);
Artillerieabteilung, Art.Ers. u. Ausbildungs-Abteilung (mot.) 75 (Neuruppin).
Das besondere Kennzeichen des Regiments war der Totenkopf der Danziger Leibhusaren, der zunächst von den Angehörigen des Regimentstabes und der Abteilungs-Stäbe sowie von der 1. und 5. Schwadron an der Mütze getragen wurde.
Am 01. Oktober 1943 wurde unter Zuführung von Mannschaften des bisherigen Sperrverbandes Nord, Abgaben der Reiter-Schwadronen und Ersatzgestellung von Spezialwaffengattungen eine Stabs-Schwadron aufgestellt. Sie setzte sich zusammen aus Gruppe Führer, dem Volkswagen-Aufkl.Zug, zunächst Erkundungszug genannt, (m. Zugtrupp und je einer Gruppe Schwimmwagen und VW-Kübel), dem Pionier-Zug und dem Panzerjäger-Zug (ausgerüstet mit franz. 7,5-cm-Pak an Halbketten-Zugmaschinen). Bis auf weiteres wurde diese Stabs-Schwadron auch der Nachrichten-Zug (tmot) unterstellt.
Am 23. November 1943 wurde die bisherige 1. Reiterschwadron der Aufklärungs-Abteilung 112 als 9. Reiterschwadron im Kavallerie-Regiment Nord aufgestellt.
Die Aufstellung einer III. (Reitenden) Abteilung war ursprünglich vorgesehen. Im Regiments-Tagebuch ist unter dem 24. Mai 1944 hierzu vermerkt: "Die 11. Schwadron, die den Stamm für die III. Abteilung bilden sollte, [...] ist jetzt wieder aufgelöst, weil auf der 3. Abteilung ja nichts wird."
Organisch zum Regt. gehörte auch ab Okt. 1943 eine (die gelbe Waffenfarbe tragende Art.Abt. (mot.), die zunächst über Regiments-Stab, Stabs-Batterie und zwei leichte Feldhaubitz-Bttr., gezogen von Vollketten-Schlepper (RSO), verfügte. Die Aufstellung der 1. Batterie Kavallerie-Regiment Nord erfolgte durch Vfg. OKH Chef HRüst und BdE AHA/Ia (I) Nr. 40 265743 geh. v. 14. Oktober 1943 am 1. November 1943.
Ausrüstung und Bewaffnung des Rgts. waren ausgezeichnet. Das Pferdematerial war trotz der späten Kriegsphase als überdurchschnittlich gut zu bezeichnen. Eine "Schimmel"-Schwadron verfügte sogar über Berberpferde aus der franz. Kriegsbeute. Die Reiter waren durchwegs mit dem Sturmgewehr 44, das bereits seit 1943 für das neuaufgestellte Regiment ausgeliefert worden war, bewaffnet. Zusammen mit den MG 42 der Reitergruppe ergab dies eine außerordentlich hohe Feuerkraft. Auch Schwimm- und Volkswagen des Aufkl.Zuges waren mit je einem MG, das auch als "Bord-MG" eingesetzt werden konnte, bewaffnet. Die mittl. Gr.Wf.Züge der schweren Schwadronen wurden aus landesüblichen Pferdefahrzeugen (Panjewagen) beweglich gemacht.
Trotz der sehr kurzen Aufstellungsphase in Fellin - einige Schwadronen hatten kaum länger als 4 Wochen bestanden - war das Rgt. sehr schnell kriegsverwendungsbereit. Schon Anfang Okt. 1943 war die I./Kavallerie-Regiment Nord in den Raum Wesenberg an der Nordküste Estlands zur Sicherung der bei Kiviölü geförderten Öl- und Schiefervorkommen verlegt worden.
In den ersten Tagen des November 1943 wurde auch die noch in Aufstellung befindliche II. Abt. mit dem Regiment verladen und über Walk - Pleskau in den Raum Ostrow - Palkino zum Partisaneneinsatz im Eisenbahntransport verlegt. Der Rgts.Gef.Stand befand sich zunächst in Palkino, ab 01.12. in Slakowitschi, in der zweiten Dezemberhälfte in Karamyschewo.
Bis Weihnachten 1943 waren die Schwadronen des Regiments. schwerpunktmäßig zur Sicherung der West-Ost-Eisenbahnverbindung Pleskau - Staraja Russa im Frontverlauf des AOK 16 eingesetzt.
Das Regiment bildete im Sommer 1944 das Reiter-Regiment 5.

Literatur und Quellen:

Georg Tessin: Verbände und Truppen der deutschen Wehrmacht und Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg 1939 - 1945, Band 14, Osnabrück, Biblio-Verlag 1980
Major Dr. Heinz Radke, in DSJB 1973, Schild-Verlag München, Seite 310-316