Kampfgeschwader 51 "Edelweiß"

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1. Lebenslauf:

Das Kampfgeschwader 51 wurde im Mai 1939 aus dem Kampfgeschwader 255 mit Stab und I. Gruppe in Landsberg/Lech und und III. Gruppe in Memmingen aus dem KG 255. Die fehlende II. Gruppe wurde am 1. März 1940 in Wiener Neustadt aufgestellt. Die IV. (Erg.)Gruppe wurde im Juli 1940 in Lechfeld aufgestellt. Das Geschwader war zum größten Teil mit Do 17 M und He 111 H ausgestattet.

Stab I. Gruppe III. Gruppe
Datum Fliegerhorst Datum Fliegerhorst Datum Fliegerhorst
1. Mai 1939 Landsberg 1. Mai 1939 Landsberg 1. Mai 1939 Memmingen
    20. August 1939 Memmingen 6. November 1939 Landsberg

Nach Kriegsbeginn wurde das Geschwader im Westen eingesetzt. Dabei flog es vorerst Einsätze zum Abwerfen von Propagandamaterial und Aufklärungseinsätze über Frankreich. Von März 1940 an wurde das Geschwader auf die Ju 88 umgerüstet. Ab dem 10. Mai 1940 nahm das Geschwader am Westfeldzug teil. Dabei kam es an diesem Tag zu einem schweren Irrtum: Drei Maschinen vom Typ He 111 der III. Gruppe waren vom Fliegerhorst Landsberg/Lech um 14:27 Uhr aus gestartet, um die französische Stadt Dijon oder das Ausweichziel Dole-Tavaux zu bombardieren. Durch Navigationsfehler verloren sie allerdings die Orientierung und kamen nie dort an. Sie waren zwar nicht in der Lage, ihre genaue Position zu bestimmen, hielten die Stadt unter sich allerdings für eine französische. Da die Freiburger Flugwache auf dem Hildaturm die Flugzeuge als deutsche identifizierte, wurde erst nach Beginn des Angriffs Fliegeralarm ausgelöst. Die Flugzeuge warfen ab 15:59 Uhr insgesamt 69 Bomben auf die Stadt ab. Dabei starben 57 Einwohner Freiburgs.
Das Geschwader flog in den folgenden Tagen Einsätze zur Unterstützung des deutschen Vormarsches und zur Niederringung der französischen Luftwaffe. Dann folgten Einsätze gegen die alliierten Evakuierungen bei Dünkirchen. Anschließend folgten weitere Einsätze zur Unterstützung des deutschen Vormarsches. Nach Beendigung des Westfeldzuges verlegte das Geschwader in den Raum Paris. Von hier aus nahm das Geschwader dann an den Einsätzen gegen England teil.

Stab I. Gruppe II. Gruppe III. Gruppe
Datum Fliegerhorst Datum Fliegerhorst Datum Fliegerhorst Datum Fliegerhorst
20. Juni 1940 Paris-Orly 6. Mai 1940 Lechfeld 1. April 1940 München-Riem 20. Juni 1940 Étampes-Mondésir
    20. Juni 1940 Paris-Orly 14. Juni 1940 Stuttgart - Echterdingen 3. November 1940 Brétigny
    1. August 1940 Villaroche 20. Juni 1940 Étampes-Mondésir    
        24. August 1940 Paris-Orly    

Nach dem Einsatz gegen England wurde das Geschwader am 29. März 1941 nach Osten nach Wiener-Neustadt verlegt. Hier schulte und rüstete das Geschwader auf die Ju 88 A-4 um. Am 22. März 1941 wurde in Lechfeld außerdem eine IV. Gruppe als Ergänzungseinheit für das Geschwader aufgestellt. Am 5. April 1941 hatte es eine Stärke von 88 Ju 88 A-4, von denen 60 einsatzbereit waren. Ab dem 6. April 1941 nahm das Geschwader am Balkanfeldzug teil. An diesem Tag griff es die jugoslawische Hauptstadt Belgrad an. Am 13. April wurden Angriffe auf Sarajewo geflogen, am 15. April Angriffe auf Schiffe und Molen  im Hafen von Dubrovnik und Fort Opus. Die I. Gruppe hatte bereits ab dem 14. April über Arad nach Krumovo bei Plovdiv verlegt. Von hier aus nahm sie an den Kämpfen um Griechenland teil. Es folgten für das gesamte Geschwader Einsätze gegen die griechischen Häfen sowie gegen Kreta. Am 13. Mai 1941 ging es dann zurück nach Wiener-Neustadt.

