100. Jäger-Division

 

1. Einsatz und Unterstellung:

Die 100. Jäger-Division wurde am 6. Juli 1942 durch die Umbenennung der 100. leichten Infanterie-Division gebildet. Zu diesem Zeitpunkt befand sich die Division im Vormarsch in Richtung auf den Don. Bis zum 25. Juli erreichte die Division den Raum südlich von Kletskaja. Im Raum Businowka kam es anschließend zu schweren Abwehrkämpfen im Rahmen der Kesselschlacht von Kalatsch. Nach Beendigung der Schlacht Schkacht stieß die Division weiter in den großen Donbogen vor. Am 14. August erreichte sie Krainij und Sserednij gegen schweren Widerstand, am 18. August Schuchin zwischen Perekopka und Ssirotinskaja. Hier lief sich der Vormarsch der Division fest. Ab dem 18. September 1942 wurde die Division im mittleren Donbogen durch die 376. Infanterie-Division abgelöst und in Richtung Stalingrad in Marsch gesetzt und erreichte die Stadt zwischen dem 23. und 25. September. Sie wurde zwischen der Stadtmitte und dem Nordteil der Stadt bei der Höhe 102 eingesetzt, ab dem 29. September westlich des "Tennisschlägers" mit Angriffsrichtung Wolga. In den folgenden Wochen erlitt die Division im Häuserkampf schwere Verluste. Zum Zeitpunkt der Einschließung in Stalingrad Ende November 1942 hatte die Division noch eine Gefechtsstärke von 4.688 Mann und eine Verpflegungsstärke von 8.675 Mann. Eingesetzt war sie immer noch an der Wolga beiderseits der Höhe 102 bis zum Werk "Roter Oktober". Bis Jahresbeginn 1943 war die Stärke der Division auf drei Bataillone (1 stark, 1 mittel, 1 schwach), 23 leichte Feldhaubitzen, 15 Gebirgsgeschütze 36, 3 schwere Feldhaubitzen, 6 mittlere und 5 schwere Pak abgesunken. Ende Januar 1943 löste sich die Division im Kessel von Stalingrad auf, die verbliebenen Reste gerieten in Gefangenschaft.

