SS-Kampfgruppe Keitel



1) Einsatz und Unterstellung:
Nachdem die Operation "Frühlingserwachen" in Ungarn gescheitert war und sich die Großverbände der Wehrmacht in der Defensive befanden und immer weiter in Richtung Reichsgrenze zurückgedrängt wurden, kamen die Verbände arg in Bedrägnis. So kam es, dass die Rote Armee anschließend riesige Raumgewinne erzielte und bereits teilweise weit im Rücken der genannten Großverbände der deutschen Wehrmacht auf Österreichischem Boden zum großen Teil widerstandlos operierte. Die Reichsschutzstellung hat sich als nutzlos erwiesen und wurde zum größten Teil kampflos überrannt. Nach dem Durchbruch der Roten Armee klaffte nun eine riesige Frontlücke, wo sich keine nennenswerten deutschen Verbände mehr befanden. Nun wurden der Roten Armee eilig zusammengeworfene Verbände entgegengeworfen, die den Vormarsch verzögern sollten, um eine neue Hauptkampflinie im Hinterland zu organisieren.
(Das war nicht so einfach, speziell den Verbänden der 6. Panzerramee drohte mehrmals die Einkesselung. Die Divisionen hatten gegenüber dem Sollstand nur noch zwischen 25% und 50% an Mannschaften. Die gesamte Heeresgruppe Süd meldete Ende März nur noch einen Bestand von etwas mehr als über 50 einsatzfähigen Panzern)

Einer dieser eilig zusammengeworfenen Verbände war die SS-Kampfgruppe Keitel. Sie wurde am 27. März 1945 aufgestellt. Der Kommandeur war Obersturmbannführer (oder Sturmbannführer ?) Karl-Heinz Keitel, Sohn des Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel. Das Personal der Kampfgruppe setzte sich aus Teilen der erst am 8. Februar 1945 zur Aufstellung geplanten 37. SS-Freiwilligen-Kavallerie-Division "Lützow" zusammen, die sich wiederum aus den Überresten der 8. SS- und 22. SS-Freiwilligen-Kavallerie-Division zusammenstellte. Die 37. SS-Freiwilligen-Kavallerie-Division "Lützow"  selbst, erreichte lediglich die Stärke einer schwachen Brigade.

Die SS-Kampfgruppe Keitel setzte sich aus der I und II Reiter-Abteilungen des SS-Kavallerieregiments 93, dem SS-Pionierbataillon 37, der SS-Panzerjägerabteilung 37 ,aus Teilen der SS-Aufklärungsabteilung 37 und teilen des SS-Artillerieregiments 37 zusammen. Der Rest verblieb bei der 37. SS-Freiwilligen-Kavallerie-Division "Lützow". Die SS Kampfgruppe Keitel stand unter Befehlsgewalt der 1. SS Panzer-Division "Leibstandarte Adolf Hitler".

Die SS Kampfgruppe Keitel hatte eigentlich die Aufgabe bei der Wiener Neustädter Pforte die weit hinter dem Rücken der deutschen Großverbände (6. Panzerarmee) operierende Rote Armee zum Stehen zu bringen. Dies gelang nicht, da die Kampfgruppe erst nach und nach (somit zu spät) in den Einsatzraum zugeführt wurde. Die Zuführung in den Einsatzraum gestaltete sich für manche Truppenangehörige schwierig. Manche Truppenangehörige erschienen daher erst im April bei der Kampfgruppe. Die Feindlage war oftmals sehr ungewiss.
Letztendlich war die Kampgruppe im Steinfeld (südliches Niederösterreich) und im Raum Puchberg am Schneeberg eingesetzt. Die letzte Abwehrstellung war im Raum Schwarzau im Gebirge (alles südliches Niederösterreich). In der stützpunktmäßigen "zusammenhängenden" Hauptkampflinie (gilt generell ) konnte die Kampfgruppe mit Gegenangriffen auch zu Kriegsende noch Gebiete zurückerobern. Diese dienten zur Frontbegradigung und gingen durch das energische Nachwirken der Roten Armee oftmals bald wieder verloren. So konnte zum Beispiel kurzfristig Rosental, Hornungstal, aber auch Stixenstein-Sieding wieder zurückerobert werden. (alles südliches Niederösterreich).
Die Versorgungslage der SS Kampfgruppe Keitel war besonders schlecht. Es herrschte Betriebsstoff und Munitionsmangel (speziell Artilleriemunition). Unter dem Kommando der SS-Kampfgruppe Keitel wurde örtlicher Volkssturm (zb. Volkssturm Gloggnitz) besonders stark in die Pflicht genommen und als fixer Bestandteil in die (stützpunktmäßige) Hauptkampflinie integriert. (zb. Gahns, Gemeindegebiet Schrattenbach....). Die Kapitulation der SS Kampfgruppe Keitel fand in Spital an der Phyrn statt, worauf sie sich in amerikanische Kriegsgefangenschaft begab. Mit 13. Mai 1945 zählt sie nur noch einen Bestand von 180 Unterführen und Mannschaften. (Offiziere unbekannt).

Über die SS Kampfgruppe Keitel ist durch die Kriegswirren 1945 einiges nicht schlüssig, beziehungsweise einiges wie folgt Widersprüchlich.
Es gibt Angaben, wonach Die Fahnenjunger der Kriegsschule Wiener Neustadt zumindest teilweise der Kampfgruppe Keitel unterstellt waren. Laut Unterstellungsverhältnis des I. SS-Panzerkorps, waren sie jedoch (Fahnenjunker) direkt dem Korps unterstellt. Tatsächlich waren diese im selben Kampfraum anscheinend vermischt mit der SS-Kampfgruppe Keitel eingesetzt. Das selbe ist mit den Überresten der Kampfgruppe 356. Infanterie-Division. Die Kampfgruppe 356. Infanterie-Division stammte eben aus der 356. Infanterie-Division, wobei nur Teile der Division im südlichen Niederösterreich verladen und zugeführt wurden. (Die 356. Infanterie-Division wurde nicht geschlossen eingesetzt). In einer Chronik wird anheimgestellt, das die im südlichen Niederösterreich eingesetzten Teile (356. Infanterie-Division) der Kampfgruppe Keitel unterstellt waren. In einer anderen Chronik ist davon nichts zu finden. Leider gibt es sonst keinen Chroniken.

Unterstellung:
ab 27.03.1945 bis Kapitulation -I SS Panzerkorps-6. Panzerarmee-Heeresgruppe Süd (Später Heeresgruppe Ostmark)

2) (Divisions)kommandeur

ab 27.03.1945 (Ober ?)Sturmbannführer Karl-Heinz Keitel



3) Gliederung

SS Kavallerieregiment 93 (I und II Abteilung)

SS Pionierbataillon 37

SS Panzerjägerabteilung 37

SS Aufklärungsabteilung 37 (Nur Teile)

SS Artillerieregiment 37 (Nur Teile)

diverser örtlicher Volkssturm und Polizei (zb Volkssturm Gloggnitz)



4. Literatur und Quellen

Friedrich Brettner "Die letzten Kämpfe im südlichen Niederösterreich"

Markus Reisner " Die Schlacht um Wien 1945"