Stab I. Gruppe II. Gruppe III. Gruppe IV. Gruppe
Datum Fliegerhorst Datum Fliegerhorst Datum Fliegerhorst Datum Fliegerhorst Datum Fliegerhorst
30. März 1941 Wiener-Neustadt 30. März 1941 Wiener-Neustadt 12. April 1941 Wiener-Neustadt 30. März 1941 Wiener-Neustadt 22. März 1941 Lechfeld
16. April 1941 Krumovo 16. April 1941 Krumovo         22. April 1941 Wiener-Neustadt
14. Mai 1941 Wiener-Neustadt 14. Mai 1941 Wiener-Neustadt            

In Wiener-Neustadt wurde das Geschwader nochmals aufgefrischt und auf den Rußlandfeldzug vorbereitet. Am 21. Juni 1941 hatte es eine Stärke von 105 Maschinen (davon 15 bei der IV. Gruppe), von denen 91 einsatzbereit waren (12 bei der IV. Gruppe). Ab dem 22. Juni 1941 nahm das Geschwader am Rußlandfeldzug teil und bekämpfte Flugplätze und russische Truppenansammlungen. Dabei hatte das Geschwader schwere Verluste zu erleiden, so daß der Verfügungsbestand an Maschinen und Besatzungen bis zum 30. Juni 1941 auf 1/3 des Solls abgesunken war. Am 4. Juni verlegten Stab, I. und II. Gruppe nach Luck, die III. Gruppe nach Wlodzimierz, um die deutschen Bodentruppen bei Tarnopol, Kiew, Shitomir und Bjelazerkow zu unterstützen. Bis zum 19. Juli wurden Einsätze wurden Einsätze zur Unterstützung der Schlacht um Kiew geflogen. Am 15. Juli verlegte die I. Gruppe nach Zilistea in Rumänien und die III. Gruppe zur Wiederauffrischung nach Wiener-Neustadt. Die in Rumänien liegenden Teile des Geschwaders griffen in die Kämpfe deutscher Truppen zur Erreichung des Dnjepr-Übergangs bei Berislaw ein. Am 29. August traf die aufgefrischte III. Gruppe in Balti in Besserabien ein. Es folgten weitere Einsätze zur Unterstützung des Heers im Raum Cherson - Kachowka - Melitopol. Anfang September 1942 wurde auch die II. Gruppe aus der Front gezogen und nach Wiener-Neustadt zur Auffrischung verlegt. Im Winter 1941/42 unterstützte das Geschwader die deutschen Truppen auf der Krim.

Stab I. Gruppe II. Gruppe III. Gruppe IV. Gruppe
Datum Fliegerhorst Datum Fliegerhorst Datum Fliegerhorst Datum Fliegerhorst Datum Fliegerhorst
4. Juni 1941 Krosno 4. Juni 1941 Krosno 20. Juni 1941 Krosno 18. Juni 1941 Lezany 24. Dezember 1941 Bobruisk
15. Juli 1941 Zilistea / Balti 4. Juli 1941 Luck 27. Juni 1941 Balti 5. Juli 1941 Wlodzimierz    
17. Oktober 1941 Nikolajew 15. Juli 1941 Zilistea 9. September 1941 Wiener-Neustadt 19. Juli 1941 Wiener-Neustadt    
    10. Oktober 1941 Tiraspol 4. Dezember 1941 Nikolajew, Kitaj 30. August 1941 Balti    
        12. Dezember 1941 Saporoshje 23. Oktober 1941 Nikolajew    

Während des Winters wurden außerdem Angriffe zur Unterstützung der deutschen Truppen an der Südfront und ab Februar 1942 Angriffe zur Eroberung der Krim und gegen die Kaukasushäfen. Nach der Eroberung der Halbinsel Kertsch zum 15. Mai 1942 lag der Schwerpunkt des Geschwaders bei der Schlacht um Charkow. Am 29. Mai 1942 verlegte das Geschwader nach Charkow-Woitschenko. Nach den Kämpfen bei Charkow flog das Geschwader wieder Einsätze auf der Krim. Anschließend wurden Einsätze in Richtung Stalingrad und den Kaukasus geflogen.