Bereits im Februar 1943 wurde bei Schachty aus Resten der Division (Teile, die sich außerhalb des Kessels befunden hatten sowie Urlauber und Ersatzmannschaften) die "Kampfgruppe 100. Jäger-Division" aufgestellt. In Ried am Inn wurde aus ein Auffangstab gebildet, zu dem die zurückkehrenden Genesenden der Division versetzt wurden. Am 17. März erreichte die "Kampfgruppe 100. Jäger-Division" aus dem Osten kommend Ried am Inn und diente dort als Grundstock für die neu aufzustellende 100. Jäger-Division. Innerhalb der nächsten Wochen wurde die Division komplett neu aufgestellt und ausgerüstet. Bereits Ende Mai 1943 wurde die Division Kroatien in den Raum Syrmien verlegt. Der Unterbringungsraum der Division war frei von Partisanen, so dass die Division ihre Neuaufstellung ungestört fortsetzen konnte. Anfang Juli 1943 trafen bei der Division Rekruten des Jahrgangs 1925 ein, darunter vermehrt Angehörige der Volksliste 3 (Slowenen und Polen), die nur gebrochen deutsch sprachen. Ab Anfang Juli 1943 wurde die Division zur Partisanen-Bekämpfung eingesetzt. Während des "Unternehmens Paula" wurde die Division in der Bilo Gora und im Papuk- und Psunjgebirge eingesetzt. Bis zum 16. Juli konnten die in diesem Gebiet operierenden Partisanenverbände zwar zerschlagen werden, entscheidend geschlagen waren die Partisanenverbände jedoch nicht. Ende Juli 1943 wurde die Division in den Raum Skoplje verlegt und Ende August nach Albanien. Hier war die Division bis Ende Februar 1944 zur Partisanenbekämpfung eingesetzt. Im September und Oktober 1943 war die Division zudem am "Fall Achse", der Entwaffnung der italienischen Einheiten in Albanien beteiligt. Am 23. Februar 1944 erging der Befehl des XXI. Gebirgs-Armeekorps, die Division in den Raum Belgrad zu verlegen. Am 3. März wurde der Divisionsabschnitt an die 297. Infanterie-Division übergeben und ab dem 6. März verlegte die Division per Bahn in den Raum nördlich von Belgrad, um hier für den Einmarsch in Ungarn bereit zu stehen. Am 23. März erhielt die Division schließlich den Befehl, nach Budapest zu verlegen und die dort stationierten Einheiten der ungarischen Armee zu entwaffnen. Auf dem Weg nach Budapest wurde die Division jedoch nach Galizien umgeleitet und dem II. SS-Panzerkorps im Raum Brzezany zugeführt. Anschließend stieß die Division im Rahmen des II. SS-Panzerkorps nach Osten bis an die Strypa vor, um den Kessel von Kamenez-Podolsk zu entsetzen. Anschließend grub sich die Division am westlichen Ufer der Strypa zur Verteidigung ein. Hier verblieb die Division, bis am 13. Juli die russische Offensive im Raum Tarnopol - Brody begann. Bei der 100. Jäger-Division wirkte sich die Offensive dahingegend aus, dass die Frontlinie der Division nach Norden verlängert werden musste. Schwächere Angriffe am 10. Juli beiderseits Bieniawa und am 15. Juli beiderseits Sosnow konnten von der Division erfolgreich abgewiesen werden. Am 19. Juli erhielt die Division den Befehl, sich in der Nacht auf den 20. August auf den Fluß Koropiec zurück zu setzen. Damit begann der Rückzug durch die Karpaten. Am 22. Juli erreichte die Division Ostalowice und Hulkow und damit die Lemberg-Schutzstellung. Am 28. Juli wurde der Dnjestr westlich von Chodorow überquert. Anschließend kämpfte die Division um die Gebirgseingänge in die Karpaten im Raum Dolina. Über Polanica und Jammerstal führte der Rückmarsch der Division bis Brzaza und dann auf die Höhen bei Skole hinauf. Hier wurde nach dreiwöchigem Rückzug eine neue HKL aufgebaut. Bis zum 19. September 1944 blieb es in diesem Stellungsabschnitt ruhig. Dann setzte sich der linke Flügel des XXXXIX. Gebirgs-Armeekorps ab und die 100. Jäger-Division musste sich weiter zurück ziehen und marschierte zuerst nach Westen, dann nach Südwesten. Am 22. September überquerte die Division den San. Im Oktober kämpfte die Division an der Cirokatalpaßstraße und erreichte Ende des Monats die "Ludwig-Linie" an der slowakisch-ungarischen Staatsgrenze. Die neue HKL verlief nun auf den Höhen ostwärts von Hamry, überquerte südwestlich von Stakcin (Takcsany) das Cirokatal und setzte sich dann in nördlicher Richtung fort. Am 28. Oktober konnte ein russisches Bataillon in die Stellungen knapp nordwestlich von Stakcin eindringen, wurde aber wieder geworfen. Auch in den Folgetagen mussten immer wieder russische Angriffe auf die HKL zurückgeschlagen werden. Bei Szinnajalova konnten russische Einheiten einen Brückenkopf bilden. Darum musste die eigene HKL um einige Kilometer zurückgenommen werden. Anfang November 1944 beruhigte sich die Front im Bereich der 100. Jäger-Division etwas, die Kämpfe ließen nach. Am 25. November wurde die HKL auf eine Winterstellung zurück genommen. Die sog. "Gisela-Stellung" wurde bis zum 1. Dezember 1944 bezogen, sie verlief südlich Herlany - südlich Stankovske Polanka bis in den Raum südlich Juskova Vola - südlich Vechec. Hier wurde der Division Personalersatz aus Luftwaffen-Personal zugeführt. Ab Mitte Dezember 1944 kam es in der Winterstellung zu schweren Kämpfen. Mitte Januar 1945 erhielt die Division den Befehl, in den Raum Poprad zurück zu gehen. Das Gros der Division ging über Leutschau in den Raum Bopard zurück, wo sie auf die Bahn verladen und nach Oberschlesien verlegt wurde. Hier wurde die Division mit Personalersatz von aufgelösten Landesschützen-Bataillonen und teilweise aus dem Volkssturm aufgefrischt. Die Division wurde nördlich von Heydebreck ausgeladen und in den Raum Cosel - Heydebreck verlegt, wo es sofort zu schweren Kämpfen mit russischen Verbänden kam. Zum Monatswechsel hatten sich die Kämpfe in den Raum Krappitz verlagert. Die Division wurde nun fast nicht mehr geschlossen eingesetzt, sondern die Einheiten getrennt an den bedrohten Frontabschnitten in Schlesien. Im Februar 1945 stand die Division beiderseits Grottkau, es folgten Rückzugskämpfe südlich von Breslau über Strehlen, wo es zu schweren Kämpfen kam, Zobten, Striegau bis nach Jauer. Dort drehte die Division nach Süden ab und zog sich über Bolkenhain, Landeshut, Liebau in den Raum Trautenau zurück, wo sie bei Kriegsende in russische Gefangenschaft geriet.