Stab I. Gruppe II. Gruppe III. Gruppe IV. Gruppe
Datum Fliegerhorst Datum Fliegerhorst Datum Fliegerhorst Datum Fliegerhorst Datum Fliegerhorst
3. April 1942 Saporoshje 25. Januar 1942 Odessa 7. September 1942 Stalino 24. März 1942 Odessa    
10. Juli 1942 Stalino 3. April 1942 Saporoshje 20. September 1942 Bagerowo 15. Mai 1942 Saporoshje    
12. September 1942 Bagerowo 30. Mai 1942 Charkow-West 25. Oktober 1942 Armawir 29. Mai 1942 Charkow-West    
8. Oktober 1942 Sarabus 10. Juli 1942 Stalino 6. November 1942 Bagerowo 10. Juli 1942 Stalino    
7. Dezember 1942 Rostow 5. August 1942 Kertsch     5. August 1942 Kertsch    
    19. August 1942 Tazinskaja     20. August 1942 Tazinskaja    
    6. Oktober 1942 Sarabus     28. September 1942 Sarabus    
    3. November 1942 Tazinskaja     20. Dezember 1942 Rostow    
    7. Dezember 1942 Rostow            

Im Januar 1943 unterstützte das Geschwader die Rückzugskämpfe des deutschen Heeres aus den Räumen Maikop - Krasnodar auf die Taman-Halbinsel. Am 5. Februar 1943 mußte Rostow geräumt werden. Auf Grund der Frontlage verlegte das Geschwader am 5. Februar 1943 wieder nach zu Saporoshje. Die II. Gruppe gab ihre Flugzeuge an die I. und III. Gruppe ab und wurde zur Wiederaufstellung aus der Front gezogen. Ende Februar folgte die Verlegung des Geschwaders auf die Krim. Im Frühsommer 1943 folgten Einsätze im Raum Brjansk. Ende Juni 1943 wurden Einsätze zur Vorbereitung des Unternehmens "Zitadelle" im Raum Kursk und Orel geflogen.  Am 10. September 1943 folgte die Verlegung in den Südabschnitt der Ostfront. Im September 1943 verlegte das Geschwader nach Deutschland, um auf die Me 410 umgerüstet zu werden. Die II. Gruppe dagegen verlegte kurzfristig nach Salonikli in Griechenland. Dort unterstützte die Gruppe die deutsche Kriegsmarine bei der Rückeroberung der griechischen Inseln nach der italienischen Kapitulation.  Die ersten Teile des Geschwaders wurden im Herbst 1943 als Zerstörer eingesetzt. So nahmen Teile des Geschwaders am 14. Oktober 1943 an der Luftschlacht um Schweinfurt teil. Am 6. Dezember 1943 verlegte die I. Gruppe in den Raum Evreux nach Frankreich, um als Schlachtflieger gegen England eingesetzt zu werden. Am 31. Dezember 1943 wurde die III. Gruppe aufgelöst. Als Ersatz wurde die I./Schnellkampfgeschwader 10 unterstellt, aber nicht umbenannt. Die Gruppe wurde 1944 aufgelöst.

Stab I. Gruppe II. Gruppe III. Gruppe IV. Gruppe
Datum Fliegerhorst Datum Fliegerhorst Datum Fliegerhorst Datum Fliegerhorst Datum Fliegerhorst
5. Februar 1943 Saporoshje 5. Februar 1943 Saporoshje 6. Februar 1943 Saporoshje 6. Februar 1943 Saporoshje 11. August 1943 Hildesheim
27. Februar 1943 Bagerowo 2. April 1943 Bagerowo 8. Mai 1943 Brjansk 27. Februar 1943 Bagerowo    
8. Mai 1943 Brjansk 8. Mai 1943 Illesheim 26. Juli 1943 Sjeschtschinskaja 10. Mai 1943 Brjansk    
26. Juli 1943 Sjeschtschinskaja 6. August 1943 Memmingen / Lechfeld 1. August 1943 Bobruisk 21. Juli 1943 Sjeschtschinskaja    
16. August 1943 Kirowograd 30. August 1943 Illesheim 1. September 1943 Kirowograd / Shitomir 9. August 1943 Kirowograd    
7. September 1943 Illesheim 29. September 1943 Hörsching 18. September 1943 Saloniki 31. August 1943 Illesheim    
6. Dezember 1943 Evreux 6. Dezember 1943 Evreux 28. November 1943 Kalinowka        

Im Januar 1944 wurde die II. Gruppe zur III. / Kampfgeschwader 3 umbenannt. Als Ersatz wurde die V. Gruppe des Kampfgeschwaders 2 als neue II. Gruppe dem Geschwader unterstellt. Ab Sommer 1944 wurde das Geschwader dann auf die Me 262 A umgeschult, nachdem sich die Me 410 als nicht ebenbürtig mit den feindlichen Bombern erwiesen hatte. Bis Kriegsende wurde das Geschwader dann als Schnellkampfverband / Jagdbomber und als Jäger gegen die einfliegenden alliierten Bomberverbände eingesetzt.