 

1942

Datum Armeekorps Armee Heeresgruppe Ort
Juli XXXX 6. Armee Süd Donbogen
August XI 6. Armee B Stalingrad (Lagekarte)
Oktober LI 6. Armee B Stalingrad (Lagekarte) (Lagekarte)
Dezember LI 6. Armee Don Stalingrad (Lagekarte)

1943

Datum Armeekorps Armee Heeresgruppe Ort
Januar LI 6. Armee Don Stalingrad (Lagekarte)

 

nach Wiederaufstellung:

1943

Datum Armeekorps Armee Heeresgruppe Ort
April in Aufstellung     Kroatien
Juni Kroatien   E Albanien
September XXI. Geb. 2. Panzerarmee F Albanien (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte)

1944

Datum Armeekorps Armee Heeresgruppe Ort
Januar Dt. General Albanien     Albanien (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte)
April II. SS 1. Panzerarmee Nordukraine Tarnopol
Mai XXIV 1. Panzerarmee Nordukraine Brody (Lagekarte)
August XXXXIX Geb. 1. Panzerarmee Nordukraine Karpaten
19. September Gruppe Markoczy 1. Panzerarmee Nordukraine Karpaten
27. September XXXXIX. Geb. 1. Panzerarmee A Karpaten (Lagekarte)

1945

Datum Armeekorps Armee Heeresgruppe Ort
Januar XI 1. Panzerarmee A Kroatien (Lagekarte)
Februar VIII 17. Armee Mitte Schlesien (Lagekarte) (Lagekarte)

 

2. Kommandeure:

6. Juli 1942 Generalleutnant Werner Sanne

 

25. April 1943 Generalleutnant Willibald Utz

1. Januar 1945 Oberst Hans Kreppel

1. Februar 1945 Generalmajor Otto Schury

 

3. Gliederung:

Jäger-Regiment 54

Jäger-Regiment 227

Artillerie-Regiment 83

Feldersatz-Bataillon 100

Panzerjäger-Abteilung 100

Aufklärungs-Abteilung 100

Pionier-Bataillon 100

Divisions-Nachrichten-Abteilung 100

Divisions-Nachschubführer 100

 

4. Literatur:

Mit Tanne und Eichenlaub. Kriegschronik der 100. Jäger-Division, vormals 100. leichte Infanterie-Division - Hanns Neidhardt, Stocker-Verlag, Graz 1981, 468 Seiten mit 83 Skizzen

Deutsches Rotes Kreuz - Suchdienst - Divisionsschicksale: Band I

Georg Tessin: Verbände und Truppen der deutschen Wehrmacht und Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg 1939 - 1945. Band 6: Die Landstreitkräfte 71 - 130. 2. Auflage, Biblio-Verlag 1979