Stab I. Gruppe II. Gruppe IV. Gruppe
Datum Fliegerhorst Datum Fliegerhorst Datum Fliegerhorst Datum Fliegerhorst
15. Februar 1944 St. Georges - Motel 25. April 1944 Dreux / St. André 4. Januar 1944 Winniza 1. April 1944 München-Riem
23. Mai 1944 Lechfeld 23. Mai 1944 Lechfeld / Leipheim 8. Januar 1944 Lublin    
5. September 1944 Rheine / Hörstel / Hopsten 20. Juli 1944 Chateaudun April 1944 Gilze Rijen    
20. März 1945 Giebelstadt 12. August 1944 Étampes 15. August 1944 Schwäbisch Hall    
30. März 1945 Leipheim 15. August 1944 Creil 31. Dezember 1944 Achmer    
21. April 1945 Memmingen 27. August 1944 Corbeny Juvincourt 10. Januar 1945 Essen-Mülheim    
24. April 1945 Holzkirchen 28. August 1944 Ath-Chièvres 21. März 1945 Schwäbisch-Hall    
    30. August 1944 Volkel 30. März 1945 Fürth    
    5. September 1944 Rheine / Hörstel / Hoptsten April 1945 Linz / Hörsching    
    20. März 1945 Giebelstadt        
    30. März 1945 Leipheim        
    21. April 1945 Memmingen        
    24. April 1945 München-Riem        
    30. April 1945 Prag-Rusin        

 

2. Kommandeure:

Geschwaderkommodore:

Oberst Dr. Johann-Volkmar Fisser, 1 Mai 1939

Oberst Josef Kammhuber, 26 März 1940

Oberst Dr. Johann-Volkmar Fisser, 3 Juni 1940

Major Hans Bruno Schulz-Heyn, 12 August 1940

Oberst Paul Koester, 1 September 1941

Major Wilhelm von Friedeburg, 4 Juli 1942

Oberst Heinrich Conrady, 1 Dezember 1942

Major Egbert von Frankenberg und Proschlitz, 8 Januar 1943

Major Hanns Heise, 9 Mai 1943

Oberstleutnant Wolf Dietrich Meister, 25 Februar 1944

Major Wolfgang Schenck, 5 Dezember 1944

Oberstleutnant Rudolf Hallensleben, 1 Februar 1945

Oberstleutnant Siegfried Barth, 19 April 1945

 

I. Gruppe:

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I. Gruppe

Gruppenkommandeure:

Olt Hans Korte, 1 Mai 1939

Major Hans Bruno Schulz-Heyn, 19 Dezember 1939

Hauptmann Kurt von Greiff, 12 August 1940

Hauptmann Heinrich Hahn, 14 Februar 1941

Major Hans-Joachim Ritter, 3 Februar 1942

Major Fritz-Herbert Dierich, 6 Oktober 1942

Major Klaus Häberlen, 5 Februar 1943

Major Wolf Dietrich Meister, 11 Oktober 1943

Major Hans Unrau, 25 Februar 1944

 

II. Gruppe:

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II. Gruppe                    

Gruppenkommandeure:

Major Winkler, 15 April 1940

Hauptmann Max Stadelmeier, 31 Januar 1941

Major Wilhelm von Friedeburg, 22 Juni 1941

Major Friedrich Wilhelm Kaufner, 1 April 1942

Hauptmann Rudolf Henne, 21 Mai 1942

Major Herbert Voss, 26 Februar 1943

Major Martin Vetter, 1 Januar 1945

Hauptmann Hans-Joachim Grundmann, 21 März 1945

 

III. Gruppe:

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III. Gruppe

Gruppenkommandeure:

Oberst Alois Stoeckl, 1 Mai 1939

Major Johann.Wilhelm Kind, 7 März 1940

Major Walter Marienfeld, 24 Juni 1940

Major Ernst Freiherr von Bibra, 23 November 1941

Hauptmann Wilhelm Rath, 15 Februar 1943

 

IV. Gruppe:

Gruppenkommandeure:

Hauptmann Martin Vetter, 10 Januar 1941

Hauptmann Hans-Joachim Ritter, 6 April 1941

Hauptmann Wilhelm Stemmler, 25 Februar 1942

Hauptmann Josef Schölss, 13 Dezember 1942

Major Siegfried Barth, 1 Februar 1944

Major Michael Bender, 22 März 1945

 

3. Literatur und Quellen:

Wolfgang Dierich: Die Verbände der Luftwaffe, 1935-1945, Motorbuch Verlag, 1976
Wolfgang Dierich: Kampfgeschwader 51 "Edelweis", Eine Chronik aus Dokumenten und Berichten 1937 - 1945, Motorbuch-Verlag, 1973
Jan Horn: Das Flurschadengeschwader: Die Chronik des Kampfgeschwaders 51 "Edelweiß" zwischen dem 1. Januar 1944 bis Kriegsende, 1. Auflage 2010